Das von BMW, Ford, Mercedes und dem Volkswagen-Konzern ins Leben gerufene Gemeinschaftsunternehmen IONITY baut ein Netz von Schnellladestationen auf, das komfortables Reisen mit dem Elektroauto durch Europa ermöglichen soll. Im Gespräch mit der ADAC Motorwelt hat Firmenchef Marcus Groll ausführlich über den aktuellen Stand des Projekts gesprochen.
IONITY hat angekündigt, europaweit 400 Ladestationen in Betrieb zu nehmen. Groll plant aber bereits, in Zukunft „die eine oder andere Station“ nachzulegen. Neben schnellen Ladezeiten wirbt sein Unternehmen mit komfortablem Strom-Zapfen durch einheitliche Standards. „Unsere Kunden werden auch kein Problem mehr mit unterschiedlichen Bezahlarten haben“, versprach der IONITY-Chef.
Mit bis zu 350 kW setzt IONITY auf deutlich mehr Ladeleistung als bisherige Schnellladenetze. E-Mobilitäts-Pionier Tesla etwa will bis auf weiteres mit maximal 200 bis 250 kW arbeiten. „Wir rechnen mit Standzeiten zwischen 10 und 30 Minuten, nicht länger“, so Groll. „Die Kunden gehen einen Kaffee trinken und fahren weiter.“ Das erste Modell, das von dem Technolgiesprung profitieren wird, ist der Audi e-tron. Ältere Stromer laden deutlich langsamer.
Das erklärte Ziel von IONITY sei „uneingeschränktes Plug-and-charge“, sagte Groll. „Der Kunde führt den Stecker ein, den Rest machen das Auto und die Ladestation.“ Welche Gebühren aufgerufen werden, stehe noch nicht fest. „Wir arbeiten daran, einen konkurrenzfähigen Preis hinzubekommen“, versprach Groll. IONITY habe „einen relativ langen Zeithorizont“ und müsse sich daher „nicht morgen oder übermorgen rechnen“.
Groll bekräftigte das Bekenntnis von IONITY, auf Ökostrom zu setzen. Später könnten dazu an einigen Standorten zusätzliche Batteriespeicher aufgestellt werden, um das Ausgleichen von Netzschwankungen direkt vor Ort sicherzustellen.
In Deutschland soll es zunächst 100 Strom-Tankstellen von IONITY geben, einen genauen Zeitplan gibt es noch nicht. „Das hängt davon ab, wie schnell wir jeweils eine Genehmigung bekommen“, erklärte Groll. In anderen Regionen Europas würden die Behörden deutlich schneller arbeiten, etwa in Skandinavien. IONITY hofft, dass in Deutschland Mitte 2019 „wenigstens die Hälfte der geplanten Stationen“ für Elektroauto-Fahrer bereitstehen.
DW meint
…..In Deutschland soll es zunächst 100 Strom-Tankstellen von IONITY geben….
bei 13000 km Autobahnnetz müssten es dann doppelt so viele Standorte geben. Wenn man alle 120km (Aussage von IONITY) auf beiden Seiten der Autobahn einen Strom Tankstelle baut.
Jörg meint
https://www.golem.de/news/elektroautos-ladesaeulen-und-die-tuecken-des-eichrechts-1806-134908.html
Langer Text zur Eichsamtsproblematik von Ladesäulen in Deutschland. (Achtung: Nur wenn direkter Zugriff zu Beruhigungsmitteln besteht, wirklich lesen.)
Laut diesem Text sind die Säulen von IONITY nicht eichrechtskonform (wie viele andere auch).
Was mich bei IONITY etwas wundert. Das ist doch das Neuste vom Neusten (?).
Michael S. meint
Kannst ja nach Zeit abrechnen, vielleicht gibt es ja verschiedene Zeitpreise für mehrere Leistungsbänder (z.B. eines bis 50kW, eins bis 150 und eins bis 350kW).
Frank meint
Klingt hoffnungsvoll, vor allem „plug and charge“ und „konkurrenzfähige Preise“.
Swissli meint
Ja, auf „konkurrenzfähig“ bin ich auch gespannt.
Der Referenzpreis ist im Prinzip der Strompreise zuhause. Am Schnelllader unterwegs liegt dann ein kleiner Aufpreis drin. Wenn dereinst aber der Ladesäulen Wettbewerb richtig spielt, müsste DC Schnelladen aber günstiger sein als zuhause, oder zumindest nicht teurer.
Leonardo meint
Aus welchen mir unbekannten Gründen sollte DC laden billiger als der Strom Zuhause sein?
Irgendwie muß sich doch so eine Ladestation abzahlen.
– An einer DC Ladestation bezahlst du die geladene Menge Gleichstrom, das heißt die Umwandlungsverluste von AC auf DC muß auch noch der Säulenbetreiber schultern.
– Die ganze Abrechnung kostet Geld
– Bau, Betrieb / Unterhalt kostet Geld
Thomas meint
Hast recht mit den Ausgaben aber Großkunden zahlen viel weniger für den strom
Swissli meint
Auch mein Argument: die werden sehr gute Stromeinkaufspreise haben und evtl. steuerliche Entlastungen.
Swissli meint
Der Trend geht bei den Schnellladern sowieso zu Pufferakkus.
Damit könnten die Ladeanbieter Strom sehr günstig (oder gratis) beziehen (nachts, bei Solar- oder Windüberproduktion) und dann zum Normalpreis, mit sehr guter Marge, beim Laden verkaufen.
Michael S. meint
Der Strompreis im Haushalt hat bekanntlich nichts mit den realen Kosten zu tun. Da sind Grundgebühr, Steuer, Umlagen, Aufpreise für kleine Mengen usw. enthalten.
Ernesto meint
Zitat: IONITY hofft, dass in Deutschland Mitte 2019 “wenigstens die Hälfte der geplanten Stationen” für Elektroauto-Fahrer bereitstehen.
Na Mahlzeit. Ein Hoch auf die DEUTSCHE Bürokratie :-(
Daniel S meint
„Anders als E-Mobilitäts-Pionier Tesla setzt IONITY von Beginn an auf eine möglichst hohe Ladeleistung.“ – Was soll diese Aussage bezwecken? Tesla bietet seit mind. 2012 Laden mit 120kW an. Das ist bis heute top. Alle anderen haben max. 50kW angeboten. Erst seit kurzem können andere effektiv zu kaufende E-Autos als Teslas mit vergleichbaren Leistungen geladen werden – darunter noch kein einziges deutsches Premiummodell – aber hier wird vollmundig behauptet, Tesla habe nicht von Anfang an auf möglichst hohe Ladeleistung gesetzt. Den real vorhandenen 10000 Ladepunkten von Tesla stehen geplante 400 Ladepunkte von Ionity gegenüber. Gut machen diese „Technologieführer“ jetzt endlich alles besser!
ecomento.de meint
Wir haben die Formulierung angepasst.
VG
TL | ecomento.de
flip meint
„Den real vorhandenen 10000 Ladepunkten von Tesla stehen geplante 400 Ladepunkte von Ionity gegenüber.“
Das stimmt so nicht ganz. Die 10k Ladepunkte beziehen sich auf die ganze Welt und Ionity wird nur in Europa vertreten sein. Zudem sind die 400 Ladestationen mit jeweils etwa 6 Ladepunkten ausgestattet. Das macht dann in Europa ca 2400 Ladepunkte. Tesla hat laut ihrer Internetseite in Europa aktuell 404 Ladestationen.
Ich würde davon ausgehen, dass Tesla die Lademöglichkeiten weiter ausbaut und tendenziell mehr Ladepunkte anbieten wird. Dennoch wird die Größenordnung der beiden Ladenetze am Ende etwa vergleichbar sein.
Michael S meint
Ich behaupte, dass das Supercharger-Netz deutlich dichter sein wird. Man beachte den explosionsartigen Supercharger-Ausbau in den USA im Rahmen der Model 3 Einführung. Das erwartet uns m.E. auch in Europa. Bleibt die Frage, ob Deutschland weiterhin ein weißer Fleck auf der Supercharger-Karte bleibt.
Swissli meint
Die Anzahl Ladestationen (bzw. Ladepunkte) orientiert sich an Anzahl E-Autos, verbauten Akkukapazitäten und Ladeleistungen (Ladesäule und E-Autos). Wenn der Markt einigermassen spielt, wird auch die richtige Anzahl Lademöglichkeiten auf dem Markt sein – für alle Automarken.