Elektromobilität ist in aller Munde, den Durchbruch in den Massenmarkt haben elektrifizierte Pkw bisher aber noch nicht geschafft. Henning Kagermann, Chef der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), ist dennoch zuversichtlich, dass sich Stromer schon bald deutlich besser verkaufen werden. Man habe bereits „eine ganze Menge erreicht“, so Kagermann im Interview mit dem Handelsblatt. Die NPE ist ein Beratungsgremium der deutschen Bundesregierung zur Elektromobilität, dem Spitzenvertreter aus Industrie, Politik, Wissenschaft, Verbänden und Gewerkschaften angehören.
Bei Normen, in der Forschung und auch bei der Ausbildung sei man zum Teil laut Kagermann schon sehr weit. Bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen würden ebenfalls Fortschritte gemacht. Zudem gebe es bereits mehr als 30 Elektro-Modelle von deutschen Herstellern. Dass der Absatz von Elektroautos trotzdem noch schleppend verläuft, liegt Kagermann zufolge nicht nur an den Autokäufern.
„Es wäre zu einfach zu sagen, der Kunde ist schuld oder die Kaufprämie ist zu niedrig angesetzt“, so Kagermann. Elektromobilität funktioniere „nur als Gesamtsystem aus Fahrzeugangebot, Ladeinfrastruktur sowie den passenden rechtlichen Rahmenbedingungen und Anreizen“. Die für immer mehr deutsche Städten diskutierten Diesel-Fahrverbote zur Förderung von umweltfreundlicheren Antrieben hält der NPE-Chef aber für „unüberlegt“. Es sei keine Lösung, dass der Bürger „quasi enteignet wird“.
Ursprünglich hatte die Bundesregierung gehofft, bis 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Straßen zu sehen. Das ehrgeizige Ziel wurde allerdings im Juni von Kanzlerin Angela Merkel für nicht mehr erreichbar erklärt. Es sei „falsch und unseriös, jetzt ein neues Ziel auszurufen“, betonte Kagermann.
Peter W meint
Im Moment wollen diejenigen die in Zukunft E-Autos mit Zähneknirschen herstellen müssen Zeit gewinnen. Dass man am Verbrenner aus wirtschaftlichen Gründen festhalten will, ist von Seiten der Hersteller nachvollziehbar. Druck kommt lediglich vom Ausland, und man hat Angst, dass andere Marktanteile gewinnen könnten. Vor 30 Jahren haben die belächelten Japaner der deutschen Autoindustrie mächtig zugesetzt. Nun kommt der Gegenwind von 2 Seiten, also muss man was unternehmen.
Nun versucht man aber das Elektroauto in das Luxussegment zu drängen, sonst kann man nichts damit verdienen. Das funktioniert mit der Oberklasse wahrscheinlich ganz gut, wie Tesla beweist. Aber die Mittelklasse richtung 50.000 Euro anzuheben wird schwierig. Es ist aber eine gute Strategie um noch viele Jahre den billigen Verbrenner unters Volk zu bringen.
Wenn man sich umschaut, wieviel PKW in allen denkbaren Ausführungen für unter 25.000 Euro zu haben sind, muss man sich nicht wundern, dass die E-Autos kaum Abnehmer finden. Aber selbst diejenigen, die der Preis nicht abschreckt, müssen lange warten. Und dann gibt es noch die vielen Käufer, die Ihrer Marke treu bleiben, und dann geht die Auswahl gegen null.
leonardtronic meint
Ich habe einen Nissan Leaf mit 35000 km. Laut LeafSpy hat er insgesamt 15 Schnellladungen bekommen. Davon 6 von mir bei der Überführungsfahrt. Da sieht man dass mein Vorbesitzer auch mit Schuko ausgekommen ist. Die sogenannte Reichweitenangst gibts nur bei Leuten die noch nie im EV gessesen haben.
WKMblogger meint
Kein Wunder, dass so wenige E-Autos verkauft werden, die dt. Hersteller bieten (fast) nix an – überschlagen sich aber in letzter Zeit mit vollmundigen Ankündigungen.
Als Mercedes-Fan sah ich mich Ende letzten Jahres gezwungen einen Tesla Model S zu kaufen statt einer neuen E-Klasse – eine Tesla-Probefahrt und es war gelaufen.
Teilweise entfernt. Bitte achten Sie bei der Angabe von Links auf die Themenrelevanz. Danke, die Redaktion.
E-Tom meint
Alle Autofahrer, die in den letzten fünf Jahren einen Dieselantrieb gekauft haben, dürfen jetzt über Fahrverbote nicht jammern. Die Abgasproblematik war da schon bekannt. Leider haben bis auf ein paar umweltbewusste Medien keine dies zu ihrem Thema gemacht. Im Fernsehen ist das Auto schon einige Zeit nur sehr selten aufgetaucht, aber es gab schon gute Sendungen zum E-Mobil.
Ob Opel durch die Nur-Leasing-Option die Kaufprämie umgehen will, ist nur eine Vermutung, oder?
Moco meint
„Ob Opel durch die Nur-Leasing-Option die Kaufprämie umgehen will, ist nur eine Vermutung, oder?“
Vielleicht eine Bedingung von GM die darauf setzen das Trump die Flotten-Grenzwerte einkassiert und sie die E-Autos wieder abholen können um sie in der Wüste Arizonas zu verschrotten. ;-)
E-Tom meint
Die Kaufprämie gibt es auch beim Leasing, wie ich vom Händler (Neu-Opel-deutsch = Agent) erfahren habe, auch Opel will einen Bonus zahlen.
Redlin, Stefan meint
Das Elektromobilitätsgesetz diente nur dem Zweck statistisch über Nacht eine große Anzahl von E-Autos im Lande zu haben. In der Definition für was das Gesetz gelten soll wurden Hybride zu E-Autos. Für mich völlig inkonsequent. Das sind Zwitter für Angsthasen, wasch mich aber mach mich nicht nass. Zweiter Fehler war die Förderprämie. Deren Zweiteilung bringt dem Endabnehmer wenig, da die Hersteller hier kompensieren können. Zudem ist der Unterschied zwischen Hybrid und E-Auto zu klein, bzw. Hybride hätten gar nicht gefördert werden dürfen. Problem nur, qua Gesetz sind die ja nun E-Autos. Zu guter letzt fehlen massiv Steuerungsmechanismen zur Verteuerung der giftigen bisherigen Fortbewegung.
Meiner Einer meint
100 % Zustimmung.
Diese Hasenfüsigkeit unserer Politdarsteller kommt und noch teuer zu stehen (Arbeitsplätze, Marktanteile, Ansehen des Standorts, Investionssicherheit, usw…).
Die Politik moderiert nur am eigenen Machterhalt orientiert. Nur niemanden weh tun, könnte ja Wählerstimmen kosten. Ein Korrektiv dazu (Amtszeitbegrenzung, „freie“ Presse, kritische Öffentlichkeit, usw. ist aber auch nur rudimentär zu erkennen.
Die Folge sind faule Kompromisse.
Leonardo meint
Warum immer alle Modelle mit vergrößertem Anlasser als Elektroauto gezählt werden ist mir schon lange ein Rätsel.
Vielleicht sollte man eine Grenze für Hybride setzen, daß sie z.B. ab 100 km rein elektrischer NEFZ Reichweite als Elektroauto gezählt werden dürfen.
sigiwi meint
stimmt
Meiner Einer meint
Hybride sind eine (B)(K)rückentechnologie.
Warum sollte man immer die doppelte Technik im Auto mit herumschleppen? Bei den Akkus zählt jedes kg und hier spielt der doppelte Aufwand keine Rolle? Von den realen Abgas und Verbrauchswerten ganz zu schweigen. Das wird der nächste Skandal.
Tesla macht es vor wie es geht: Mindestens die doppelte Akkugröße der dt. Hersteller und mindestens doppeltes Ladetempo.
Ein Beispiel für die Speerspitze der deutschen Elektromobilität, dem i3: Allein das Gewicht des Rex in Akkukapazität investiert könnte vermutlich Stand heute die Reichweite kostenneutral die des Rex übertreffen. Ab 400 km gibt es keine Reichweitenangst mehr. Dann sind CCS Schnellader (150 kW +) immer in Reichweite.
Paul W. meint
„Tesla macht es vor wie es geht: Mindestens die doppelte Akkugröße der dt. Hersteller und mindestens doppeltes Ladetempo.“
und das bei mindestens dem doppelten Preis
Paul W. meint
Huch das wurde falsch einsortiert….
Weber J. meint
Kann mich meinen Vorrednern nur anschießen. Es gibt praktisch noch nichts zu kaufen, bis auf drei bis vier Modelle. Was will man da für Verkaufszahlen erwarten. Wenn der Opel und Tesla da sind, dazu der Nissan noch sein upgrade hat und ev. BMW nachzieht, dann sprechen wir mal ganz langsam von einer halbwegs vernünftigen Angebotspalette. Aber bitte doch nicht schon jetzt. Zudem sollte man die Neuzulassung von Diesel umgehend verbieten. Dann kann jeder seinen alten noch fahren solange er halt noch fährt und NIEMAND wird enteignet. Selten so eine Quatsch gehört.
topifun meint
Es fehlt der Hyundai Ioniq in der Aufzählung, den kann man durchaus Familientauglich nennen.
Paul W. meint
Der Ioniq ist genauso (wenig) familientauglich wie der e-Golf.
lenzano meint
Hm also ich weiss nicht wie man immer auf die 30 deutschen Elektromodelle kommt?
1 Ampera-E – gibt es noch nicht wirklich!
2 VW eUp!
3 VW eGolf
4 BMW i3
5 Mercedes B250 ED – gibt’s nicht mehr lang
6 Mercedes FuelCell – gibt’s nicht
7 Smart eD – zählen hier der 4-2, das Cabrio und der 4-4 als separates Modell??
8 eGo – kann man den schon zählen?
9 Streetscooter – nur für Gewerbetreibende sinnvoll
Sorry aber Hybride sind für mich keine „Elektro-Modelle“
In Summe komme ich somit auf 4, maximal 5 verfügbare Modelle.
Und genau das ist die Krux – es gibt was deutsche Modelle angeht KEINE anständige Auswahl! Somit keine Nachfrage und somit auch kein Verkauf.
Nein, die Kunden sind nicht schuld! Die Hersteller bieten nichts.
Paul W. meint
Und wieviel ausländische Modelle haben wir? Sind auch nicht wirklich mehr. Die Auswahl ist insgesamt sehr mager.
Meiner Einer meint
gut beobachtet, lenzano!
Es ist aber nicht nur die Anzahl der Fahrzeuge, es ist viel mehr auch die mangelhafte Reichweite (<=160 km) und das mangelhafte Ladeverhalten (1 phasig mit 3,6 kW, kein CCS, etc…) von dem die Hersteller lauthals verkünden: MEHR REICHWEITE BRAUCHT KEIN KUNDE.
Offensichtlich wissen die KUNDEN das aber nicht.