Schon heute gilt Norwegen als das Elektroauto-Mekka in Europa – mehr elektrifizierte Neuwagen werden in keinem anderen europäischen Land verkauft. Die Interessenorganisation Energi Norge ist überzeugt, dass Norwegen bis 2050 „100 Prozent elektrisch“ werden kann.
„Der Klimawandel und Wegfall von Arbeitsplätzen in der Ölindustrie sind derzeit zwei der größten Herausforderungen für Norwegen. Wir glauben, dass Nachhaltigkeit ein enormes Potential hat in beiden Bereichen einen Beitrag zu leisten“, so Energi-Norge-Chef Oluf Ulseth. Das Ziel seiner Organisation sei, Norwegen durch Wasserkraft und eine bessere Zusammenarbeit von Staat und Unternehmen bis 2050 zur „weltweit ersten vollelektrischen Gesellschaft“ zu machen.
Zahlen von Energi Norge zufolge werden heute 96 Prozent von Norwegens Elektrizität durch Wasserkraft erzeugt. Zudem sei die Stromversorgung bereits sehr gut ausgebaut, vor allem im privaten Bereich. „Das gibt uns die Möglichkeit, andere Bereiche auf Elektrizität umzustellen und dadurch Emissionen zu reduzieren“, erklärt Ulseth.
Ulseth räumt ein, dass ein umfassender Umstieg auf „grüne“ Elektrizität und Elektromobilität einen enormen Kraftakt für die Transport-, Öl- und Kohle-Industrie darstellen würde. Um die Emissionen im Verkehrssektor deutlich zu senken, sei der Wandel hin zu Elektrizität und Biokraftstoffen aber unerlässlich.
Im rund 5,25 Millionen Einwohner zählenden Norwegen sind laut TheLocal.no bereits etwa 110.000 Elektrofahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Ab 2025 könnte die Regierung den Verkauf von neuen Pkw mit Verbrennungsmotor komplett verbieten. Bereits heute wird emissionsfreie Mobilität in dem Land umfangreich gefördert. Unter anderem fallen beim Kauf eines Stromers keine Import- oder Mehrwertsteuer an. Auch dürfen Elektroautos in Großstädten kostenlos parken und Busspuren nutzen.
Anonym meint
„Zahlen von Energi Norge zufolge werden heute 96 Prozent von Norwegens Elektrizität durch Wasserkraft erzeugt.“
Hierbei handelt es sich aber nur um eine rechnerische Größe. 97% des Bedarfs werden jedenfalls nicht mit Wasserkraft gedeckt. Geht ja auch kaum, so viel „Energie“ wie die Wasserkraftwerke eigentlich an andere Anbieter in Europa abtreten müssen. Wenn man hier in Deutschland Öko-Strom Vertragspartner ist bezieht man sehr sehr oft Wasserkraft-Strom aus Norwegen! Diesen Anteil müsste man natürlich erstmal wieder abziehen.
Es wird vielleicht genug Strom für Norwegens Verbrauch in den eigenen Wasserkraftwerken hergestellt – allerdings wird davon so viel an andere Länder „verkauft“, dass auch Norwegen noch ein sehr hohen Anteil an Kohlestrom im Mix haben müsste!
So ist sie die moderen Welt. Traurig.
carlo meint
Norwegen hat (abgesehen von einem kleinen Kraftwerk in Spitzbergen) keine Kohlekraftwerke. Die Angabe, dass Norwegen 96% seines Stroms aus Wasserkraft gewinnt ist im Prinzip korrekt, das nicht durch Strom-Exporte verzerrt. Es gibt wohl noch ein Gas-Kraftwerk, das aber nur selten eingesetzt wird, da Wasserkraft in Norwegen günstiger ist (https://en.wikipedia.org/wiki/Electricity_sector_in_Norway).
Allerdings exportiert Norwegen nicht unerhebliche Mengen Öl und Gas. Innerhalb des Landes werden jedoch kaum fossile Ressourcen verwendet.
Cadfael meint
Das ist schon richtig das 96 % des Stromes der erzeugt wird aus Wasserkraft stammt.
Richtig ist auch, das die Energieunternehmen massig Strom nach Europa verkaufen. Wasserkraftstrom. Was bekommen wir dafuer zurueck? Dreckigen Strom aus Kohle und Atomkraft.
Und was gibts noch dazu zu sagen?: die Strompreise steigen und steigen fuer uns hier, weil Liefervertraege mit Europa eingehalten werden muessen. Diese Vertraege sollten wir aufkuendigen!
Daniel meint
Bei dem ganzen Öl, was mit ihrer Hilfe verbrannt wurde, hätten sie wohl rein rechnerisch schon vor Jahren zur „vollelektrische Gesellschaft“ werden müssen um vergleichbar zu sein. ;)
Nja, jetzt ist es zu spät. Also gut dass sie es wenigstens besser hinbekommen als andere.
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
der deutsche Michel wird umdenken wenigstens im Autosektor wenn genug Angebot da ist :) von versch. Anbietern. Dann kann sich die Autoindustrie zwar immernoch wehren aber die Verkaufszahlen werden rückläufig und dann wird Panik ausbrechen oder Verwunderung.
Der Kohleausstieg – Neverendingstory.
Anonym meint
Warum brauch der deutsche Michel dazu ein deutlich breiteres Angebot als die Norweger? Was macht uns so besonders? Bzw. warum können wir es uns erlauben so wählerisch zu sein?
Peter W. meint
Norwegen macht es richtig. Aber sie haben auch keine Autoindustrie, die es zu unterstützen gilt. Wie lange man noch so großzügig bei Steuern und Parkplätzen sein kann bleibt abzuwarten. Um die E-Mobilität anzukurbeln haben die Maßnahmen aber gegriffen, und wenn in ein paar Jahren Verbrenner-Neu-Zulassungen verboten werden haben die Norweger ihr Ziel erreicht.
In Deutschland wird das so nicht funktionieren. Die Autoindustrie wehrt sich mit allen Mitteln, und die Kohleverstromung will man leider auch nicht aufgeben.
Bis der deutsche Michel umdenkt vergehen noch viele Jahre. Leider!
Anonym meint
Ich sehe noch kein generelles Verbrenner oder Neuzulassungsverbot.
Es gibt einfach noch zu viele Wagen für die kein Ersatz (kurzfristig) möglich ist.
Angefangen bei (vor allem in Norwegen wichtigen) (Schnee-)Räumfahrzeugen über Rettungs- und Löschfahrzeugeder Feuerwehr. Da gibt es so gut wie keinen Anbieter mit einschlägiger Erfahrung oder ausreichenden Produktionsmöglichkeiten.
Gleiches gilt für den gesamten Lieferverkehr. Alle Lkws von den Straßen holen? Innerhalb von 10 Jahren? Wie, ohne dass die öffentliche Versorgung zusammenbricht? Gerade wenn man überlegt, dass viele Waren ja eingeführt werden aus den Nachbarländer? Erahlten die eine Sondergenehmigung?
Steff meint
Jedes mal wenn es um „Verbrenner-Verbote“ geht, werden die Sonderanwendungen zitiert. (Ist wie bei 5-jährigen, ich höre erst auf wenn der Andere…) Natürlich wird es auch bei Transport-, Rettungs- und Löschfahrzeugen keine Verbote geben!
Norwegen wird selbst die PKW-Verbrenner nicht verbieten sondern „nur“ so verteuern, dass sie wohl keiner mehr kauft.
„Ausserdem sollen ab 2030 alle neuen Schiffe und Fähren abgasfrei sein, im Flug- und im Schwerlastverkehr soll mehr Biotreibstoff eingesetzt werden.“
Es geht übrigens immer nur um Neuzulassungen.