Volkswagen geht am 24. Juni beim US-Bergrennen „Pikes Peak International Hill Climb“ mit einem Elektroauto an den Start. Im Vorfeld geben die Wolfsburger stückchenweise Details bekannt, wie sie den bestehenden Rekord für Elektrofahrzeuge von 8.57,118 Minuten übertreffen wollen. Diese Woche wurde die Antriebstechnologie des neu entwickelten Strom-Boliden VW I.D. R Pikes Peak vorgestellt.
Der I.D. R Pikes Peak verfügt laut Volkswagen über den komplexesten Antriebsstrang, den die Motorsport-Abteilung jemals konzipiert hat. „Mit dem I.D. R Pikes Peak betreten wir echtes Neuland: Zum ersten Mal überhaupt bringt Volkswagen ein vollelektrisches Rennfahrzeug an den Start eines Rennens. Neben dem aufwendigen Aerodynamik-Konzept und den besonderen Anforderungen an das Sportwagen-Chassis war die Entwicklung des elektrischen Antriebsstrangs die größte Herausforderung“, erklärt François-Xavier Demaison, Technischer Direktor von Volkswagen Motorsport.
Volkswagens rein elektrisch angetriebener Rennwagen hat zwei miteinander verbundene, fest eingebaute Lithium-Ionen-Batterieblöcke an Bord – angeordnet jeweils rechts neben und hinter dem Cockpit. Ihre Energie geben die Akkus an zwei separate Hochleistungs-Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse ab. Zusammen stellen sie eine Leistung von 500 kW (680 PS) zur Verfügung.
Die tatsächliche Leistungsabgabe wird beim VW I.D. R Pikes Peak je nach Bedarf auf der Rennstrecke elektronisch gesteuert. So wird das für einen Rennwagen ideale neutrale Fahrverhalten erreicht, wenn beispielsweise beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven die Vorderräder zusätzlich zur Antriebsleistung auch Lenkkräfte auf die Fahrbahn übertragen müssen. Wenn Pilot Romain Dumas am Pikes Peak Fahr- oder Bremspedal betätigt, werden deren Bewegungen digital „per E-Gas und Brake-by-Wire“ – sprich einem Bremssystem mit elektronischer Signalübertragung – übertragen.
Bis zu 20 Prozent der elektrischen Energie, die für die 19,99 Kilometer lange Rennstrecke benötigt wird, produziert der I.D. R Pikes Peak selbst. Beim Bremsen wirken die sonst antreibenden Motoren als Generatoren und erzeugen Strom, der zurück in die Batterie fließt. Diese Rekuperation baut als Nebeneffekt einen Teil der Bremsleistung auf. Die zusätzlich erforderliche Verzögerungskraft wird durch die konventionelle Bremsanlage erreicht. Voraussetzung dafür ist das Brake-by-Wire-System des I.D. R Pikes Peak. „Das Zusammenspiel zwischen Rekuperieren und mechanischer Bremse wird von einer Elektronik gesteuert, der Fahrer merkt davon nichts“, erläutert Marc-Christian Bertram, Leiter Elektrik/Elektronik bei Volkswagen Motorsport.
Der Antrieb des I.D. R Pikes Peak stellt für Volkswagen Motorsport einen Sprung ins kalte Wasser dar. „Die Herausforderung für unser gesamtes Ingenieursteam war riesig. Wir hatten zu Elektro-Antrieben keinerlei Erfahrungswerte aus Rennen, eine extrem kurze Zeitspanne von rund sieben Monaten für die Entwicklung und konnten erst Ende Mai auf der Originalstrecke testen“, so Bertram.
Bei der Entwicklung und Abstimmung der Batterie haben die Ingenieure von Volkswagen Motorsport vom Know-how der Fachabteilungen für E-Mobilität des Mutterkonzerns in Wolfsburg und dem Vorseriencenter (VSC) in Braunschweig profitiert. Die Technische Entwicklung von Volkswagen verfügt über Werkstätten und Labors, um Belastungstests mit Akkus durchzuführen. So wurden zunächst Versuche mit einzelnen Batteriezellen und -modulen durchgeführt. „Auch bei einem Rennwagen gibt es spezielle Anforderungen an die Verkabelung und den Isolationsschutz. Volkswagen hat bereits viel Erfahrung in der Hochvolttechnik. Darauf zurückgreifen zu können, war viel wert“, so François-Xavier Demaison.
Jörg meint
Ich hoffe, dass sich von dem „komplexesten Antriebsstrang“ nichts in Serie wiederfinden wird. In meinem Serienautos hätte ich die Dinge gern einfach, robust und werkstattscheu. ;-)
Peter W meint
Werkstattscheu – das trifft den Punkt genau!!!
Fritz! meint
Wenn es nach VW gänge, wäre der Wagen Werkstatttreu!
Auch das könnte für mich ein Argument sein, kein Auto mehr vom Ankündigungsweltmeister zu kaufen.
Ducktales meint
Zum Niedernknien. ;-)
Laut Berichterstattung haben die Wettbewerber keine (in Worten „Null“) Schankse mehr!
unglaubliches spielt sich da ab, und das unter härtesten Bedingungen und unter wahnsinnigem Zeitdruck. Toll gemacht. Das kann sonst niemand.
*lol*
Fritz! meint
Das sie gerade das rekuperieren erfunden haben, muß die Entwickler ja mit mächtig Stolz erfüllen. Und das sie als einzige gemerkt haben, daß man Elektrokabel im Auto besser dicker als dünner isoliert, ist als Meisterleistung auch kaum zu übertreffen. Das sind Alleinstellungsmerkmale, da kommt sicherlich kein anderer (erst recht nicht Tesla) mit. VW wird ganz sicher Weltmarktführer in „irgendwas“.
Ich bin so stolz auf die Jungs!
ZastaCrocket meint
„Das Zusammenspiel zwischen Rekuperieren und mechanischer Bremse wird von einer Elektronik gesteuert, der Fahrer merkt davon nichts”
Finde ich super! Ich habe mich schon lange gefragt, warum man für das Rekuperieren einen festen Wert vorgeben sollte. So wie ich das verstehe regelt das „Brake by wire“ System automatisch, dass bei betätigen der Bremse zuerst rückgespeist wird und die mechanische Bremse nur dann genutzt wird, wenn die maximale Rückspeisung erreicht ist. So muss das sein!
Miro meint
Soweit ich weiß, machen das ander Hersteller auch. Bei Hyundai weiß ich das aus erster Hand und Nissan hat es doch bereits mit dem ePedal sogar noch weiter getrieben…
ZastaCrocket meint
Ok, passt! Da hab ich mich total verhauen! :-)
Jörg meint
Wie muss ich mir das bei einer Gefahrenvollbremsung vorstellen? Das System erkennt, dass es wirklich sofort voll in die Eisen gehen muss/soll?
Landmark M3 meint
Die Zoe macht es so mit dem Rekuperieren
Peter W meint
Es tut mir leid, aber so langsam wird es lächerlich. Die Berichterstattung soll wohl den Eindruck erwecken, dass VW den heiligen Gral des Elektroantriebs gefunden hat.