Der Lenkungskreis der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) hat eine Roadmap zur langfristig orientierten, integrierten Zell- und Batterieproduktion in Deutschland erarbeiten lassen. Unterstützung dafür kam aus Wissenschaft und Industrie, den Ministerien sowie durch die beauftragte Unternehmensberatung Roland Berger. Der Fokus lag auf der Batteriezelle inklusive Zelltechnologie, Produktion und Produktionstechnologie.
Die Technologie der Gesamtbatterie und damit auch der Traktionsbatteriezellen sei „ein Schlüsselelement für die individuelle Elektromobilität“, heißt es in der Roadmap. Die Traktionsbatterie sei heute mit bis zu 30 bis 40 Prozent Wertschöpfungsanteil eine der wichtigsten Komponenten eines Elektroautos. Die einzelne Traktionsbatteriezelle habe mit einem Anteil von etwa 60 bis 70 Prozent eine hohe Bedeutung für die Wertschöpfung des gesamten Batteriepacks. Vor diesem Hintergrund spiele der Erhalt der gesamten Wertschöpfungskette am deutschen Standort eine entscheidende Rolle.
Traktionsbatteriemodule und -systeme werden in Deutschland heute bereits entwickelt und gefertigt. Durch gezielte Forschung und Entwicklung von Batteriezellen wurden in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt – vor allem in Bezug auf Technologie und Leistungsfähigkeit. Allerdings gibt es seit Ende 2015 in Deutschland keine Fabrik für Traktionsbatteriezellen mehr, die signifikante Stückzahlen produziert.
Dominanz aus Asien
Derzeit sind Überkapazitäten in der Batteriezellherstellung mit klarer Dominanz japanischer und koreanischer Hersteller vorhanden. Ein Ausbau der Produktion von Traktionsbatteriezellen der aktuellen Generation sei aus heutiger Sicht wirtschaftlich nicht darstellbar. Eine Investition in eine Produktion dieser heute am Markt etablierten Batteriezellgeneration scheine daher nicht sinnvoll.
Ohne den Neueinstieg eines weiteren Anbieters am europäischen Standort könne davon ausgegangen werden, dass auch bei der nachfolgenden Batteriegeneration die asiatischen Hersteller den Markt dominieren werden. Derzeit sei ein funktionierender Wettbewerb zwischen den Batteriezellherstellern und somit keine Abhängigkeit von einzelnen Anbietern festzustellen. Bei einer zunehmenden Spezialisierung der Traktionsbatteriezellen könnte jedoch eine Abhängigkeit von asiatischen Herstellern eintreten, auch wenn diese voraussichtlich bereits in den nächsten Jahren in Europa produzieren werden.
Empfohlen wird ein Produktionsstart im Jahr 2021
Bei wachsendem Markterfolg und Hochlauf an Elektroautos werde die Nachfrage nach Traktionsbatteriezellen so deutlich ansteigen, dass ein weiterer Ausbau der globalen Zellproduktion notwendig wird. Auf dieser Basis könne auch der Betrieb einer Zellfabrik in Deutschland nachhaltig möglich sein. Empfohlen wird mit Produktionsstart im Jahr 2021 der stufenweise Aufbau einer Zellfabrik von etwa 13 GWh pro Jahr (für etwa 325.000 Elektroautos) bis 2025. Bei dem Neueinstieg müsse die nächste Batteriezellgeneration 3a oder nachfolgende verwendet werden.
Dafür sei ein Investment von etwa 1,3 Milliarden Euro notwendig. Nach einer ersten Abschätzung können ein Break-even (EBIT) in 2025 sowie fünf Jahr später eine Amortisation erreicht werden. Unter den Annahmen des Businessplans sei für eine dauerhaft wirtschaftliche Zellproduktion eine Mindestauslastung von 80 Prozent notwendig. Zudem bestehe die Notwendigkeit, den positiven operativen Cash Flow in neue Produktions und Batteriezelltechnologien zu reinvestieren.
Die Weichen für eine Umsetzung sollten ab 2016 gestellt werden. Denn auch die asiatischen Batteriezellhersteller expandieren bereits nach Europa und stärken durch vertikale Integration in Richtung Modul- und Batteriepackfertigung sowie Zellmaterialien ihre Position.
Christian meint
Deutschland kommt mir gerade vor wie Nokia im Jahre 2007. Morgen, am 31. März, wird das Model 3 von Tesla vorgestellt. Und es scheint das iPhone für die Straße zu werden.
Irgendwann werden die deutschen Hersteller dem „Mr. Murks“ (ein VW Manager nannte Elon Musk einmal so!) folgen. Die Forscher sagen ja: „Das wird noch lange dauern!“ Oder „Die Autos will ja keiner!“ Stimmt. Wenn sie halbherzig gemacht sind.
Momentan wundert man sich, wie ein Auto mit rund 7.500 „Laptopzellen“ fahren kann. Ganz ohne Hubkolbenmotor! Wie damals Nokia gestaunt hat, dass das iPhone nur eine Taste und den Finger des Nutzers als Stylus hat.
Die Geschichte wiederholt sich und es scheinen die deutschsprachigen Europäer zu sein, die die Züge verpassen. Eigentlich schade. Und strohdumm.
Tom meint
Zu spät. Bis die mit ihren Machbarkeitsstudien durch sind, hat Tesla bereits Gigafactory 2 bis 8 in den USA, Europa und China fertiggestellt und produziert 4 Millionen Autos auf Basis des Model 3 pro Jahr.
(Ja, ich stichele. Es ist aber etwas wahres dran, oder nicht?)
Starkstrompilot meint
Was ist denn das wieder für ein Quatsch? Sind ja wieder alle Theoretiker beteiligt.
Klar, wenn die Elektromobilität mal anläuft, dann lohnt sich auch eine eigene Zellfertigung. Welch Erkenntnis. Wieviel Gehalt schieben die bei Roland Berger für solche Äußerungen ein? Nicht zu fassen.
Die asiatischen Hersteller lassen sich dann, wenn es richtig losgeht, bestimmt ohne weiteres Marktanteile weg nehmen. Denn dass in Deutschland Autos hergestellt werden, ist ja schließlich ein Gesetz. Weil wir können es ja am Besten, wie jeder weiß.
Wer bezahlt denn wieder so unsinnige Studien? Doch wieder der Steuerzahler. Oder?
Und wie würde denn eine Zellproduktion etabliert, die dann auch gegen die Konkurrenz bestehen kann. Ohne entsprechende Subventionen läuft das doch auch nicht.
Wer zahlt die?
Klaus D. Beccu, Dr.-Ing. meint
Absolut richtig, Starkstrompilot ! Hinzu kommt, dass nicht nur Roland Berger mit Prognose-Studien profitiert, sondern auch etliche unausgelastete F&E Bereiche von Hochschulen und Instituten, die ihre z.T. konfusen Zukunftsideen mit öffentlichen Geldern testen wollen. Wenn nach 2020 der Anteil von E-Autos in DE weiter bei 1% oder wie derzeit darunter liegt, wird der Staat sich hüten, enorme Investitionen oder auch nur anteilige Beihilfen für eine Zell-Fertigung zu beschliessen. – Ausserdem wird die Zahl der Wasserstoff-Tankstellen bis 2020 signifikant ansteigen und den FuelCell Autos von Toyota, Honda, Hyundai, AUDI u.a. interessante Absatzchancen eröffnen und damit einem Teil des Zukunftsmarkts für Batterie-Autos den Erfolg abgraben..
Christian meint
FuelCells haben den Nachteil, dass sie wesentlich wartungsintensiver sind und einen geringeren Systemwirkungsgrad haben als der Akku.
Der einzige Vorteil derzeit ist das schnelle Betanken mit Wasserstoff, der sich dann bald aus dem Tank wieder verflüchtigt. Das Molekül bzw. Atom ist SEHR klein, eine Schale und nur ein Elektron darin sowie nur ein Protron im Kern.
Besser scheint mir der Akku zu sein.