BMW-Vorstandsmitglied Peter Schwarzenbauer hat in einer Gesprächsrunde mit Schweizer Journalisten erklärt, wie er die automobile Zukunft sieht. Er ist der Basler Zeitung zufolge der Meinung, dass „in den nächsten zehn bis 15 Jahren wahrscheinlich mehr passieren“ wird „als in den letzten 100. Zum einen werden wir in den Städten das autonome und emissionslose Fahren erleben“. Zum anderen eröffne „die Digitalisierung neue Möglichkeiten, Mobilitätsangebot und Kunde zusammenzuführen“.
Hinzu kommen „neue Wettbewerber“, vor allem aus der IT-Branche. Wusste man „in der Vergangenheit ungefähr, was die anderen machen“, gehen „Player wie Google, Uber, in China Didi und Gerüchten zufolge auch Apple mit einer ganz anderen Vorgehensweise in den Mobilitätsmarkt“.
BMW müsse zwar auf die neue Konkurrenz reagieren, könne aber „nicht alles vergessen, was wir aufgebaut haben, und so tun, als wären wir ein Start-up“. Aber man müsse sich „in diese Richtung öffnen. Die IT-Giganten versuchen zu lernen, wie man Autos baut, und wir Autobauer versuchen, uns zu Tech-Companies zu entwickeln“. Die „spannende Frage“ sei: „Wer lernt schneller, was der andere besser kann? In den nächsten zwei, drei Jahren dürfte sich entscheiden, wer in zehn Jahren noch ein Big Player im Bereich Mobilität sein wird.“
Der BMW-Manager äußerte sich auch zu Elektromobilität und dem aktuellen Branchenprimus in diesem Bereich, Tesla Motors. Konkurrenz belebe das Geschäft, und BMW freue sich über jeden, „der mit uns gemeinsam die Elektromobilität vorantreibt“, so Schwarzenbauer. Jedes Unternehmen müsse dabei aber „für sich entscheiden was hier der richtige Weg ist“. BMW sei mit dem Kompakt-Stromer i3 sowie dem Plug-in-Hybrid-Sportler i8 „bereits an der Spitze der Technologie“.
Der bayerische Hersteller wolle sich zwar auch in Zukunft „weiterhin intensiv“ mit Elektromobilität beschäftigen. Laut Schwarzenbauer werde es allerdings erst „in den nächsten 10 bis 15 Jahren“ eine Wende hin zu einer elektrischen Zukunft geben. Denn erst dann sei die Batterietechnik „endlich so weit, dass die Probleme mit der Reichweite und den Kosten gelöst sind“. Trotz der zahlreichen Vorbestellungen für Teslas erst Ende 2017 kommendes neues Elektroauto Model 3 glaubt der BMW-Vorstand nicht, dass es bereits „so viele Überzeugungstäter“ gebe, die bereit seien, „aus reinen Umweltgründen 7000 Euro mehr“ auszugeben.
Neben Batterie-Elektroautos plant BMW auch weiterhin in Wasserstofftechnologie zu investieren. Aber auch Verbrennungsmotoren sollen weiterentwickelt werden, „um die strengen CO2-Gesetze erfüllen zu können“. Man befinde sich aktuell „in einer Investmentphase, wie sie es so noch nie gegeben hat“, betonte Schwarzenbauer.
Beim autonomen Fahren ist Schwarzenbauer der Meinung, „dass es so viele Vorteile bringt, dass die Gesetze folgen werden“. In Europa habe man „die Tendenz, eher die Risiken als die Chancen zu sehen. In den USA wird das Thema ganz anders diskutiert“. Dort sage man sich: „Wenn wir das autonome Fahren einführen, wird es wie beim Fliegen technische Probleme geben, aber wir reduzieren die Anzahl der Verkehrstoten von 30.000 auf 5000. Wenn es für die Gesellschaft Vorteile bringt und wenn es technisch möglich ist, wird man Lösungen finden. Die Frage ist nur, wann“.
Urwalder meint
Investitionen in Wasserstofftechnik und in die Weiterentwicklung des Verbrennungsmotor sind Sackgassen, die Unsummen an Kapital verschlingen, die an anderer Stelle fehlen. Wenn die deutschen Hersteller so viel Kapital zur Verfügung haben um es verpuffen zu lassen, dann weiter so. Zu befürchten ist aber, dass die Sache für die alten Player ganz gewaltig in die Hosen geht. Aus Beispielen in anderen Branchen werden leider nicht die notwendigen Schlüsse gezogen. Siehe Nokia, Kodak usw.
Priusfahrer meint
VW hat vor 2 Jahren angekündigt sehr sparsame und effiziente Verbrennungs-Motoren zu entwickeln. Und wo steht VW / Audi heute? Die imensen Verluste von VW und der Image-Verlust läßt uns heute schon erahnen wie die nahe Zukunft von Innovations-resistenten Autoherstellern und deren verknöcherten Vorständen (Boni-Zahlungen) aussehen wird.
Wie hat ein Wirtschaftsberater in n-tv gesagt: „Die fetten Jahre der konservativen deutschen Autobauer sind vorbei.“
Gott sei Dank gbts ja auch Tesla, BYD (in China), BMW i-Serie, Nissan u. andere.
Marc meint
Recht vernünftig, die Einschätzung.
GhostRiderLion meint
„…, dass in den nächsten zehn bis 15 Jahren WAHRSCHEINLICH mehr passieren wird als in den letzten 100…“
BMW-Vorstandsmitglied Peter Schwarzenbauer ist sich da wohl aber immer noch nicht ganz sicher! Traurig aber wahr, der typisch „deutsche“ Vorstand eines Automobilunternehmens im Jahre 2016!!!
UliK meint
Ich finde eigentlich diesen Satz interessanter:
„In den nächsten zwei, drei Jahren dürfte sich entscheiden, wer in zehn Jahren noch ein Big Player im Bereich Mobilität sein wird.“
Habe ich so auch noch von keinem Manager in einem Interview gelesen.
Die wissen alle wie schnell das gehen kann (s. Nokia, Kodak, usw.)
Martin Leitner meint
Ja, sie wissen es offensichtlich. Sie laufen trotzdem sehenden Auges auf den Abgrund zu. Und dabei verschwenden sie Milliarden: „… weiterhin in Wasserstofftechnologie zu investieren. Aber auch Verbrennungsmotoren sollen weiterentwickelt werden…“
Besser, die würden auf mich hören, sich diese Fehlinvestition sparen und mir stattdessen 1% davon als Beratungshonorar auszahlen ;-)