Der für nächstes Jahrzehnt erwartete Boom von Elektromobilität wirkt sich auch auf den Maschinenbau aus – Autohersteller und -zulieferer benötigen für die Produktion von Elektroautos und Hybridfahrzeugen neue Maschinen. Im Gespräch mit dem Fachportal Produktion.de hat der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) über die Chancen und Risiken seiner Branche gesprochen.
„Der Maschinenbau ist zentraler Akteur des technologischen Wandels, wenn es um die Elektrifizierung des Antriebsstrangs in Fahrzeugen geht“, so Hartmut Rauen. Er sieht die vom VDMA vertretenen Unternehmen als „Enabler“ der E-Mobilität – vom Auto über das Fahrrad bis zum Containerschiff und Luftfahrzeug. Der Schwerpunkt liege dabei auf Maschinenbaulösungen, „die die Batteriekosten reduzieren, Leichtbau ermöglichen oder die Produktionstechnologien für Leistungselektronik und Elektromotoren verbessern“.
Die VDMA-Studie „Antrieb im Wandel“ hat untersucht, welche Auswirkungen die Elektrifizierung des Antriebsstrangs von Fahrzeugen auf den Maschinen- und Anlagenbau und die Zulieferindustrie hat. Das Ergebnis: Bei Stromern fehlen zwei Drittel der bisherigen Wertschöpfung rund um den Antrieb. Michael Wittler, einer der Mit-Herausgeber der Studie: „Der Elektromotor verfügt über weniger und weniger komplexe Bauteile.“ Auch würden Ver- und Bearbeitungsschritte wie Zerspanen in einigen Fällen deutlicher reduziert ausfallen. Grundlegend neue Wertschöpfung wird laut Wittler nur im Bereich der Batteriezelle erbracht. Die wegfallenden Anteile beim Verbrennungsmotor lassen sich damit nur teilweise abfangen. „Hier wird weniger Wert geschaffen, als Rohstoff eingesetzt“, so der Experte.
Günther Schuh, Gründer der Elektrofahrzeug-Hersteller StreetScooter und e.GO Mobile, sieht die Zukunft des Maschinenbaus trotz des Wandels der Automobilindustrie positiv. Er glaubt, dass viele Zulieferer ihre Kompetenz erfolgreich für E-Mobilität einsetzen werden. Zudem werde Verbrenner-Technik noch für viele Jahre eine wichtige Rolle spielen – etwa bei teilelektrischen Hybriden. „Wir müssen von der Hypothese Abstand nehmen, dass ein Elektrofahrzeug einen Verbrenner in jeder Hinsicht ersetzen muss“, so Schuh. Vielmehr komme es bei der Individual- wie auch Massenmobilität künftig zu einer Diversifizierung.
Der VDMA prognostiziert in seiner Studie für Europa für das Jahr 2024 eine gleichwertige Attraktivität von Verbrennern und Elektrofahrzeugen. In China werde dies aufgrund der intensiven staatlichen Förderung bereits zwei bis drei Jahre früher der Fall ein, in den USA dagegen erst 2028. „Um den Bedarf dann zu decken, müssen Maschinenbauer Produktionstechnologien entwickeln, um dann rasch umschalten zu können“, rät Verbandschef Rauen. Vor allem kleine und spezialisierte Betriebe, die sich auf Maschinen für Teile in Verbrennungsmotoren konzentrieren, müssten sich rasch neues Know-how aneignen.
Ernesto 2 meint
Was passiert wenn sich jeder in 5 Minuten ein autonom fahrendes Auto aus eine Pool seiner Region ans Haus bestellen kann sobald er eines benötigt? Dann werden nur noch 20% der Fahrzeuge von heute benötigt und 80% rumstehende Rostlauben sind überflüssig geworden…und was verkauft dann Daimler und Co.? Hoffnungslos hintenliegend? Butterbrezeln?
Priusfahrer meint
Bei einem E-Fzg. werden mehr Kabel, elektr. Bauteile, Kunststoffe zur Isolation,
für die Antriebstechnik und Stromspeicher, dafür aber weniger Eisen und
andere Metalle benötigt. Das verändert auch die Produktionsabläufe und
– Erfordernisse. Der Roboter-Produzent Kuka stellt bereits seit mehreren
Monaten um auf leichtere, dafür aber flexiblere Arbeitsmaschinen, die z. B.
zum Binden und Verlegen von Kabel-Strängen, E-Motoren, elektr. Platinen.
Diese Geräte werden leichter dafür aber schneller.
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alex meint
„Der VDMA prognostiziert in seiner Studie für Europa für das Jahr 2024 eine gleichwertige Attraktivität von Verbrennern und Elektrofahrzeugen. In China werde dies aufgrund der intensiven staatlichen Förderung bereits zwei bis drei Jahre früher der Fall ein, in den USA dagegen erst 2028. “
Na ob das so sein wird? Es hängt ganz von den Verfügbaren angeboten an, wenn die Industrie Produkte liefert, kann und will, dann würden sehr viele schon heute kaufen.
Mittlerweile sind immer mehr menschen interessiert und würden gerne kaufen, aber entweder ist es noch zu teuer, oder die Wartezeiten sind unnormal.