Volkswagen plant im Rahmen seiner 2017 angekündigten Elektroauto-Offensive den Aufbau einer Pilotfertigung von Batteriezellen am Standort Salzgitter. Konzernchef Matthias Müller sieht in der Komponente bisher allerdings keine Kernkompetenz der Wolfsburger – er will vorerst weiter auf Zulieferer setzen. Betriebsratschef Bernd Osterloh ist anderer Meinung.
„Entgegen der Haltung des Vorstands von Volkswagen unterstützen wir als Betriebsrat keine Strategie, die darauf ausgerichtet ist, Zellen langfristig ausschließlich bei Zulieferern zu kaufen“, sagte Osterloh im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Die Fertigung von Batteriezellen wird derzeit von asiatischen Unternehmen dominiert, deutsche Hersteller konzentrieren sich auf das Konfektionieren leistungsstarker Batteriepakete für ihre Elektroautos. Auch Zulieferer wie Bosch oder Continental meiden die Großfertigung von Akkuzellen, da sie Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich erwarten.
Experten gehen davon aus, dass der Vorsprung von Unternehmen wie LG Chem, Panasonic oder Samsung bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriezellen von neuen Wettbewerbern nicht mehr wirtschaftlich aufgeholt werden kann. Bei einer in Deutschland angesiedelten Produktion von Batteriezellen geht es daher laut Osterloh nicht um die aktuell in Stromern eingebauten Lithium-Ionen-Speicher, sondern um die nächste Zellgeneration.
„Für uns ist dies auch wichtig, weil 40 Prozent der Wertschöpfung künftig in der Batterie liegen werden“, betonte der Volkswagen-Betriebsratschef. Es müsse mit der Politik darüber beraten werden, „wie wir Rahmenbedingungen schaffen können, die eine Produktion am Standort Deutschland wirtschaftlich machen“.
Der Widerstand innerhalb Volkswagens gegen eine eigene Zellfertigung könnte schon bald nachlassen: Das Unternehmen hat diese Woche erklärt, „eine Weiterentwicklung der Führungsstruktur für den Konzern“ zu erwägen. Medienberichten zufolge soll Matthias Müller den Vorstandsvorsitz für VW-Markenchef Herbert Diess freimachen. Diess gilt als Architekt von VWs neuer Ausrichtung auf E-Mobilität, die statt der Umrüstung bestehender Baureihen diverse von Grund auf als E-Auto konzipierte Modelle vorsieht. Im Mittelpunkt steht dabei die neue Marke I.D., die Batterie-Autos in diversen Segmenten umfassen wird.
Mini-Fan meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Nochdieselfahrer meint
Es gibt ein Interview mit Herrn Diess bei YouTube wo er u.a. über Tesla befragt wird. Dort äußert er sich anerkennend und positiv und gesteht sogar einen technischen Vorsprung von Tesla zu.
Von dem Aspekt aus gesehen ist mir Herr Diess sympathischer als sein Vorgänger, der in Beziehung zu Tesla meiner Meinung nach doch gewisse arrogante Züge an den Tag gelegt hat.
H2O3 meint
Was hat doch gleich der Vice-President R&D von Nissan vor ein paar Tagen gesagt? Bei Festkörper-Zellen stehen wir quasi bei Null!
Also hier scheint es doch keinen Vorsprung in Asien zugeben.
Wie immer sind technologische Sprünge ein guter Zeitpunkt zum Einsteigen. Das gleiche macht gerade die chinesische Autoindustrie mit der Deutschen, deren Vorsprung doch scheinbar uneinholbar schien!
Ich halte dieses Gedrängel um den jetzigen sofortigen Einstieg bei aktueller Lithium-Ionen-Technologie in die Batteriezellenfertigung sogar für unnötig und schädlich.
Swissli meint
„Für uns ist dies auch wichtig, weil 40 Prozent der Wertschöpfung künftig in der Batterie liegen werden“
40% Zellen oder gesamte Batterie? Wie auch immer: 40% Wertschöpfung für ein Massenprodukt ist Utopie. Zudem sind Batterien sehr vergleichbar (Leistung, Gewicht, Volumen) und daher kann preislich nicht ausgeuefert werden. Kurz: ein Massenprodukt welches schwer zu differenzieren ist, hat auch eine tiefe Marge (sofern der Markt spielt).
alupo meint
In dem DAX Unternehmen das ich Jahrzehnte kannte wurde das Geld zum größten Teil mit Commodities erwirtschaftet.
Das erzählte uns vor über drei Jahrzehnten so auch ein BWL Professor von (einer) der bis heute renomiertesten Universität in Deutschland.
Spezialitäten dienen eher dem Image bzw. dem guten Ruf eines Unternehmens als dass sie die Aktionäre glücklich machen.
midget meint
Sollte bei VW wirklich ein Umdenken stattfinden…??
Herbert Diess statt Matthias Müller scheint ein Anzeichen dafür zu sein.
Man wird sehen…
UliK meint
Ein Öltanker soll zum Raumschiff umgebaut werden.
Diese Transformation wird sehr interessant werden. Gerade bei VW rühren ja sehr viele Köche im Konzernbrei herum. Da werden die Stühle sicher noch einige Male gerückt. Herr Dies ist ja wenigstens kein Eigengewächs.