Tesla hat seine Geschäftszahlen für das vierte Quartal 2017 und den aktuellen Stand der Produktion seines neuen Mittelklasse-Stromers Model 3 bekanntgegeben. Der Umsatz stieg zwar um 44 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar, mit 771 Millionen Dollar wies der US-Elektroautobauer aber auch seinen bisher höchsten Quartalsverlust aus. Gleichzeitig konnte das Unternehmen den Umsatz im vergangenen Jahr auf 12 Milliarden Dollar steigern – ein Wachstum von 55 Prozent. Für 2018 erwarten Analysten einen Sprung auf bis zu 20 Milliarden Dollar.
Für den Großteil der Tesla-Verkäufe waren im letzten Quartal weiter die Limousine Model S und das SUV Model X verantwortlich. Die Produktion des dritten Großserien-Tesla Model 3 hat weiter mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. „Wir waren noch tiefer in der Hölle, als wir es erwartet hatten, und wir befinden uns immer noch etwas tiefer, als es uns lieb ist“, räumte Firmenchef Elon Musk im Gespräch mit Analysten ein.
Musk kündigte an, dass im März eine neue automatisierte Fertigungslinie im Tesla-Werk im kalifornischen Fremont in Betrieb gehen wird. Mit Hilfe der zusätzlichen Produktionskapazität will er im nächsten Monat erstmals 2500 Model 3 pro Woche bauen. Ende Juni sollen dann wöchentlich 5000 Einheiten des Volumen-Stromers vom Band rollen. An seinem Ziel, möglichst bald 500.000 Model 3 pro Jahr zu fertigen, hält Musk weiter fest.
Tesla-Chef will bald Gewinne ausweisen
Tesla hat in acht der letzten neun Quartale Verluste ausgewiesen. Für dieses Jahr sei Musk „verhalten optimistisch“, dank der steigenden Model-3-Fertigung Betriebsgewinne realisieren zu können. „Wenn wir einen Roadster in Richtung Asteroidengürtel schicken können, dann bekommen wir auch die Model-3-Produktion in den Griff“, betonte Musk. Sein Raumfahrtunternehmen SpaceX hat diese Woche bei einem vielbeachteten Testflug einer neuen Rakete einen Tesla Roadster ins All geschickt – das erste Elektroauto des Herstellers.
Mit dem Model 3 will Tesla in den Massenmarkt vorstoßen und sein langfristiges Überleben sichern. In die Baureihe fließen derzeit mehr als 50 Prozent der Unternehmensausgaben. Die weltweite Expansion sowie die Entwicklung neuer Modelle wie dem SUV-Crossover Model Y und dem ersten Tesla-Truck erfordern ebenfalls viel Geld.
Auf dem Weg zum etablierten Automobilkonzern muss Tesla künftig ohne seinen Vertriebs- und Service-Chef Jon McNeill auskommen. Musk gab bekannt, dass die langjährige Führungskraft zum Uber-Konkurrenten Lyft wechselt. Die Aktionäre stören die Schwierigkeiten bei Tesla weiter kaum: Der Aktienkurs notierte am Mittwoch nachbörslich zunächst leicht im Minus, drehte dann aber ins Plus. Tesla wird derzeit an der Börse mit rund 58 Milliarden Dollar bewertet und lässt damit etablierte Autohersteller wie Ford hinter sich.
Bernd Taler meint
Zu „An seinem Ziel, möglichst bald 500.000 Model 3 pro Jahr zu fertigen, hält Musk weiter fest“ . Hat er nicht noch vor einem Jahr behauptet er wolle 2017 100.000 bis 200.000 M3 fertigen die 2018 auf 500.000 steigern und 2019 1 Mio. erreichen ?
Simon Maier meint
Der Rekordverlust kommt jedenfalls nicht davon, dass keine Aufträge da wären. Ich denke mit den momentan ausgelieferten Model 3 wird man bei Tesla wohl eher drauflegen, da diese nur in kleinen Stückzahlen und noch nicht mit der automatisierten Linie gebaut werden können, und die Handarbeit im Volumenmarkt nicht kostendeckend ist. Zusätzlich fallen die Kosten für den Aufbau der automatisierten Fertigungsstraße an.
Wenn die automatisierte Produktion dann hoffentlich bald läuft, wird die Produktion billiger und der Umsatz steigt durch die zusätzlichen Auslieferungen.
Wenn die Lage hoffnungslos wäre und die Insolvenz unvermeidbar, würden die Reaktionen von Aktionären und Geldgebern denke ich anders ausfallen als jetzt.
Priusgahrer meint
Das Interessante daran ist, daß die Börsianer die Tesla Aktie um 6,4 % aufgewertet haben obwohl der Quartalsverlust zunahm. Sie trauen dem Management wohl mehr zu als man glaubt.
Bernd Taler meint
Nur einen Tag später sah das schon ganz anders aus als im Nachbörslichen Handel mit geringem Handelsvolumen und die Aktie ist massiv eingebrochen
Thomas Wagner meint
Wenn ich sehe, wie begeistert Deutsche Youtuber,
aus den USA über das Model 3 berichten,
dann ist es mir bang um Tesla.
Da müssen sich deren Mitbewerber von den Verbrenner-Freunden
jedoch warm anziehen :-)
Sukram meint
Knapp daneben…
>„Wenn wir einen Roadster in Richtung Asteroidengürtel schicken können, dann bekommen wir auch die Model-3-Produktion in den Griff“,
ist auch vorbei ;-)
>Innerhalb von sechs Monaten sollte der Tesla in die Nähe des Mars gelangen. Daraus wird aber nichts. Am Mittwoch wurde bekannt, dass der Tesla die vorgesehene Umlaufbahn nicht erreichen wird. Grund dafür ist offenbar die Zündung der Falcon-Heavy-Raketen. Sie hatte der Rakete zu viel Schubkraft gegeben…
Derweil dürfen hierzuland‘ die frühen Reservierer eines Model 3 mit „early 2019“ rechnen.
Elon-Musk-Time, versteht sich.
Swissli meint
Die Elon-Musk-Time ist allemal besser als die ewigen Ankündigungen von VW&Co.
Renault, Nissan, Hyundai/Kia verkaufen alltagstaugliche E-Autos ohne ewige Ankündigungen.
Swissli meint
Das interessanteste Produkt bei Tesla ist eigentlich der Truck.
Mit dem Truck können Transportunternehmen 20% Kosten sparen, was in dieser Branche extrem viel ist. Nach 2 Jahren sollen die Mehrkosten der Anschaffung bereits wieder drin sein. Truck ist also wirtschaftlich für Kunden, ganz ohne Staatssubventionen. Transportunternehmen können mit dem Truck ökonomischer und ökologischer fahren.
Der Bau des Trucks ist wohl weniger anspruchsvoll als die E-Autos. Zuerst muss aber das Model 3 anlaufen und Gewinn abwerfen.
ulli0501 meint
Hallo Swissli,
ob der Bau weniger Anspruchsvoll ist kann ich nicht beurteilen. Die Frage, die sich bei dem Truck stellt sind zum einen, ob es eine automatisierte Fertigungslinie gibt und man entsprechende Stückzahlen liefern kann.
Zum anderen und das sehe ich als größere Herausforderung es Megacharger oder ähnliches für diese Kunden gibt um die Trucks zügig zu laden. Damit meine ich nicht nur Megacharger an Autobahnen und unterwegs, sondern auch auf dem Betriebshof.
Das das Produkt in der Transportbranche gut ankommen wird selbst wenn es noch Kinderkrankheiten hat steht außer Frage.
McGybrush meint
Ich glaube das 90% insbesondere die ersten Megacharger nur an den Verladestellen stehen werden. Bzw da wo be und entladen wird. An Autobahnen wäre zunächst verschenkte Investition da man nicht weiss ob da überhaupt ein Truck lang fahren wird. Das wird erst später kommen entlang eine Ost-West Route.
Swissli meint
Stell ich mir insbesondere in Europa auch so vor.
Bei einem Grossverteiler (Aldi, Lidl) könnte ich mir punktuell Filialen mit einem „Mini“ Megacharger vorstellen (mit ca. 300 kw), wo beim Beladen/Entladen der Fracht (20-30 min) einige km Nachgeladen wird, sofern eine Tour etwas länger ist. Bei solchen Kunden mit Filialnetz ist aber wohl meistens kein Nachladen auf der Tour nötig (zuwenig gefahrene km, fixe Touren mit fixen km).
Megacharger an Autobahnen ist eher für Langstrecke. In den grossflächigen USA sicher ein Thema, in Europa weniger.
Swissli meint
Weniger anspruchsvoll: Spaltmasse sollten bei LKW nicht im Vordergrund stehen. Kompakte Bauweise ist auch nicht nötig. Allgemein sind die Bauteile „gröber“ und erlauben höhere Toleranzen. Zudem ist ein LKW kein Luxusfahrzeug sondern muss zweckmässig sein.
Automatisierte Fertigungslinien: kenn mich zuwenig aus. Aber ich vermute, das haben heute nicht mal die grossen etablierten LKW Hersteller, weil das heavy Industrie ist. Das ist heute viel manpower. Die Stückzahlen sind wohl auch klar unter E-Autos.
Mit den Megachargern will Tesla Geld verdienen. Man wird sicher auch Lösungen für Grosskunden anbieten, also auch auf Betriebshöfen. Wenn die Trucks über Nacht geladen werden, werden dann auch kleinere Ladeleistungen benötigt. Kann mir aber auch dezentrale kleine Lader vorstellen, welche z.B. punktuell bei einem Filialnetz des Kunden installiert werden. Beim Abladen der Fracht wird dann etwas nachgeladen (ohne mega power). In der kleinräumigen und regional organisierten Schweiz (man denke z.B. an die beiden Grossverteiler Migros und Coop) wird das Nachladen aber eher die Ausnahme sein. Gegoogelt über Aldi Nord: „Die durchschnittliche Entfernung zwischen Logistikzentrum und Filiale beträgt in Deutschland nur rund 40 km. 90% werden mit eigener Flotte beliefert.“
All diese Detailhändler Grossketten sind ideale Kunden für Tesla Truck welche enorm Kosten einsparen können.
Wenn Tesla die bisher kommunizierten Angaben einigermassen einhält (Leistung, Preis), wird der Semi Truck ein Verkaufsrenner und könnte eine echte cashcow werden. Bleibt zu hoffen, die Investoren sehen das auch so.
Jürgen Baumann meint
Eletrofahrzeuge zu bauen, ist alleine aus Gründen der nötigen Logistik und der nötigen Arbeitsschritte einfacher. Ein Auto mit Verbrennungsmotor hat 90 mal mehr bewegliche Teile als ein Elektroauto. Ein Verbrennungsantrieb besteht aus 1400 Teilen, ein Elektroantrieb nur aus 210.
Auch bei den nötigen Löchern und Befestigungen wird es einfacher. Heutige Motorentechnik benötigt, so über den großen Daumen, etwa 1 500 Befestigungselemente, das Getriebe noch einmal circa 1 000 Befestigungselemente dazu. Mit Blick in Richtung E-Auto-Technik und die Elektromobilität insgesamt sowie der damit einher eingehenden Veränderung bei den Antriebstechniken wird in diesem Bereich die Nachfrage nach Löchern und Befestigungen in den kommenden Jahren rückläufig sein. Machen wir uns nichts vor: Salopp gesagt, etwa 1/3 der ,Löcher’ am heutigen Auto sind nun einmal bei einem E-Auto nicht mehr da.
Viele Komponenten aus Verbrenner Fahrzeugen sind nicht mehr nötig (Motor mit x-Zylindern, Vergaser bzw. Einspritzung, Treibstoffpumpen, Anlasser, Getriebe mit Schaltung und Kupplung, Tank, Auspuffanlage, Ölwanne mit Schmierung, Katalysator, Keilriemen, Zündkerzen, Lichtmaschine, Kühler, Lärm- und Hitzeschutz, …)
Beim Service entstehen 80% aller Kosten durch das, was zwischen Tankdeckel und Auspuff eingebaut ist.
Das wird die gesamte Autobranche inklusive der Zulieferer gehörig durch einander wirbeln
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
ich denke der positive Trend was den Umsatz betrifft bzw. die wenn auch nur langsam steigenden Auslieferungszahlen des Modell 3 setzen sich fort.
Gut finde ich auch das die Euphorie bei Musk etwas zurückgegangen ist und er nachwievor Schwierigkeiten in der Produktion einräumt.
Beunruhigend bei diesem Artikel ist für mich alleine, dass Jon McNeill das Unternehmen verlässt. Vertriebschef ist ja eine der wichtigeren Schlüsselfiguren …
Pamela meint
Zumindest bei einer der Aufgaben kann der neue Vertriebschef relativ entspannt ran gehen.
Es bedarf keiner Klimmzüge, um eine steigende Nachfrage zu generieren. ;-)
Swissli meint
Zumindest beim Model 3 noch nicht. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Mit dem I-Pace bringt Jaguar einen echten Konkurrenten für Model S und X.
Der Hyundai Ioniq mit dem neuen Akku ist ein heisser Konkurrent zum Model 3 (Ausführung mit dem kleinen Akku). Und auch der Hyundai Kona (bzw. Kia Niro) ab Mitte 2018 wird ein Konkurrent zum künftigen Model Y (Plattform Model 3? Y wohl etwas grösser als Kona und mit 4×4?). Starttermin für Model Y steht noch in den Sternen…. schätze bestenfalls anfangs 2020. Bis dahin gibts dann wohl auch einen Hyundai Tucson als E Modell und ziemlich sicher das Byton SUV (spielt klar in Model Y Liga).
So langsam wirds ein Rennen gegen die Zeit. Der Twchno!ogievorsprung Teslas wird immer unbedeutender.
Pamela meint
Das ist ja auch richtig, dass die anderen langsam kommen.
Die Welt braucht BEV’s.
Lass das Model 3 erst mal nach Europa kommen, und lass mal die Lieferzeiten normal werden. Tesla ist nicht nur ein Auto, da sind Emotionen hinter, bei vielen blanke Ablehnung, bei vielen absolute Begeisterung – und das gerade bei denen, die jetzt schon einen fahren wollten und den Führerschein noch gar nicht machen dürfen. Die derzeitige Nachfrage ist mit dem iPhone zu vergleichen. Für den globalen Zukunftsmarkt stellt sich nur die Frage: normal groß oder überdimensional.
Die Läger für Model S und X sind jetzt leer.
Dass Deutsche ein deutsche Auto kaufen werden, um Arbeitsplätze zu sichern, da ist nichts gegen zu sagen, aber das fällt nicht erheblich ins Gewicht. Asiatische Marken fährt man, wenn sie deutlich billiger sind.
Tesla aber bleibt Tesla – das haben sie sich verdient.
Und Technologievorsprung beurteilen kann man nur, wenn man alle Vergleichsdaten hat, die lassen aber in Masse noch auf sich warten.