Stuttgart hat Anfang des Jahres zeitlich begrenzte Zufahrtsbeschränkungen für Autos mit Dieselantrieb beschlossen. Ab 2018 gelten in der schwäbischen Metropole an Tagen mit Feinstaubalarm für viele Fahrzeuge in Teilen der Stadt Fahrverbote. Die Autoindustrie hofft, die Regelung durch Verbesserungen ihrer Diesel-Motoren noch abwenden zu können. Doch geplante Maßnahmen wie die Nachrüstung von betroffenen Dieselautos dürften zu spät kommen.
„Der Zeitrahmen für eine Umrüstung ist für das Stuttgarter Neckartor dann vermutlich zu kurz“, so der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kürzlich im Gespräch mit der Branchenzeitung Automobilwoche. Er betonte: „Wir haben einen gerichtlichen Vergleich abgeschlossen und müssen zum 1. Januar 2018 wirksame Konzepte zur Reduzierung der Schadstoff-Belastung nachweisen“.
Durch eine zeitnahe Nachrüstung könnte laut Hermann nur die Zahl der betroffenen Fahrzeuge reduziert werden. Die Stuttgarter Verbote zielen vor allem auf Pkw mit Euro-5-Norm ab, die nach Expertenmeinung maßgeblich zu der schlechten Luftqualität im Stadtkessel der süddeutschen Großstadt beitragen.
Hermann hofft, dass der zunehmende Druck auf die Autohersteller eine landesweite Umrüstung von Dieselfahrzeugen auf höhere Umweltstandards anstößt. „Das Ziel muss sein, dass sich der Bund und die großen Autohersteller nach der von uns angestoßenen Initiative bald auf ein einheitliches Konzept zur Nachrüstung einigen“, so der Grünen-Politiker. Unterstützung erhält er dabei von immer mehr deutschen Metropolen: Auch Hamburg und München wollen Diesel-Autos aus bestimmten Stadtteilen verbannen.
Leonardo meint
Da es die Autohersteller auch schaffen in der Armatur den derzeitigen Spritverbrauch pro 100 km anzuzeigen, dürfte es auch kein Problem sein über eine Abgassonde den Abgasausstoß pro km zu errechnen. Wenn dieser Wert überschritten wird, wird einfach der Motor abgeregelt. Punkt aus Basta.
Dann kommen aus dem 300PS Benz mit schlechter Abgasregelung nur noch 60 PS bei Vollgas raus und bei dem mit besserer Abgastechnik halt 150 PS. Die 300 PS wird er nie erreichen da die Abgaswerte überschritten werden oder er schafft die 300 PS eventuell nur dann wenn alle Motorparameter passen (Außentemperatur, Motortemperatur, Drehzahl,….)
Das sollte gesetzlich vorgeschrieben und geprüft werden, dann sind die Protz- und Stinkerkisten schnell Geschichte.
Peter W meint
Ich finde die Überschrift witzig.
Welche Nachrüstung? Es gibt noch nicht mal einen konkrete Vorgabe wie nachgeüstet werden soll.
Moco meint
Stuttgart hat seit Jahrzehnten Probleme mit Luftverschmutzung durch den PKW-Verkehr. Bis auf die grüne Plakette, die nichts gebracht hat, wurde bisher nichts unternommen um die Bürger zu schützen, egal wer regierte. Nun wird die Stadt gezwungen zu handeln, aber die beschlossenen Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus um die Emissionen signifikant zu senken.
Ohne einen Blick in den Fahrzeugschein wird man Diesel und Benziner schwer unterscheiden können, geschweige denn einen Euro6 von einem Euro5 Diesel. Es bleibt also max. bei Stichproben.
Nur eine emissionsfreie Mobilität in den Städten wird das Probleme lösen.
randomhuman meint
Stuttgart hat ja scheinbar keine Wahl mehr. Das Luftreinhaltegesetz gibt es seit 2008 und seitdem scheint sich nicht genug getan zu haben. Manchmal muss man eben den Verkehr begrenzen. Zu viele Autos sind neunmal nicht gut für die Luft. Natürlich hat Stuttgart eine schlechte Lage aber anderen Städten geht es genauso. Jetzt sind sie gerichtlich dazu gezwungen sonst werden hohe Strafen von der EU fällig. 10 Jahre sind mehr als genug Zeit, um das Problem in den Griff zu bekommen. Ich habe aber das Gefühl, dass man sich erst das letzte Jahr hingesetzt hat, um wirklich helfende Maßnahmen zu etablieren. Ich bin gespannt. Ist zwar blöd für die Autofahrer aber in der Stadt wächst das Geld nunmal auch nicht auf Bäumen.
Martin meint
Jeder der sich einen Diesel in den letzten Jahren gekauft hat ist selbst schuld. Die Dieseldiskussion gibt es nicht erst seit gestern.
EcoCraft meint
Ich fände es spannend wenn sowas wirklich umgesetzt wird.
Schon allein um zu sehen, ob und welchen Erfolg diese Maßnahme im Bereich der Luftschadstoffe hat. Also gehen die Werte wirklich signifikant nach unten (und wie weit). Was für ein Rest bleibt und wie sehen die Bestrebungen aus, diesen auch noch weiter zu reduzieren?
Vor dem Diesel-Skandal waren die Messstationen bereits installiert und zeichneten regelmäßig Überschreitungen auf. Die meisten Leute kontnen sich aber nicht erklären warum es zu den Grenzwertüberschreitungen kam (in diesem Außmaß).
Daher würde mich interessieren wie weit es hilft Diesel-Pkw auszugrenzen. In hamburg mit dem Hafen und den Containerschiffen bestimmt nicht so viel wie in Stuttgart… aber ich lass mich mal überraschen.
Leider hat glaube ich immer noch keiner eine Vorstellung davon, wie diese Maßnahme umgesetzt werden kann. Selbst di Polizei sagt, dass diese Kontrollen in der Größenordnung nicht machbar sind. Im fließenden Straßenverkehr sind die Unterscheidungsmerkmale zwischen Benzin und Diesel viel zu gering, als das man sie mit bloßem Auge aussortieren könnte.
Michael L. meint
Die Kessellage von Stuttgart hat beim Feinstaub auch einen gewichtigen Anteil, denn wenn es im Kessel Windstill ist, kann sich der Feinstaub nicht verflüchtigen…
Mein Vorschlag zur Unterscheidung:
Alle KFZ mit Einfahrerlaubnis, bekommen einen „amtlichen“ Grünen Wimpel aufs Dach montiert. Dann weis man sofort, wer da eigentlich nix zu suchen hat. ;-)
EcoCraft meint
Aber dann müssten diese Wimpel nicht nur an Autofahrer in der Region Stuttgart verteilt werden, sondern in ganz Deutschland – wenn nicht sogar in der EU.
Familienbesuche, Touristik, Händler, Dienstleister etc. die Beweggründe für einen „Besuch“ in Stuttgart können vielfältig sein und ziehen Menschen (auch aus weit entfernten Orten) an.
Wimpel oder dergleichen wird man also bis Januar 2018 nicht mehr eingeführt bekommen.
Denkt man die Idee weiter ergbit sich auch die Frage, ob es dann einen Wimpel für Stuttgart, einen anderen für Düsseldorf und einen dritten für Hamburg geben wird? Es gibt zumindest aktuell noch keine klare Definition und Abgrenzung, welche Autos bzw. ab welchen Werten Automobile von der Zufahrstbeschränkung betroffen sind. Euro 6 wäre nur ein möglicher Indikator. Da allerdings schon bekannt ist, dass auch moderen Euro 6 Diesel teilweise deutlich überhöhte Werte haben ist es vielleicht auch eine Überlegung einen Schritt weiter zu gehen und neben fast allen Dieseln auch Benziner mit hohem CO2 / Schadstoffausstoß auf die rote Liste zu setzen.
Eigentlich wäre nur das konsequent wenn man sich das Grundproblem betrachtet.
Die Umsetzung wird allerdings nochmals viel schwieriger und deutlich langwieriger.
Thrawn meint
Da die weiterhin erlaubten EURO 6 Diesel im Realbetrieb genauso viel Dreck wie die EURO 5 machen, wird sich der Effekt vermutlich leider in Grenzen halten. Bestenfalls durch die absolut geringere Zahl der Fahrzeuge wird da vielleicht ein Rückgang zu messen sein.
Dann wird die Stinkerlobby wieder auffahren: „Wir haben doch gleich gesagt, dass Fahrverbote nicht sinnvoll sind!“
Alle Verbrennertypen, die nachgewiesen Grenzwerte NICHT einhalten und Abschaltsysteme für die Abgasreinigung haben, müssen ein Fahrverbot erhalten. Dann bringt es was. Für diese Kisten sollte man eine Grau-Schwarze Plakette einführen oder gleich die Betriebserlaubnis entziehen. Wenn die Kids an ihrem Rollerauspuff basteln, gibt es auch kein Pardon, aber unsere Konzerne stehen wohl über dem Gesetz. Die sind zu groß um angreifbar zu sein.
onesecond meint
Genau so ist es. 100% Zustimmung.
Martin meint
Ich bin fest davon überzeugt, das die großen Automobilkonzerne die Politik finanziell unterstützt. Deshalb kommen diese Ignoranten mit allem davon.
H2O3 meint
Dafür sollte es ja ursprünglich die Blaue Plakette geben.
Aber die wurde ja vom Doofbrinth und seinen Lobbyisten vom Tisch gefegt :(
MB meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Hvm06 meint
Ja, bitte umsetzen. Aber auch keine LKWs bringen Waren na ch Stuttgart und keine Flugzeuge dürfen dort landen.
Fritz! meint
Ein Großteil der LKWs erfüllen die Grenzwerte auf der Straße aber, weil in der Regel nur dort für die Abgastests gemessen wird, da es keine Prüfstände für die großen LKW gibt.