Im Juli findet eine Abstimmung über kommende CO2-Ziele für Autos in der Europäischen Union statt. Im Vorfeld hat der europäische Autoverband ACEA seine Vorstellung für die Zeit nach 2020 kundgetan. Die Mitglieder des Verbandes bekräftigten den Willen zur Dekarbonisierung, warnten aber vor einem „schlecht verwalteten Wandel“ ihrer Branche.
Der ACEA sieht vor allem in der Bezahlbarkeit von alternativ angetriebenen Fahrzeugen, der mangelnden Infrastruktur sowie auf wirtschaftlich-sozialer Ebene große Herausforderungen. Laut aktuellen Daten des Verbandes werden 85 Prozent aller elektrisch aufladbaren Autos in sechs westlichen EU-Ländern verkauft, die beim Bruttoinlandsprodukt vorne liegen. Für viele Europäer stelle der vergleichsweise hohe Preis demnach weiter ein großes Hindernis beim Umstieg auf ein Elektroauto dar.
Es gebe derzeit eine „enorme Lücke“ zwischen den tatsächlichen Verkaufszahlen und dem von der EU angestrebten Anteil von Plug-in-Stromern am Pkw-Absatz. „Wir müssten von heute weniger als ein Prozent Verkaufsanteil auf 30 Prozent Verkäufe in weniger als 12 Jahren springen“, so ACEA-Präsident und PSA-Chef Carlos Tavares. „Der Markt wird von den Verbrauchern bestimmt, die CO2-Ziele müssen realistisch sein und in Betracht ziehen, was sich die Kunden wirklich leisten können.“
Neben den Preisen für Elektroautos sieht der ACEA eine „ausbalancierte“ Lade- und Tank-Infrastruktur als Voraussetzung für stärkere Verkaufszahlen von Alternativen Antrieben in Europa. Laut dem Verband konzentrieren sich die derzeit etwa 100.000 verfügbaren E-Auto-Ladepunkte zu 76 Prozent auf die Niederlande, Deutschland, Frankreich und Großbritannien. In einzelnen Staaten wie Rumänien gebe es dagegen gerade einmal 144 Ladepunkte – ein EU-weiter Anteil von nur 0,1 Prozent.
Der ACEA-Präsident rief die Europäische Union dazu auf, ihre Zielvorgaben an eine Zwischenbewertung der Elektromobilität zu koppeln. Der „Realitäts-Check“ soll die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur und die Marktreife prüfen und bei Bedarf Zielanpassungen einleiten.
„Unsere Branche bemüht sich redlich, so schnell wie möglich mit Null-Emissions-Fahrzeugen voranzukommen“, so Tavares. „Alle ACEA-Mitglieder müssen ihre Unternehmen aber in einer vertretbaren Geschwindigkeit umformen und ihr langfristiges Überleben in einem harten internationalen Wettbewerb sichern.“
Fotolaborbär meint
Ich bin entsetzt! In Rumänien gibt es nur 0,1% der Ladestationen in Europa, wo doch dort fast 0,5% der Neuwagen verkauft werden. OK ohne Dacia sind es nur noch 0,2%, aber immerhin. Kann mal einer diesen Granaten erzählen, dass auch in Rumänien das ganze Land elektrifiziert ist. Und wenn ich irgendwo keine Sorge hätte an einer alten Bauernkate zu klopfen und mit einem Stecker in der Hand nach Strom für meinen Stromer zu betteln dann im Hinterland von Rumänien. Sicher wird der Fahrzeugbestand im Osten Europas als Letztes zu 100% E-Mobil sein. Die meisten Fahrzeuge sind gebraucht aus Westeuropa. Solang es keine Mengen an gebrauchten Stromern für den Export gibt ist die Installation von Schnellladern auch nicht wichtig. Anderseits daraus zu schließen, wir brauchen keine Anstrengungen im Bereich der CO2 Reduzierungen, weit gefehlt. Wir können in den letzten Monaten nicht nur eine Zunahme bei den Verkäufen von elektrifizierten Autos feststellen sondern auch einen Anstieg an den Durchschitts CO2 Werten der verkauften 4Räder. Das ist zu einem den nachlassenden Dieselverkäufen geschuldet aber auch der Größe der Freiheitssymbole. Die Leistung der Verbrennermotoren wächst unaufhaltsam. (auch bei den Stromern scheinen weniger als 200KW nicht statthaft zu sein) Und die Außenmaße sind nicht mehr Parkplatz kompatibel. Wenn wir nicht jedem Bürger klar machen, dass mehr als 100KW für den Transport von bis zu 4 Erwachsenen Luxus ist, den Alle belastet bringt E-Mobilität nur mehr Verkehr.
Und was wäre wenn es keine Reglungen gibt? 2030 ist es um Faktor 2 wirtschaftlicher einen Stromer statt einen Verbrenner zu betreiben. Wieviel Verbrenner werden dann noch nachgefragt?
Michael S. meint
Immer dieses lineare denken. Nur weil man jetzt erst bei einem halben Prozent Marktanteil von E-Autos ist, heißt das doch nicht, dass der bis 2030 nicht bei mehreren Dutzend Prozent liegen kann…
Analysiert denn in dem Verband niemand die weltweiten Trends? Kapiert man da nicht, dass man mit den gesetzlichen Vorgaben auch eine Steuerwirkung erzielen kann?
Da wird immer von der Notwendigkeit von Chancengleichheit gesprochen. Aber gleichzeitig stört es nicht, wenn die Verbrenner ihren ganzen Dreck raus hauen. Hauptsache die Autos sind schön billig. Wenn die Abgasgesetze msl etwas mehr an die Gesundheit der Bevölkerung denken, wird die Abgasreinigung im PKW teurer. Und damit schrumpft auch der Abstand zu den E-Autos. Somit werden von denen mehr abgesetzt und sie werden durch höhere Stückzahlen auch günstiger.
Und gerade wenn man bezahlbare Mobilität für die Bevölkerung will, muss man in E-Mobilität investieren, da die im Gegensatz zu Verbrenner Technologie durch den technischen Fortschritt und steigende Stückzahlen immer billiger wird statt immer teurer.
Daniel S meint
„die CO2-Ziele müssen realistisch sein“ – das kann nur heissen, bis spätestens 2050 Null (!) CO2-Emissionen, sonst steigen die Temperaturen so stark an, dass die daraus entstehenden Kosten im Vergleich zu dem, was wir jetzt zur Vermeidung aufwenden müssen, riesig sein werden. Wir müssen also jetzt handeln statt auf Zeit zu spielen.
Und das ewige Argument, die Ladeinfrastruktur sei nicht so weit, greift gar nicht: Die Autowerke haben das selbst in der Hand, müssen halt Ladestationen bauen, wie z.B. Tesla das schon lange tut, anstatt sich zu beklagen und trotz Milliardengewinnen die hohle Hand beim Steuerzahler zu machen. Evtl. wären für die Automobilindustrie neue Allianzen angebracht: Statt mit Erdölfirmen neu mit Firmen der (elektrischen und nachhaltigen) Energiebranche.
wosch meint
Tesla ist hier ein ganz, ganz schlechtes Beispiel, da die Supercharger die E-Mobilität bremsen und nicht voran bringen.
Barrierefreiheit von Ladestationen ist Grundvoraussetzung für den allgemeinen Nutzen. Ionity zeigt wie es richtig geht. Obwohl es ein Zusammenschluss von mehreren Autofirmen ist, können an den Stationen Autos ALLER Hersteller, die den europäischen STANDARD! CCS haben, laden. Das „Argument“, dass Tesla ja angeblich seine Ladesäulen öffnen wollte zieht nicht, da die Bedingungen inakzeptabel waren. Also, entweder CCS an die Supercharger oder die Teile abreißen, damit da für die Allgemeinheit nutzbare Ladesäulen an die Standorte können.
Michael S. meint
Na mal langsam.
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass der CCS-Standard in der EU durch die deutsche Automobilindustrie zum Standard lobbyiert wurde.
Zweitens, wie kann die Infrastruktur der Supercharger denn die anderen ausbremsen? Am Beispiel Deutschland kann man ja gut erkennen, dass nicht Tesla die E-Mobilität ausbremst sondern eine unsägliche Ladesäulenverordnung.
Weiterhin erzeugt das Vorhandensein von Tesla-Fahrzeugen abseits der Supercharger Nachfrage nach Ladepunkten, wodurch man das Henne-Ei-Problem lösen konnte.
Und die Planungen von Ionity (was wohlgemerkt von den riesigen Automobilkonzernen befeuert wird), sind ja nun auch nicht wirklich ernst zu nehmen. 400 Standorte mit im Schnitt 6 Ladepunkten? Da ist man bei Tesla heute schon weiter, echt traurig, dass die großen Automobilkonzerne nicht mal gemeinsam ein besseres Angebot aufbauen wollen oder können als so ein kleines Startup…
Daniel S meint
Wenn Ionity 10000 Ladepunkte hat, können wir weiter über Sinn und Unsinn propietärer Ladestationen diskutieren.
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Wann wird das sein? 2040?
Martin meint
Ja klar, Ionity und Barrierefreiheit. Fahren sie doch mal mit einem BEV, welches ein CHAdeMo Ladestecker benötigt an eine solche Säule. Dann wissen Sie was Barrierefreiheit bei Ionity bedeutet.
Selbst der neue Leaf ZE1 nutzt CHAdeMo, der Soul auch und mich würde es nicht wundern, wenn der Niro auch auf CHAdeMo setzen wird.
Klar CCS ist der europäischer DC Standard, aber auf Marktgegebeneheiten müssen Infrastukturanbieter auch Rücksicht nehmen. Ionity führt nur das fort was wir bei etlich SLAM Säulen schon gesehen haben, bei denen nachträglich der CHAdeMo Stecker abmontiert wurde obwohl die Säule als Tripplelader schon installiert war.
150kW meint
„Wenn Ionity 10000 Ladepunkte hat, können wir weiter über Sinn und Unsinn propietärer Ladestationen diskutieren.“
Das ist Tesla-Denke. Ionity braucht nicht 10000 Ladepunkte. Es braucht nur 10000 CCS Ladepunkte. Egal ob von Ionity, e.on, Ultra-E, etc.
„Selbst der neue Leaf ZE1 nutzt CHAdeMo…“
Weil Nissan es verpennt hat.
Leonardo meint
Chademo ist auch quasi der Weltweite Standard.
Mit einem Auto mit Chademo Stecker kann ich um die ganze Welt fahren, wogegen mit CCS nach ein paar Ländern Schluß ist.
Nicht mal in Amerika kann ich damit laden, da der dortige CCS Stecker nicht zum deutschen Lobbystecker paßt.
150kW meint
Aber halt nur im DC Bereich, AC wird es dann eh wieder inkompatibel und das ist ja auch gerade der Teil vom CCS der auch nicht passt.
Leonardo meint
@150kw
Für den AC Teil gibt es aber Adapterkabel sonst könnten Soul, Leaf und die Drillinge nicht in Deutschland laden. Das geht bei CCS Combo nicht.
M3 meint
Ui, ui, ui… Durch CO2 steigen also die Temperaturen an? Nur weil das Politiker und Staatsfernseh immer und immer wieder behaupten, ist das noch kein wissenschaftlicher Beweis.
Vielleicht mach selber kritisch hinterfragen und nicht alles blind weiter verbreiten.
Fahrt lieber E-Autos wegen der Fahrfreude, wegen den fehlenden Giftstoffen aus dem nicht vorhandenen Auspuff, wegen den niedrigen laufen Kosten, usw. Aber doch nicht weil man damit Temperaturen oder sogar das Klima beeinflussen könnte.
Thomas R. meint
Bist du denn generell für Nachhaltigkeit?
Maxicko meint
„Ja, wir könnten jetzt was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schon ärgern.“
Marc-Uwe Kling
EdgarW meint
Maxicko: Japp. Allein, dass Leute wie M3 einzig auf dem CO2-Argument verharren, belegt, dass ihre Argumente ideologisch gesteuert sind. Aber sie werfen genau dies den Nachhaltigekeits-Befürwortern vor. Armselig.
Ich fahre jedenfalls E-Auto aus Fahrfreude, wegen der fehlenden Giftstoffe aus dem nicht vorhandenen Auspuff, der niedrigen laufen Kosten, der fehlenden Vergiftung des nicht konsumierten Kraftstoffs, wegen der gesparten Emissionen und Umweltzerstörung während Exploration, Förderung, Transport und Herstellung der Kraftstoffe, wegen der mit ihnen verbundenen Finanzierung von Terror-Regimen, die wiederum internationale Terroristen fördern oder gar die Basis für deren Ideologie liefern. Und wegen des weniger negativen Einflusses auf das Klima. Und wegen des enorm verringerten Lärms.
Bin ich deshalb ein Held? Nein, ich könnte ja auch Fahhrad fahren + ÖPNV pendeln. Mit nem Pedelec die ersten 15 km über’n Berg, Rest mit der Bahn und zu Fuß. Und dann im Büro unter die nicht vorhandene Dusche. Nur weitere 1,5 Stunden mehr pro Tag. Und das Jobicket kostet nur etwas mehr als das Doppelte meines Fahrstroms. Würde gehen. Oder zurück in die (s.o.) immernoch zu laute und inzwischen unbezahlbare Stadt. Oder, nur etwas weniger laut, nur etwas weniger überteuert, nen Vorort ziehen :-/
M3 meint
Ich bin voll und ganz bei euch! Auch ich bin sicher Ideologist und fahre daher E-Auto. Die Städte werden sauberer, Lärm wird weniger, Abhängigkeit vom Öl verringert sich, usw. All das sind wichtige Folgen. Aber bitte nicht immer dieses CO2 Argument bringen und mit Schreckenszenarien und Klimakatastrophen drohen, wenn nicht jeder genug CO2 einspart…
Albert Mayer meint
+1
Albert Mayer meint
Mein +1 gilt für Maxicko