Der Nutzfahrzeughersteller Scania hat einen Ausblick auf seine E-Mobilitäts-Strategie gegeben. Zunächst setzt die Volkswagen-Tochter demnach auf teilelektrische Plug-in-Hybrid- und Hybridfahrzeuge der neuen Scania Lkw-Generation. Im Fokus stehen dabei Anwendungen im Stadtbereich, vor allem für den Verteiler- und Baustellenverkehr.
Scania wirbt damit, dass seine elektrifizierten Transporter problemlos alle Emissionsauflagen und Geschwindigkeitsbeschränkungen in bestimmten Gebieten erfüllen werden. Warum anders als etwa bei Tesla oder Daimler zunächst auf vollelektrische Antriebe verzichtet wird, begründen die Schweden so: „Bei Scania verfolgen wir weiterhin unseren E-Mobilitätsansatz mit dem ‚Hier-und-Jetzt-Anspruch‘ und bieten Lösungen, die vom ersten Tag an die nötigen Kapazitäten für Kunden in Stadtgebieten auf nachhaltige Weise zur Verfügung stellen.“
Die neuen Hybrid-Lkw werden von einem 5-Zylinder-Reihenmotor angetrieben, der mit hydriertem Pflanzenöl (HVO) oder Diesel betrieben werden kann. Zusätzlich ist ein Elektromotor verbaut, der 130 kW (177 PS) und 1050 Nm erzeugt. Das Energiefenster der Batterie ist auf 7,4 kWh voreingestellt, um eine lange Akkulaufzeit zu gewährleisten. Dank elektrischer Nebenaggregate für die Lenkung und die Luftversorgung der Bremsen können die Lkw bis zu 10 Kilometer rein elektrisch ohne Unterstützung des Verbrennungsmotors betrieben werden.
„Bei den Lkw für den Stadtverkehr sind Hybridfahrzeuge der neueste Stand der Technik im Hinblick auf Gesamtwirtschaftlichkeit, Betriebszeit und Nachhaltigkeit“, so Produktmanagerin Maria Johansson. „Wir stellen unseren Kunden eine Lösung mit verlässlicher Hardware, Energierückgewinnung und ohne Risiko einer geringen Reichweite zur Verfügung. Unsere Lösung ist frei von CO2-Emissionen und beeinträchtigt nicht die Gesamtwirtschaftlichkeit der Kunden.“
Scanias E-Lkw nutzen vorrangig Rekuperation zur Erzeugung kinetischer Energie und damit zum Laden der Batterie. Der Elektromotor wird immer zum Anfahren und zum Fahren mit niedrigerer Geschwindigkeit genutzt – vorausgesetzt, die Batterie ist geladen. Die Plug-in-Lösung sorgt dafür, dass die Lkw-Batterie zu Beginn des Fahrzeugeinsatzes vollständig geladen ist. Zusätzliche Ladevorgänge sind auch während der Schicht eines Fahrers möglich, etwa beim Parken des Lkw zum Be- oder Entladen oder während Ruhephasen. Bei regulärer Stromversorgung kann die Batterie innerhalb von 20 Minuten mit zusätzlichen 22 kW versorgt werden. Der Fahrer kann die Batterie auch während des Fahrens aufladen, muss dann aber mit einem Mehrverbrauch an Kraftstoff rechnen.
Neben einem lokal emissionsfreien Betrieb ermöglichen die Batterie und der Elektromotor der hybriden Scania-Trucks eine Leistungsverstärkung von 50 kW/250 Nm, wenn der Fahrer einen Kickdown durchführt. Wählt der Fahrer den Leistungsmodus, wird die Leistung bei der Beschleunigung immer um 20 kW oder 150 Nm verstärkt, auch wenn die Kickdown-Funktion nicht verwendet wird. Die Hybrid-Modelle verstärken die verfügbare Drehzahl zudem in vielen Situationen automatisch, um die Notwendigkeit eines Herunterschaltens zu vermeiden und damit die Kraftstoffeinsparung zu erhöhen. Auch beim Bremsen sowie bei der Reduzierung der Fahrzeuggeschwindigkeit wird zur Maximierung der Energierückgewinnung ein Herunterschalten vermieden.
In Kombination mit hydriertem Pflanzenöl soll sich mit den Hybrid-Lastern laut Scania eine CO2-Reduzierung von bis zu 92 Prozent bei gleichzeitig hoher Leistungsfähigkeit in Stadtgebieten erreichen lassen. Die neuen Hybridfahrzeuge können ab November 2018 bestellt werden, die Plug-in-Hybrid-Modelle 2019. Sobald die notwendige Batterietechnologie verfügbar ist, will Scania auch exklusiv elektrisch betriebene Lkw anbieten.
alupo meint
Wenn der Semi von Tesla das hält was verkündet wurde (über 800 km Reichweite bei >40 Tonnen und einer in Deutschland nicht erlaubten Geschwindigkeit von 98 km/h) dann ist das komplexe Hybridgeschäftsmodell absolut tot.
Und Tesla hat seine technischen Ankündigungen bisher eingehalten.
Ich freue mich auf den Semi, zeigt er den „Ungläubigen von der alten Industrie“ doch ein weiteres Mal was heute schon umsetzbar ist.
Immer wieder lustig zu beobachten wie viele Menschen nicht aus Fehlern lernen können, wenns eben nicht so traurig wäre.
PS: die Commerzbank ist diese Woche aus dem DAX30 geflogen, die Deutsche Bank aus dem Eurostoxx50.
Wer fliegt als nächstes?
Jörg meint
Solange es keine Einfahrverbote (oder andere Daumenschrauben) für normale Diesel-LKW für Innenstädte gibt, werden sich wenige Frachtführer finden, die sich pro LKW zwei Antriebssysteme (=Hybrid) und dazu zwei Betankungssysteme (Diesel, Strom) zulegen. (Vom Wartungsaufwand ganz zu schweigen.)
atamani meint
@Jörg
Nach vielleicht machen es einige Kunden aus Marketing Gründen oder Firmenrichtlinie aber auch zur Auflage…die Kosten werden wohl höher liegen als bei reinem Diesel LKW…
Jörg meint
Ja, das schon.
Der eine oder andere Großfuhrpark wird sich soetwas hinstellen (und dann auch damit fahren).
Ob der Hersteller damit nachhaltig Umsatz machen kann, wird sich zeigen.
Ich vermute: nein.
(Daher kommt, glaube ich, auch der zögerliche Umgang der LKW-Hersteller mit dem Thema. Statt Nägel mit Köpfen zu machen und komplett neu zu entwickeln, kommen nur umgebaute Verbrennerfahrgestelle zum Einsatz.)
Volsor meint
10 km rein Elektrische.! 50 oder 60 km hätte ich ja verstanden aber 10 km.!?
Und beim Pflanzenöl werden wohl wieder alle Produktion.- und Transport Emissionen nicht komplett ein gerechnet.
JoSa meint
Ja, Hauptsache wir roden nicht in Europa die letzten Wälder ab um Plantagen aus Ölpalmen anzulegen. Dafür ist Indien viel besser geeignet.
Im Diesel haben wir ja schon ?20%? drin. Bei der Menge bin ich mir jetzt nicht sicher.
Hab ich einfach mal so rausgehauen *Sorry*
Ducktales meint
Warum so weit schauen?
in NRW werden immer noch Wälder abgeholzt, um die Energieversorgung mit Braunkohle zu sichern. Eine saubere Sache das…. in diesen Zeiten, wo eine
SPD Frau, die Andrea Nahles die Grünen für ihre Klimapolitik kritisiert. „Die Grünen betreiben Klimaschutz durch das staatlich angeordnete Abschalten von Kohlekraftwerken, ohne sich um die Menschen vor Ort zu kümmern“, sagte Nahles dem Spiegel. „Die Verengung der Klimaproblematik auf die Braunkohle ist für uns nicht akzeptabel.“
Zeit-online vom 31-8-2018
Demnächst vergasen wir wieder Kohle direkt für den Antrieb Autos. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit, das positiv udn klima-neutral darzustellen.
Zurück zum Thema: Hybrid Motoren (und dann noch mit Pflanzenöl sind eine echte Sackgasse, ein letzter Strohhalm der Verbrenner-Mafia.
Noch so ein Irrweg: Nahrung als Treibstoff…
Fazit:
es ging und geht nie um uns Menschen unterhalb von Politik und Konzernen.
Wir essen was die wollen, wir atmen was die wollen, während sie in klimatisierten, belüfteten Büros oder sehr ländlich ohne Dreck leben,
den sie uns vor die Tür und in die Lungen kippen.
und wir fahren was die wollen…
Abstimmen können wir nur mit den Füßen
atamani meint
@ducktales
Zitat:
„in NRW werden immer noch Wälder abgeholzt, um die Energieversorgung mit Braunkohle zu sichern.“
Und in Deutschland werden auch Wälder abgeholzt, um darauf Windkraftanlagen zu bauen…wo man anschließend den Strom auch noch ins Ausland verschenken muss, weil ihn keiner will…
atamani meint
@JoSa
„Im Diesel haben wir ja schon ?20%? drin. Bei der Menge bin ich mir jetzt nicht sicher.“
Es sind 7% Anteil von Biodiesel…ob das nun gut oder schlecht ist…reiner Diesel wäre billiger.
Aber das kann man sich beim Biogas auch fragen, das zu Strom wird…