Der französische PSA-Konzern soll nur wenige Monate nach der Übernahme des deutschen Autobauers Opel die Hälfte des Kaufpreises vom früheren Besitzer General Motors zurückfordern. PSA fühlt sich Medienberichten zufolge hinsichtlich der Abgasstrategie von Opel getäuscht – diese sei deutlich kostspieliger, als in Aussicht gestellt.
Um die weltweit immer strenger werdenden Umweltgesetze erfüllen zu können, setzen viele Hersteller verstärkt auf Elektromobilität – auch Opel. Der Plan zur Einhaltung kommender Abgasvorschriften der Rüsselsheimer soll in großem Maße von hohen Absatzzahlen des Kompakt-Elektroautos Ampera-e abhängen – das Problem: Das auf Technik von General Motors basierende Modell führt offenbar zu Verlusten von fast 10.000 Euro pro verkauftem Fahrzeug.
“Ihre technische Lösung war unrentabel und hätte zu enormen Verlusten geführt”, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Stoppe man die Produktion des Stromers, würden die Abgaswerte der Flotte jedoch „explodieren“. PSA werfe General Motors daher nun vor, bei den Vertragsverhandlungen Opels CO2-Probleme heruntergespielt zu haben.
PSA-Chef Carlos Tavares und Opel-Geschäftsführer Michael Lohscheller haben im September einen Zukunftsplan für die deutsche Traditionsmarke vorgestellt, im Fokus der Strategie steht eine „Führungsrolle bei CO2-Werten“. Tavares will zukünftig bei allen Konzernmarken auf eigene Elektro-Technik setzen, der erst kürzlich gestartete Ampera-e steht daher wohl auf dem Abstellgleis. Doch selbst mit zahlreichen lokal emissionsfreien Stromer-Verkäufen könnten auf PSA durch den Opel-Kauf empfindliche Strafzahlungen wegen zu hohen CO2-Werten zukommen.
Die Neuwagenflotte eines Herstellers darf in Europa ab 2021 durchschnittlich nur noch maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Bis 2030 soll die Grenze noch einmal verschärft werden – Herstellern, die die Vorgaben verfehlen, drohen Hunderte Millionen Strafzahlungen. Opel könnte die CO2-Ziele laut Reuters um mehr als zehn Gramm verfehlen – weit mehr, als die “leichte Überschreitung”, von der in den Verkaufsverhandlungen die Rede gewesen sei.
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Wie so oft ist das, was in den Medien berichtet wird, wohl nicht vollständig bzw. möglicherweise auch nur die halbe Wahrheit. Dies kann natürlich auch darin begründet sein, dass (von einem Konzern) aus strategischen Gründen auch nur Halbwahrheiten herausgegeben wurden.
Wer die Automobilkonzerne kennt, weiß nur allzu gut, dass sie Weltmeister in Sachen Einkauf und insbesondere in der Kostenkalkulation sind. Wenn sich in der Produktion nur ein Schräubchen mit ein paar Cent einsparen lässt, mit welchem in Serie hunderttausende Euros gespart werden können, wird dies umgesetzt.
Jetzt soll mir niemand weismachen, dass die Übernahme von OPEL durch die PSA-Gruppe nicht unzählige Male rauf und runter gerechnet, geprüft und abermal kontrolliert wurde. Einschließlich der Produktionskosten aller Modelle, Margen und Einsparungspotenziale durch die Zusammenlegung beider Marken.
Jetzt im Nachhinein nachtarocken zu wollen, ist nicht nur stümperhaft, sondern obendrein auch noch blamabel – und wird zudem ohnehin zu nichts führen! Oder soll ganz einfach von anderem ablenken.
Wie dem auch sei: Bei 250.000 Verkäufen allein in Deutschland würde eine Überschreitung von 10 g CO² im Flottenverbrauch zu einer Strafzahlung von knapp 180 Millionen € führen. Da könnten anstelle dessen 18.000 OPEL Ampera-e mit einem „Zuschuss“ von 10.000 € verkauft werden. Das würde einem Anteil von 7,2% der OPEL-Zulassungen entsprechen.
Vorteile:
• Das Markenimage von OPEL würde enorm steigen.
• Man könnte endlich Neukunden für die Marke gewinnen,
die sich sonst womöglich nie einen OPEL kaufen würden.
• Kunden, die mangels Nicht-Lieferbarkeit des Ampera-e abwandern würden,
könnten bei der Marke gehalten werden und später neue Produkte
(Eigenentwicklungen) des PSA/OPEL – Konzerns kaufen.
• Strafzahlungen werden so erspart, was sich Image-schädigend auswirken
und sicher noch weitere Fahrzeugverkäufe der Marke OPEL kosten und somit zu
weiteren Verlusten führen würde.
• Die Verluste wirken sich steuermindernd aus und können in den Folgejahren
mit Steuerzahlungen verrechnet werden.
Eine win/win-Situation für OPEL und Kunden!
lo meint
Kurzfristige Lösung: Alle Baureihen jetzt mit dicken Akkus und E-Motoren ausrüsten.
Ich rede von einer Umrüstung a´ la E-Golf oder E-Focus oder B-Klasse ED.
Solange es billiger ist als die Strafzahlungen sollte das machbar sein.
H2O3 meint
Häh? Wie soll das denn gehen? Bei der Einkaufsmacht von GM zahlen die mit den üblichen Savings niemals mehr als 150€ pro KWh für die Batterie.
Wo bitte verbrennen die die restlichen 30TEUR?
Mit dem Blech sicherlich nicht!
Wahrscheinlich werden die gesamten Entwicklungskosten auf 10.000 Autos umgelegt :)
Oder es ist wiedermal das bekannte Getöse und die Lügengeschichten weil man die (selbstverschuldeten) CO2-Grenzwerte anders nicht einhalten kann.
Fritz! meint
Naja, die gesamte Elektronik inkl. Akku, Wechselrichter, Motor, Infotaunment, … wird von LG gebaut und an GM verklauft. Wenn die da (weil schon ein wenig her) schlechte Bedingungen ausgehandelt haben, ist das möglich. GM/Opel hat ja nichts von der Elektronik selbst entwickelt.
Da konnten die Koreaner wohl ziemlich gut verhandeln… :-)
GhostRiderLion meint
Und genau darum haben auch die „deutschen“ Hersteller den Einstieg zur Elektromobilität „verpennt“ (auch wenn es keiner zugeben will) ;-) !
Die Herren und Ihre Konstrukte lassen nur Produkte zu die einen (meist horenden) Gewinn erwirtschaften!
Die Grundsätze, dass neue Technologien und Fortschritte leider erst einmal Geld kosten kennt wohl keiner mehr der Herren!
Außerdem läßt sich mit fast jedem Produkt Gewinn erziehlen, es liegt immer nur am „break-even-point“ hierfür die nötige Stückzahl zu übetreffen und das benötigt eben einen gewissen Vorlauf!
Hätte z.B. Elon auch so gedacht hätte es nie den Tesla Roadster gegeben, danke Elon!!!
Dieselfahrer meint
Sorry, aber das ist ja kompletter Blödsinn: Es lässt sich nicht mit jedem Produkt Geld verdienen, weil viele gar keinen Break Even Point erreichen.
Und Elon Musk hat ein anderes Geschäftsmodell: Seinen eigentlichen Kunden sind die Geldgeber, denen er Visionen verkauft – damit kann man auch den Cash Flow sichern, ohne je Geld zu verdienen. Leider können die rechtschaffenden deutschen Ingenieure und Ingenieurinnen das nicht so gut und müssen halt mit dem Autobau Geld verdienen.
Ach und übrigens: Man muss ja nicht ganz vorne mitsegeln, wenn die Technik noch zu teuer ist, sondern die kollektive Lernkurve der Industrie von anderen Playern mitbezahlen lassen.
Duesendaniel meint
Warum muss man das nur immer und immer wieder erklären?
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/tesla-ist-mehr-wert-als-ford-und-zwar-zu-recht-a-1141753-2.html
Tesla macht mit dem Model S mehr Gewinn als Porsche mit jedem einzelnen seiner Modelle, einschließlich dem 911er.
Duesendaniel meint
…und noch ein paar konkrete Zahlen:
https://derletztefuehrerscheinneuling.com/2017/06/09/warum-ist-tesla-so-viel-wert-blase-oder-echte-werte/
frax meint
Ja, aber das ist doch schon länger bekannt, dass GM und damit auch OPEL den Bolt nicht gewinnbringend produzieren können – das war vor der Übernahme bekannt, es hieß allerdings 7500 $ pro Bolt Verlust…
kritGeist meint
Ja, aber oben sind 10.000 € genannt, bei aktuellen Kurs: ca. 12.000 $ pro Fahrzeug. Das wäre heftig, wenn noch die Strafen dazu kommen, die sicherlich nicht miteingerechnet sind, noch mehr. Dann versteht man noch mehr, wieso PSA sich von GM komplett lösen will & notfalls Opel mit eigenen Teilen ausstatten will. Dann könnte man den berechneten Verlust deutlich senken. Auch natürlich in Hinsicht auf die Strafen, da PSA da weiter ist. Es zeigt was die vielen J. intern abgelaufen ist & dafür ist GM hauptverantwortlich, genauso wie für die Zerstörung des EV1. Ich drücke PSA & Opel alle Daumen, dass sie es trotzdem hinkriegen.