Vor wenigen Jahren galt ein möglichst flinker und unkomplizierter Batteriewechsel als die vielversprechendste Alternative zum schnellen Benzin- und Diesel-Zapfen – und damit als mutmaßlicher Erfolgsgarant für den Durchbruch von Elektroautos in den Massenmarkt.
Nachdem bereits das Startup Better Place 2013 an den Herausforderungen des Wechselvorgangs gescheitert ist, scheint nun auch Tesla Motors auf Abstand von der Idee zu gehen. Ursprünglich sollte Teslas Elektro-Limousine Model S mit der Möglichkeit zum schnellen Batteriewechsel an entsprechend ausgerüsteten Stationen in den Markt starten. Das Management entschied sich dann aber dazu, anfangs exklusiv auf schnelles Laden an den unternehmenseigenen Supercharger-Stationen zu setzen.
Das Team um den Vorstandsvorsitzenden Elon Musk scheint damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Obwohl das Aufladen via Kabel mit knapp 40 Minuten Ladezeit für 80 % Batteriekapazität noch deutlich länger dauert als der in wenigen Minuten abgewickelte Batteriewechsel, scheinen Teslas Kunden dennoch das Schnellladen zu bevorzugen. Dies habe ein aktuell stattfindendes Testprojekt mit ausgewählten Model-S-Fahrern in Kalifornien gezeigt.
„Wir haben die Batteriewechsel-Station in San Francisco in Betrieb und ich glaube, wir haben mittlerweile alle Model-S-Besitzer in der Region Kalifornien zum Testen eingeladen. Und wir haben festgestellt, dass nur wenige das Angebot annehmen. Wir haben anfangs 200 Einladungen verschickt … ich glaube, es waren um die 400 bis 500 Personen, die teilnehmen wollten und es alle nur einmal ausprobierten,“ erklärte Musk im Rahmen der diesjährigen Hauptversammlung des Unternehmens.
„Die Leute interessieren sich nicht für den Batteriewechsel. Die Supercharger sind schnell genug, so dass man auf einer um neun Uhr morgens beginnenden Fahrt von LA nach San Francisco gegen zwölf Uhr eine Pause einlegen, sich die Beine vertreten, auf die Toilette gehen, einen Happen essen, einen Kaffee holen und sich wieder auf den Weg machen kann, da dann das Auto geladen und bereit zum Weiterfahren ist, und es ist kostenlos. Warum also sollte man einen Batteriewechsel machen? Es macht nicht viel Sinn“, so Musk weiter.
Bei Tesla ahnte man laut Musk zwar, dass die Kunden die Supercharger-Ladestationen bevorzugen würden. Da man sich aber nicht wirklich sicher war, wurde das Model S ab Werk auch für den automatisierten Wechsel ausgelegt. Nachdem der Testbetrieb aber nun bereits einige Monate am Laufen ist und die Tesla-Kunden scheinbar nur selten Gebrauch von der zusätzlichen Funktionalität machen, sei dieses Angebot wohl nicht etwas, „das es wert sei, in der Zukunft auszubauen, außer es ändert sich etwas“.
HIbeM meint
Und das Better Place Konzept hat den großen Autoherstellern nur Angst gemacht, weil Sie so sich per sofort von Ihren Verbrennern hätten verabschieden müssen. Deshalb hat mach jetzt das tolle Argument der Reichweite erst mal noch für ein paar Jahre. Drei Akkugrößen und Schächte, je nach Autotyp hätten gereicht und Better Place hätte ein Weltweiter Erfolg werden können.
Tutnichts Zursache meint
Das ist doch wohl ein Witz:
Der Grund warum man das Wechseln überhaupt eingeführt hat ist, dass ma n die Unternehmensförderung für EVs in Kalifornien in der höchsten Stufe kassieren konnte (Voraussetzung in unter 15min muss 80% der Reichweite wieder hergestellt werden können) dies geht aktuell nur mit Batteriewechselsystem und bringt Tesla Jahr für Jahr ein hübsches Sümmchen an Förderungen (für Details bitte selbst danach suchen – da gibt es schöne Rechnungen dazu online).
Weil das Ganze aber nie im System vorgesehen war (kann man an den Steckverbindungen der Batterie gut sehen – die sind wie alle anderen Autostecker für 50 Steckzyklen maximal ausgelegt) geht man jetzt her und behauptet dass das ja keine braucht.
Und brauchen tut es keiner weil bei Tesla ja der Besitzer der Batterie der Autoeigentümer ist und keiner eine andere Batterie drinnen haben will als seine eigene. (die eigene bekommt man angeblich wieder zugestellt – aber was tue ich dann damit?)
Und jetzt hat man also die Lösung gefunden wie man einerseits in der Praxis nicht Batterie tauschen muss und trotzdem die tolle Förderung kassieren kann.
Paul meint
Werden im Moment nicht bereits auf Strassen eingearbeitete Induktionsstreifen zum automatischen Aufladen von Batterien während der Fahrt von Daimler getestet? Wäre dies nicht eine Lösung wenn einem angezeigt wird, dass auf einem Streckenabschnitt beim Fahren Batterieaufladung möglich ist um so die lästigen Batterieaufladewartezeiten zu umgehen?
ecomento.de meint
Es gibt hier bereits Testprojekte, u.a. dieses https://ecomento.de/2015/06/04/elektroauto-induktives-laden-fraunhofer-institut-ifam/
Diese Lösung wäre wohl eine der komfortabelsten, noch ist die Technik aber nicht ausgereift und der Aufwand für eine flächendeckende Installation sehr groß.
VG
TL | ecomento.de
melaw meint
Das sind alles solche Doofköppe. Klar Supercharger sind gut, aber auf einer Urlaubsfahrt so viele so lange Pausen? Wer sind die Leute die auf Langstrecke die Hälfte der Zeit rasten müssen wollen?
Wenn sich Hersteller auf ein einheitliches Akkuformat und Wechselschächte geeinigt hätten käme man mit einem Stromer unbegrenzt weit, sogar Menschen die auf der Straße parken können so Elektroauto fahren. Plus verbrauchte Zellen werden recycled, ganz unbürokratisch.
Aber nein, jeder macht sein eigenes Ding. So kanns nix werden.
Tom meint
„Wer sind die Leute die auf Langstrecke die Hälfte der Zeit rasten müssen wollen?“
Offensichtlich die Fahrer des Model S, die das ausprobieren können/konnten. Hast du Praxiserfahrungen mit dem Model S und dem Supercharger Netzwerk?
Ich habe überhaupt kein Problem mit der Aussicht, nach jeweils zwei bis drei Stunden Autobahn mal 20-40 Minuten Pause zu machen. Bei der Reichweite des Model S kommt das für das Gros der Leute sowieso selten genug vor. Extremfahrer wie Björn Nyland würden sich vermutlich über einen noch größeren Akku freuen, aber ich habe auch von ihm noch keine Beschwerden gehört.
raleG meint
Elon Musk geht es erst einmal darum, das Argument, ein E-Auto muss wie ein Verbrenner in 5 Minuten vollgetankt werden können, zu entkräften. Und tatsächlich zeigen die Teslafahrer, dass Langestreckenreisen mit den Superchargern gut funktionieren.
D.h. E-Autos mit 300-500km Reichweite und eine Schnellladeinfrastruktur mit 120-150kW Ladeleistung sind auch für Reisen bestens geeignet.
Das wird sich dann ändern, wenn der Marktanteil von E-Autos so groß ist, dass die Wartezeiten vor besetzten Ladesäulen zu groß werden. Dann werden Akkuwechselstationen wieder interessant. Spätestens wenn der E-Auto Marktanteil bei 50% liegt, wird das erstrebenswerte Konzept von einheitlichem Akkuformat und –Schacht mit all den genannten Vorteilen interessant.
Ich vermute, Tesla wird das nach erfolgreichem Verkauf vom Model 3 wieder aufgreifen und pushen.