Sollten die Verkaufszahlen von Elektroautos in den nächsten Jahren deutlich steigen, drohen in vielen deutschen Städten Stromausfälle, warnen Kritiker. Die Unternehmensberatung McKinsey hat in einer dem Manager Magazin vorliegenden Studie untersucht, wie sich mehr E-Autos an den Steckdosen konkret auf den Strombedarf in Deutschland auswirken.
2030 könnten laut den Studienerstellern hierzulande bereits sieben Prozent der Autos batteriebetrieben sein. Für die nächsten 12 Jahre wirkt sich der Energiebedarf von Elektroautos aber „nur sehr geringfügig auf die deutsche Stromnachfrage aus“, hat McKinsey errechnet. Die Nachfrage durch E-Pkw erhöhe sich bis 2030 um lediglich 1 Prozent oder zusätzliche fünf Gigawattstunden. Der Großteil des in Deutschland benötigten Stroms werde daher auch bei zunehmenden E-Auto-Zulassungen weiter für Gebäude und in der Industrie eingesetzt.
Im Jahr 2050, wenn den Berechnungen von McKinsey zufolge 40 Prozent der Autos in Deutschland Elektroautos sind, sollen nur rund 6,5 Prozent (40 von insgesamt 619 Terawattstunden) der gesamten Stromnachfrage von dieser Antriebsart generiert werden. Die Berater merken an, dass der Großteil des durch E-Mobilität zusätzlich erforderlichen Stroms zukünftig von erneuerbaren Energieträgern stammen dürfte.
Mögliche Probleme sieht McKinsey mit Blick auf die Belastung des Stromnetzes zu Spitzenzeiten. In ihrer Studie sagen die Experten voraus, dass für das abendliche Elektroauto-Laden in Privathaushalten oder an öffentlichen Ladesäulen mehr Strom als bisher verfügbar sein muss. Bis 2030 werde sich die Spitzenlast im Durchschnitt allerdings nur um verkraftbare 1 Prozent erhöhen, bis 2050 um 5 Prozent.
Auf dem Land, wo sich Elektroautos in einigen Regionen laut McKinsey schneller durchsetzen werden, könnte es anders als in der Stadt in kurzer Zeit einen problematisch höheren Strombedarf geben. Um das Stromnetz zu entlasten, empfiehlt die Unternehmensberatung Energieversorgern die Einführung günstiger Nacht- und Morgen-Tarife. Alternativ könnten in Kommunen mit zahlreichen Elektroautos größere Batteriespeicher installiert werden.
McKinsey warnt in seiner Studie auch vor der nur schwer kalkulierbaren Nutzung von öffentlichen Schnellladestationen. Eine unerwartet hohe Nachfrage an diesen Stromer-Tankstellen könnte die lokalen Netze schnell an ihre Grenzen bringen.
Matthias meint
da macht mir die chemische Industrie mehr Sorgen. derzeit fast zu 100% durch Gas oder Öl betrieben. in Zukunft muss man mit Strom oder Wasserstoff arbeiten.
Thomas Meyer meint
Ähhhmm, 2050 haben wir eine Verbrennerquote von 60 %??? Was das wohl für Konstrukte sein sollen???
Mindestens 7 Tubolader und eine Abgasreinigung mit einer genetisch veränderten Algenart, die sämtliche CO2 Emissionen sofort in Frühlingsduft umwandeln kann.
Uwe meint
Wo McKinsey drauf steht, kommt direkt der Stempel drauf:
Ablage „P“
Ingo meint
@alex.
Stimmt. Meine PV mit Speicher zu Hause (10 kWh) und Auto (heute i3 mit 29 kWh, Ende 2019 Tesla M3 mit 75 kWh) in Verbindung mit bald Millionen anderen Haus- und Auto-Akkus zu einem SmartGrid – das ist die Zukunft. Das ist der größte Stromspeicher der Welt. Und noch besser ist, dass kein Konzern auch nur einen Cent verdient. Alles mittelständische Unternehmen: PV-Module=Heckert, Gleichrichter=SMA, Batterie zu Hause=Kreisel Electric, Auto=Tesla, Stromdurchleitung Westnetz. VW, BMW, RWE – tschüss…
Yoshi84 meint
Ich freu mich auch schon drauf
Stephan Köhler meint
Nun ja, diese Smart-Grids sind gut gedacht aber die Energiemenge wird nicht mehr, nur etwas besser verteilt.
Abends wenn in Zukunft (2030?) in Deutschland 10 Mio e-Autos angesteckt werden, sollen die bis frühmorgens wieder geladen sein. Nachts scheint aber keine Sonne. Und die Solarakkus müssen ja nachts auch das Haus (Kühlschrank, TV usw…) versorgen.
Allen selbst erzeugten Strom, den man nicht in seine eigenen Akkus steckt oder sofort verbraucht speist man zum Minuten-aktuellen Preis (AngebotNachfragePrinzip) ins Netz (dann meist für lau, weil eh Überschuss). Umgekehrt muss man, wenn man selbst Akku leer und keine Sonne mehr scheint Strom aus dem Netz zum aktuellen Preis ziehen.
Was glaubt Ihr was dann im Winter wenn keine Sonne und wenig Wind am Abend das Aufladen des e-Autos kostet. Dann hole ich meinen alten Benziner mit h-Kennzeichen aus der Scheune und fahre doch wieder konventionell…
Überhaupt funktioniert dies nur im privaten „Häuslebauer“ Maßstab.
Große Industriebetrieb mit Stromanschlüssen im mehrstelligen MW-Bereich (ca. 50 % unseres Stromverbrauchs!) können mit Smart-Grid nix anfangen.
Das ganze funktioniert nur, wenn ausreichend (riesige Menge) preiswerte und zyklenfeste Stromspeicher verfügbar und bezahlbar sind.
Zum Nachrechnen: 20 Mio Haushalte mit je i.M. 30 kwh Speicher (Auto und Keller-Akku) = 600.000.000 kwh = 600 GWh Speicher. Klingt viel, reicht aber für Deutschland nicht mal für 1 Tag. Im Winter müssen mehrere Tage überbrückt werden und dann ist der Stromverbrauch am höchsten und die Auto-Akkus im Freien bei Kälte sind nicht so Leistungsfähig usw…
Werner meint
Die Studie erscheint mehr als hirntod. Es wäre schön, wenn es irgendeinen Anhaltspunkt dafür gäbe, dass die Verfasser das Klimabkommen 2015 (Paris 2015), welches auch die Bundesrepublik ratifiziert hat, gelesen hätten. 40% E-Autos in 2050 bedeutet, dass sämtliche Klimaziel für 2050 nicht eingehalten werden. Im Klima abkommen steht klar und deutlich das Ziel (bei 1,5 bzw. 2 Grad Erwärmung) von 0 (Null / Zero) CO², wobei Voraussetzung für das 1,5 Grad-Ziel die zusätzliche Entnahme von CO² aus der Atmosphäre voraussetzt.
Eigentlich müsste doch jeder, der aufgrund welcher Untersuchung auch immer zu solchen Ergebnissen kommt diesen Sachverhalt monieren. So wird das wirklich eine Katastrophe.
Fragt sich, wer der Auftraggeber ist.
Das Problem scheint allerdings auch noch nicht bei jedem in der Politik angekommen zu sein – das letzte was ich von unserem aktuellen Wirtschaftsminister in der Sache gehört habe war die Aussage, daß wir 2050 bei einer Quote von 9x Prozent CO² Ausstoß landen würden (War wohl in derTagesschau).
2018 wird uns mal als relativ kühles Jahr in Erinnerung bleiben,
Will jetzt nicht weiter darüber nachdenken
Fritz! meint
Die einzig gute/sinnvolle Empfehlung in der „Untersuchung“ ist, daß sie den EVU empfehlen, wieder zeitgesteuerte Tarife anzubieten. Mit den mordenen Zählern geht das viel flexibler als früher mit dem 400 Hz Signal.
Düsentrieb meint
Die schauern sich immer nur mit Scheuklappen ein Punkt an. Die Gesamtübersicht fehlt. Traurig, dass Amateure da einen besseren Überblick haben…
Tomas meint
Gerade am Land wird der Strombedarf kein Problem sein, da dort sehr viele Hausbesitzer Photovoltaikanlagen besitzen.
Peter W meint
Zuerst warnte man vor Netzproblemen weil PV-Anlagen zu viel einspeisen, und jetzt ist es wieder umgekehrt.
Wenn unsere Netzbetreiber ein extrem langsam wachsendes „Problem“ mit dem sie Geld verdienen nicht hinbekommen, dann tun sie mir leid.
C. Hansen meint
Eine PV-Anlage hat quasi nix mit der Leistungsspitze zu tun.
Nur wenn es ausreichend hohe Anreize gibt die PV-Batterie für die Ladung zu nutzen, könnte die Last im Winter gesenkt werden. Aber mit einem 5 kWh Akku einen 60 kWh Akku zu laden, wird die Last auch nur gering reduzieren.
Das größte Risiko sehe ich darin, dass der Netzbetreiber sowieso sämtliche erforderliche Maßnahmen staatlich geregelt bezahlt bekommt. Dann gibt es keine Anreize, weder für den Kunden noch für den Netzbetreiber irgendwelche Lasten zu verschieben.
Wenn sich das nicht massiv ändert, könnten wir tatsächlich gigantische Probleme bekommen. Ich hab aber noch Hoffnung, dass man das in 20 Jahren politisch hinbekommt. Die Technik ist ja schon da.
Der Statistiker meint
Haben die eigentlich schon mal etwas von „Smart Grids“ gehört? Schaut nicht so aus.
Denn wenn das großflächig in Betrieb geht werden Lastspitzen der Vergangheit angehören – dank e-Mobilität!
alex meint
Dafür wäre noch wichtig, das die Möglichkeit zum V2G (Vehicle to Grid) auch endlich angeboten wird.
Wer will darf dann gerne ein teil seines KFZ Akkus entweder für die Hausversorung oder dem Netz zur Verfügung stellen.
Damit wäre ein echtes smart grid ausbaubar und man könnte überschüssige Energie aus Sonne, Wind und Wasser in die PKW Akkus pumpen, und bei bedarf entnehmen.
Selbst wenn es pro PKW nur 3kwh oder 4kwh wären, das ganze auf die Zukunft gerechnet, mit hunderttausenden oder Millionen PKW, das wäre eine Energie Revolution die ihres gleichen sucht.
Technisch ist auch das alles schon machbar, fast alle Häuser und oder sogar neuen PKW sind online, das ganze netz und auch heute schon einige ePKW sind da, nun heißt es, Hardware anbieten, quasi eine Wallbox die in beide Richtungen arbeiten kann, und dazu die passende Software.