DriveNow, das Carsharing-Unternehmen von BMW, geht von einem „massiven“ Wachstumspotenzial der Kurzzeitmiete von Fahrzeugen aus. Während die Nutzerzahlen beim stationsbasierten Carsharing kontinuierlich gestiegen seien, sei mit der Entwicklung des Free-Floating-Modells vor etwa acht Jahren „ein massiver Wachstumsschub“ festzustellen.
Die Zahl der Kunden von Free-Floating-Carsharing stieg DriveNow zufolge in wenigen Jahren auf 1.575.000, was etwa 75 Prozent der insgesamt über zwei Millionen Carsharing-Kunden entpreche. „1988 wurde mit ‚Statt-Auto‘ das erste Carsharing-Projekt in Berlin initiiert – heute sind mehr als 160 Carsharing-Anbieter in Deutschland aktiv. Insbesondere das Free-Floating-Carsharing hat der Branche einen entscheidenden Wachstumsschub beschert“, erklärte DriveNow-Geschäftsführer Sebastian Hofelich.

Angesichts des 30. Carsharing-Jubiläums hat DriveNow sechs Thesen zur Mobilität der Zukunft abgeleitet. „Wir gehen heute aufgrund verschiedenster Indikatoren davon aus, dass in zehn Jahren etwa ein Drittel aller Fahrten über geteilte Mobilität erfolgt“, so Hofelich. Basierend auf der bisher erfolgten Entwicklung hätte allein DriveNow an seinen deutschen Standorten in zehn Jahren einen Gesamtmarktanteil von etwa zehn Prozent der Personenkilometer.
Was den Preis von Carsharing angeht, prognostiziert DriveNow in seinem Thesenpapier langfristig eine Senkung der Kosten für die Endkonsumenten. „Insbesondere durch kontinuierliche Verbesserungen in der Flottensteuerung, bei der durch autonomes Fahren völlig neue Möglichkeiten entstehen, wird es zu einer weitaus stärkeren Auslastung von Carsharing-Autos kommen. Am Ende können die Fixkosten noch stärker über die variable Nutzung umgelegt werden, was wiederum eine Senkung der Mobilitätskosten zur Folge hat“, sagte Hofelich.
„Carsharing wird der E-Mobilität zum Durchbruch verhelfen“
Die DriveNow-Verantwortlichen sind überzeugt, dass Carsharing „der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen“ wird. Städte und Kommunen müssten wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen, um die Innenstädte von Luftschadstoffen zu befreien. Die Elektromobilität werde im Zuge dessen stark an Bedeutung gewinnen. Carsharing könne einen großen Beitrag dazu leisten, das „Henne-Ei-Problem“ der Elektromobilität zu lösen – dazu DriveNow: „Noch aktuell fehlt es in den meisten Städten einerseits an ausreichender Ladeinfrastruktur, was die Motivation für die Investition in Elektroautos schwächt. Andererseits fehlt es dadurch an einer kritischen Menge Elektrofahrzeuge, die eine Finanzierung der Ladeinfrastruktur für Städte und Kommunen begründen können.“
Der Einsatz von Elektrofahrzeugen im Free-Floating-Modell ist DriveNow zufolge eine logische Fortführung des auf Nachhaltigkeit beruhenden Konzeptes von Carsharing, bei dessen Flotten schon jetzt ein deutlich niedrigerer CO2-Ausstoß gegenüber den durchschnittlich in Deutschland zugelassenen Fahrzeugen nachzuweisen sei. DriveNow bietet mittlerweile europaweit an allen seinen Standorten E-Fahrzeuge an, darunter 1000 Elektroauto-Kleinwagen vom Typ BMW i3.
Der Elektro-Anteil der DriveNow-Flotte in Deutschland liegt aktuell bei rund 15 Prozent. Seit 2013 seien durch DriveNow bereits über 400.000 Kunden mit Elektromobilität in Berührung gekommen. Carsharing „sensibilisiere“ so für das Thema und bringe gleichzeitig immer mehr E-Fahrzeuge auf die Straßen. „Dies erhöht den Anreiz für Städte und Kommunen, die Ladeinfrastruktur auszubauen. Diese Ladeinfrastruktur kann auch von Privatpersonen genutzt werden, was wiederum die Attraktivität von E-Autos steigert“, so die BMW-Tochter.
Die Zukunft des Carsharings
Das vollständige Thesenpapier von DriveNow ist hier veröffentlicht, behandelt werden die folgenden Thesen zur Zukunft der geteilten Mobilität:
- These 1: In zehn Jahren erfolgt jede dritte Fahrt über geteilte Mobilität
- These 2: Autonome Sharing-Flotten werden den Fahrzeugbedarf in Städten signifikant senken
- These 3: Geteilte Mobilität wird für den Endverbraucher kostengünstiger
- These 4: Carsharing wird der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen
- These 5: Die Automobilbranche wird sich weitaus stärker auf veränderte Anforderungen von Sharing-Flotten einstellen
- These 6: Sharing wird für alle Bereiche der urbanen Mobilität richtungsweisend
Bus meint
Ich kann die Argumentation gut nachvollziehen, dass elektrische PKW gerade auch für Carsharing attraktiv sind.
Man kann ja einmal die typischen Argumente gegen Elektroautos anschauen. Das wäre zum ersten natürlich der sehr hohe Kaufpreis, der sich erst mit der Zeit amortisiert. Dann die Ungewissheit über die Lebensdauer der Batterie. Zusätzlich die Frage der Reichweite, falls doch mal längere Strecken gefahren werden sollen (der Autokäufer will schließlich immer für alle Eventualität gerüstet sein, auch wenn diese in der Praxis nie auftauchen). Dann kommt noch die Frage der Ladeinfrastruktur und natürlich auch die langen Lieferzeiten der Fahrzeuge.
Nur bei Carsharing übernimmt alle diese Risiken und Probleme das Carsharing Unternehmen. Das Unternehmen hat dabei so viel Fachkenntnis, dass es die Probleme deutlich sachlicher Bewerten kann als der normale Kunde und daher auch bereit sein kann, diese Investitionen zu tätigen. Im Falle von DriveNow und Car2Go ist das Carsharing Unternehmen ja sogar selbst der Fahrzeughersteller.
Der Kunde, der mit einem Carsharing Auto meist sowieso nur Kurzstrecken fährt, kann dann das Auto einfach leihen und bezahlt für die Zeit und/oder die Kilometer und fertig. Alle Kosten sind vorher bekannt und die wichtigen Probleme alle gelöst. Diese ganzen Einstiegsbarrieren fallen also weg.
Daher könnte ich mir den Carsharing Nutzer tatsächlich deutlich besser als E-Auto Fahrer vorstellen. Das Problem ist nur, dass es nach wie vor nur relativ wenige Carsharing Nutzer gibt.
Christian meint
Im kleinstädtischen Bereich geht der Trend zum Dritt- oder Viertwagen wenn Kinder auch den Führerschein haben, das kann mit Carsharingangeboten vermieden werden.
Fährt ein Verbrenner unter 7000 km/Jahr ist Carsharing günstiger.
rog meint
Also Carsharing mit Elektroautos gibt es schon längst.
Einfach mal auf die Autolib Siete von Paris gehen und die Ladestationen ansehen.
https://www.autolib.eu/en/statsion-map
rog
Redlin, Stefan meint
Solange sich Carsharing Fahrzeuge und der Rest der elektrisch fahrenden Bevölkerung die selben Ladesäulen teilen müssen halte ich nichts vom Carsharing.
Und im Prinzip gefällt mir auch der Gedanke nicht, dass wenn es nur genug Carsharing gäbe und die Stadtluft dadurch besser würde, die ewig gestrige SUV-Fraktion weitermachen darf wie bisher. Dann lieber die Radikale Lösung bei der jeder sein Auto vor der Stadt abstellen muss (auch der E-Auto-Fahrer) und umsteigen muss in ein innerstädtisches Einheitsauto, dass dann elektrisch fährt.
Die Stadt wäre sauber, keiner wär was besseres, und in der Innenstadt wären alle Säulen eben nur für diese Fahrzeuge dieser einen Stadt. Hätte allerdings städtebaulich den Nachteil, dass man zunächst eine Mauer mit Einfahrtoren bräuchte und riesige Parkplätze vor der Stadt. Also dann doch lieber kein Carsharing. Besser wäre es führen einfach alle elektrisch und besitzen ihr Auto wie heute.
Wännä meint
Für Sie gibt es scheinbar nur Autos. War da noch was, womit man mobil sein könnte? ;-)
Daniel meint
Im Jahr 2020 werden 60 Prozent aller Menschen in Städten leben…
Peter W meint
2020 liegt nicht in einer fernen Zukunft. Was soll sich bitte in 2 Jahren gravierendes ändern? In Deutschland leben heute schon 75% in Städten, wenn man dieser Statistik glauben kann:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152879/umfrage/in-staedten-lebende-bevoelkerung-in-deutschland-und-weltweit/
Thomas Wagner meint
Aber Städte haben in Deutschland auch 1.000Einwohner !
Es geht hier um Großstädte, Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dresden und noch ein dutzend andere.
Thomas Wagner meint
Ich halte Carsharing für ziemlich überbewertet.
Es hat sicher seine Berechtigung im großstädtischen Bereich,
in dem schon der Zugriff auf einen eigenen Stellplatz bzw. eine Garage
schwierig und teuer ist.
Im kleinstädtischen und ländlichen Bereich ist es sicher keine Möglichkeit
für eine angemessene Mobilität.
Bus meint
Carsharing lohnt sich dann, wenn es für regelmäßige Fahrten nicht notwendig ist.
Also wenn man zur Arbeit auch mit den Öffentlichen, dem Fahrrad, zu Fuß,… kommt, dann lohnt es sich nicht mehr ein eigenes Auto zu haben, weil dies zu selten genutzt werden würde. Wenn das dann genug Leute sind, können sich auch schon im ländlichen Raum Carsharing Fahrzeuge lohnen. Wobei das bisher noch nicht so wirklich der Fall ist (die Leute sind zu sehr auf ihr eigenes Fahrzeug fixiert und bemerken gar nicht, dass sie auch einfach Bahn fahren könnten).