Car2Go, die Carsharing-Tochter der Daimler AG, ist überzeugt, dass die Kurzzeitmiete von Stromern die Verbreitung der Elektromobilität entscheidend vorantreiben kann. Warum dies so ist, legte Car2Go-Chef Olivier Reppert in einem Gastkommentar für Energate dar. Elektrisches Carsharing bezeichnete er dabei als einen „maßgeblichen Impulsgeber und Technologietreiber“ für die E-Mobilität.
„Die Zukunft des Carsharing ist elektrisch und andersherum wird Carsharing eine entscheidende Rolle beim Durchbruch der Elektromobilität zukommen“, so Reppert. „Rein elektrische Carsharing-Flotten leisten fünf ganz konkrete Beiträge für das Gesamtsystem der Elektromobilität.“
Carsharing löse „das Henne-Ei-Problem beim Aufbau der Ladeinfrastruktur“, sagte Reppert. Der zeitgleiche Aufbau von Ladeinfrastruktur und elektrischen Carsharing-Flotten würde sicherstellen, dass das Ladenetz von Beginn an ausgelastet sei. Carsharing baue zudem „Berührungsängste“ mit Elektromobilität ab, indem ein einfacherer Zugang zu Elektroautos ermöglicht werde. Darüber hinaus verbessere Carsharing die Luft in den Städten und diene als „Hochleistungs-Praxistest“ und „perfektes Experimentierfeld für das gesamte System“ Elektromobilität.
Car2Go setzt in Stuttgart, Amsterdam und Madrid auf vollelektrische Flotten, zum Einsatz kommt dabei neben Mercedes B-Klassen vorrangig die Batterie-Ausführung des Stadtflitzers Smart ForTwo. Mit dem für 2020 angekündigten Wandel von Smart zum reinen Elektroautobauer dürfte die Zahl der Stromer weiter steigen.
Aktuell fahren laut Ruppert 1400 Elektroautos für Car2Go, die „bis zu fünfzehnmal am Tag“ von den Kunden des Carsharing-Anbieters bewegt werden. Er unterstrich: „Nirgendwo werden Batterien, Antriebstechnologie und Fahrzeuge so intensiv beansprucht.“
Redlin, Stefan meint
Ich finde Car-Sharing nicht schlecht, aber es gehört andersrum.
Alle fahren vernünftiger Weise endlich elektrisch, und Mietautos für günstig gibts für die Fahrt in den Urlaub, also für Fahrten die elektrisch problematisch würden.
henry86 meint
Warum soll man in den Urlaub nicht elektrisch fahren? Bei mir ist es eher so – die Alltagsfahrten erledige ich mit dem Roller, und nur lange Strecken werden mit dem Auto zurückgelegt – und zwar mit dem Elektroauto, insofern nicht gerade alle elektroautos vermietet sind.
Tanja meint
Carsharing – der feuchte Traum der Automobilindustrie; der Alptraum des freien Bürgers.
100% Abhängigkeit von Anbieter – baut man einen Unfall zu viel, oder glaubt der Algorithmus dass man falsch fährt, wird das Konto gesperrt und man sitzt vollkommen verloren da.
Nein danke. Ich erarbeite und kaufe mein eigenes Auto, das auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Carsharing ist als Ergänzung ganz nett, aber ich hoffe es nie erleben zu müssen, dass ich auf die Gunst eines Anbieters angewiesen bin.
Übrigens das gleiche Problem haben wir bereits bei Google, Netflix, Amazon und co. Diese Konzerne arbeiten darauf hin, jegliche Konkurrenz zu zerstören, um die absolute Macht über die Nutzer zu erlangen. Warum wegen hier die Menschen langsam auf und wehren sich, aber beim Auto wird das selbe herbeigejubelt?!
henry86 meint
Es steht Ihnen natürlich frei, sich ein eigenes Auto zu kaufen. Aber das ist kein Grund, das Carsharing zu verteufeln oder gar Bürger, die Carsharing nutzen, als „unfrei“ zu deklarieren.
Ich nutze seit Jahren carsharing und sehe darin nur Vorteile. Anders als sie bin ich nicht auf ein Fahrzeug und ein Hersteller angewiesen – gefällt mir ein Auto nicht, nehme ich einfach ein anderes.
Zitat: „Carsharing ist als Ergänzung ganz nett, aber ich hoffe es nie erleben zu müssen, dass ich auf die Gunst eines Anbieters angewiesen bin.“
Wenn sie sich ein eigenes Auto kaufen, sind sie ja genau das – auf die Gunst des Anbieters angewiesen. Das Auto einfach tauschen geht nicht. Ebenso müssen Sie dafür Sorge tragen, ein Stellplatz für das Auto zu finden, sie müssen es regelmäßig zum TÜV bringen und hat der Hersteller geschlampt, müssen sie es schlimmstenfalls sogar stilllegen oder mindestens umbauen lassen.
Alles Dinge, über die ich mir als Carsharingnutzer nicht die geringsten Sorgen machen muss.
Zitat: „Übrigens das gleiche Problem haben wir bereits bei Google, Netflix, Amazon und co. Diese Konzerne arbeiten darauf hin, jegliche Konkurrenz zu zerstören, um die absolute Macht über die Nutzer zu erlangen.“
Sehe da überhaupt keinen Zusammenhang, aber – welcher Konzern arbeitet nicht darauf hin? Jeder Konzern arbeitet an der Gewinnmaximierung (und das geht i.d.R. zur Lasten der Konkurrenz).
Michael S. meint
Tanja, wie das klingt, haben Sie noch nie Carsharing genutzt und erlauben sich dennoch ein Urteil darüber zu bilden? Ist schon ein wenig scheinheilig…
Ich sehe auch wie der Vorredner die Vorteile. Außerdem sind die Unternehmen meistens recht kulant, weil sie nicht mit irgendwelchen Kleinigkeiten die Kunden verprellen wollen. Selbiges gilt auch für Autovermietungen.
Und weil Sie so schön von der Abhängigkeit reden: Wo kommen denn die teuren Ersatzteile her für Ihr eigenes Auto? Was kosten denn Inspektion und Reparatur in der Vertragswerkstatt (die Sie sicherlich nutzen, weil Sie ja den Wiederverkaufswert erhalten wollen).
Insofern, ich bin gern bereit, weniger Geld für Mobilität als Sie auszugeben und damit in eine angebliche Abhängigkeit zu kommen…
Bus meint
Carsharing ist meiner Ansicht nach keine alleinige Alternative zum privaten PKW. Carsharing funktioniert nur gemeinsam mit einem guten Öffentlichen Verkehr.
Ich selbst wohne seit einiger Zeit in einer deutschen Großstadt. Hier kann ich fast alle Wege mit dem Öffentlichen Verkehr zurücklegen. Daher brauche ich hier auch kein Auto und besitze dementsprechend auch keines. Es stellt sich aber dann natürlich die Frage, was man tun soll wenn der ÖV einmal doch keine Möglichkeit bietet. Also beispielsweise bei Fahrten außerhalb der Betriebszeit (wobei zugegeben der Nachtverkehr des ÖVs hier immer besser wird), bei Fahrten in den ländlichen Raum oder wenn man einmal größere Sachen transportieren möchte. Dafür ist Carsharing eine ideale Lösung. 300 m entfernt von mir (also 4 Minuten zu Fuß) kann ich mir ein Auto mitnehmen, dass dann auch noch zu meinen Anforderungen passt (es gibt dort Kleinwagen, Mittelklasse und Transporter).
Verkehr ist nun einmal nie eine Sache die man in 100 % der Fälle gleich erledigen kann. Für mich bietet der ÖV in gut 95 % der Fälle ein gutes Angebot. Aber was ist mit den restlichen 5 %? Dafür ist dann das Carsharing als Lückenfüller da.
Carsharing ist also vor allem der Weg sich vom Auto zu trennen und mehr auf ÖV zu setzen. Wenn man sich ansieht wie unsere Städte im Verkehr ersticken (nicht nur was Umweltbelange angeht sondern auch bei Lärm, Fläche, Unfällen,… wo uns auch elektrische Autos nichts bringen), dann ist das eine sehr positive Entwicklung. Es ist nur allgemein zu hoffen, dass möglichst viele Leute das Angebot nutzen.
Jörg meint
Da scheint die Daimler-Tochter doch wohl nicht zu hoffen, dass sich der CarSharing-Kunde dann irgendwann mal auf die alte „richtige“ Autonutzung zurückbesinnt und bei Daimler im Verkaufsraum steht?
Und, bauen die dann eigentlich ihr eigenes Netz oder nutzen die dann auch weiterhin (blockierend) die Ladepunkte in der Stadt als Nachtparkplätze?
Peter W meint
Ich hoffe, dass ich noch nicht zu alt bin, um den elektrischen Car-Sharing Boom mitzuerleben. Wir könnten extrem viel Resourcen sparen, wenn das Auto nicht mehr als Statussymbol gesehen wird, das man selbst besitzen muss. Mal mit der Straßenbahn, ein ander mal mit dem Kleinwagen, und zum Baumarkt oder Möbelhaus mit dem Kastenwagen, so wie es gerade passt. Und am Wochenende kann man sich auch nen Sportwagen nehmen und ein bischen Spaß haben. Wenn man das so hinbekommt, dass sich das eigene Auto nicht mehr rechnet, gewinnen alle, sogar die Umwelt.
Michael S. meint
Ganz genau so ist es doch! Vernünftiger Konsum und Reduzierung des Eigenverbrauchs sollten das Ziel sein!
BR meint
Daß E-Car-Sharing die Zukunft ist hat sich bisher noch nicht so richtig rumgesprochen.
Bei uns gibt es zwar Car-Sharing, aber es gibt nur ein einziges E-Auto im Pool von ca. 50 Autos und auf Nachfrage warum das so wenig ist wurde mir mitgeteilt, daß es keinen Sinn macht, auf E-Autos umzustellen da das so kompliziert und von den Kunden auch nicht gewünscht sei.
Als ich daraufhin mitteilte daß ich kein Car-Sharing-Kunde würde solange es keine E-Autos gibt habe ich keine Antwort mehr erhalten.
So ein Thema voranzubringen wenn das Management sich sträubt ist enorm schwierig. Hoffentlich expanidert Car2Go auch in unsere Gegend, denn Konkurrenz belebt hoffentlich auch hier das Geschäft.
Michael S. meint
Das Problem ist, dass die Kosten auch sehr stark von der Auslastung der Fahrzeuge abhängen. Wenn die Fahrzeuge also den halben Tag nicht vermietet werden können, weil sie an der Säule zum Laden hängen, funktioniert es für den Anbieter nicht. Noch dazu kommt, dass viele Kunden die Fahrzeuge nutzen wollen, wie sie es vom Verbrenner gewohnt sind. Kann man zum Teil verstehen, zum Teil ist auch einfach nicht das Wissen im Umgang mit den Fahrzeugen da.
Ich denke, das wird sich in Zukunft ändern, wenn Reichweiten steigen und Ladezeiten sinken und die Anbieter besser einschätzen können, für welche Strecken die Fahrzeuge genutzt werden.
Bus meint
Ein großes Problem sind auch die Investitionskosten. Bei vielen Carsharing Anbietern sind insbesondere sehr kleine und günstige Fahrzeuge gefragt. Also Fahrzeuge wie ein Toyota Aygo, der in der Basisversion unter 10.000 Euro kostet. Ein Elektroauto kostet jedoch deutlich mehr (eher so 20.000, dazu dann noch Batteriemiete). Zusätzlich muss auch noch der Bau von Ladestationen finanziert werden, was auch mehrere Tausend Euro je Station sein können.
Die Carsharing Anbieter haben dabei in vielen Fällen (von Car2Go und DriveNow einmal abgesehen) keine Finanzstarken Investoren im Hintergrund. Sie sind viel mehr aus Vereinen entstanden. Investiert wird insbesondere das Geld das Neukunden als Kaution hinterlegen. Man kann als Carsharing Unternehmen also nicht einfach so mal deutlich teurere Fahrzeuge kaufen. Selbst wenn man die Mehrkosten an den Kunden weitergeben kann, fehlt einfach das Geld um die Investition überhaupt tätigen zu können.
Aktuell sind die Elektroautos einfach noch nicht so weit um da wirklich eine Alternative zu sein. Das kann sich zukünftig natürlich ändern (so ein e.go könnte sich da eventuell sogar schon durchsetzen).
MartinAusBerlin meint
Die Frage ist, warum car2go dann in Berlin seine gesamte E-Flotte eingestellt hat, obwohl sie am Potsdamer Platz sogar eigene Ladesäulen haben.
Kann mir jemand erklären, was „Darüber hinaus verbessere Carsharing die Luft in den Städten“ bedeutet?
Haben car2go-Autos spezielle Luftfilter an Board?
Wer alleine mit einem geteilten Fahrzeug fahren möchte, sollte in Städten E-Roller nehmen oder Leihräder. Damit ist der Luft und der Stadt mehr geholfen.
alupo meint
Besser gleich zu Fuss gehen.
Der Gummiabrieb bei den Fahrradreifen ist ungleich höher als beim Fussgänger, vom Motorroller ganz zu schweigen ;-).
Bus meint
„Kann mir jemand erklären, was „Darüber hinaus verbessere Carsharing die Luft in den Städten“ bedeutet?“
Ich hatte darauf etwas weiter oben schon indirekt geantwortet. Carsharing füllt die Lücke die der Öffentliche Verkehr hinterlässt. Viele Leute sind nicht bereit komplett auf ein Auto zu verzichten weil es immer wieder Fälle gibt, in denen der ÖV kein passendes Angebot bietet. Nur wer ein Auto hat wird dieses auch nutzen, sonst lohnt es sich nicht.
Carsharing kann diese Lücke schließen. Man kann den ÖV verwenden und in den seltenen Fällen in denen doch ein Auto gebraucht wird, einfach kurz ein Carsharing Auto nehmen. Damit besteht kein Grund mehr ein eigenes Fahrzeug zu besitzen und daher auch kein Grund mehr, dies möglichst viel zu nutzen.
Die Ersparnis ist also indirekt und funktioniert vor allem gemeinsam mit dem ÖV.