Deutsche Autohersteller und Zulieferer lassen nach anfänglichem Zögern Milliarden in E-Mobilität fließen. Derzeit führen bei Elektroautos aber weiter vor allem chinesische Unternehmen. Der in der Volksrepublik lehrende deutsche Professor Ulf Henning Richter begründete dies im Gespräch mit Springer Professional damit, dass die Elektrifizierung der Pkw-Industrie in China „als Jahrhundertchance“ verstanden wird.
Deutschland habe zwar sowohl die Ressourcen und das Know-how, um bei der Elektromobilität führend zu sein, „quäle“ sich jedoch mit der Umsetzung einer der größten Umwälzungen im Bereich Mobilität der Neuzeit. „Die bestehenden Infrastrukturinvestitionen reichen dazu bei weitem nicht aus“, so Richter.
In Ländern wie China, USA oder auch Norwegen würden Ökosysteme für die alternative Antriebsart aufgebaut, die „Schlüsselfaktor“ für den nachhaltigen Erfolg von Elektroautos sind – etwa finanzielle Anreize für die Verbraucher sowie praxistaugliche und „vorteilhafte institutionelle Rahmenbedingungen“. Deutschlands Gesetzgeber und Automobilhersteller haben Richter zufolge „zunächst eher zögerlich und phlegmatisch auf die Herausforderungen aus den USA und Asien reagiert“.
China wolle mit Elektromobilität „die westliche Dominanz in der Automobilindustrie“ durchbrechen und gleichzeitig im Rahmen der Energiewende die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduzieren, sagte Richter. Hinzu komme, dass chinesische Metropolen mit hoher Luftverschmutzung durch Verbrenner-Abgase zu kämpfen haben.
Dass China nach jahrzehntelanger Dominanz der Europäer eine Chance auf die Führungsposition in der Automobilindustrie hat, lässt sich laut Richter so erklären: „Es handelt sich dabei um ein enges Zusammenspiel von Wirtschaft, Partei und Regierung, in der Finanzierungsmechanismen und die Gesetzgebung an die politischen Ziele der chinesischen Regierung angeglichen werden.“ In der Praxis führe diese zu teils massiven Investitionen und staatlich geförderten „Experimentierorten“, wo in kurzer Zeit große Mengen an elektrischen Bussen und Taxis eingeflottet werden – etwa Shenzhen.
Bei der Fertigung von Lithium-Ionen-Batterien ist Asien Europa nach Ansicht von Fachleuten bereits enteilt. China schickt sich nun auch hierzulande an, zum führenden Akkufertiger zu werden. „Batteriefabriken sind ein wichtiger Faktor im Aufbau von Elektromobilitätsclustern, welche Herstellern und Zulieferern in der Zukunft erlauben werden, neue Just-in-Time Systeme aufzubauen, unter anderem auch um potenzielle Unterbrechungen in zunehmend fragilen globalen Zulieferketten zu vermeiden“, unterstrich Richter. Mit Blick auf mögliche langanhaltende Handelskriege zwischen den USA, Europa und Asien sei der Aufbau eigener Zellfertigungs-Kapazitäten sowie belastbarer Zulieferketten daher unausweichlich.
TN meint
Fragt sich wie man das interpretieren soll. Das die Chinesen mehr e-Autos verkaufen werden, schätze ich auch – aber nicht in Europa. Wer will hier schon ein chinesisches Auto fahren? Selbst wenn sie die Qualitätsansprüche in einigen Jahren eingeholt haben, wüßte ich nicht wer sich ein chinesisches Fabrikat kaufen wollen würde. Von dem ständig zusammengeklauten Design ganz zu schweigen.
man-i3 meint
„Ändern? ich wüsste nicht was ich ändern sollte….“ hat sie gesagt. Wir machen einfach weiter so…. und schauen zu wie Byton und dergl. uns das Wasser abgraben.
Priusfahrer meint
Die chin. und koreanische Akku-Industrie will Europa von ihren Produkten abhängig machen, indem sie uns Akkus in allen Größen möglichst günstig verkaufen. Dadurch wird eine Europa-eigene Akkuproduktion unrentabel und alle diesbezüglichen Pläne seitens der dt. (Automobil) – Industrie verschwinden in Schubladen. Später wenn die
Produktion von europäischen E-Fzg.en gut angelaufen ist, wird der Preis für die
Akkus kräftig steigen.
Leotronik meint
Zögerlich und phlegmatisch sind bestimmt nicht die richtigen Worte. Feindselig und blockierend ist eher richtig.
Wer sich dem Markt verschliesst und schwimmt dagegen geht leicht unter.
Gingong meint
Bis jetzt sind die chinesischen Hersteller im KFZ-Segment noch nicht beim Qualitätsniveau der etablierten Anbieter angekommen, obwohl sie es seit Jahren immer wieder versuchen.
Blackampdriver meint
Die Chinesen müssen erst mal eine starke Marke aufbauen, um den hiesigen Premiumanbietern (incl Tesla) Paroli bieten zu können. Die „Gefahr“ besteht eher, dass kleinere OEM´s, die nicht im Premiumsegment unterwegs sind, die Ersten sein werden, die die chinesische Offensive fürchten müssen. Deren Kunden sind nicht so stark markentreu und schauen eher auf den Euro..bestes Beispiel dafür ist die Marke Dacia..im E-Fahrzeugmarkt kann sich so was jederzeit wiederholen..
Paul meint
Dies wird aber bei Sono-Motors Deutschland nicht passieren:
https://www.golem.de/news/sono-motors-elektroauto-sion-fuer-16-000-euro-schon-7-000-mal-reserviert-1808-136047.html
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Naja, 7.000 Reservierungen sind im Automobilbereich eigentlich nichts. Und der Preis ist jetzt auch nicht so, dass man sofort bestellt; schließlich erwartet man für 20.000 Euro schon gute Qualität.
Fritz! meint
Es sieht so aus, als ob da die Chinesen im Moment alles richtig machen. Einiges davon haben sie sicherlich auch von den deutschen PKW-Herstellern in China gelernt.