Daimler hat im Vorfeld der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge in Hannover (22. bis 29. September 2016) einen Ausblick auf sein zukünftiges Angebot für die Transportindustrie gegeben. Der süddeutsche Hersteller stellt dabei Digitalisierung und Elektromobilität in den Mittelpunkt. Am ersten Pressetag wurde die dritte Generation des Fuso eCanter präsentiert, zudem feierte der vollelektrische 26-Tonner Daimler Urban eTruck seine Weltpremiere.
„‘Wir liefern‘ – das ist unser Anspruch für diese IAA. Dazu stellen wir zahlreiche Branchen-Neuheiten vor, die unsere Fahrzeuge noch effizienter und sicherer machen. Wir bieten unseren Kunden konkrete Services zum Thema Konnektivität, die ihre Arbeit erleichtern und die Einsatzzeiten unserer Lkw deutlich erhöhen. Gleichzeitig stoßen wir die Tür in ein neues Zeitalter auf: das elektrische Fahren in Großstädten“, verkündete Mercedes-Vorstandsmitglied und -Nutzfahrzeugchef Wolfgang Bernhard.
Daimler Urban eTruck
Bereits vor einigen Wochen hatte Daimler einen Ausblick auf den rein elektrisch angetriebenen Urban eTruck gegeben, jetzt wurde der lokal emissionsfreie 26-Tonner für den städtischen Verteilerverkehr erstmals vollständig enthüllt präsentiert. Der eTruck verfügt über ein Batteriepaket mit 212 Kilowattstunden Gesamtkapazität, was für eine Reichweite von ca. 200 Kilometern gut sein soll. Die Markteinführung ist laut Daimler Anfang des nächsten Jahrzehnts „vorstellbar“.
„Bislang war der Einsatz von Elektroantrieben im Lkw extrem limitiert. Mittlerweile entwickeln sich Kosten, Leistung und Ladedauer so rasant weiter, dass wir für den Verteilerverkehr jetzt eine Trendwende sehen. Für uns liegt die Markteinführung des Elektroantriebs im schweren Verteilerverkehr Anfang des nächsten Jahrzehnts daher in greifbarer Nähe“, so Wolfgang Bernhard. „Wir wollen das elektrische Fahren so konsequent voranbringen wie das autonome und vernetzte Fahren.“
Daimler Trucks erwartet, dass die Kosten für die Batterien eines vollelektrischen Lkw von 1997 bis 2025 um den Faktor 2,5 sinken werden – von 500 Euro/kWh auf 200 Euro/kWh. Gleichzeitig soll die Leistung in diesem Zeitraum um den gleichen Faktor von 80 Wh/kg auf 200 Wh/kg steigen.
Fuso eCanter
Der Fuso eCanter war 2010 der weltweit erste rein elektrisch angetriebene leichte Lkw. Die dritte Generation des Lkw bis 6 Tonnen (zGG) wird in Kleinserie ab 2017 an Kunden in Europa, USA und Japan ausgeliefert. „Der neue Fuso eCanter ist ein wichtiger Schritt hin zur Serienproduktion“, sagte Marc Llistosella, Präsident & CEO Mitsubishi Fuso Truck & Bus Corporation und Leiter Daimler Trucks Asia. „Für uns ist der eCanter mit seinem lokal emissionsfreien Antrieb auch wirtschaftlich eine attraktive Alternative zum Dieselmotor. Aufgrund der rasant steigenden Leistung der Batterien bei gleichzeitig deutlich geringeren Kosten wollen wir das Fahrzeug zum Marktstart zu einem wettbewerbsfähigen Preis anbieten. Die Mehrkosten der Anschaffung sollen sich für den Kunden innerhalb von weniger als 3 Jahren amortisierten.“
Die Ergebnisse eines einjährigen Praxistests mit der zweiten Generation des Elektro-Canter hätten ergeben, dass sich mit dem Fahrzeug rund 1000 Euro auf 10.000 km im Vergleich zu einer Dieselversion sparen lassen. Ergänzt um etwa 30 Prozent niedrigere Wartungskosten liefere Fuso so seinen Kunden eine wirtschaftliche Lösung für lokal-emissionsfreies Fahren.
Der neue eCanter verfügt über einen Elektromotor mit einer Leistung von 185 kW. Die Batteriekapazität beträgt 70 kWh. Je nach Aufbau, Beladung und Einsatzprofil soll damit eine Reichweite von mehr als 100 km ohne Nachladen möglich sein. Der eCanter lässt sich an die jeweiligen Kundenbedürfnisse in puncto Reichweite, Preis und Gewicht exakt anpassen, erklärten Daimler und Mitsubishi Fuso. Das Konzept basiere auf der in Kundentests gewonnenen Erkenntnis, dass manche Kunden weniger Reichweite, dafür aber mehr Zuladung benötigen, während andere zugunsten von mehr Reichweite – durch mehr Batteriesets – auf Zuladung verzichten können.
Geladen wird beim Fuso eCanter innerhalb einer Stunde auf 80 Prozent Kapazität mit Gleichstrom an einer Schnellladestation, alternativ in sieben Stunden auf 100 Prozent mit Wechselstrom. Künftig soll Schnellladung mit 170 kW möglich sein, bei der 80 Prozent Batteriekapazität in einer halben Stunde via Combo-2-Stecker/CCS geladen wird.
EVrules meint
Ach ja, Weltneuheit und so. Solangsam stinken mir gelinde gesagt, die Selbstbeweihräucherungsversuche seitens Daimler und VW.
Wenn schon Weltneuheit, dann vielleicht der schweizer EFORCE oder im Transporter-Bereich der Streetscooter Work – das sind zumindest die Ersten vorzeigbaren Ergebnisse im deutschsprachigen Bereich.
Aber wie so oft, Marketing und Wahrheit liegen nicht zwangsweise beieinander, schade eigentlich.