Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hat in einer Mitteilung gefordert, die öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektroautos einfacher nutzbar und transparenter zu machen. Anders ließen sich nicht wie von der Bundesregierung vorgesehen deutlich mehr Stromer auf deutsche Straßen bringen.
„Die Bundesregierung wird ihr Ziel, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen, verfehlen. Ein triftiger Grund, der Verbraucherinnen und Verbraucher bislang vom Kauf eines Elektroautos abhält, sind Mängel bei der Ladeinfrastruktur. Das Laden muss einfacher und transparenter werden“, so VZBV-Vorstand Klaus Müller.
In einem aktuellen Forderungspapier sprechen sich die Verbraucherschützer für einheitliche, transparente Preismodelle aus, die auf der tatsächlich abgegebenen Strommenge basieren und damit einen Preisvergleich ermöglichen. Vor jedem Laden sollen Verbraucher zudem alle Informationen erhalten, um möglichst genau die Kosten des Ladevorgangs abschätzen zu können. „Der Bundeswirtschaftsminister ist gefordert, das Chaos an den Ladesäulen zu beenden und für faire Preise und Transparenz zu sorgen“, sagte Klaus Müller.
Kritisch sei auch, dass Elektroauto-Besitzer zum Laden ihres Fahrzeugs meist einen Vertrag mit einem Ladesäulenbetreiber abschließen müssten. Kunden müssen sich je nach Anbieter auf verschiedenen Wegen authentifizieren, etwa per Smartphone-App oder RFID-Karte. Bei einer längeren Fahrt durch Deutschland kann so schnell eine größere Anzahl von Zugangsmitteln nötig werden.
„Ein Dschungel an verschiedenen Zugangssystemen schreckt potenzielle E-Auto-Fahrer ab und gefährdet den Zuspruch zur Elektromobilität“, kritisierte Klaus Müller. „Ein Zugangsmedium für alle Ladesäulen – das wäre ein wirklicher Gewinn. Das Zugangsmedium muss dem Verbraucher maximale Einfachheit und Sicherheit bieten.“ Auch spontanes Laden an allen Ladesäulen müsse an allen vorhandenen Ladesäulen möglich werden. Darüber hinaus müssten die Ladesäulen sichtbarer sowie defekte Ladesäulen zügig repariert werden.
Die Forderungen der Verbraucherzentralen im Detail:
Faire Preise
Preismodelle auf Basis von Kilowattstunden: Nur einheitliche, transparente Preismodelle, die auf der tatsächlich abgegebenen Strommenge basieren, erlauben den Verbrauchern, Preise zu vergleichen. Zusätzliche Preisbestandteile, die das Parkbeziehungsweise Ladeverhalten steuern, müssen transparent ausgewiesen werden.
Transparenz: Vor jedem Laden müssen Verbraucher alle Informationen erhalten, um möglichst genau die Kosten des Ladevorgangs abschätzen zu können. Mindestens die Preise für spontanes Laden ohne Abonnement müssen transparent direkt an der Ladesäule ausgewiesen werden. Darüber hinaus müssen die Verbraucher zeitnah im Anschluss an das Laden an der Ladesäule oder elektronisch informiert werden, was genau sie für den Ladevorgang bezahlen müssen.
Faire Roaming-Preise: Roaming-Gebühren dürfen das Laden nicht unverhältnismäßig verteuern. Der Gesetzgeber muss die Entwicklungen im Markt beobachten, um Fehler wie im Telekommunikationsbereich zu vermeiden. Bis dahin sollte das Bundeswirtschaftsministerium dem Bundestag jährlich einen Bericht über die Entwicklung der Roaming-Gebühren vorlegen und die Regulierung der Gebühren prüfen.
Unkompliziertes Laden
Vereinheitlichung der Zugangssysteme: Statt des heutigen Dschungels an proprietären Systemen mit verschiedensten Zugangsvoraussetzungen ist ein einheitliches Modell einzuführen, das die Authentifizierung mittels eines einzelnen Zugangsmediums ermöglicht und alle Anbieter einschließt. Das Zugangsmedium muss dem Verbraucher maximale Einfachheit und Sicherheit bieten. Es sollte perspektivisch, wo sinnvoll, auch halböffentliche Ladesäulen umfassen.
Spontanes Laden ohne Abonnement an allen Ladesäulen: Ladesäulen, die ab dem 14. Dezember 2017 in Betrieb genommen wurden, müssen Kunden ohne Abonnement das spontane Laden erlauben. Bei älteren Ladesäulen ist dies in der Regel nicht möglich. Spontanes Laden sollte mittelfristig verpflichtend auch an allen Ladesäulen im Bestand angeboten werden.
Eindeutige Beschilderung der Ladeplätze: Es braucht eine bundesweit einheitliche und leicht verständliche Kennzeichnung, die Stellplätze an Ladesäulen für Elektroautos reserviert. Diese Beschilderung muss rechtsverbindlich sein, sodass Falschparker sanktioniert werden können.
Defekte Ladesäulen zeitnah reparieren: Betreiber von mit Steuergeldern geförderten Ladesäulen müssen verpflichtet werden, defekte Ladesäulen zeitnah zu reparieren oder sonst einen Teil der Förderung zurückzuzahlen.
Datenschutz und Datensicherheit: Bei allen Authentifizierungs-, Abrechnungs- und Bezahlvorgängen muss ein hohes Maß an Datenschutz und -sicherheit gewährleistet sein.
Verlässliche Informationen
Zentrale Stelle: Es muss eine zentrale Stelle des Bundes eingerichtet werden, bei der Informationen über Standort und statische sowie dynamische Eigenschaften aller öffentlichen Ladestationen zusammenlaufen. Diese Daten sollen standardisiert öffentlich zugänglich gemacht werden, damit Verbraucher über Lademöglichkeiten in Echtzeit informiert werden und neue Geschäftsmodelle ermöglicht können.
Einfache Meldung: Der Meldevorgang für neue Meldepunkte bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) sollte einfach und unbürokratisch für die Betreiber erfolgen.
stefan meint
Sehr gut Verbraucherzentrale! Einfach mal bitte auf die Preisauszeichnungspflicht und Barrierefreiheit nach deutschen Gesetzen pochen!
Es braucht da nichts Neues und keine Arbeitsgruppen oder Studien mehr! Strom ist eine Ware, die eindeutig auszuzeichnen ist. Wenn ich derzeit auswärts laden will, ist das so, als müßte ich im Supermarkt bei jedem Produkt einen Code einscannen, um den aktuellen Preis für mich zu erfahren – also ohne Smartphone geht gar nichts und es kostet bar oder mit Karte oder via Telefon jedesmal anders. An vielen Ladesäulen muss ich sogar pauschal einen Kasten Bier bezahlen, obwohl ich nur ein Glas trinken will.
Ich habe den Eindruck, die Bundesregierung und speziell die letzten drei Verkehrsminister, ignorieren die teuren Fachgremien wie die NPE und haben überhaupt keinen Plan für die E-Mobilität und Verkehrswende.
Da sollten die Verbraucherzentralen einfach mal die Preisauszeichnungspflicht einklagen, so wie die Umwelthilfe die Luftreinhaltung. Vorher bewegt sich da wohl nichts.
Teslatom meint
1+ zur Verbraucherschutzzentrale????????
Nur, es ist so einfach, dass die gängige Praxis einfach Schikane ist. So dumm kann man sich nicht anstellen.
bin da außen vor, aber traurig, dass die Politik das alles nicht interessiert, jedenfalls nicht pro Elektro
Redlin, Stefan meint
Wir haben ein Stromnetz und alle Ladesäulen sollten nur (wie Haushalte) Zapfstellen im Netz sein. Dann die Dinger mit Chip-Reader versehen, der die Chipkarten ALLER Stromanbieter in BRD akzeptiert. Da jeder als Mieter einer Wohnung sowieso einen Stromvertrag hat kann er ebenso gut einen Ladestromvertrag mit seinem oder irgendeinem Anbieter eingehen, von dem er dann die Karte bekommt und den Strom über eine Monatspauschale zahlt (Pi mal Auge * Verbrauch sein KFZ/100 für monatl.Ca.-Laufleistung). Karte an Säule vorherziehen, Strom fließt, fertig.
Wäre ein sog. Umlagemodell.
stromprofessor meint
Da werden sehr gute Punkte angesprochen – vor allem „Preismodelle auf Basis von Kilowattstunden“ finde ich absolut wichtig, um dem Durchbruch der Elektromobilität weiter zu verhelfen.
1) kWh können die Leute vergleichen, da sie das von der Stromrechnung kennen
2) an der Zapfsäule wird auch nicht nach Zeit abgerechnet, wie schnell oder langsam das Benzin reingluckert
3) bei zeitbasierten Tarif-Modellen müssen E-Fahrer mit langsamen Ladegeräten draufzahlen oder im Winter durch langsameres Laden bis zum doppelten Preis bezahlen
4) dass dadurch, das Dauerparken verhindert werden soll, ist kein Argument, Tesla löst das mit Strafgebühren. Leider ist das bei Ladestationen für alle Elektroautos etwas komplizierter, aber neue Systeme werden auch hier Lösungen anbieten, bzw. könnte man ja das Parken auf z.B. 4h maximieren. Auch könnte man andenken, ob es nicht verpflichtend für die Elektroauto-Hersteller sein sollte, dass man von außen sieht, ob wer ladet oder nicht. Nissan hat das beim Leaf schön gelöst. Da wäre es dann auch für die Parkwächter einfacher. ;-)
Leider setzen noch sehr wenige auf den kWh-Tarif.
Neulich entdeckt – ein spezielles Ladenetz für Hotels, die € 0,29 pro kWh verlangen, egal ob Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, alle Ladeleistungen bis 22 kW.
Teilweise entfernt. Bitte verzichten Sie auf werbliche Links. Danke, die Redaktion.
H.Stork meint
Genau so sollte es sein! Endlich mal eine Komponente Stelle die hoffentlich etwas Druck machen kann, denn nur so sind wir bereit ein Elektroauto zu kaufen und unkompliziert zu nutzen! Die Politik die hier gefragt ist, schläft aber weiter und ist nur mit sich selbst beschäftigt…!
AndyOptik meint
In Luxemburg kauft man sich eine Prepaidkarte für 20 100 oder 200 Euro und kann an über 800 Ladesäulen für 0,20 €/kwh laden bis die Karte leer ist. Einfach übersichtlich und unkompliziert.
Hans Meier meint
Ladesäule wird neben Windrad aufgestellt und kostet gar nix. Da alle Autofahrer irgendwo auch Stromkunden sind, investieren sie indirekt über den Strompreis sowieso in die Anlage, jeder in seiner Region.
Oder Münze einwerfen, einstecken und gut ist.
Oder jeder e-Autofahrer zahlt z.B 200 Euro im Jahr und dafür kann er dann überall jederzeit, ohne Kosten, Flatrate laden. Da brauchts keine Zähler, kein Bezahlsystem, nix, nur die Säule und gut ist.
Oder einheitliche E-AutoLadeBezahlApp öffnen, QR Barcode an Ladesälule scannen, Säule wird freigeschaltet, Ladevorgang startet.
Das Leben könnte so einfach sein, wenn nicht gefühlt 7 Parteien beim Laden mitverdienen wollten und alle immer ein „Schhh…önes“ Bussiness draus machen wollten.
Denis meint
Wie soll man den Strom bereits zu Hause zahlen können, wenn er voher an der Säule am Windrad kostenlos ver“zapft“ wird? Bitte vorher nachdenken!
nilsbär meint
Er hat ja ‚oder‘ geschrieben. Aber um die Sache geht es dir ja eher nicht, sondern um das Stänkern aus Lust an der Freude?-)
Christian meint
Das ist der moderne und gewollte Marktliberalismus gepaart mit unstimmigen Fördergrundsätzen und garniert mit ein paar Hundert Mio € Fördergeldern, geadelt durch das Eichgesetz. Ich höre da immer irgendwelche Politiker: Wir wollen uns da nicht einmischen, das macht die Wirtschaft alles von alleine richtig. Genau wie die Stadtwerke, die auch mitmachen dürfen.
Jeder für sich.
Jetzt wird nach einer ordnenden Hand geschrien, weil die Stromfürsten nicht miteinander reden, wer hätte das gedacht. Es ist zum K…
Anstatt das Ladenetz zielgerichtet und geplant zu installieren verlieren wir viel Zeit und bis es dann endlich fertig ist wird noch viel viel Geld verschwendet.
Stocki meint
… und zu Konkurrenten übergelaufen, die ein funktionierendes Netz haben.
bübchen meint
Da sind wir Teslafahrer in einer echt komfortablen Situation…einstecken, läuft mit bis zu 113 kW und kostet für die alten Modelle nix. Während meiner 46.000 km Laufleistung noch niemals Reichweitenangst gehabt. Dazu immer wieder die Verblüffung, wie genial das Auto ist.
Stoner meint
Schoen das es sowas gibt
teslatom meint
1+
Der Tesla ist das beste Auto, das ich hatte
150kW meint
Die „Konkurrenz“ hat allerdings ein Netz was vielen der obigen Punkte ebenso widerspricht.
Ansonsten könnte ich auch sagen die Ladekarte vom örtlichen Stromanbieter funktioniert an 100% der Ladesäulen vom örtlichen Stromanbieter -> Problem gelöst. Dem ist aber halt offensichtlich nicht so.