Faraday Future ist angetreten, um Elektroauto-Pionier Tesla bei Premium-Stromern Konkurrenz zu machen. Das Startup steht Medienberichten zufolge nun aber vor dem Aus. Während einer der Gründer das Unternehmen vor wenigen Tagen verlassen hat und von einer nahenden Pleite spricht, versucht der Firmenchef, Faraday Future am Leben zu halten.
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Faraday Future seinen Mitarbeitern für unbestimmte Zeit das Gehalt um 20 Prozent kürzt, auch erste Kündigungen soll es gegeben haben. Mitgründer und Chef Jia Yueting reduziert seine Vergütung bis auf weiteres auf einen US-Dollar, weitere Führungskräfte akzeptieren Gehaltseinbußen von über 20 Prozent, hieß es. Doch das reicht offenbar nicht.
Nick Sampson, einer der drei Gründer von Faraday Future, ist diesen Dienstag von seiner Rolle als Entwicklungschef zurückgetreten. Am Vortag hatte mit Peter Savagian bereits ein weiterer langjähriger Top-Manager das Unternehmen verlassen. Dem Tech-Blog The Verge liegt eine E-Mail vor, in der Sampson schreibt, dass Faraday Future „mit Blick auf das Finanzielle und auch die Belegschaft praktisch insolvent ist“.
„Angesichts der verheerenden Auswirkungen auf die Leben unserer Angestellten, deren Familien und Nahestehenden sowie der Folgen für unsere Zulieferer und die Branche als Ganzes kann ich nicht weitermachen“, so Sampson. Sollte sich die Situation noch „wesentlich bessern“, sei er bereit, eine Rückkehr zu Faraday Future in Betracht zu ziehen.
Sparmaßnahmen & und Investorensuche
Der einzige verbleibende Gründer Jia Yueting versucht an der Spitze von Faraday Future, das Unternehmen zu retten. Der Betrieb soll durch mehrere Maßnahmen so lange aufrechterhalten werden, bis ein neuer Geldgeber gefunden ist. Dazu werden Angestellte, die ab Mai zu dem Unternehmen kamen, bis mindestens Ende des Jahres in den Zwangsurlaub geschickt. Die weiteren Mitarbeiter können zu einem reduzierten Gehalt bzw. Mindestlohn an Bord bleiben. Ergänzend werden weitere Sparmaßnahmen durchgeführt.
Der Grund für die prekäre Lage von Faraday Future sind Streitigkeiten mit dem chinesischen Investor Evergrande. Die zur Verfügung gestellten ersten 800 Millionen Dollar wurden von dem Elektroauto-Startup bereits verwendet, die weiteren in Aussicht gestellten Mittel von bis zu 1,2 Milliarden Dollar hält Evergrande zurück. Jia Yueting führt eigenen Angaben nach derzeit Gespräche mit möglichen neuen Investoren verschiedener Branchen.
Faraday Future ist auf frisches Kapital angewiesen, um sein Erstlingswerk FF 91 in Serie zu produzieren. Das luxuriöse, leistungsstarke Batterie-SUV soll mit einer Ladung mehr als 600 Kilometer nach dem US-Zyklus EPA fahren können, nach NEFZ-Norm 700 Kilometer. Der Sprint von Null auf Hundert soll in dem 5,25 Meter langen Crossover in nur um die 2,5 Sekunden gelingen. Bestellt werden kann der FF 91 bereits, die Auslieferung wurde zuletzt für Mitte 2019 angekündigt.
TwizyundZoefahrer meint
Ja, das Ende einer Erzählfirma ohne Produkt und ohne Refinanzierungsplan und ohne Absicherung der Akkulieferung geht schief. Den meisten 3 – 5 Jahren Ankündiger wird es genauso gehen. Das System Tesla funktioniert leider nur ein Mal. Alle Anderen Subventionsbetrüger werden kein Geld von Investoren mehr für ihre nicht fahrbaren Knetmodelle mit Heissluftversprechen bekommen. Ich schreibe es nochmal, die absolute Wertschöpfung eines EAuto liegt im Akku, gemietet oder geleast, ähnlich einem Handy. Das Geschäft machen Firmen wie Hyundai, Nissan, Renault, Tesla, Kia, Chinesen, alle die jetzt schon liefern, wenn auch nur geringe Mengen. Evtl. wird Dyson noch was, der labert nicht so viel. Auch unsere OEM werden evtl. brutale Schwierigkeiten bekommen und vom Akkumarkt gegängelt werden. Es wird ähnlich der new Ökonomy laufen, Heissluft ohne Produkt wird untergehen. Der Markt und auch Investoren lassen sich nicht ewig an der Nase herumführen. Meine Meinung.
teslatom meint
Äh, wieso schreibst Du Subventionsbetrüger im Zusammenhang mit Tesla?
Naja, vermutlich ein Versehen ????
TwizyundZoefahrer meint
Falsch ausgedrückt, ich meinte das Top down Tesla Finanzierungs System funktioniert nur einmal. Tesla liefert ja seine Produkte.
BrainBug meint
Die wirklich interessante Frage ist doch, warum der Investor Evergrande seine in Aussicht gestellten 1.2 Mrd nicht bezahlt?
Denn immerhin bedeutet das, dass sie mehr oder weniger einem Totalverlust der bereits investierten 800Mio in Kauf nehmen.
Das macht man doch nur, wenn man nicht mehr davon überzeugt ist, dass FF das Auto in ausreichender Stückzahl bauen und mit Gewinn verkaufen kann.
Was hat sich also verändert?
Gunnar meint
Ich bn für eine Umbenennung des Unternehmens:
Faraday Past.
Pamela meint
Es zeigt eigentlich das Dilemma.
Die, die das Geld hätten, tun nicht genug.
Die, die was tun möchten, haben nicht genug Geld.
Mir tut es um jeden leid, der mit allen Risiken in sinnvoller Weise sein Möglichstes tut und dann scheitert.
Tim Leiser meint
+1
Landmark M3 vs. Sion meint
Da kann man mal sehen wie hoch die Leistung von Tesla einzuschätzen ist. FF hat versagt und sie haben keinen Elon Musk.
MacGyver meint
1+
Swissli meint
Naja, 800 Mio (!) verbraten und dann nichts auf den Markt zu bringen ist für mich schon fast Betrug an Investoren.
Tim Leiser meint
Es sind Meldungen wie diese, die zeigen wie schwer es sein muss eine neue Automobilmarke zu etablieren. Das Bangen um TESLA in letzter Zeit (selbst Musk sprach oft vom drohenden Tod, sollten bestimmte Bedingungen nicht eintreffen) zeigt dies auch.
Selbst wenn es BYD und vielleicht noch andere chinesische Hersteller gibt: es werden einige deutsche Unternehmen überleben. Der Automarkt ist (leider) zu groß, als das ihn TESLA, BYD, und ein paar Startups in nächster Zeit unter sich aufteilen können.
BeatThePete meint
Mhm .. naja .. so ein Auto zu entwickeln braucht man so um die 7 Jahre..
Wenn ich mir anschaue was DE-Hersteller heute so an E-Autos haben…wenn die also dieses Jahr oder auch vorhergehendes Jahr mit der Entwicklung angefangen haben .. dann sprechen wir von 2025.
Fall aber in 2025 ein Auto ausgeliefert wird, das den Stand der Technik; oder eines anderen Herstellers; von 2020 entspricht … dann bin ich mir nicht sicher ob “ einige deutsche Unternehmen überleben “ nicht gegen Null läuft.
Tim Leiser meint
Bitte informieren… Es ist ja nicht so, dass bis 2020 nicht einen Haufen e Autos von deutschen Unternehmen kommen. Und zwar in allen Klassen. Die fangen nicht heute an zu entwickeln. Und wenn die Beschaffung der Batterien zu schwierig wird, dann gilt das für alle anderen (außer TESLA und BYD) auch.
Aber am Ende überleben eh nur die, die Mobilität anbieten. Nicht die, die Autos anbieten
BeatThePete meint
Primär sind das Ankündigungen.
Spannend wird sein, was dann tatsächlich geliefert wird, auf welchen technischen Stand das ist.
Im Bereich 2025 – 2030, da mach ich mir mehr Sorgen was man so alles mit Autonomen Fahrel Level 5 hinbekommen werden wird.
Denn das ist nochmal eine wesentliche heftigere Änderung, da werden wirklich nur die überleben, die Mobilität anbieten.
Tim Leiser meint
Quatsch. Zwei Autos wurden schon vorgestellt (Audi und Mercedes). Ich wohne bei Zuffenhausen um die Ecke. Die bauen da ein riesen Werk für den Taycan. Smart wird ab 2020 zur reinen Elektromarke.
Das die deutschen erst jetzt anfangen zu entwickeln ist einfach völlig falsch. Und von Kooperationen mit chinesischen Herstellern (z.B. Mercedes und BYD) rede ich da garnicht. Auch nicht vom BMW i3.
Peter W. meint
Wie viele vernünftige Autos hätte man wohl mit dem verbratenen Geld bauen können?
Tim Leiser meint
Ich bin kein Autobauer. Aber was du ein vernünftiges Auto nennen würdest, wäre sicher ein Auto für die Massen. Und wenn das mit weniger Geld zu realisieren wäre wie ein Supercar in vergleichbar geringer Stückzahl, denke ich, dass es mehr geplante Massenmodelle geben würde. Und bevor jetzt jemand kommt mit Lobby und nicht gewünscht: TESLA selbst stand wegen M3 schon mehr als 1x am Abgrund. VW muss mehr SUV verkaufen um die Massenproduktion des ID zu finanzieren.
Mal hypotetisch: Faraday Future hätte einen Wagen in der Golf-Klasse präsentiert. Zu Preisen wie ein Golf. Die Vorbestellungen wären wohl ähnlich hoch wie beim M3. Und ich bin sicher, die Infrastruktur dafür ist um ein VIELFACHES teurer als einen exklusiven Luxusschlitten zu bauen. Die Margen dabei aber viel geringer. Nicht ohne Grund macht es TESLA „top down“
Maro meint
„VW muss mehr SUV verkaufen um die Massenproduktion des ID zu finanzieren.“
Das ist genau das, was das VW-Marketing sagt. In Wirklichkeit hat VW aber die letzten Jahre immer Milliardengewinne gemacht, das Geld ist längst da. Und das, obwohl sie bereits über 28 Milliarden für den Dieselbetrug ausgegeben haben: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2018-10/diesel-affaere-volkswagen-quartalszahlen-gewinn
Also nein, VW muss nicht mehr SUV verkaufen, um die Massenproduktion des ID zu finanzieren. Sie müssen es einfach nur tun.
Tim Leiser meint
Nun ja. Das sollte aber auch nicht der Punkt meiner Aussage sein. Sondern das es sicher schwerer und kostspieliger ist ein Massen Auto auf den Markt zu bringen als einen exquisiten Luxusschlitten) egal ob VW jetzt die Kohle in der Portokasse hat oder ne Bank überfallen muss). Von wegen: wie viele vernünftige Autos hätte man mit dem Geld bauen können?
Antwort: wenn die Fertigung Linie stehen würde und das Auto entwickelt wäre sicher viel. Aber was neues zu bauen… Da macht vielleicht der Weg von Tesla mehr Sinn.
Tim Leiser meint
Und VW wird alles mögliche tun den I.D. Zu bringen. Ich weiß nicht wie man daran zweifeln kann. Die investieren doch nicht 50 Milliarden in Batterien und bauen dann den Golf? Oder Tönen, dass sie mit dem Auto den Erfolg von Käfer und Golf wiederholen wollen und stampfen es dann ein, wenn die Grenzwerte erfüllt sind. VW weiß genau, dass sie (?) ein Glaubwürdigkeitsproblem hat. Eine solche Aussage, die so oft auf allen Ebenen bekräftigt wird ist eine, an der sich die Firma messen lassen möchte.
Ich halte es für wahrscheinlicher, dass VW es der Konzerntochter Porsche gleich tut und als erster großer Konzert beschließt, die Investitionen in Verbrenner einzustellen…. Weil zu kostspielig