SPD-Ratsfraktionschef Georg Fortmeier will den Verkehr in der Bielefelder Innenstadt umweltfreundlicher gestalten – mit einer radikalen Idee: Der 62-Jährige erklärte nach seiner Wiederwahl, dass im Stadtinneren seiner Meinung nach langfristig nur noch Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor fahren sollten.
In einem ersten Schritt könnte Bielefeld die Anlieferung in der City ab 2025 nur noch per Elektroantrieb erlauben. „Wir stehen an einem Wendepunkt und müssen uns stärker Gedanken machen, wie wir den Verkehr dann organisieren“, sagte Fortmeier der Neuen Westfälischen zufolge. Der SPD-Politiker hoffe „auf pfiffige Unternehmer“, die die Logistik neu organisieren – bspw. mit Hilfe eines seit Jahren brachliegenden Containerbahnhofs als Umschlagplatz.
Neben dem Abschied vom Verbrenner-Antrieb und einem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sieht Fortmeiers Vision für Bielefeld langfristig die komplette Abkehr vom eigenen Auto vor. Den Individualverkehr könnten demnach in Zukunft fahrerlose Kabinen übernehmen, die per App nach Hause bestellt werden.
Jensen meint
Prinzipiell: Hut ab, sehr gut Herr Fortmeier !
Was sich für den Normalbürger als „radikal“ liest, ist aber wenig visionär oder gar radikal, denn er verschiebt seinen Vorschlag auf ein unbestimmtes Datum mit „ab 2025“.
Radikal wäre es zu sagen, das gilt ab 1.1.2022 ! Peng, abgesegnet von allen politischen Organen, Stellen, Verwaltungen und Ministerien – und mit den üblichen Verzögerungen und wird es dann ohnehin min. 2025 ! Das wäre zumindest ein wenig radikal ! An den aktuellen Gerichtsverfahren zur Luftreinhaltung in deutschen Städten (mit dem Hintergedanken, dass die EU schon seit ca. 8 (!) Jahren juristisch gegen Deutschland vorgeht) kann man sehr gut erkennen, wie lange Dinge professionell (vielleicht sogar kriminell) verschleppt und verzögert werden, weil es eben die Politik und Wirtschaft so will ! Das wird sich auch nicht ändern, sollte es bald zu Fahrverboten in bestimmten Städten kommen. Die Nichtmachbarkeitsargumente der Politik und Verwaltung sind ja schon länger bekannt: Blaue Plakette nicht umsetzbar, Einfahrbeschränkungen nicht kontrollierbar, Beschilderungen würden Jahre dauern (so ein Mitarbeiter aus der Verwaltung der Stadt München in einem Zeitungsinterview) etc.etc.
Genau so wie die Umsetzungen der Investitionen in die öffentliche Infrastruktur mindestens 1 Jahrzehnt hinterher sind, wird auch bei ganz vielen anderen Themen schlicht und ergreifend aktiv verzögert. Das ist unterm Strich nicht nur sehr schädlich für die Allgemeinheit, sondern eben auch nicht gerade ein Zeichen dafür, dass dieses Land ansatzweise auf der Höhe der Zeit ist, wirtschaftlicher Erfolg hin oder her …
Peter W meint
Langfristig, wie Herr Fortmeyer sagt, wird das ohnehin so sein. Da braucht man keine Visionen.
Kurzfristig müsste man allerdings schon ein wenig tun, um das zu beschleunigen.
Viel Glück dabei, das wird nicht einfach.
JoSa meint
Ich verstehen seit kurzem der Fahrerlosen Verkehr nicht mehr. Ich schätze mal, er produziert mindestens 1/3 mehr Verkehr, durch die leeren Kisten, die durch die Gegend fahren.
Und im Kopfkino tauchen ständig Szenen aus dem Film WALL·E auf :))
Utx meint
Unwhrscheinlich. Derzeit wird ca. 1/3 des innerstädtischen Verkehrs durch Parkplatzsuche verursacht. Mit Fahrer. Autonom fahren diese Autos halt ohne Insassen.
JoSa meint
Hmmm
Fahren diese leeren Fahrzeuge umher um keinen Parkplatz suchen zu müssen ?
:))
Sagen wir mal so, wenn ich in die Innenstadt muss, wo davon auszugehen ist, das es dort wenig oder keine kostenlosen Parkplätze gibt, nutze ich öffentliche Verkehrsmittel. Und wenn die Luft nicht allzusehr von Abgasen verpestet ist, das Fahrrad.
Letzteres ist natürlich auch vom Wetter abhängig.
Und wenn ich Zeit hab, nutze ich auch meine Füße.
Ich Brauche also keinen Parkplatz, 10m von meinem Lieblingsshop entfernt.
Es gibt eben zuviel Gesunde (im Kopf) Gehbehinderte.
NurMalSo meint
Der mögliche Vorteil von selbstfahrenden Autos ist der Umbruch im Denken der Menschen, dass diese kein eingenes Auto mehr brauchen.
Wenn ich mir zu jeder Tages und Nacht Zeit ein „Auto2Go“ bestellen kann (das aber deutlich günstiger als ein Taxi ist, da sowohl der Wagen weniger Anfällig für verschleiß als auch keine Personalkosten für den Fahrer anfallen) – wozu dann noch ein Auto, dass mich mit hohen Anschaffungskosten, Wertverlust, Zeitaufwand für Pflege, Inspektion und Reperaturen belastet, vorhalten?
Es gibt Berechnungen, dass das gesamte Fahraufkommen (nach km in Deutschland) von weniger als 10% der aktuell zugelassenen Pkw gestemmt werden könnte. Ein Auto steht ja auch den großteil des Tages rum. Wenn also diese „Steh“zeuge der privatpersonen durch „Auto2Go“- Nutzung hinfällig werden, würden auch mindestens 2/3 des Autoabsatzes einbrechen.
Auch bräuchten diese autonomen Autos kaum parkplätze weil sie, wenn sie mich am Ziel abgeladen haben, direkt zum nächsten Kunden aufbrechen. Also werden weniger Autos und auch weniger Parkplätze (weil weniger Standzeiten) gebraucht.
M3 meint
Innovative Ideen von einem 62-jährigen. Toll! Respekt für solche Visionen. Wir brauchen mehr solcher Leute.
Leider wird er aber sicher ab jetzt wie die Sau durchs Dorf getrieben und mundtot gemacht, statt sich gemeinsam zu überlegen, wie man es sinnvoll angehen könnte.