Anfangs noch belächelt, gilt US-Elektroautobauer Tesla heute als Vorreiter einer kommenden Megabranche. Nach längerem Zögern wollen auch die etablierten Hersteller künftig zahlreiche Stromer mit neuester Technik und langstreckentauglicher Reichweite anbieten. Viele der großen Automobilzulieferer zweifeln jedoch daran, dass Batterie-Autos in absehbarer Zeit den Markt erobern werden.
„Es gibt eine große Aufregung und viele Gespräche darüber, wie die Welt über Nacht auf Elektrofahrzeuge umsteigen wird, und ich bin hier um zu sagen, dass dies nicht von heute auf morgen und nicht für Jahrzehnte eintreten wird“, so der Chef des Autozulieferers American Axle & Manufacturing (AAM) David Dauch kürzlich bei einer Branchenkonferenz in den USA. Er betonte: „Ich glaube fest an den Verbrennungsmotor. Ich denke, es wird ihn noch eine ganze Weile geben.“
Auch der Chef des kanadisch-österreichischen Automobilzulieferers Magna Don Walker zweifelt daran, dass sich Elektro-Pkw schnell durchsetzen werden. „Sie wissen, was passieren wird, aber sie müssen sagen was populär ist, um als fortschrittliches Unternehmen wahrgenommen zu werden“, wird Walker von Bloomberg zitiert. Zahlreiche Autohersteller sehen den Trend zu Elektromobilität demnach kritisch, trauen sich aber nicht dies öffentlich zu äußern.
Der Anteil von Stromern an den Neuwagenzulassungen wird Magna zufolge weltweit im Jahr 2025 höchstens 3 bis 6 Prozent ausmachen. Der Zulieferer Delphi Automotive geht davon aus, dass 2025 noch 95 Prozent aller Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor fahren werden, 30 Prozent davon in Form von Hybriden mit Elektro-Unterstützung.
US-Zulieferer BorgWarner hat kürzlich etwa 1,3 Milliarden Dollar in E-Mobilitäts-Know-how investiert, geht vorerst aber von einem Marktanteil von weniger als 5 Prozent für reine Elektroautos aus. Die ehrgeizigen Ziele von Tesla-Chef Elon Musk teilt Firmenchef James Verrier nicht. „Ich würde das wahrscheinlich auch sagen, wenn ich ein Elektroauto-Unternehmen leiten würde“, so der Manager. BorgWarner erwartet wie Magna, dass es „eine Evolution in Richtung einer Bandbreite von Elektrifizierung“ geben wird.
Dietmar meint
Klar werden noch lange viele Verbrenner fahren, die Lebensdauer von Autos liegt in Deutschland bei um die 20 Jahre. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/316498/umfrage/lebensdauer-von-autos-deutschland/
Wichtig ist aber, was die Kunden kaufen wollen. Ich habe immer gerne deutsche Autos gekauft und gefahren (Golf, BMW, Mercedes). Aber als ich einen Hybrid fahren wollten, musste ich dem VW-Händer Lebewohl sagen und zu Toyota wechseln. Danach dem Toyota Händler Lebewohl, weil er keine E-Autos hat und zu Nissan wechseln. Als nächstes werden ich dann meinem Mercedes-Händler Lebewohl sagen, um zu Tesla zu wechseln. Schade, mit den Händlern war ich immer zufrieden und die Qualität der Autos war auch gut, es liegt nur am fehlenden Angebot. Ich will damit sagen, die Kunden haben Bedürfnisse (z.B. E-Auto) und werden sich ständig auf die Suche nach dem besten Angebot machen. Drauf müssen sich die Hersteller einrichten, ob sie wollen oder nicht, ansonsten verlieren Sie ihre Kunden.
EdgarW meint
Einer der großen Zulieferer scheint die Zeichen der Zeit immerhin erkannt zu haben: https://ecomento.de/2017/08/10/continental-finanzchef-elektromobilitaet-ermoeglicht-schnelleres-wachstum/
Der Rest wird dann halt chinesischer Konkurrenz weichen müssen …
lo meint
Die Leute stehen in den Startlöchern und wollen E-Autos kaufen. Selbst die Gebrauchtpreise der (alten, schlechten) E-Autos sind gigantisch:
Smart EDs von 2013 nicht unter 12.000 (und der Akku muss gemietet werden!)
Nur alte 2011er Drillinge selten mal unter 10.000
alte Zoes (und Fluence!) immer deutlich über 10.000 (plus Akkumiete)
Kein e-golf unter 19.000
Kein e-up unter 13.000
Leafs, Souls: selten und teuer
Berlingos + Kangoos + ENVs: unbezahlbar
Teslas: US-Modelle um 50.000 Rest: sehr sehr teuer
raleG meint
Danke. Interessante Übersicht.