Die World Solar Challenge startete am Wochenende im australischen Darwin im Norden des Landes. 3000 Kilometer fahren die Teilnehmer nun in den Süden nach Adelaide. Mit dabei das einzige deutsche Team: 40 Studierende der Hochschule Bochum, die zusammen mit dem Forschungskooperationspartner ThyssenKrupp ein windschnittiges Elektroauto mit Solarenergieunterstützung entwickelt und gebaut haben.
Der SunRiser wurde als Sportcoupé mit zwei Sitzen entwickelt. Vom Dach bis zum Heck ziehen sich Solarmodule mit einer Fläche von 3 Quadratmetern, die in der Spitze 870 Watt leisten können. Zwei Elektromotoren in den Radnaben mit einer Nennleistung von je 935 Watt erlauben eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h.
Die Konkurrenz in der auf Alltagstauglichkeit ausgerichteten Cruiser-Klasse kommt aus aller Herren Länder, auch aus der Nachbarschaft. Das niederländische Team aus Eindhoven, amtierender Weltmeister, geht mit einer Weiterentwicklung seines viersitzigen Familiensolarmobils Stella Lux an den Start. Aus Australien wird das Team Sunswift, vor zwei Jahren dritter hinter den Bochumern, mit dem modifizierten Sportwagen eVe um den Sieg kämpfen. Außerdem werden Solarcars unter anderem aus den USA, Japan, Großbritannien, Polen, der Türkei und dem Iran auf die Strecke gehen.
Strategie ist alles
Die Regeln bei diesem Wettbewerb auf öffentlichen Straßen erscheinen sehr einfach. Morgens um 8 Uhr darf man los fahren, abends um 17 Uhr muss man anhalten, egal wo man gerade am Straßenrand Platz findet. Am nächsten Tag geht es wieder um 8 los, solange bis man in Adelaide ankommt. Ein Schiedsrichter, der bei jedem Team mitfährt, überwacht, dass man alle Zeiten einhält und sich an die Straßenverkehrsregeln hält.
Je nach Strecke und Geschwindigkeit kommen die Teams bis zu zweimal am Tag an Kontrollstopps vorbei. Hier muss eine halbe Stunde angehalten werden. Zeit für den Fahrerwechsel und den Tankstopp für die Begleitfahrzeuge, die noch mit Verbrennermaschinen unterwegs sind. Wie schnell man fahren kann, entscheidet die zur Verfügung stehende Energie. 60 kg Batterien an Bord speichern gut 15 kWh. Einmal, auf der Hälfte der Strecke in Alice Springs, darf man aus dem Netz aufladen. Der Rest der nötigen Energie muss mit dem 3 qm großen Solargenerator erzeugt werden. Knapp 900 Watt Leistung bei voller Sonneneinstrahlung liefert das Panel aus Galliumarsenid-Hochleistungssolarzellen.
Welche Geschwindigkeit energetisch maximal möglich ist, um möglichst schnell im Ziel anzukommen, muss das Strategieteam während des Rennens immer wieder neu kalkulieren. Das Telemetriesystem liefert dazu aus dem Solarcar die aktuellen Verbrauchs und Ertragswerte. Eine Wetterstation mit Windmesser und entsprechende Wettervorhersagen sollen die äußeren Einflüsse mit berücksichtigen.
Eine Formel entscheidet über den Sieg
Wer am Ende Weltmeister in der Cruiser-Klasse wird, ergibt sich aber nicht nur aus der gefahrenen Zeit für die 3000 km lange Strecke. Zusätzlich berücksichtigt werden die Personenkilometer, also wie viele Passagiere mitgenommen wurden. Ein Jurorengremium in Adelaide wird außerdem entscheiden, wie alltagstauglich die vorgestellten Fahrzeuge wirklich sind. Eine Formel mit entsprechenden Gewichtungsfaktoren ergibt dann den Sieger, wobei die Geschwindigkeit den größten Einfluss auf Sieg oder Niederlage hat.
Das deutsche Rennteam bereitete sich in Darwin intensiv vor. Alle Fahrzeugkomponenten wurden auf die Straßen und Klimaverhältnisse abgestimmt, Fahrertraining und simulierte Reparaturstopps am Straßenrand mit entsprechenden Sicherheitsübungen gehörten zum Tagesprogramm. Der studentische Teamchef Max Ehl ist begeistert vom Engagement, mit dem sich alle ihren Aufgaben widmen: „Jeder hier weiß, dass wir nur mit perfekter Teamarbeit ganz vorne mitfahren können.“
Nachrichten auf allen Kanälen
Besonderen Wert haben die Bochumer in diesem Jahr auf eine lückenlose Berichterstattung gelegt. Die üblichen Social-Media-Kanäle werden mehrmals täglich bedient. Während des eigentlichen Wettbewerbs soll zusätzlich für jeden Tag ein kurzer Videoclip auf Youtube die Ereignisse zusammenfassen. Das Tagebuch, auf den Webseiten unter der Abteilung „News“ zu finden, rundet mit einer Textfassung des Abenteuers und einer Bildergalerie das Informationsangebot ab.