Volkswagen kämpft nach wir vor mit den Folgen des Skandals um manipulierte Diesel-Abgaswerte, vor allem in den USA drohen dem Konzern empfindliche Strafzahlungen. Parallel arbeiten die Wolfsburger jedoch bereits intensiv daran, ihr angekratztes Image wieder aufzupolieren. Wichtiger Bestandteil der Zukunftsstrategie sind Elektroautos, auf die VW in den nächsten Jahren verstärkt setzen will. Zusätzlich zu E-Varianten von Verbrenner-Modellen wie Golf und up! sollen von Grund auf als Stromer entwickelte, langstreckentaugliche Elektrofahrzeuge auf den Markt kommen – und damit Angriffe möglicher neuer, schlagkräftiger Konkurrenten wie Google und Apple abgewehrt werden.
Unter der Führung des neuen VW-Chefs Matthias Müller könnten bis 2025 bereits 25 Prozent des Umsatzes durch Batterie-Elektroautos realisiert werden. Darunter auch Modelle mit Reichweiten ähnlich den von US-Branchenprimus Tesla Motors gebotenen 500+ Kilometern. VW-Elektroautos wie e-Golf oder e-up! kommen bislang nur weniger als 200 Kilometer weit, teilelektrische Plug-in-Hybrid-Modelle noch weniger. Um auch weiterhin „Volks“-Wagen anzubieten, sollen Elektro-Pkw bei VW mittelfristig gleich viel oder weniger wie vergleichbare Benziner oder Diesel kosten. Bislang sind herkömmlich angetriebene Fahrzeuge meist noch deutlich günstiger.
VW-Marketingvorstand Jürgen Stackmann verkündete jetzt im Gespräch mit Autocar, dass sich der Konzern bei Elektromobilität auf einem guten Weg sieht. Einen möglichen Einstieg von Tech-Giganten wie Google oder Apple – beiden werden Pläne für eigene Serien-Elektroautos nachgesagt – fürchte Volkswagen nicht, betonte er. „Quereinsteiger werden in der aktuellen Situationen Chancen sehen, wir haben keine Angst, uns der Herausforderung zu stellen“, so Stackmann.
Der Automanager räumte ein, dass Volkswagens Know-how in den Bereichen Motorenbau und Getriebetechnik demnächst wohl keinen allzu großen Wettbewerbsvorteil mehr darstellen wird. Beim Elektroantrieb liege „eine andere Art von Komplexität“ vor, es werde daher wohl ein „Rennen zwischen den Hardware- und Software-Herstellern stattfinden, das entscheiden werde, wer zukünftig in der Autoindustrie führend sein wird“, prophezeite Stackmann.
Während Tesla bereits heute von vielen als Zukunft der Automobilbranche gefeiert wird, müsse ein „die Branche veränderndes“ reines Elektroauto in Kombination mit einer „flächendeckenden induktiven (kabellosen, d. Red.) Ladeinfrastruktur“ sowie „voller Internetanbindung und Selbstfahr-Funktionalität“ laut Stackmann erst noch auf den Markt kommen. Ein solches Fahrzeug werde seiner Ansicht nach „innerhalb der nächsten zehn Jahre“ entwickelt werden. Der Anbieter, der es schafft, die Anforderungen der Mobilität der Zukunft als Erster zu meistern, wird als Gewinner in der Autobranche herausgehen, ist Stackmann überzeugt.
Automobil-Startups hätten dabei vor allem bei der Qualitätssicherung mit großen Herausforderungen zu kämpfen, glaubt der VW-Marketingvorstand. Die Autoindustrie sei in diesem Bereich dagegen bereits „eingespielt“ und könne daher „Auto für Auto in der gleichen Qualität bauen“ sowie 10-Jahres-Haltbarkeit-Standards bieten. Tatsächlich hat der 2003 gegründete US-Elektroautobauer Tesla Motors bis heute mit Qualitäts- und Fertigungsproblemen zu kämpfen. Firmenchef Elon Musk versprach kürzlich, dies spätestens bis zum Start des dritten Großserien-Teslas Model 3 in knapp anderthalb Jahren in den Griff zu bekommen.
Neben einem erprobten Qualitätsmanagement ist Stackmann zufolge auch Volkswagens Größe ein klarer Vorteil beim Kampf um die Krone der Automobilindustrie. „Die Strategie, unsere Größe zu nutzen, verschafft uns beim Vorantreiben von Veränderungen enorme Vorteile hinsichtlich Ressourcen sowie wettbewerbsfähigen Preisen. Wir können bei der Technik auf 40.000 Ingenieure zurückgreifen – das ist ein Vorteil“, betonte der Marketingvorstand.
orinoco meint
Ich glaub da hat einer den Schuß nicht gehört. Wer was von einer „flächendeckenden induktiven (kabellosen, d. Red.) Ladeinfrastruktur“ faselt wo er nicht mal etwas auch nur annährend vergleichbares wie das Supercharger-Netz von Tesla vorzuweisen hat und das Know-how in Motor- und Getriebetechnik als „keinen allzu großen Wettbewerbsvorteil“ schönredet, der hat die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt.
kritGeist meint
„könnten bis 2025 bereits 25 Prozent des Umsatzes durch Batterie-Elektroautos realisiert werden.“ => ja, wenn ich in die Glaskugel schaue, sehe ich auch rosige Zukunft – nicht aber für VW. Solche Aussagen sind nett, um Investoren zu beruhigen, nicht aber um Kunden zu gewinnen. In 9 Jahren ist er selber nicht mehr bei VW, sondern einer von Manager-Enttäuschungen.
“ dass sich der Konzern bei Elektromobilität auf einem guten Weg sieht.“
=> ja, ähnlichen Spruch hatten sie beim kurzen Erfolg des Diesels in der USA, bis zum Skandal. Klingt irgendwie eher nach Standard-Durchhalte-Sprüchen von Lobby-Merkel & Gabriel.
„reines Elektroauto in Kombination mit „flächendeckenden induktiven (kabellosen, d. Red.) Ladeinfrastruktur“ sowie „voller Internetanbindung und Selbstfahr-Funktionalität“ laut Stackmann erst noch auf den Markt kommen. Ein solches Fahrzeug werde seiner Ansicht nach „innerhalb der nächsten zehn Jahre“ entwickelt werden. Der Anbieter, der es schafft, die Anforderungen der Mobilität der Zukunft als Erster zu meistern, wird als Gewinner in der Autobranche herausgehen, ist Stackmann überzeugt.“ => Ausser Induktion (war aber bereits vorher geplant, aber noch nicht umsetzungsfähig laut Musk) bietet Tesla das schon & wird sich weiter in dieser Richtung entwickeln. Es sind aber bereits andere Player in der Hinsicht schon da, VW gehört & wird auch weiter nicht dazu gehören. Spätestens wenn Google & Apple die Richtung vorgibt, ist der Zug für andere abgefahren.
„10-Jahres-Haltbarkeit-Standards bieten.“
=> Das kann nur von einem Marketing – Fuzzi kommen!
Ja, aber auch nicht bei VW, das bieten bereits schon Kia (7 Jahre), Hyundai (5 J.), aktuell sind 3 J. die Basis. Tesla arbeitet konsequent an der zeitnahen Qualitätsverbesserung, VW selber hat das immer eher verzögert & Ausreden gefunden.
„Auto für Auto in der gleichen Qualität bauen“ => Ich dachte für sowas sind heutzutage Roboter zuständig & nicht „Marketing-Experten“. Auf dem Papier waren die VW-Diesel auch die perfekten „grünen“ & sparsamen Autos.
Ich empfehle die ARTE – Doku dazu von dieser Wo., spätestens dort sieht man, wie VW eher durch Tricks, Täuschung, Lobbismus seit 2. WK sich etabliert hat & nicht weil gute & qualitative Autos gebaut wurden. Der jetziger Skandal ist einer von vielen in der Geschichte von VW! – Wie lange das noch gut geht, bis VW geschluckt wird, kann man unsere Glaskugel-Propheten Müller fragen, er wird aber nicht antworten können.
Man bräuchte eher einen echten Substanz-Manager wie Wolfgang Grupp v. Trigema, dann könnte aus VW noch was werden, ein Image reicht dazu nicht mehr aus.
GhostRiderLion meint
Der Krebs der dafür sorgt, dass die Elektromobilität im VW Konzern noch immer nicht wirklich ernst genommen wird wuchert weiter!!! Ankündigungen ohne Ende!!!
VW sitzt laut den o.g. Aussagen zufolge noch immer auf Ihrem sehr hohen Ross, der Sturz war leider noch immer nicht heftig genug!!! Was wollen denn die alle (Tesla, Google, Apple etc.) wir sind VW!!!
Köhler meint
Bei diesen Zahlen die VW anführt darf man nicht vergessen, Wieviel der Ingenieure entfallen für die Entwicklung der Motorentechnik, Antriebsstrang, Abgastechnik, Getriebe. Zieht man die ab die Tesla für sein Auto nicht benötigt sieht das wieder ganz anders aus. Ohnehin sind gewachsene Firmenstrukturen nur bedingt mit StartUps zu vergleichen.
Hätte VW 15 Milliarden in die eigene Ladesäuleninfrastruktur investiert…?
kritGeist meint
Hätte Tesla das Geld von VW, dann gebe es VW nicht mehr & Tesla würde mit E-Autos den Markt beherrschen, die Ladesäuleninfrastruktur wäre dann auch schon da & man würde darüber lachen, wie lange man auf veraltete Motorentechnik gesetzt hat.