Nach Faraday Future hat ein weiteres Elektroauto-Startup mit großen Ambitionen finanzielle Probleme bekanntgegeben. „Wir verfügen nicht über das Geld“, räumte Lucid-Vizepräsident Peter Rawlinson kürzlich ein. Rawlinson war zuvor bei Branchenprimus Tesla angestellt und verantwortlich für die Entwicklung des Premium-Stromers Model S.
Lucid Motors hat Ende 2016 die Elektroauto-Limousine Air vorgestellt, die neben langstreckentauglicher Reichweite und luxuriöser Innenausstattung autonome Fahrfunktionalität der nächsten Generation bieten soll. Der Produktionsstart des Air war eigentlich bereits für 2018 vorgesehen, verzögert sich nun aber. In den Handel kommt Lucids Erstlingswerk wohl nicht vor 2019, möglicherweise auch erst im nächsten Jahrzehnt.
„Es wäre unverantwortlich, Erde zu bewegen oder irgendetwas zu starten, bevor wir nicht einen finanziellen Weg geebnet haben, um das Ganze professionell und mit absoluter Integrität auszuführen“, so Rawlinson. Sobald das erforderliche Kapital gesichert sei, rechne das Unternehmen mit 24 Monaten bis zum Beginn der Produktion. Der Air befindet sich zwar bereits nah an der Serienreife, die für die Fertigung erforderliche Fabrik im US-Bundesstaat Arizona muss aber erst noch gebaut werden.
Lucid verliert durch die Verzögerung wertvolle Zeit. Angespornt durch die Popularität von Elektroauto-Pionier Tesla wollen immer mehr große und kleine Hersteller reine E-Autos auf den Markt bringen. Rawlinson ist dennoch weiter optimistisch – nicht zuletzt, da er viele „Schlüsselfiguren“ seines ehemaligen Teams bei Tesla mit zu Lucid Motors gebracht habe. „Alle Fahrzeug-Direktoren, die direkt an mich berichten, haben mit mir bei Tesla am Model S gearbeitet. Das verantwortliche Team weiß also, was zu tun ist“.
Um mit seinen Elektroautos Geld zu verdienen, setzt Lucid Motors auf eine ähnliche Strategie wie Tesla. Die Edel-Limousine Air soll für 60.000 US-Dollar mit Heckantrieb, 394 kW (400 PS) Leistung und fast 400 Kilometer Reichweite starten. Zahlungskräftigeren Käufern wird eine leistungsstärkere Variante mit 735 kW (1000 PS), Luxus-Ausstattung und mehr als 500 Kilometern Reichweite angeboten. Der Preis für die Top-Ausführung des Air wird Rawlinson zufolge bei „deutlich über 100.000 US-Dollar“ liegen. Im ersten Produktionsjahr visiert Lucid Motors 10.000 Fahrzeuge an, ab 2022 sollen jährlich 130.000 Stromer gebaut werden.
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Nun ja – ein Elektroauto mit von TESLA abgeworbenen Spezialisten (bei höherem Gehalt, versteht sich) auf die Beine zu stellen, ist das eine.
Genügend eigene Kohle zu haben, um damit zunächst selbst anzuschieben und fremden Investoren zu zeigen, dass man als CEO mit Leib und Seele hinter seinem eigenen Projekt steht, zudem eine eigene Gigafactory auf die Beine zu stellen, die Akkus für eine Hausnummer produzieren kann, um eine Großserie, auch mit weiteren Modellen, zu rechtfertigen und dazu ein Konzept für ein weltweites SC-Netz zu konzipieren, damit Investorten Venture Capital sprudeln lassen, weil ein RoI relativ sicher zu sein scheint, ist eine ganz andere Sache!
Leonardo meint
In Detroit gibt es doch leerstehende Autowerke die auf eine Wiederbelebung warten. Andererseits gibt es auch Lohnfertiger wie Magna wo sogar BMW fertigen läßt.
Man muß ja nicht immer eine eigene Fertigung auf der grünen Wiese aus dem Boden stampfen.
Fritz! meint
Eine Tesla Kopie. Ich denke, das wird nicht klappen, die ganzen reichen „Early-Adaptor“ haben schon bei Tesla gekauft, die warten nicht auf ein zweites Unternehmen. E-Autos (Tesla Model S) waren vor 4 Jahren mega-cool, inzwischen ist es nur noch cool und wenn die in 3 Jahren ausliefern, ist es normal. Gibs dann auch (hoffentlich) von vielen anderen Herstellern…
flip meint
Naja, es ist schon schade das es sich (hoffentlich nur) verzögern wird. Die Entwickler hinter dem Auto sind Profis und das vorgestellte Konzept ist durchdacht und umsetzbar. Vor allem, weil es sehr viele „in-house“ Entwicklungen für den Lucid Air gab und das Know how wirklich bei denen liegt. Zudem besitzt das Auto einige Innovationen. Man wirft Tesla ja gern einmal vor, dass sie „nur“ nen großen Akku und ansonsten größtenteils Standardkomponenten zukaufen und verbauen (Klammern wir die Flügeltüren und den AP mal aus). In welchem Maße das stimmt kann ich nicht beurteilen. Aber rein vom technologischen Standpunkt aus betrachtet wäre es schade, wenn der Lucid Air erst sehr viel später und nur in der Top-Version verfügbar sein wird.
Fritz! meint
„Man wirft Tesla ja gern einmal vor, dass sie „nur“ nen großen Akku und ansonsten größtenteils Standardkomponenten zukaufen und verbauen (Klammern wir die Flügeltüren und den AP mal aus). In welchem Maße das stimmt kann ich nicht beurteilen. “
Das stimmt so nicht, Tesla ist bei den Massenherstellern derjenige, der die größte Vertigungstiefe erreicht, also am meisten seiner Komponenten selbst baut. Sie kommen dabei auf Werte um 70%, Porsche z.B. hat beim 911 eine Fertigungstiefe von 20%, beim Cayenne sogar nur 10%.