Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp stellt sein privates Elektroauto den Mitarbeitern aus dem Rathaus zur Verfügung. Sie können den Wagen, ein VW e-Up!, per App für Dienstfahrten buchen. In einem Interview mit der WirtschaftsWoche erläuterte Philipp die Hintergründe des Projekts.
Sein Elektroauto würde „tagsüber überwiegend im Parkhaus stehen“ – ungenutzt. Deshalb stellt er es seinen Mitarbeitern für dienstliche Fahrten zur Verfügung. Diese müssen dann „nicht mit dem eigenen Pkw Dienstfahrten erledigen, können das Privatauto also im besten Fall sogar zu Hause stehen lassen und den öffentlichen Nahverkehr nutzen“. Das verbessere „die Situation in unserer Innenstadt – sowohl Verkehrsaufkommen als auch die Luftqualität“.
Seine Motivation sei gewesen einen Beitrag zu leisten, „die bestmögliche – emissionsarme, wenn nicht sogar emissionsfreie – Fortbewegung zu organisieren“. Dies sei vor allem in Aachen wichtig, da in der Stadt „aufgrund der Talkessel-Lage eine große Diskussion über die Luftverschmutzung“ herrscht. Hier wollte der Oberbürgermeister „ein Vorbild sein“.
Ein Elektroauto sei für die „kurzen Strecken innerhalb der Stadt tatsächlich die angenehmste, günstigste und für die Luftreinhaltung beste Möglichkeit, sich fortzubewegen“. Philipp ist „davon überzeugt, dass wir die Lebensqualität in großen Städten massiv verbessern können, indem wir einen hohen Anteil rein elektrischer und damit emissionsfreier Fahrzeuge nutzen“, da sie sowohl den Lärm reduzieren, „als auch den Schadstoffausstoß. Und beides zusammen genommen macht einen erheblichen Effekt in der Innenstadt aus“.
Aachens Oberbürgermeister rät jedem, ein Elektroauto Probe zu fahren: Denn „ein Effekt, wenn jemand ein Elektroauto zum ersten Mal fährt, ist die Begeisterung von der Art des Fahrens“. Er meint, dass es „viel mehr Überzeugung dann nicht mehr“ bedürfe. Allerdings müsse „das Ganze auch wirtschaftlich sein, und wenn ein Elektroauto viele tausend Euro teurer ist als ein Wagen mit Verbrennungsmotor“, dann sei „die Argumentation zugunsten des E-Autos häufig schwierig“. Er geht jedoch davon aus, „dass wir gerade die Schwelle erreichen, an der Elektromobilität wirtschaftlich wird“.
Wenn etwa „die Deutsche Post ein Fahrzeug hier in Aachen produzieren lässt (der Elektro-Transporter Streetscooter; d. Red.), das rein elektrisch fährt und wirtschaftlicher ist als Diesel und Benziner, dann glaube ich, wird jedem deutlich, dass die Preisunterschiede langsam zerfallen“.
MartinAusBerlin meint
Sehr vorbildlich!
Was jetzt noch interessant wäre, wie das abgerechnet wird. Also ob er pro km Geld bekommt, da ja durch die Benutzung Kosten entstehen und für die Dienstfahrt mit anderen Fahrzeugen/Verkehrsträgern auch bezahlt worden wäre.
Thomas Wagner meint
Bravo Oberbürgermeister Marcel Philipp !
So einen OB könnten auch andere Luftschadstoff- und Lärmgeplagte Städte gut gebrauchen.
Leider gehört der e-Up nicht zu den attraktiven Elektroauto-Modellen,
wie die Zulassungszahlen in Deutschland bestätigen.
Da wären ZOE, i3 oder auch der neue e-Golf wesentlich besser Werbeträger.
MartinAusBerlin meint
Wieso?
Der e-up! ist kleiner als die von dir genannten Autos und reicht trotzdem für Dienstfahrten der Mitarbeiter. Darum geht es doch. Also ist es gute Werbung.
Eric Mentzel meint
Hallo Thomas, ich würde Dir empfehlen Dich einmal genau mit dem E-Up! zu beschäftigen. Spontan fällt auf: er hat nur 160 km Reichweite und kostet dafür verhältnismäßig viel Geld.
Was jedoch erst beim zweiten Blick erkennbar wird: Anders als ZOE lädt er bei allen Temperaturen mit CCS 50 kw sehr schnell; er macht keine hochfrequenten Elektrogeräusche oder Pumpgeräusche wie smart forfour 2017, er ist nahezu lautlos; vor der Schule können die Kinder hinten aussteigen, ohne die vorderen Türen zu öffnen zu müssen; die Karrosserie ist aus einfachem Stahlblech und damit leicht zu recyclen, er wiegt 400 kg weniger als ein EGolf (Material, das nicht auf Bäumen wächst) und es gibt ihn mit Schiebedach.
Kurzum herrlich reduziert, ohne primitiv zu sein. Ich würde meinen E-Up nach 60.000 km gegen nichts eintauschen, bräuchte ich nicht dringend 5 Sitzplätze.