Seit dem Kauf der Streetscooter GmbH Ende 2014 ist die Deutsche Post offiziell Elektroautohersteller. Mit dem ursprünglich als Forschungsinitiative von der RWTH Aachen gestarteten Startup soll die Zustellung des Logistik- und Postunternehmens umweltfreundlicher gestaltet werden. Vorstandschef Frank Appel hat nun angekündigt, dass mittelfristig alle Briefe und Pakete rein elektrisch zugestellt werden sollen.
„Das ist keine wirre Zukunftsvision, sondern Realität, dass wir mittelfristig in Deutschland nur mit Elektrofahrzeugen fahren können“, so Appel. Die Post plant, nach und nach bis zu 30.000 Fahrzeuge ihrer Flotte durch gelbe Stromer zu ersetzen. Am Stammsitz in Bonn wird die gesamte Zustellung im Rahmen eines Pilotprojekts bereits auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umgestellt. Appel betonte, dass ein großflächiger Einsatz von Elektroautos für die Post ein Wettbewerbsvorteil sei. Mehr Details wollte er noch nicht verraten.
Vor wenigen Wochen hatte Paketvorstand Jürgen Gerdes erklärt, dass sich die Post mit ihren eigens entwickelten Elektroautos als Gegenstück zu Stromer-Pionier Tesla Motors sieht. „Die bauen hochwertige Fahrzeuge für Privatkunden, wir können preisaggressive Werkzeuge für Geschäftskunden bauen“, so Gerdes.
Der erste Prototyp des Streetscooter für die Deutsche Post wurde 2012 vorgestellt, eine Vorserie ist seit 2013 im Einsatz. In Zukunft könnte die Post ihre Elektroautos auch an andere Firmen verkaufen, die Produktionskapazitäten von derzeit 2000 Fahrzeugen pro Jahr sollen vorerst aber in den eigenen Fuhrpark einfließen.
Die Streetscooter gehören mit einer Ladezeit von bis zu zehn Stunden nicht zu den „schnellsten“ Stromern am Markt, für die Post ist das eigenen Angaben nach aber kein Problem: „Die Ladezeit ist für uns nicht ausschlaggebend. Die Fahrzeuge sind in der Regel zwischen 9 und 17 Uhr im Einsatz, da bleibt genügend Zeit, sie danach an die Steckdose zu klemmen“, erklärte Post-Sprecher Rainer Ernzer im letzten Jahr – und verriet noch einige weitere interessante Details zu den Streetscootern.
R.Kiok meint
Endlich. Die Zusteller kriegen ein fast geräuschloses Fahrzeug, dass auf ihren Bedarf ausgelegt ist. Die Umwelt wird in puncto Lärm und Emissionen erheblich entlastet. Die Post/DHL hat weniger Kosten, kann auf ihren Gebäuden Solarzellen, kleine Winderzeuger und evtl. das Regenwasser zum Energieerzeugen verwenden(kleine Turbinen im Rohr von Regenrinne zum Kanalanschluss). Die Hausaufgabe ist mit „Sehr gut“ Zu bewerten.
stefan meint
So ist es prima! Die Deutschen Hersteller waren trotz Millionen Födergeldern für die Forschung nicht in der Lage ein praktisches Auto für den Alltag zu entwickeln, jetzt macht es die Post selbst. Glück für die Entwickler der RWTH in Aachen.
Die alltagstauglichen Kleinfahrzeuge der TUM warten dagenen noch auf einen ähnlich weitsichtigen und mutigen Partner. Aber München ist dafür vielleicht zu „premium“ ;-)
orinoco meint
Es wird immer enger für die Verbrenner-Hersteller. Von allen Seiten tauchen neue global player auf ihrem angestammten Spielfeld auf. Die Post/DHL muss keine großen Reden auf die Zukunft der Elektromobilität schwingen, im Gegenteil: sie verraten nicht zu was sie noch alles in der Lage sind. Aber wer 1 und 1 zusammenzählen kann, der kann sich ausrechnen, dass die hier nicht spaßen. Das ist eine Kampfansage an alle Verbrenner-Hersteller von Lieferwagen. Da droht ein ganzes Absatzfeld wegzubrechen. Auch die Post/DHL beschreitet die Tesla-„Hershey’s Kiss“-Strategie: dort klein anfangen wo es sich wirklich lohnt und lukrativ ist auf Elektroautos zu setzen und auf einmal rollt die Lawine und ist nicht mehr aufzuhalten …
Sparer meint
Die Post hat die Zeichen der Zeit erkannt und richtig gehandelt. Aus derselben Schmiede der RWTH Aachen kommt bald der nächste Ableger: Der e.GO Life!