Toyota gilt bei Hybridautos seit vielen Jahren als unangefochtener Branchenprimus, bei reinen Elektroautos hängen die Japaner dagegen weit zurück. Ende 2016 hat der Autogigant angekündigt, in Zukunft auch zahlreiche vollelektrische Modelle bauen und verkaufen zu wollen. Unter der Führung von Präsident Akio Toyoda will das Unternehmen möglichst schnell zu den derzeit führenden Stromer-Marken Tesla, General Motors/Chevrolet und Renault-Nissan aufschließen.
Im Gespräch mit Automotive News erklärte Toyoda, dass seine Techniker bei der Entwicklung von elektrischen Autos neue Wege gehen sollen. Dazu wurde Ende 2016 eine Geschäftseinheit ins Leben gerufen, die unabhängig von bestehenden Strukturen an Batterieautos der neuesten Generation arbeitet. Die neue Sparte soll, ähnlich wie ein Startup, möglichst agil und schnell arbeiten. Als Vorbild dient den Toyota-Managern Branchenprimus Tesla.
„Tesla baut Autos. Auch Toyota baut Autos. Was Tesla produziert, ist aber eher ein iPhone“, so Toyoda. Der japanische Hersteller will sich bei der Entwicklung seiner Elektroautos daher nicht nur auf die Antriebstechnik konzentrieren, sondern auch auf Konnektivität und die Erweiterungsfähigkeit via Software-Updates. Anders als der Großteil der aktuellen Modellpalette sollen Toyotas Vollzeit-Stromer keine „Allerweltsprodukte“ werden.
„Wenn es um Elektroautos geht, egal welches, ein Yaris oder etwas anderes, sobald es elektrifiziert ist, ist die Beschleunigung die gleiche. Der Grund dafür, dass ich auch für Elektroautos verantwortlich bin, ist, dass ich diese Autos nicht zu Allerweltsprodukten machen will. Auch Fahrzeuge mit Elektroantrieb sollen ein ‚Ich liebe…‘ hervorrufen“, betonte Toyoda.
Die ersten langstreckentauglichen Batterie-Elektroautos von Toyota werden spätestens 2020 auf den Markt kommen. Bis es soweit ist, konzentriert sich das Unternehmen bei Elektromobilität weiter auf Hybrid- und Wasserstoffautos. In Deutschland wurde vor wenigen Wochen die neueste Generation der populären Kompakt-Baureihe Prius mit Plug-in-Hybridantrieb eingeführt. Rein elektrisch können damit über 50 Norm-Kilometer gefahren werden, bis der Verbrennungsmotor anspringt.
Herbert meint
Ich fahre jetzt 10 Jahre Prius (Prius 2, Prius 3 Plug-in, Prius 4 PHV).
Nach 3000 km P4PHV ist eines klar, 85% EV-Betrieb, reale elektrische Reichweite 55-60km und ein Durchschnittsverbrauch von 1,2 Ltr. + 11,5 kWh / 100 km lassen mich gelassen auf das deutsche Lade-Caos blicken, den auf den Fernstrecken bin ich dank effizientem Vollhybridantrie entspannt unterwegs mit 1100 km Reichweite.
EcoCraft meint
Wie heißt es doch so schön? „Schuster bleib bei deinen Leisten!“
Ich kann ja verstehen, dass man selber auch lieber ein iPhone produzieren will als ein Alcatel – aber nicht jedes Unternehmen ist dazu geschaffen, sowas zu leisten. Die Gründe dafür können vom Management über die Aktionäre, die Firmenphilosophie aber auch der Verwaltungsaufbau und die eigene Infrastruktur bei sowas sehr hinderlich sein.
Wenn ihr schon was ganz exklusives, tolles und nie dagesesenes bauen und verkaufen wollt, dann macht das doch unter Lexus. Toyota ist halt der Inbegriff von bodenständigen und zuverlässlichen Autos. Allerweltsautos eben. Experimentelles Design und ungewöhnliche Ausstattung ist da eher kontraproduktiv.
Leonardo meint
Mit „kein Allerweltsauto“ ist wahrscheinlich gemeint daß sich die neuen Elektroautos von Toyota genauso wie der Prius mit ihrer Häßlichkeit vom Rest abgrenzen.
Tesla-Fan meint
*lach*
Aber auch in diesem „Fachgebiet“ gibt es mit dem Leaf ernstzunehmende Konkurrenz!
Link meint
Nun, ein extrovertiertes Design paßt durchaus zu Toyota und der C-HR beweist das. Dieses Ding ist noch nicht lang auf dem Markt und allein in Deutschland wurden etwa 8000 Stück innerhalb von vier Monaten verkauft. Die meisten davon als Hybrid. Selbst in der Zeitschrift A&D wurde über den C-HR berichtet, weil’s einfach ein völlig anderes Design außen und auch innen ist.
Was Toyota macht, ist das Problem an der Wurzel packen. Das ist beim E-Auto nicht nur die Reichweite, sondern eben auch die Software. Ein E-Auto altert mehr softwarebedingt, weniger an der Hardware. Und wenn die Kisten über eine lange Zeit mit aktueller Software versorgt werden, bleiben die Fahrzeuge auch lang aktuell. Ein Toyota eben, den man ewig fahren kann.
Seit über elf Jahren fahre ich mit meinem Prius II. Das Ding habe ich 2006 als Neuwagen gekauft (in Rot, die sind selten). Probleme? Keine. Sogar eine iPhone-Konnektivität konnte man nachrüsten, obwohl die Kiste 2003, also Jahre vor dem ersten iPhone, auf den Markt kam. So kann ich das Handy vom Lenkrad aus bedienen, inklusive der Musik. Das iPhone wird vom Radio wie ein CD-Wechsler behandelt. Kleiner Nachteil, das ist auf Wiedergabelisten beschränkt. Aber immerhin – welches andere Auto mit einer Markteinführung von 2003 kann ein iPhone vollständig und fernbedienbar ins serienmäßige Audiosystem einbinden?
Ich bin mal gespannt, was Toyota an E-Autos aus dem Hut zieht. Das warte ich noch ab und dann entscheide ich, welches Elektrofahrzeug es werden wird. Eine Grundvoraussetzung gibt es – eine helle Innenausstattung. Ohne einer solchen fällt das Auto bei mir aus.
randomhuman meint
Klingt sehr gut. Der Prius war schon immer ein Garant für Zuverlässigkeit ebenso wie viele andere Toyotas. Eine Frage hätte ich noch. Was erreichst du für einen durchschnittlichen Verbrauch. ;)
Link meint
Im Durchschnitt ziemlich genau die Werksangabe – 4,3 l/100 km. Im Sommer ist es weniger, im Winter mehr. Die höchste Effizienz habe ich mit dem Ding auf der Landstraße. Da man durch Ortschaften rein elektrisch fährt, geht der Verbrauch stark zurück. Auf der Landstraße bei 100 läuft der Benzinmotor sowieso meist, dann lädt er die Batterie über eine E-Maschine wieder auf, während der andere E-Motor die meiste Arbeit für das Fahren leistet.
Ich fahre entspannt, schleiche aber nicht. Also im Verkehr mitschwimmen, vorausschauend fahren, wenn’s vorn Rot ist, Fuß vom Gas, Berge hinunterrollen lassen (und dabei Strom generieren), etc. Auf der Autobahn 110 bis 120 km/h, das reicht. Es ist schonend für die Nerven und man verliert so gut wie keine Zeit, denn Rasen bringt kaum was. Außer Streß.
Habe ich mal einen Mitwagen, wie zuletzt einen Renault Captur, übernehme ich die Autos mit einem heftigen Durchschnittsverbrauch im Bordcomputer. Hier waren es satte 9,1 Liter. Ich setzte das Ding zurück und als ich das Auto nach etwa 250 km wieder abgab, waren’s nur noch 6,6 Liter Durchschnitt. Ich hatte mal über Carsharing einen i3. Da standen 19,3 kWh Durchschnitt auf der Uhr und ich bin mit 12,6 kWh Durchschnitt gefahren. Klima und Radio waren natürlich an. Das ist alles kein Hexenwerk.
Das Problem des hohen Verbrauchs sitzt oft hinterm Lenkrad. In Deutschland wird abartig gerast und ich bin immer wieder froh, wieder in Spanien zu sein, wo man deutlich entspannter unterwegs ist. Dort erreiche ich mit dem Prius auch mal 3,8 bis 4,0 im Durchschnitt.
Fritz! meint
Hatte etliche Jahre ebenfalls einen Prius II, nie Werkstatt außer Bremsscheibenwechsel oder Inspektion, Verbrauch allerdings nur im Sommer bei 4,2, im Winter bei knapp 5,0 l/100 km. Fahre auf der BAB aber so 130 bis 150 und habe ebenfalls alle Verbraucher (Klima, Radio, …) an, die Sinn machen. Ansonsten Fahstil wie von „Link“.
Der nächste wird aber zwingend einer, bei dem KEIN Verbrenner mehr verbaut ist, wahrscheinlich Model 3.
randomhuman meint
Für einen Verbrenner (Benziner) klingt ein Verbrauch von um die 4l sehr gut. Ich merke es auch immer wie sehr sich die Fahrweise auf den Verbrauch auswirkt. Ich bin auch jemand der sehr vorausschauend fährt aber eben kein Verkehrshindernis ist. Unseren Peugeot 2008 (etwas über 1 Jahr alt und Benziner) bewege ich meist mit um die 6l manchmal auch etwas darunter. Mein Vater bewegt das Auto oft mit um die 7l. Extremes beschleunigen und dann immer abrupt bremsen ist nicht sehr effizient. Leider gab es den 2008 nicht als Hybrid. Wäre perfekt gewesen und zumindest ein Anfang. Aber es gibt ja kaum Modelle außer bei Toyota. Ich fahre auf der Autobahn meist die Richtgeschwindigkeit. Verstehe die elende Raserkultur in Deutschland auch nicht. Sehr entspannt in anderen Ländern wenn man weiß, dass keiner mit 250 an einem vorbei rauscht.
McGybrush meint
Bei BMW gibts das so auch. Für den E46 und alles was so aus der Ärea kommt. Da wird dann auch ein CD Wechseler simuliert.
Mein 1er kam 2004 auf dem Markt. Meiner ist von 2010 und hat Spotyfy, Napster und Co über das Radio Display (Daten vom Handy)
Das können andere auch hin und wieder.
Das Toyota keiner allerwelts E Autos bauen will gilt ja generell für viele Hersteller. Sie bauen quasi gar keine.
Jedes eAuto was 2017 mit 450km Nefz zu kaufen wäre, wäre kein Allerweltsauto.
eAutos die 2030 dann 450km weit kommen werden generell Allerweltautos sein.
Dr.M. meint
„Das Toyota keiner allerwelts E Autos bauen will gilt ja generell für viele Hersteller. Sie bauen quasi gar keine.“
Genau das habe ich auch gedacht, als ich die Überschrift gelesen habe.
Die einen kündigen nur an und die anderen vertrösten mit der Aussicht auf was gaaaanz tolles. Das Ergebnis ist gleich.
Nichts gegen Toyota und den Prius, aber die scheinen da etwa so in der Hybrid-Technologie gefangen zu sein wie andere Hersteller beim Diesel: Gute Technik, die Milliarden an Entwicklungskosten verschlungen hat und jetzt von etwas Neuen schneller überholt wird, als sie sich amortisieren kann.
Fritz! meint
„Nichts gegen Toyota und den Prius, aber die scheinen da etwa so in der Hybrid-Technologie gefangen zu sein wie andere Hersteller beim Diesel: Gute Technik, die Milliarden an Entwicklungskosten verschlungen hat und jetzt von etwas Neuen schneller überholt wird, als sie sich amortisieren kann.“
Ja, nur mit dem Unterschied, daß Toyota das Ding von Anfang an auf wirklich sauber getrimmt hat und es auch hinbekommen hat. Kein Direkteinspritzer, keine Umwelt-Sau.