Zum 64. Mal hat BP seinen Statistical Review of World Energy veröffentlicht. Der Jahresbericht betrachtet die globale Energieproduktion und den Energieverbrauch für das jeweils zurückliegende Jahr. Die aktuelle Ausgabe zeigt, welche weitreichenden Auswirkungen die signifikanten globalen Veränderungen sowohl in der Produktion wie auch im Verbrauch von Energie auf das Preisgefüge, die Zusammensetzung des globalen Energiemixes und auf die weltweiten CO2-Emissionen haben.
Der Statistical Review 2015 hebt unter anderem die unverändert große Bedeutung der sogenannten „Shale Revolution“ in den USA hervor, also die umfangreiche Förderung von Schiefergas und Schieferöl. Dies ist der Grund, warum die Vereinigten Staaten Saudi Arabien als weltweit größten Ölproduzenten abgelöst und Russland als die weltweit größte Fördernation von Öl und Gas überholt haben.
Eine Kernaussage des Berichtes ist, dass sich die Energienachfrage weltweit deutlich abgeschwächt hat. Der Anstieg des Energieverbrauchs betrug 2014 gerade einmal 0,9 Prozent, eine deutliche Verlangsamung gegenüber dem Vorjahr. Es handelt sich um den niedrigsten Wert seit den späten 1990er Jahren (abgesehen vom Zeitraum unmittelbar nach der weltweiten Finanzkrise im letzten Jahrzehnt). In China ist die Wachstumsrate beim Energieverbrauch auf den niedrigsten Wert seit 1998 gesunken. Grund dafür ist, dass sich die chinesische Wirtschaft weniger energieintensiv entwickelt. Dessen ungeachtet bleibt China der weltweit größte Wachstumsmarkt für Energie.
Bei der Vorstellung des Berichtes sagte BP Group Chief Executive Bob Dudley: „Die unheimliche Stille, die die Weltenergiemärkte in den Jahren vor 2014 prägte, hat letztes Jahr ein abruptes Ende gefunden. Es besteht jedoch kein Grund, darüber überrascht oder gar alarmiert zu sein. Diese Entwicklung könnte sich vielmehr als symptomatisch erweisen für eine Verschiebung der tektonischen Platten auf den globalen Energiemärkten, ausgelöst durch signifikante Entwicklungen auf der Produktions- wie auch auf der Nachfrageseite.“
Veränderungen bei Produktion und Verbrauch
Die angesprochenen Veränderungen bei Produktion und Verbrauch haben erhebliche Auswirkungen auf die Preisentwicklung und auch die Zusammensetzung des Energiemixes nach sich gezogen. Beim Öl hat die hohe Versorgungssituation zu einem starken Preisverfall geführt. Treiber waren eine Förderung auf Rekordlevel in Nicht-OPEC-Ländern und die gleichzeitige Beibehaltung der Förderquoten in den OPEC-Ländern, zur Sicherung des Markanteils. Weitere bedeutende Entwicklungen: Die Erhöhung des Kohleverbrauchs in China kam zum Stillstand. Ebenfalls waren die Steigerungsraten für den globalen Verbrauch von Erdgas schwach. Sie wurden ausgelöst unter anderem durch einen milden Winter in Europa, der einen deutlichen Verbrauchsrückgang nach sich zog.
Erneuerbare Energien waren unverändert die am schnellsten wachsende Energieart. Sie machten ein Drittel der Erhöhung des globalen Energieverbrauchs 2014 aus, in dem sich die Steigerung des weltweiten Energieverbrauchs insgesamt verlangsamt hat. Dennoch besitzen die erneuerbaren Energien nur einen Anteil in Höhe von drei Prozent am Primärenergiemarkt.
Der durch Energieeinsatz verursachte globale Ausstoß an CO2 stieg letztes Jahr lediglich um 0,5 Prozent, die niedrigste Erhöhung seit 1998 (abgesehen vom Zeitraum unmittelbar nach der weltweiten Finanzkrise im letzten Jahrzehnt). Diese im Vergleich zu den Durchschnittswerten der letzten zehn Jahre verlangsamte Steigerungsrate ist im Wesentlichen auf die veränderte Geschwindigkeit und Struktur des wirtschaftlichen Wachstums in China zurückzuführen.
Kernaussagen des Berichts zu Erdöl und Erneuerbaren Energien
Der Anstieg des weltweiten Primärenergieverbrauchs hat sich 2014 merklich verlangsamt, obwohl das globale Wirtschaftswachstum auf Vorjahresniveau lag. 2014 erhöhte sich der Primärenergieverbrauch um lediglich 0,9 Prozent und zeigte sich damit nicht nur gegenüber 2013 (+2,0 Prozent) stark verlangsamt, sondern lag auch unter dem Zehnjahresmittelwert von 2,1 Prozent.
Der Verbrauch sämtlicher Energieträger stieg an und bis auf die Atomenergie verzeichneten dabei alle Energiearten neue absolute Rekordwerte. Abgesehen von Kohle erhöhte sich auch die Förderung bzw. Produktion aller Energieträger.
Genauso wie in den zurückliegenden zehn Jahren entfällt der Großteil des Anstieges beim Primärenergieverbrauch weiterhin auf die Schwellenländer; mit 2,4 Prozent lag die Steigerungsrate in diesen Ländern jedoch weit unterhalb des Zehnjahresmittelwertes von 4,2 Prozent.
Der Anstieg des Energieverbrauchs in China fiel mit 2,6 Prozent auf den niedrigsten Wert seit 1998, gleichwohl verzeichnete China im vierzehnten Jahr in Folge die weltweit höchste Steigerungsrate beim Primärenergieverbrauch.
In den OECD-Ländern sank der Verbrauch überdurchschnittlich stark (-0,9 Prozent), wobei die schwache Entwicklung in den Staaten Europas und in Japan durch den überdurchschnittlich starken Anstieg in den USA aufgefangen wurde. Der Energieverbrauch in Europa sank um den zweitgrößten je verzeichneten Wert (abgesehen von dem nach der Finanzkrise im Jahr 2009 erfassten Wert). In Europa ist der Energieverbrauch auf den niedrigsten Stand seit 1985 gesunken.
Öl ist mit einem Marktanteil von 32,6 Prozent am weltweiten Energieverbrauch weiterhin der wichtigste globale Energieträger, verliert jedoch im fünfzehnten Jahr in Folge Markanteile.
Erneuerbare wachsen am schnellsten
Erneuerbare Energieträger – sowohl in der Stromerzeugung wie auch im Transportsektor – verzeichneten 2014 weiterhin einen Anstieg und erreichten einen neuen Rekordanteil in Höhe von 3,0 Prozent am globalen Primärenergieverbrauch; dieser Wert lag vor zehn Jahren noch bei 0,9 Prozent.
Der Einsatz erneuerbarer Energieträger in der Stromerzeugung erhöhte sich um 12,0 Prozent; damit erzielten erneuerbare Energien einen Anteil von 6,0 Prozent an der globalen Stromerzeugung.
Im fünften Jahr in Folge verzeichnete China den größten Anstieg beim Einsatz erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung, die Erhöhung um 15,1 Prozent im letzten Jahr machte dabei ein Drittel des Zehnjahresmittelwertes aus.
Weltweit stieg der Einsatz von Windkraft (+10,2 Prozent, + 65 Terawattstunden) um weniger als die Hälfte des Durchschnittwertes der letzten 10 Jahre.
Die Stromerzeugung mit Solarenergie wuchs um 38,2 Prozent (51 Terawattstunden).
Die Produktion von Biokraftstoffen erhöhte sich mit +7,4 Prozent (144.000 bpd) unterdurchschnittlich.
Die Energieerzeugung durch Wasserkraft erhöhte sich unterdurchschnittlich um 2,0 Prozent, erreichte jedoch mit einem Anteil von 6,8 Prozent am globalen Primärenergieverbrauch einen neuen Rekordwert.
Der Anstieg der Energieerzeugung durch Wasserkraft in China (+15,7 Prozent) machte allein die weltweite Steigerungsrate im letzten Jahr aus.