Große Autohersteller sind bei ihren Elektroauto-Offensiven auf Rohstofflieferanten angewiesen, die sich nicht von der Automobilindustrie unter Druck setzen lassen: Die Nachfrage nach Metallen wie Kobalt – eine der wichtigsten Komponenten von E-Auto-Batterien – übersteigt das Angebot. Für Unternehmen wie BMW, Daimler, VW & Co führt das zu bisher ungewohnten Abhängigkeiten.
„Im vergangenen Jahr ist es deutlich hektischer geworden“, sagte BMW-Einkaufsvorstand Markus Duesmann im Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. „Wir müssen das genau im Auge behalten, speziell Lithium und Kobalt, da die Gefahr einer Angebotsknappheit besteht.“ Wie seine Kollegen bei anderen Autobauern bildet sich Duesmann derzeit zum Rohstoffexperten weiter und macht sich mit den Gepflogenheiten der Branche vertraut.
„Sie sind viel größer – aber die Realität ist, dass Leute wie wir die Karten in der Hand haben“, so der Chef des US-amerikanischen Kobalt-Förderers First Cobalt Corp., Trent Mell. Die sich verändernden Machtverhältnisse bei der Umstellung auf Elektroautos bekam kürzlich der Volkswagen-Konzern zu spüren: Dem Autogiganten gelang es trotz mehrfacher Treffen nicht, sich langfristige Kobalt-Lieferungen zu sichern.
Neben selbstbewussten Lieferanten, steigenden Preisen und drohenden Engpässen erschweren politische und gesellschaftliche Probleme die Rohstoffbeschaffung. So befinden sich mehr als die Hälfte der weltweiten Kobaltvorkommen in der Demokratischen Republik Kongo – einem Land in Zentralafrika, in dem Korruption, Kinderarbeit und die Verletzung von Menschenrechten weit verbreitet sind.
Autohersteller als Minenbetreiber?
Zusätzlich oder anstatt Zugeständnissen bei den Lieferbedingungen für Rohstoffe könnten große Autokonzerne Teilhaber oder Betreiber von Minen werden. Eine weitere Option sind Verträge mit mehreren Kleinbergbau-Unternehmen. Zunächst wollen Hersteller wie BMW oder Volkswagen jedoch weiter versuchen, mit etablierten Großlieferanten langfristige Geschäftsbeziehungen einzugehen – falls nötig, durch Vorauszahlung für mehrere Jahre.
Bei der langfristigen Sicherung von Rohstoffen zu stabilen Preisen schauen deutsche Autohersteller zunehmend auch nach China: 2016 waren sieben der zehn größten Kobalt-Minen des Kongo im Besitz von aus der Volksrepublik stammenden Unternehmen, berichtet Bloomberg. Die chinesische Regierung hat zudem damit begonnen, den wertvollen Rohstoff zu bevorraten.
Von einer ähnlich dominierenden Position wie bei den Verhandlungen mit traditionellen Zulieferern ihrer Branche werden Autokonzerne bei Elektroautos bis auf weiteres nicht profitieren können – dessen ist sich auch BMW bewusst: „Es wird Lieferengpässe geben, im Moment haben daher die Lieferanten die Oberhand“, räumte Beschaffungsvorstand Duesmann ein.
Albert Mayer meint
„2016 war noch Diesel die Zukunftstechnologie!“
Aber nicht für z.B. Tesla, Sono Motors, StreetScooter, eGo (nur noch eingeschränkt nach den letzten Veröffentlichungen dieses Professors). Und auch weniger für Nissan, Renault und Mitsubishi.
Aber ich weiss, Du meintest es ironisch.
Redlin, Stefan meint
Autobauer als Minenbetreiber, ist wie Metzger der Haare schneidet.
Ralf meint
Haben nicht auch Automobilkonzerne in der Vergangenheit Farmen in Südamerika gekauft zu Diktaturzeiten? Das war doch sicher nicht Kerngeschäft – oder wurde das Rindsleder für die Autositze benötigt?
Der Optimist meint
„2016 waren sieben der zehn größten Kobalt-Minen des Kongo im Besitz von aus der Volksrepublik stammenden Unternehmen,“
Das nenne ich mal vorausschauend! Aber wer konnte das schon ahnen? 2016 war noch Diesel die Zukunftstechnologie!