BP geht in seiner jährlich veröffentlichten Branchenprognose davon aus, dass die weltweite Öl-Nachfrage aufgrund von Elektroautos und neuen Mobilitätsdiensten zwischen 2030 und 2040 ihren Höchststand erreichen wird. Die Zahl an Elektrofahrzeugen wird dem Mineralölkonzern zufolge bis 2040 um das 100-fache steigen. Im vergangenen Jahr hatte BP 100 Millionen Elektroautos bis 2035 vorausgesagt, korrigierte seine Kalkulation nun aber wegen der steigenden Popularität von Hybridautos und Batterie-Pkw.
BP erwartet auf Basis aktueller Gesetzgebungen und technologischer Entwicklungen, dass um die 30 Prozent der weltweit in Pkw zurückgelegten Kilometer im Jahr 2040 mit Elektrizität gefahren werden – 2016 waren es noch nahezu Null. Die Zahl der Elektroautos wird sich den Berechnungen von BP nach bis 2040 auf über 320 Millionen erhöhen, was einem Anteil von knapp 15 Prozent am Autobestand entsprechen würde. Neben E-Mobilität werden laut BP Autonomes Fahren und „Shared Mobility“ immer wichtiger.
„Wir gehen für die 2030-er Jahren von einem enormen Wachstum bei der geteilten Nutzung von selbstfahrenden Autos aus“, teilte der britische Ölmulti mit. Wegen der niedrigeren Betriebskosten dürfte der Großteil der dabei eingesetzten Fahrzeuge mit Strom fahren. Die BP-Analysten haben berechnet: „Sobald man nicht mehr für einen Fahrer bezahlen muss, werden die Fahrtkosten von geteilten Mobilitätsdiensten um 40 bis 50 Prozent sinken.“
BP rechnet trotz der zunehmenden Bedeutung von Elektromobilität weiter mit hohen Umsätzen durch fossile Kraftstoffe. „Vorhersagen, dass eine schnelle Verbreitung von Elektroautos die Nachfrage nach Öl einbrechen lässt, werden schlicht nicht von den wesentlichen Zahlen unterstützt – nicht einmal im Falle eines wirklich schnellen Wachstums“, betonte BP-Ökonom Spencer Dale. „Selbst im Falle von Verbrenner-Verboten und strengen gesetzlichen Vorgaben wird die Öl-Nachfrage im Jahr 2040 höher als heute sein.“
Lewellyn meint
Was sollen sie auch schreiben? „In 20 Jahren sind wir ohne Geschäftsgrundlage.“?
Nicht gut für den Aktienkurs. Öl werden wir immer brauchen, nur das Verbrennen für die Mobilität wird nach 2025 rapide abnehmen. Ob und wieviel BP die Welt nach 2030 noch braucht, werden wir sehen.
Simon Maier meint
Ich glaube, BP täte sich was gutes, wenn sie demnächst Ladesäulen aufstellen würden, denn diese Prognosen sind schon sehr, sehr konservativ. Sicher wird man eine Umstellung auf elektr. Antriebe nicht in 5 Jahren machen können, aber bis 2040 sind es noch 22 Jahre, das sind fast 2 mal die Lebensdauer von PKW. Batterien werden besser, leichter und billiger über die Jahre, ganz zu schweigen von derzeitigen und zukünftigen (10 – 15 Jahre) Entwicklungen wie Festkörperbatterien oder Lithium-Luft-Akkus, die wesentlich bessere Leistungsgewichte als heutige Akkus haben werden.
Zusammen mit immer billiger werdenden PV-Anlagen und immer höherem Aufwand, Verbrennerfahrzeuge sauberer und sparsamer zu machen arbeitet die Zeit auf jeden Fall für Elektrofahrzeuge.
Ich persönlich (bisher noch Verbrenner-Fahrer) glaube nicht, dass in 10 – 15 Jahren Verbrennerfahrzeuge noch eine große Rolle spielen werden, evtl. geht es auch noch schneller. Mit schwindenden Stückzahlen werden diese teurer werden, was sie dann weiter unattraktiv macht, zudem haben diese eine andere Karosseriebauweise und können nicht so ganz einfach mit E-Autokarosserien gebaut werden (die Mercedes A-Klasse Generation 1+2 war ein solches zum Verbrenner umgebautes E-Auto)
McGybrush meint
Glaube ab 2025 gibt es nur nochb10% neu zugelassener Verbrenner.
In Norwegen sieht man ja was bei gleichen Preisen Elektroautos schon jetzt 20% neuzulassung erreichen. Und das sind noch teilweise Autos mit wenig Reichweite. Die guten (Reichweitenstark) für jederman kommen ja erst noch.
henry86 meint
Mich würde echt mal interessieren, auf welcher Basis die das „berechnen“.
Ich frag mich immer – wenn man nur mal unterstellt, dass es _keine_ bahnbrechende neue Technologie in der Elektromobilität gibt (und ausschließen kann man das eigentlich nicht) und die Entwicklung nur so weitergeht wie bisher, und es wie angekündigt ab 2019 350 kW Schnellladestationen (wieder komplett aufladen in 15 min) gibt, ab 2020 ein Elektrofahrzeug bereits genauso teuer wie ein vergleichbarer Verbrenner ist und diese Fahrzeuge in der Regel eine reale Reichweite von 500 km haben – warum sollte angesichts der deutlich günstigeren laufenden Kosten ab dem Jahr 2020 (nicht 2040) noch jemand einen Verbrenner kaufen wollen?
Klar, es wird noch nicht jeder begriffen haben, was die Vorteile des E Fahrzeuges sind. Aber das wird sich in den Jahren danach schnell rumsprechen.
Das einzige, was die E fahrzeuge jedoch derzeit am durchbruch hindert, ist ja nicht die mangelnde Nachfrage, sondern die niedrigen Produktionszahlen.
Thomas R. meint
Die Basis ist wohl mehr hoffen als glauben. Wir werden es sehen.
Zumindest ist allen Beteiligten klar, dass es um wann und nicht ob geht…
Fritz! meint
Selbst im Falle von Verbrenner-Verboten und strengen gesetzlichen Vorgaben wird die Öl-Nachfrage im Jahr 2040 höher als heute sein.“
Halte ich für eine gewagte These, wissen werden wir es aber tatsächlich erst im Jahre 2040. Ich denke die Spitze der Öl/Benzin/Diesel-Nachfrage wird in 5 bis 10 Jahren sein (was der Aussage oben nicht zwingend widerspricht).
Michael L. meint
Hmm, bedenke das nicht nur Fahrzeuge öl benötigen…
Heizungen, Flugzeuge, Baumaschinen, Produktionsanlagen, Chemische Industrie, etc.
Auf den Verkehrssektor entfallen gerade mal 50%, soweit mir bekannt.
Swissli meint
Heizungen: Wärmepumpen
Flugzeuge: die ersten Kleinflugzeuge fliegen schon, Grossflugzeuge Hybrid in Planung
Baumaschinen: Kipplaster fahren schon elektrisch, Landwirtschaft erste E-Traktoren
Produktionsanlagen: mit Öl betrieben? Z.B.?
Chemsche Industrie: wird nicht auf Öl verzichten können (Kunststoffe). Alternative Materialien sind aber im Kommen (Plastiktüte usw.)
Öl wird wichtig bleiben, aber verliert an Bedeutung.
Swissli meint
Soviel ich mich erinnere, ist der Ölverbrauch in den westlichen Industrieländern schon seit vielen Jahren rückläufig.
Der grosse Ölhunger kam in den letzten Jahren aus Asien, namentlich China.
Die Ölproduzenten profitieren noch von Bevölkerungswachstum und Aufstieg von ärmeren Schichten.
Für mich ist der Peak für die Nachfrage aber schon, oder bald, erreicht. So wie das die westlichen Industrieländer schon länger anzeigen.