Im Rahmen des sogenannten „Diesel-Gipfels“ Anfang August haben Politik und Industrie beraten, wie die deutsche Autoindustrie das Vertrauen in ihre Produkte festigen kann. Die dabei beschlossene Software-Aktualisierung von fünf Millionen Autos empfinden viele als nicht ausreichend. Auch die später von den großen deutschen Autobauern angekündigten Prämien für den Umstieg auf umweltfreundlichere Autos stießen auf Kritik. Der Branchenverband VDA sieht das Diesel-Spitzentreffen dennoch weiter als Erfolg.
„Diejenigen, die nach dem Dieselgipfel versucht haben, dessen Ergebnisse kleinzureden, sollten ihr vorschnelles Urteil überprüfen“, so der Verband. VDA-Präsident Matthias Wissmann geht davon aus, dass die Umweltprämien sich spürbar auf die Pkw-Nachfrage auswirken werden. Neben einem deutlichen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität erwartet Wissmann Aufwind für die Elektromobilität in Deutschland.
„Die Bürger sehen die Maßnahmen der Unternehmen mehrheitlich positiv“, erklärte der VDA unter Berufung auf Umfragen, nach denen jeder zweite Dieselfahrer durch die Umstiegsprämien der Hersteller zum vorzeitigen Neuwagenkauf bewegt werden könnte. Verbraucherorganisationen zweifeln allerdings an der Wirkung der Aktion, da nur der Neuwagenkauf unterstützt wird. „Viele Besitzer älterer Diesel kaufen gerade deshalb ältere Autos, weil sie sich keinen Neuwagen leisten können“, so Gregor Kolbe, verkehrspolitischer Sprecher der Bundesverbraucherzentrale.
Auch der vom VDA ins Spiel gebrachte E-Auto-Boom dürfte aufgrund hoher Preise vorerst weiter ausbleiben. Zwar können beispielsweise beim Kauf eines neuen VW e-Golf im Idealfall fast 12.000 Euro gespart werden. Für einen „Volks“-Stromer sind knapp 24.000 Euro aber immer noch ein stolzer Preis. Hinzu kommt, dass die Elektroauto-Ausführung des Golf mit 300 Kilometern Norm-Reichweite nur im Mittelfeld aktueller Batterie-Autos angesiedelt ist. Ein vergleichbares Angebot zu einem besseren Preis hat derzeit allerdings auch kein anderer deutscher Hersteller lieferbereit.
Anderer Blickwinkel meint
„Der Branchenverband VDA sieht das Diesel-Spitzentreffen dennoch weiter als Erfolg.“
Alles eine Frage des Blickwinkels. Erfolg – Ja: aber für wen?
Erfolg für die Politik? Ja, sie konnte zeigen, dass man versucht das Problem anzugehen.
Erfolg für die Autoindustrie? Ja. Diese erhielt die politische absolution für die Software Updates und spart sich somit teuerere Hardwareumrüstungen.
Umweltprämie ein Erfolg? Für Automobilhersteller, ja. Sie können ältere Wagen aus dem MArkt nehmen, hilft dabei, dass die Gebrauchtwagenpreise nicht ins Bodenlose fallen und können auch noch mehr Neuwagen (vor allem Euro 6) absetzen, da viele Glauben damit etwas gutes getan zu haben und möglichen Fahrverboten zu entgehen.
Gut für die Nutzer? Ja, jeder der sich eh ein Auto kaufen wollte, kann jetzt noch mal dein einen oder anderen riesen sparen.
Gut für die Umwelt? Nein, wahrscheinlich nicht.
Aber hey: 4:1 für die Umweltprämie! ISt es nicht das worauf es in einer Demokratie ankommt?
E-Tom meint
Bei meinem ersten E-Auto gab es noch keine Umweltprämie. Das nächste geplante liegt entweder nach der Förderung oder ich muss eines importieren. Im Ausland reduziert der Händler den Preis allerdings nicht um 2000 € und damit entfällt auch wieder die Prämie.