Das Umweltbundesamt (UBA) hat einen Bericht zur Luftqualität in Deutschland veröffentlicht. Die Auswertung von vorläufigen Messdaten der Länder und des UBA zeigt: Die Luft in deutschen Städten ist zu stark mit Stickstoffdioxid belastet. Im vergangenen Jahr wurde an 57 Prozent aller verkehrsnah gelegenen Messstationen der europaweite Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO₂) pro Kubikmeter im Jahresmittel überschritten. Die höchste Belastung wurde am Stuttgarter Neckartor gemessen, auf Platz zwei folgt die Landshuter Allee in München.
Über die letzten sechs Jahre zeigt sich laut dem Umweltbundesamt zwar ein nur leicht abnehmender Trend. Beim Feinstaub konnten jedoch deutliche Fortschritte verzeichnet werden: 2016 ist das Jahr mit den niedrigsten Belastungen seit 2000. Auch die Ozonkonzentrationen waren im Vergleich zu den letzten 20 Jahren eher niedrig. Allerdings: Sowohl für Ozon wie auch Feinstaub werden weiter die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Werte deutlich überschritten; diese sind wesentlich strenger als die geltenden EU-Grenzwerte.
„Seit Jahrzehnten gefährdet Stickstoffdioxid unsere Gesundheit. Schuld sind in den Städten vor allem alte Diesel-Autos. Es kann aus Sicht des Gesundheitsschutzes nicht akzeptiert werden, dass die Kommunen keine Handhabe haben, um beispielsweise Dieselautos mit hohem Ausstoß aus den belasteten Innenstädten auszuschließen. Deutschland ist auch gegenüber der EU verpflichtet, für saubere Luft in den Städten zu sorgen“, kommentierte die Präsidentin des UBA Maria Krautzberger den Bericht.
Krautzberger unterstützt die Einführung der Blauen Plakette, die einen wichtigen Beitrag zu besserer Luft in deutschen Städten leisten könne. Dazu sei jedoch eine bundeseinheitliche Regelung erforderlich, die festlege, wer die blaue Plakette bekommt und wer nicht. „Schließlich geht es darum, die Gesundheit ihrer Bürgerinnen und Bürger zu schützen“, betonte die UBA-Präsidentin.
Die Ergebnisse des UBA-Berichts im Detail
Feinstaub (PM10)
Außer zu Beginn des Jahres blieben besonders feinstaubbegünstigende Wetterlagen aus, so dass 2016 die geringste Feinstaubbelastung seit 2000 gemessen wurde. Nur an der verkehrsnahen Messstation am Stuttgarter Neckartor wurde erneut der EU-Grenzwert überschritten (PM10-Tagesmittelwerte über 50 µg/m³ an mehr als 35 Tagen im Jahr). Das UBA ist dennoch besorgt: Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Wert von 20 µg/m3 im Jahresmittel wurde an fast einem Viertel aller Messstationen (24 Prozent) überschritten.
„Bund, Länder und Kommunen müssen und können gemeinsam weitere Anstrengungen unternehmen, um das Gesundheitsrisiko durch Feinstaub zu verringern“, so Maria Krautzberger. Dazu sei es dringend erforderlich, die direkte Freisetzung von Feinstaub aus privaten Holzfeuerungen zu reduzieren, aber auch die Freisetzung von gasförmigen Schadstoffen wie Ammoniak aus der Landwirtschaft, aus denen sich später Feinstaubpartikel bilden.
Ozon
Anders als der Hitzesommer 2015 war der Sommer 2016 eher wechselhaft und es traten keine lang anhaltenden Schönwetterperioden auf, die die Ozonbildung hätten begünstigen können. Dennoch überschritten 21 Prozent aller Messstationen den Zielwert (der maximale Ozon-8-Stunden-Wert eines Tages darf an höchstens 25 Tagen pro Kalenderjahr – gemittelt über 3 Jahre – den Wert von 120 µg/m3 überschreiten).
Mit dem Klimawandel steigt das Risiko hoher Ozonkonzentrationen. Die extreme Hitze im Sommer des Jahres 2015 war ein Beispiel für Temperaturen, welche in Zukunft immer häufiger zu erwarten sein werden. Das UBA-Forschungsprojekt KLENOS (Klima Energie Ozon Staub) rechnet bis 2050 mit einen Anstieg von 30 Prozent bei den Ozon-Überschreitungstagen (Tage mit einem maximalen 8-Stunden-Mittelwert über dem Schwellenwert von 120 µg/m3). Lokal, insbesondere in Süddeutschland, könnte der Anstieg sogar noch größer ausfallen. Das Problem kann allerdings begrenzt werden, wenn die Emissionen der Vorläuferstoffe des Ozons sinken – das sind vor allem Stickstoffoxide aus dem Verkehr und flüchtige organische Verbindungen aus Lösemitteln in Farben und Lacken.
„Nur wenn wir unsere Stickoxidemissionen in den Griff bekommen, können wir erhöhte Ozonbelastungen auch bei fortschreitendem Klimawandel vermeiden“, mahnte die UBA-Präsidentin. „Ich bin froh, dass sich Ende 2016 alle EU-Staaten verpflichtet haben, bis 2030 die Emissionen von Feinstaub, Ammoniak, Stickoxiden und flüchtigen Kohlenwasserstoffverbindungen zu senken. Dadurch wird hoffentlich nicht nur die steigende Belastung durch Ozon begrenzt, sondern auch die Feinstaubbelastung gesenkt.“
Starkstrompilot meint
Wer glaubt denn, dass die blaue Plakette irgendetwas ändert? Dann ist das Abgas in einer Testmessung etwas sauberer. Toll. Das war bei Euro2 auch mal der Fall.
Wer traut denn einem solchen Ergebnis noch nach den ganzen kriminellen Betrügereien? Die offenbaren doch nur, dass man es entweder nicht kann oder es zu teuer ist, die Abgasreinigung also wirtschaftliche Grenzen hat.
Nur ganz ohne Abgas kann man sicher sein.