Wie kann die Luft in unseren Innenstädten wieder sauberer werden – und das schnell und nachhaltig? Sind dafür Fahrverbote für ältere Diesel-Fahrzeuge notwendig? Muss gar über einen kompletten, verbindlichen Ausstieg von der Verbrennertechnologie nachgedacht werden? Und wie lässt sich der Durchbruch der Elektromobilität beschleunigen? Zu all diesen Fragen, welche die Alltagsmobilität vieler deutscher Wähler betreffen, wird die kommende Regierungskoalition nachhaltige Antworten finden müssen. Wie die größten Parteien, denen ein Einzug ins Parlament sicher scheint, zu diesen Punkten stehen, hat der Spiegel in einem aufschlussreichen Artikel zusammengetragen.
Die CDU etwa lehne Fahrverbote für Dieselautos ab. Das machte Kanzlerin Angela Merkel bereits mehrfach deutlich. Merkel glaubt auch daran, dass der Verbrennungsmotor noch „Jahrzehnte“ lang auf unseren Straßen zu finden sein wird. Eine Förderung der Elektromobilität, die über die 2016 eingeführte Kaufpreisprämie hinausgeht, sei ebenso wenig vorgesehen, wie eine verbindliche Elektroauto-Quote. Immerhin will die CDU den Aufbau einer Lade- und Tankinfrastruktur für die Elektro- und Wasserstoffmobilität weiter vorantreiben.
Die CSU bzw. deren Parteichef Horst Seehofer hält Fahrverbote für „blanken Irrsinn“. Lieber will er finanzielle Kaufanreize für neue Diesel-Autos mit moderner Motorentechnik einführen. Hardware-Nachrüstungen für dreckige Diesel-Fahrzeuge will Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) vermeiden. In Sachen Förderung der E-Mobilität ist die CSU mit Unionspartner CDU auf einer Linie.
Auch die SPD will Fahrverbote verhindern: SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz sagte, „sie würden den vorhandenen Imageschaden noch vergrößern“. Einig ist sich die Partei jedoch nicht. Umweltministerin und SPD-Politikerin Barbara Hendricks sagte, das Thema Fahrverbote sei für sie noch nicht erledigt. „Eine Nachrüstung der Hardware, also eine Abgasreinigung“ werde es auf Kosten der Hersteller „geben müssen“, sagte Hendricks, die in dieser Sache Zuspruch von Schulz bekam. Überzeugt sei die SPD laut Wahlprogramm davon, dass „die Zukunft des Automobils elektrisch“ sei. Deshalb sei auch „der Aufbau einer Batteriezellenfertigung in Deutschland von zentraler strategischer Bedeutung“.
Die Grünen fordern die Einführung der blauen Plakette, damit bestimmte Dieselfahrzeuge aus Städten mit hoher Luftverschmutzung ausgesperrt werden können. Hardware-Nachrüstungen seien „ganz oben auf der To-do-Liste“, so Grünen-Chef Cem Özdemir. Der Zuschuss zum Kauf eines Elektroautos soll um die Hälfte auf 6000 Euro erhöht werden. Der Verbrenner-Ausstieg im Jahr 2030 ist fest im Wahlprogramm verankert.
Die FDP hält Fahrverbote laut Parteichef Christian Lindner für eine „Enteignung“. Zudem ist er der Meinung, die Grenzwerte für Luftqualität in deutschen Städten seien nicht „verhältnismäßig“ und müssen „hinterfragt“ werden. Eine weitere Subventionierung von Elektroautos lehne die FDP ab – der Staat dürfe „nicht bestimmen, welchem Antrieb die Zukunft gehört“, zitiert der Spiegel den FDP-Wirtschaftspolitiker Michael Theurer. Er und Lindner seien auch der Meinung, dass „Elektroautos nicht CO2 freundlicher“ seien „als modernste Verbrennungsmotoren“, da der Strom in Deutschland „noch über Jahrzehnte“ aus Kohle- und Gaskraftwerken gewonnen werden müsse.
Die Linke hat eine ambivalente Meinung zu Fahrverboten. Einerseits könnten sie helfen, die Luftverschmutzung in Städten in den Griff zu bekommen. Andererseits müssen Autofahrer ein Problem ausbaden, das die Industrie und Politik verursacht hätten. Die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Sahra Wagenknecht, sprach sich deshalb für Hardware-Nachrüstungen aus. Eine Förderung der privaten E-Mobilität lehnen die Linken wie auch die FDP ab. Stattdessen wolle die Partei Elektromobilität im ÖPNV, bei Taxen, kommunalen und sozialen Diensten sowie bei Gewerbetreibenden fördern. Beim Verbrenner-Verbot sind die Linken auf einer Linie mit den Grünen: Ab 2030 sollen nur noch Autos ohne CO2-Emission zugelassen werden.
Die Alternative für Deutschland (AfD) hält Fahrverbote in Person von Spitzenkandidatin Alice Weidel für eine „Enteignung“. Stickoxid-Grenzwerte zweifle sie wie auch die FDP an. Eine Förderung der E-Mobilität lehnt die AfD ebenso ab wie ein Verbrennerverbot. Stattdessen soll eine „Diesel-Garantie bis zum Jahr 2050“ eingeführt werden.
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
wir scheinen hier Fachleute zu haben, die sich auskennen und ich zähle nicht darunter, aber bin stark interessiert die Fakten zu kennen.
Um hier mal Klarheit zu schaffen bzw. Übersichtlichkeit könnte jemand Bitte einen Vergleich machen:
Klimabilanz Herstellung Dieselauto:
Klimabilanz Herstellung Elektroauto: (Herstellung Batterien mit Solarstrom)
Klimabilanz Herstellung Elektroauto: (Herstellung Batterien mit Mixstrom)
Klimabilanz Dieselauto pro Km (7 Liter/100km):
Klimabilanz Elektroauto pro Km (laden mit Solarstrom):
Klimabilanz Elektroauto pro Km (laden mit Mixstrom):
Anschließend kann sich jeder selbst ein Bild machen. Es unterscheidet sich auch. ob PKW, LKW, Transporter und Bus. Da die Mehrheit PKWs sind sollte ein Mittelklassewagen bzw. ein Durchschnittsauto herangezogen werden damit man überhaupt mal mitreden kann.
Danke im Voraus.
JoSa meint
Hier sind ja heute Spassvögel unterwegs :))
Wenn unsere jetzige Regierung nicht mit allen Mitteln versuchen würde
PV- und Windenergie abzuwürgen, hätten sie keine Argumente mehr gegen Elektroautos.
Und das darf einfach nicht sein…
150kW meint
Ich werde wohl schwarz wählen – nur die geben ein klares Bekenntnis zum Dieselmotor ab, den wir für die Erfüllung der Klimaziele 2020 unbedingt brauchen.
Martin Leitner meint
Gute Satire! Gratulation!
Tesla-Fan meint
Nicht dass 2020 noch zu wenig CO2 ausgestoßen würde…
Unglaublich!
Thomas R. meint
Was meinst du mit Bekenntnis? Fahrverbote? Umrüstung? Besteuerung?
150kW meint
Weiter wie bisher. Automobilindustrie als Schlüssel-Industrie schützen.
Thomas R. meint
Meinst du das macht die Politik? Gerade du solltest doch wissen, dass die Musik vom Export gespielt wird. Die größten Märkte wandeln sich gerade mit bekannten Bekenntnisses zur Zukunft. Wie willst du mit Protektionismus das aufhalten? Die Welt hat sich mit dem Pariser abkommen auf gewisse Dinge geeinigt was das Klima angeht. Sogar die USA machen jetzt mit weil es wirtschaftlich fatal wäre anders zu handeln. Die Technologien sind in einem Wandel. Die Chinesen, der mit Abstand wichtigste Export Markt, haben sich längst für die Technologie der Elektro Autos entschieden. Es wäre fatal zu glauben, dass wenn wir in Deutschland einfach weiter machen mit diesel und benziner, dass das schon irgendwie geht. Das wird es nicht! Leider. Der Export bestimmt unseren Wohlstand; nicht der Binnenmarkt.
Verantwortungsvoll handeln meint
Und was ist mit unserer Gesundheit? Warum kann man die Automobilindustrie nicht dazu zwingen, sie zu achten? Es werden doch nur diese Dreckschleudern verkauft, weil das für die Hersteller billiger ist, weil es weniger Arbeit bedeutet. Die Freiheitsrechte des Einen hören aber dort auf, wo die Freiheitsrechte des anderen gefährdet werden.
McGybrush meint
Heute kann man selber entscheiden wo die Verluste sein werden. Später nicht mehr. Eine Zukunft ohne Verluste sehe ich leider nicht mehr. Man kann sich nur noch für das Geringere Übel entscheiden. Man musst also nicht mehr vorne dabei sein sondern nur besser als die schlechtesten. Und wenn man das schafft glaube ich können diese Autobauer auch wieder nach der Führung streben. Denn egal wer den Verbrenner schön redet. Der Kunde kauft das billigste und geilste Auto in einem Paket. Das ist heute in der Tat noch der Verbrenner. Aber ich glaube wenn man 100 von 100 Leuten Fragt ob sie ein eAuto mit Echten 600km Reichweite wollen oder ein Verbrenner mit 600km Reichweite wollen und müssen im Autohaus die Identische Summe zahlen. Dann würden sich heute schon 50% der Leute für das eAuto entscheiden. Von den anderen würden sich 40% nach nur einem Jahr über Ihre Entscheidung ärgern und maximal 10% haben keine Wahl weil hier und da ein Verbrenner noch Sachen abdeckt der für diese Leute unverzichtbar ist. Die gleiche Entscheidung würde ich 2020 mit 90% zu 10% vermuten.
Jetzt ist nur die Frage. Wann ist ein 600km eAuto genau billig wie ein Verbrenner. Oder andersrum. Wann ist ein Verbrenner genau so teuer wie ein 600km eAuto. Beide werden sich irgendwann treffen. Die Kurve sehe ich bei 2020. Also wo alleine der Kaufpreis billiger ist.
Ernesto meint
Wenn man global denkt und eine End-2-End Betrachtung des Lebenszyklus eines Elektroautos macht, ist der Elektroauto Hype nicht zu verstehen.
Die Herstellung der Batterien für ein Elektroauto erzeugt mehr CO2 (Umwelt Schadstoff Nr. 1) als ein Diesel oder Benziner in 80.000 Km produzieren.
– Ob die Batterien 80.000 Km halten (5-8 Jahre) ist zumindest fragwürdig.
– Die Entsorgung der gebrauchten Batterien ist nicht Bestandteil der Strategie (kann man ja wie beim Atommüll vernachlässigen).
– Unsere Infrastruktur ist gar nicht dazu ausgelegt und wird es noch lange nicht sein. Netze drohen zusammenzubrechen.
Warum man stattdessen nicht auf die „Power to Liquid“ Lösung setzt, die das KIT Karlsruhe mit einer Uni in Finnland entwickelt hat, ist mir ein Rätsel.
Hintergrund:
„Power-to-Liquid“ ist eine Lösung die mit Wind-/Sonnenenergie, Wasser und CO2 – dass der Luft entnommen wird – Benzin, Diesel und Kerosin erzeugt. Somit ist dies ein Kreislauf wie wir ihn sonst nur von der Natur kennen.
– Die Verbrennung in den Fahrzeugen erzeugt kein zusätzliches CO2, da dieses vorher der Luft entnommen wurde.
– Die ganze Infrastruktur kann weltweit weiter genutzt werden. Auch für Schiffe, Züge und Flugzeuge! Oder kann sich jemand vorstellen in Namibia oder Argentinien mit einem Elektroauto unterwegs zu sein, dass nach 250 Km zur Zapfsäule muss?
– Öko-Energie wird speicherbar und transportierbar!
Link: https://www.kit.edu/kit/pi_2017_103_power-to-liquid-200-liter-sprit-aus-solarstrom-und-dem-kohlenstoffdioxid-der-umgebungsluft.php
McGybrush meint
Wenn ich nach 20 Jahren ein Akku vom eAuto weg schmeisse dann liegen 200L Schrott rum.
In 20 Jahren hab ich 1000mal einen 60L Müllbeutel runter gebracht ( 60.000L) und ca. 20.000L Krafstoff auf 300.000km verbrannt.
Also selbst wenn man den Akku nich Recycelt habe ich hier nur 200L Rohstoffe netto weggeschmissen. Im Vergleich zu anderen Rohstoffen im gleichen Zeitraum ist das lächerlich wenig. Man kann mit 80% Recycling aus den 200L sogar nur läppische 40L machen. Nach 20Jahren!
Wie Lange so ein Akku hält kannst ja mal Prius, Ampera, i3, Tesla fahrer fragen. Frag aber auch wie lange ein klassischer Motor mit allem dazu so hählt.
Also was die Rohstoffe angeht ist ein eAuto zig mal besser als ein Auto was auch nur irgendwas verbrennt. Dieser Sythetische kram setzt sich bei PV besitzer eh nicht durch. Strom kann man selbst erzeugen. Liqidlobbyflüssigkeit nicht!
Das der Strom für ein eAuto und dessen Herstellung nicht immer Grün ist ist nicht problem des Autos sondern des Stroms. Und Grüner Strom ist sogar billiger (bevor der Staat zugreift). Wird sich auch zunehmend ändern und somit die Bilanz immer mehr verbessern.
Aber über CO2 rede ich ich nicht da ich Auto fahre. Von daher bin ich immer ein Umweltsünder. Seit meiner Geburt.
Martin Leitner meint
„Die Herstellung der Batterien für ein Elektroauto erzeugt mehr CO2 (Umwelt Schadstoff Nr. 1) als ein Diesel oder Benziner in 80.000 Km produzieren.“
Da sind schon mal mehrere Fehler drin. Größter Fehler: es fehlt das CO2, das bei der Herstellung dieses Diesels bzw. Benzins für die 80.000 km freigesetzt wurde. Rechnet man das mit ein, ist das E-Auto schon nach rund der Hälfte – also 40.000 km im Vorteil.
Zweiter Fehler: Dass die Akkuherstellung viel CO2 freisetzt, muss nicht sein. Bei Tesla geht das größtenteils mit Solarstrom.
Außerdem würde ich CO2 nicht als Umweltschadstoff Nr 1 bezeichnen. Es ist zwar ein großer Faktor beim Klimawandel – und sollte reduziert werden – aber beim Verbrennungsmotor kommen andere Sauereien hinten raus (z.B: Dioxine beim „Regenerieren“ des Partikelfilters) und NOX, die für sich genommen wohl schlimmer sind, da sie direkt auf unsere Gesundheit einwirken. Das ist übrigens auch der Grund, warum Power-to-liquid nur auf dem Papier eine gute Idee ist: Der Verbrennungsmotor wird dadurch nicht zum Saubermann.
McGybrush meint
Grade im Bericht gesehen. Ein eAuto hat 2.5t mehr CO2 in der Herstellung. Also 2500kg. Das soll erst in 80.000km abgearbeitet sein?
Wenn ich bedenke das ich mit 2500kg (ca. 3300 Liter Benzin / 3000 Liter Diesel) gerade mal ca. 50.000km weit komme dann stimmt die Rechnung ja auch schon mal nicht. Und ich unterstelle dem Elektroauto Hersteller erst mal das er sein Auto wo es nur geht immer mit Grünen Strom herstellt und das der Tesla der heute noch Kohle Strom verballert in 10 Jahren als Gebrauchtwagen und einem neuen Besitzer nur noch grünen Strom tankt. Also ein eAuto was heute noch dreckig ist kann sogar sauberer werden. Das geht bei keinem Verbrenner ohne Bauliche Veränderung (die eh niemand für Geld machen würde selbst wenn es geht). Software… es geht bis zu einem Gewissen teil… mit allen Nachteilen die dem Kunden sehr viel Kosten verursachen wird.
Marco meint
2,5t CO2 werden durch knapp 1000l Diesel produziert. 1l Diesel verbrennt zu etwa 2,64kg CO2. Du darfst nicht einfach die Masse an CO2 in die Masse Diesel umrechnen. Der Kohlenstoff im Diesel bindet doch noch 2O aus der Luft!
Mit knapp 1000l kommt ein Diesel-PKW vielleicht grob nur 20.000km weit. Ist halt jetzt die Frage, ob die 2,5t so stimmen.
Tesla hat übrigens die Solarzellen, die sie auf die Gigafactory packen wollten anscheinend noch nicht auf dem Dach…
Is nu so ~ meint
da kann man schon zu einer ambivalenten Meinung kommen
– einerseits* das Verursacher Prinzip nicht aus dem Auge zu verlieren,
– andererseits* Radikale Problem-Lösungen konkret in Aussicht stellen,
und außerdem die Menschen* und Industriestandorte* immer mit im Blick behalten…
Wie werden dann bei den realen MachtVerhältnissen die Kompromisse und Ergebnisse zur Umwelt-Verbesserung aussehen ?
Fest steht nach AuseinanderSetzungen auch, – es kann einiges verbessert werden…