Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann hat Gewerkschafts- und Arbeitnehmervertreter aus der Autobranche getroffen. Die umfassenden Veränderungen in der Automobilindustrie und die Herausforderungen einer gesundheitsorientierten Luftreinhaltepolitik standen dabei im Mittelpunkt des Gesprächs.
Der Minister sagte: „Der Umbau des Mobilitätssektors zu nachhaltiger und moderner Mobilität der Zukunft hin zu umweltfreundlichen Antrieben sind bedeutsame landes- und bundespolitische Handlungsfelder der kommenden Jahre. Diese Veränderungen sind angesichts des Klimawandels und der zu hohen Schadstoffwerte in der Luft unvermeidbar. Sie werden die Fahrzeugindustrie massiv und entlang der gesamten Wertschöpfungskette betreffen. Deshalb ist es mir sehr wichtig, auch mit den Beschäftigten als Betroffene dieser Entwicklung zu sprechen.“
Roman Zitzelsberger, der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, erklärte: „Anspruchsvolle Abgasnormen betrachten wir in erster Linie als Chance für sichere Arbeitsplätze und nicht als Bedrohung. Wenn Umwelttechnologien rund um das Auto gestärkt werden sollen, verlangt das enorme Anstrengungen von der Industrie. Diese Herausforderung bedeutet viel Arbeit für die Beschäftigten. Wenn die Balance stimmt, überwiegen die Chancen für sichere Arbeitsplätze von Morgen. Auto, Umwelt und Verkehr müssen stärker in Einklang gebracht werden. Wir müssen umsteuern, bevor es zu spät ist.“
Laut Zitzelsberger könne „weder eine Vogel-Strauß-Politik noch ein pauschales Diesel-Bashing helfen, um saubere Luft und Mobilität miteinander zu verbinden“. Die IG Metall setzte daher „auf die gleichrangige Berücksichtigung von Umweltbelangen mit den Interessen der Beschäftigten. Für Ballungszentren wie Stuttgart geht es um einen Mix aus intelligenten Verkehrsleitsystemen, einem attraktiven öffentlichen Personennahverkehr und um beste Umwelttechnologien rund ums Auto.“
Porsche Betriebsratschef Uwe Hück erklärte: „Zum Wandel der Automobilindustrie gehört die Zeitenwende in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung. Der Wandel der Automobilindustrie wird sich in den kommenden Jahren rasant von Verbrennermotoren hin zu Elektro- und Hybridantrieben entwickeln und beschleunigen. Zur Verringerung der Luftverschmutzung wird es in Zukunft generelle Fahrverbote in globalen Metropolen wie Peking, London und Paris für Autos mit Verbrennungsmotoren geben. Dann werden nur noch Hybridautos und reine Stromer in diesen Städten zugelassen sein. Das gilt nach meiner Einschätzung auch für Stuttgart. Der Stadtverwaltung wird gar nichts anderes übrig bleiben, um das Feinstaubproblem in den Griff zu bekommen.“
Hück forderte: „Deshalb müssen wir alle aufwachen und sollten keine Autos bauen, die wir vor den Städten stehen lassen müssen, um auf das Fahrrad umsteigen zu können. Wer deshalb den Wandel nicht ernst nimmt, dem geht es wie Kodak. Die waren zu lange in der Dunkelkammer und haben dort die eigene Zukunft verschlafen. Das darf uns nicht passieren, sonst werden massiv Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfungskette gefährdet. Um Wachstum und Beschäftigung in der Automobilregion Stuttgart zu sichern, brauchen wir die Zeitenwende. Wir müssen sie jetzt gestalten.“
Rolf Klotz, Vorsitzender des Betriebsrats Audi-Neckarsulm, sagte: „Umweltpolitisch wurden bereits große Fortschritte erreicht. Ich denke dabei an die Wasserqualität unserer Flüsse und den Ausstieg aus der Atomkraft. Deshalb sollte es auch in Sachen Mobilität möglich sein, die Freiheit mit der Ökologie zu verbinden. Dabei müssen Lösungen Vorrang vor Verboten haben.“
Der Betriebsratsvorsitzende im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim, Wolfgang Nieke, betonte: „Stuttgart und Baden Württemberg sind stark geprägt von der Automobilindustrie. Allein im Werk Untertürkheim arbeiten tausende Menschen in der Entwicklung und Produktion von Verbrennungsmotoren und Getrieben. Den Wandel hin zur Elektromobilität so zu gestalten, dass Baden Württemberg und die Region Stuttgart auch in Zukunft beschäftigungs- und wachstumsstark bleibt und damit eine attraktive Region, ist die Herausforderung von Politik, Gewerkschaften und Betriebsräten. Dazu gehört zuallererst die technologische Innovationskraft für die neuen Antriebskonzepte in der Region zu stärken.“
Sebastian meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Peter W. meint
Es ist unfassbar, was von Politikern und sonstigen Verantwortlichen zum Thema Auto und Feinstaub rausgeplaudert wird. Dabei wäre es doch so einfach: Man zwingt die Autobauer sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten und verlangt die Nachrüstung der Fahrzeuge; selbstverständlich bezahlt vom Hersteller! Und schon wären 80% der Emissionen nicht mehr vorhanden. Aber Deutschland ist ja ein Autobauerstreichelzoo.
Der Bergriff „Herausforderungen für die Automobilindustrie“ könnte zum Wort des Jahres 2017 werden.
W.Schäfers meint
Das übliche Geblubber zum Thema.
Absichtserklärungen zu jetzt als „nötig“ erkannten Veränderungen.—
Setzt doch mal MACHER und Visionäre auf einige eurer Stühle, an denen ihr klebt.
Dann würde es wirklich was mit Veränderungen im Ländle. –
Wer Produkte entwickelt, die jenseits vom Mainstream liegen. Wer Visionen anbietet und das Kaufverhalten zum neuen Produkt lenken kann, der setzt die Duftmarken. In die Zukunft.
Holt mal frische Denke durch neue Leute in eure Reihen.
Nicht reden. Neue, umgesetzte und bessere Konzepte / Erfolge vermelden!
Und bitte, liebe hochbezahlte „Vordenker“, orientiert euch möglichst an besseren Beispielen wie Stuttgart 21 ;-)
Moco meint
Wie lange wollen der Bund und die Kommunen eigentlich noch tatenlos der Vergiftung unserer Städte durch Abgas- und Feinstaubemissionen zusehen?
Nach Messungen des ADAC emittiert z.B. ein Benzin-„Stadtauto“ Smart mit EURO 6 Zulassung durchschnittlich das 138-Fache an Feinstaub des Grenzwertes eines Dieselfahrzeuges. Bei Tempo 130 auf der Autobahn liegt der Wert 440 mal so hoch! Solche Giftgasschleudern müssten doch sofort aus dem Verkehr gezogen werden.
Wieso sind die Grenzwerte für Diesel, Benzin-Einspritzer und Benzin-Sauger nicht einheitlich. Für unsere Lungen macht es jedenfalls keinen Unterschied woher die Partikel kommen.
Emissionsfreie Innenstädte ab 2020, wie es Eicke Weber in einem anderen Beitrag fordert, sollten sich eigentlich alle Kommunen auf die Fahne schreiben.
Stefanie meint
Ach. Aufgewacht?
Lippenbekenntnissen.
Es wird getan als ob, gleichzeitig alles getan, das es bleibt.
Wie immer