Die EU-Kommission hat ihren Vorschlag für schärfere CO2-Grenzwerte für Autos beschlossen. Bis 2025 sollen Neuwagen EU-weit im Durchschnitt zunächst 15 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen, bis 2030 dann 30 Prozent weniger. Ausgangspunkt ist der Ausstoß von 95 Gramm CO2 pro Kilometer bei Pkw und 147 Gramm bei leichten Nutzfahrzeugen. Eine verbindliche Quote für Elektroautos soll es auch in Zukunft nicht geben.
Autobauern, die die neuen Grenzwerte nicht einhalten, drohen hohe Geldstrafen. Die EU sieht pro Auto 95 Euro für jedes zu viel emittierte Gramm CO2 vor. Klimakommissar Miguel Arias Cañete erklärte, dass die Neuregelung nicht nur die Luft in Europas Städten verbessern und den Klimawandel bekämpfen, sondern den Verbrauchern auch Hunderte von Euro an Einsparungen an der Zapfsäule bringen werde. Cañete kündigte an, dass die Einhaltung der Vorgaben streng kontrolliert werde. Noch unklar ist, welches Testverfahren dabei gelten wird: der bisherige, umstrittene NEFZ-Zyklus oder die neue WLTP-Norm.
Um die Verbreitung von Elektroautos zu fördern, will die EU-Kommission 800 Millionen Euro in den Ausbau der europäischen Ladeinfrastruktur investieren. Für das angestrebte Ziel von „möglichst 30 Prozent“ Neuwagen mit Elektro- oder anderen alternativen Antrieben auf der Straße sieht die Behörde zudem ein Anreizsystem vor: Hersteller, die ihren Anteil an Modellen mit wenig oder gar keinen lokalen Emissionen zügig erhöhen, sollen beim Erreichen der CO2-Ziele Bonuspunkte erhalten.
Grüne nennen EU-Pläne „Mogelpackung“
Die Grünen kritisierten die Verkehrspolitik der EU: „Der Vorschlag der EU-Kommission ist eine Mogelpackung. Ganz offensichtlich haben die Lobbyverbände der Automobilwirtschaft bei der Kommission mal wieder ganze Arbeit geleistet“, sagte ihr Fraktionsvize im Bundestag, Oliver Krischer. Er forderte, dass die Bundesregierung zu schwache Vorgaben aus Brüssel auf nationaler Ebene verschärfe.
Der CSU gehen die Pläne der EU dagegen zu weit. Strengere Grenzwerte in Kombination mit strengeren Messmethoden seien „nicht akzeptabel“. Die Limits müssten machbar bleiben, so die Europabgeordnete Angelika Niebler.
Cañete verteidigte das Paket im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Die Minderungsziele, die wir vorschlagen, lassen sich kosteneffizient erreichen“, sagte der Kommissar. Er betonte, „nicht unter Druck gesetzt worden“ zu sein. „Aber ich habe der Industrie zugehört, ich habe auf ihre Argumente gehört.“
Dr. M. meint
Die Süddeutsche Zeitung hat da schon die richtige Überschrift zu einem Kommentar gefunden:
„Ein Sieg, der ihnen noch leid tun wird.
Die Branche hat keinen Grund, sich über die neuen, laxen Abgasregeln der EU-Kommission zu freuen. Sie führen nur dazu, dass sie den Anschluss an die Konkurrenz aus China und den Vereinigten Staaten verlieren werden.“
Genau so sehe ich das auch. Die chinesischen Hersteller werden in der Regel gar nicht wirklich wahrgenommen vor lauter Konzentration auf die angekündigten Tesla-Fighter, aber wenn dieser wichtige Exportmarkt China wegbricht, dann wird es ziemlich problematisch. Denn wo bitte hat die deutsche Autoindustrie in den vergangenen Jahren denn die exorbitanten Gewinne erzielt? Sicher nicht in Europa.
Und in Europa wird es wohl alleine am Verbraucher hängenbleiben, mit seiner Kaufentscheidung pro Elektroauto das Blatt zu wenden. Das Angebot wird jeden Tag besser und ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen: Elektroautos sind alltagstauglich, zuverlässig und machen jeden Tag einfach Spaß.
150kW meint
„…wenn dieser wichtige Exportmarkt China wegbricht, dann wird es ziemlich problematisch“
Dann kann man immer noch das chinesische Modell übernehmen. Also inländische (E-)Autos fördern und ausländische (E-)Autos bestrafen. Hat sich bei den Chinesen bestens bewährt ;)
Sepp meint
Das Inland wird dem Exportweltmeister aber nicht reichen!
Fritz! meint
Sie sollten die Zahlen betrachten. Oder ist für Sie ein Markt mit 80 Millionen Einwohnern identisch mit einem mit 1,1 Milliarden Einwohnern? Also ich finde da einen ziemlich relavanten Unterschied in der Größe, oder was sagen Sie?
150kW meint
Wenn China keine ausländischen E-Fahrzeuge will, ist der Markt nun mal weg. Oder wie will man China zwingen den Markt zu öffnen?
Des weiteren habe ich nicht Deutschland gemeint, sondern Europa.
Dieselfahrer meint
Ein Beschluss zu einem Grenzwert ist komplett inhaltsfrei, solange dass Messverfahren nicht festgelegt wurde.
Teilweise entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Peter W meint
Leider wird es auch weiterhin so sein, dass auch lasche Vorschriften nicht eingehalten werden. 30% weniger in 12 Jahren ist keine Herausforderung und mit einem schön gerechneten Hybridantrieb locker zu erreichen.
Marcel meint
ich seh schon wie dann in zukunft suvs als leichte nutzfahrzeuge gezählt werden…
Starkstrompilot meint
Die Wende auf nachhaltige umweltfreundliche Antriebe wird somit offensichtlich nicht in Europa stattfinden. Tja, Pech gehabt. Machen es halt Andere.
Die europäischen Hersteller werden nicht zu nötigen Verbesserungen und Veränderungen angehalten und früher oder später abgewickelt.
Sterben halt weiterhin Zehntausende an Umweltverschmutzung jedes Jahr.
Beeindruckend wie alles seinen Gang geht. Offensichtlich unaufhaltsam.
Priusfahrer meint
Der Umweltminister der EU hat verlauten lassen, daß ab 2030 die Abgaswerte
im Vergleich zu 2017 um bis zu 70 % ! besser sein müssten, laut
Klimaabkommen. Aber durch die aufgeweichten Klimaziele der Franzosen und Deutschlands, ist das wohl nicht mehr zu schaffen und ein endliches Klimaziel
nicht mehr absehbar.
EVrules meint
Liebes ecomento.de-Team,
was sich mir noch nicht ganz erschließt ist, ob die Werte von 15% in 2025, bis zu 30% ab 2030, relativ zu den Vorgaben von 95gr CO2/km (4,1l/100km Benzin) ab 2021 sind oder ob die 30% ab den 81gr CO2/km ab 2025 bezogen sind?
Rechnerisch wären wir beim Bezug von 2021 bei 67gr (2,9l/100km Benzin) im Jahr 2030 oder im Bezug auf das Ziel 2025 sogar bei 57gr CO2 (2,4l/100km Benzin). Welcher Verbrenner kann das denn noch schaffen?
ecomento.de meint
Wir warten noch auf die offiziellen Ausführungen der EU-Kommission. Möglicherweise wird hier noch über die genauen Definitionen und zugrundeliegenden Normen nachverhandelt.
VG
TL | ecomento.de
Dirk meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Sepp meint
Entfernt – kann da auch nicht sachlich bleiben – Selbstzensur
Priusfahrer meint
Die Berichte über „schärfere CO² – Quoten“ und „800 Mio. € für Ladenetz“, hören
sich so an, als ob Brüssel über die Köpfe der Deutschen Regierung hinweg,
alternative Beschlüsse gefasst hätte. Wäre kein schlechter Weg. Leider hat
Frau Merkel schon wieder die Interessen Seehofer´s und der dt. Autoindustrie
auf die Waagschale gelegt, und anscheinend Gehör gefunden.
ulli0501 meint
Hallo Team Ecomento,
aus dem Artikel erschließt sich mir noch nicht, ob damit die Grenzwerte auf dem Prüfstand gemeint sind oder die realitätsnahen Verbrauchswerte aus dem Echtzeitbetrieb.
Zum Beispiel verbrauchen SUV laut Hersteller 4,7 l Diesel, aber im Echtbetrieb über 7. Daher wäre das realitätsnahe Prüfverfahren was ab 2018 sowieso kommt besser.
ecomento.de meint
Das ist unseres Wissens nach noch nicht final geklärt.
VG
TL | ecomento.de
Ernesto 2 meint
ich gehe davon aus dass die ein oder andere „Millionenspende“ an die CDU-CSU und FDP das schon richten werden. Hier gilt wie immer wer gut schmiert der gut fährt. Es kommt sicher eine möglichst irreale Norm wie NEFZ zum Einsatz. Realität?Nicht erwünscht.
Fritz! meint
Ja, aber der EU spielt gerade das Koalitions-Verhandlungs-Problem in Deutschland in die Karten. Die Hendricks ist dafür, der Gabriel hat schon dagegen gewettert, hat aber zu diesem Thema garnichts mehr zu melden. Könnte also tatsächlich durchgehen…