Stefan Weckbach leitet bei Porsche die Baureihe Taycan – das erste Serien-Elektroauto der Zuffenhausener. „Die Zeit ist reif“, erwiderte Weckbach kürzlich im Interview mit Firmenauto auf die Frage, ob der Taycan angesichts noch schleppender Stromer-Verkäufe zu früh startet. Der erste vollelektrische Porsche sei „der nächste logische Schritt“, die Technik könne mittlerweile die Ansprüche von Porsche „ohne Kompromisse erfüllen“.
Nach dem Taycan geht ab 2019/2020 die Konzeptstudie Mission E Cross Turismo in Serie. Auch exklusiv mit E-Motor fahrende SUV sollen geplant sein, Porsche lässt sich hier aber bewusst noch etwas Zeit. „Uns war zu Beginn wichtig, mit unserem elektrischen Erstaufschlag keine bereits von uns besetzten Segmente zu bedienen, sondern unser Produktportfolio zu erweitern“, erklärte Weckbach. Ob und welche weiteren Voll-Stromer gebaut werden, sei noch nicht entschieden.
Weckbach bekräftigte, dass der Taycan neue Maßstäbe bei Elektroautos setzen soll. „Es war von Anfang an klar, dass auch ein elektrisch angetriebener Porsche in seinem Segment das sportlichste Fahrzeug sein muss“, sagte er. „Sie können sicher sein: Der Taycan wird in jeder Hinsicht dem Anspruch von Porsche gerecht, von der Auswahl der Materialien bis hin zur Qualität des Gesamtfahrzeugs.“
Auch ein Elektro-Sportwagen könne „puristisch und hoch emotional“ sein, so Weckbach weiter. Die Unterbodenbatterie gebe dem Taycan einen extrem niedrigen Schwerpunkt, dieser liege „sogar niedriger als beim 911“. In Kombination „mit einer optimalen Gewichtsverteilung“ sei der Taycan daher schon vom Grundkonzept her sehr sportlich angelegt.
„Performance in allen Fahrsituationen“
Porsche bewirbt den Taycan damit, dass die Leistung anders als bei vielen aktuellen Elektroautos auch nach wiederholter Beschleunigung und bei hohen Geschwindigkeiten abrufbereit bleibt. Für „gleichbleibende Performance in allen Fahrsituationen“ sorgen Weckbach zufolge zum einen permanenterregte Synchronmotoren. Zudem komme ein neues intelligentes Kühlsystem zum Einsatz, das möglichen Leistungsverlusten durch zu starke Hitzeentwicklung vorbeuge. Dazu werde die Kühlleistung immer genau an jene Komponenten geliefert, die sie gerade benötigen.
Mit Blick auf die Langstreckentauglichkeit des Taycan sagte Weckbach, dass Porsche eine optimale Balance zwischen Reichweite und Performance im Visier hat. Eine maximal große Batterie für möglichst viele E-Kilometer sei daher keine gute Lösung – „allein schon wegen des zu hohen Gewichts“. Die versprochenen über 500 NEFZ-Kilometer mit einer Ladung realisiere Porsche durch möglichst leichtgewichtige Elektrokomponenten und eine hohe Leistungsdichte des Antriebs. Letzterer sorge für einen niedrigen Stromverbrauch, der den Einsatz kleiner und leichter Energiespeicher erlaubt. Außerdem sei „sehr intensiv an der Aerodynamik gefeilt“ und dabei „um jedes cw-Tausendstel gekämpft“ worden.
Weckbach kündigte an, dass die finale Version des Taycan „Ende 2019“ vorgestellt wird. Er werde „nicht einfach nur ein Elektrofahrzeug sein. Er wird ein Porsche sein“. Darüber, wann die Auslieferung startet, schweigt sich Porsche bisher noch aus.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Tolle Erkenntnis für einen Sportwagenbauer, dass die unter dem Bodenblech eingebaute Batterie einen sensationell niedrigen Schwerpunkt zur Folge hat.
Was gibt es sonst noch Erstaunliches zu berichten: Ein Kühlsystem, dass die warme Komponenten kühlt; wow. Und CW-Wert-Verbesserungen im 10 hoch -3-Bereich.
Da hat Tesla die Messlatte wohl sehr hoch gesetzt.
Chris meint
Ja, geradeaus fahren kann so ein Tesla, aber sobald es in Kurven geht bringt es auch nichts mehr, dass das Übergewicht im Boden steckt. Sportwagenhersteller bauen Sportwagen, keine Geradeauswagen. Dafür gibt es Züge, die haben noch mehr Power.
Jürgen Baumann meint
Chris
Deine Meinung in Ehren. Aber gerade der tiefe Schwerpunkt ist gut für die Kurven.
Und nach der Kurve geht es ja auch wieder gerade aus. Und da ist jeder Verbrenner ein rollender Verkehrshindernis. Ist aber nicht schlimm – sssst und ich bin vorbei.
EVPaddy meint
Schleppende Verkäufe? Wo lebt den der Autor? Die Verkäufe sind schleppend weil es viel zu wenige E-Autos gibt. Auf die meisten wartet man über ein Jahr…
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
+1
Jürgen Baumann meint
+1
Und weil nur unterdurchschnittliches angeboten wird.
nilsbär meint
Die mögliche 350 KW Ladeleistung ist derzeit noch ein Alleinstellungsmerkmal von Porsche und Audi. Gratulation. Die 500 NEFZ km Reichweite erscheinen mir allerdings zuwenig für 2020. Das verspricht ja schon der neue Nissan Leaf mit 60 kWh Batterie. Die Beschleunigung ist gut, aber nicht überragend. Inwiefern der Taycan ein ‚echter Porsche‘ sein soll oder kann, erschließt sich mir nicht. Das Fahrgefühl ist wohl einem Tesla S viel ähnlicher als etwa einem Verbrenner-Panamera. Die eigentliche Frage für mich ist, ob der Markenname die Tatsache überstrahlen wird, dass der Taycan nicht besser oder schlechter als zahlreiche andere E-Sportwagen sein wird.
alupo meint
Naja, alles reine Theorie bis 2019/2020, keine verbindlichen Daten sondern eher nur gut abgewägte Ungefähraussagen vom Marketing.
Und vom permanenterregten Elektromotor war ich zu meinen Toyota-Priuszeiten auch noch überzeugt. Aber inzwischen halte ich von anderen eMotor Antriebskonstruktionen mehr, und das nicht nur wegen den seltenen Erden, die für die Dauermagnete der PMSM benötigt werden.
Am besten, wir warten alle bis wir hoffentlich in 2 Jahren reale Daten haben und urteilen dann.
Bis dahin gibt es auch nähere Infos zu Teslas Roadster 2, wobei da eigentlich fest verkündet wurde, dass er über 1000 km Reichweite haben wird und der konventionelle eAntrieb die Haftreibung an den 4 Rädern maximal ausschöpft. Die darüber hinausgehende Beschleunigung soll von Druckluftdüsen kommen.
Wenn Porsche stärker beschleunigen will müssen sie die vergleichbare Düsen nachbauen oder eben Propeller einsetzen. Nur mit der Haftreibung geht das nicht.
Naja, wers braucht. Mir reichen meine 4,4 Sekunden für von 0 auf 100 km/h völlig, zumindest bis jetzt ;-).
150kW meint
„Wenn Porsche stärker beschleunigen will müssen sie die vergleichbare Düsen nachbauen oder eben Propeller einsetzen. Nur mit der Haftreibung geht das nicht.“
Ein Porsche wird nicht zum „echten Porsche“ nur wenn er die tollste Beschleunigung aller Zeiten oder längste Reichweite aller Zeiten hat.
„Die darüber hinausgehende Beschleunigung soll von Druckluftdüsen kommen.“
Ich wage zu bezweifeln das die Zulassungsbehörden Druckluftdüsen in Richtung anderer Verkehrsteilnehmer erlauben werden.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Früher waren Superlative bei Porsche Pflicht; jetzt ist halt schon einer da bzw. schon wieder weg; im Sportwagengeschäft ist das ganz schlecht.
Harry meint
Bin derselben Meinung. Auch wenn’s ein Irrsinn ist, der Tesla Roadster wird auch ohne SpaceX Paket schwer zu toppen sein, auch im Preis.
Bislang reichen mir die 4.4sek auch locker aus ;-)
Aber kleiner und 3.5sek wären auch toll :-D
Lewellyn meint
Seit gefühlten Jahren erzählt Porsche immer wieder dasselbe. Aber zu sehen ist nix.
Kein konkreter Termin, keine technischen Daten, nur Marketinggeblubber.
Wobei oben zwischen den Zeilen steht, dass der Akku auf jeden Fall kleiner wird als 100kWh. Und man auch schon hat unken hören, dass die fulminante Ladegeschwindigkeit auch eher ein kurzer Peak ist. Laden mit >3c ist halt dem Akku nicht wirklich bekömmlich.
Nicht falsch verstehen. Porsche baut immerhin kein fettes SUV. Der Taycan wird bestimmt ein gutes Elektroauto. Aber dieses ständige „wir sind die Besten“ ohne zu liefern ist bestenfalls langweilig.
150kW meint
„Wobei oben zwischen den Zeilen steht, dass der Akku auf jeden Fall kleiner wird als 100kWh. Und man auch schon hat unken hören, dass die fulminante Ladegeschwindigkeit auch eher ein kurzer Peak ist. Laden mit >3c ist halt dem Akku nicht wirklich bekömmlich.“
Es gibt Zellen denen machen 10C oder15C auch nichts aus. Man muss sich halt die Zellen auswählen die man für die Spezifikation braucht.
Dauerladeleistungen wurden im übrigen von Porsche ebenso nie versprochen, da ging es immer darum wie schnell wieder auf 80% bzw. ~400km nachgeladen hat.
Skodafahrer meint
Der neue Porsche kommt über 2 Jahre nach dem Tesla Model 3 auf den Markt,
bis zu seinem Start sollte es noch einen Fortschritt im Bereich der Zellen geben.
Harry meint
Dazu muss man noch erwähnen, dass das Model 3 Performance bereits heute Fahrdynamisch das kann, was Porsche in Zukunft können will. Heute. Auch auf der Rennstrecke.
Aber; gut das Porsche dabei ist ohne riesen SUV.
OldRZ meint
Also das Performance Modell ohne andere Bremsen und Reifen kann erst mal gar nichts ausser untersteuern.
Dass es ein hohes Potential hat, das ist nicht von der Hand zu weisen, allerdings gibt es Fahrkomfort- und Fahrdynamikspezifische Differenzierungsmöglichkeiten (neben vielen anderen) die ein Tesla aktuell sicher nicht zu seinen Gunsten entscheiden kann. Die Frage ist ob das Punkte sind die einen Tesla-Fahrer interessieren und die einen Porsche-Kunden stark genug interessieren um sich den Porsche trotz des Mehrpreises zu kaufen. Die Definition des Qualitätsverständnisses und deren Gewichtung im Kaufprozess bestimmt der Kunde.
Chris meint
Nein kann ein Model 3 nicht. Dafür ist es zu schwer und Aerodynamisch die Vollkatastrophe. Damit legt man auf der Rennstrecke keine Rekorde hin.
OldRZ meint
ne Chris, das Model 3 ist schon nicht so daneben, da kann man schon was rausholen und Batterie + Antrieb sind zumindest mal deutlich thermisch stabiler wie die anderen Modelle soweit ich das beurteilen kann bisher.
Über Gewichtsthemen kann man schwer reden. Ich bin mir sicher es wird deutsche Autos geben die schwerer sind bei vergleichbarer Konfiguration, aber das hat viel mit InHouse-Anforderungen zu tun welchen diese (Tesla) Fahrzeuge nicht immer standhalten könnten und die Enabler für solche Themen sind halt leider oft mit Gewicht verbunden.
Weder auf deren noch auf unserer Seite hat das was mit Dummheit oder technischer Überlegenheit zu tun sondern schlichtweg mit Vorgaben.
Ich finde wir können dem Hersteller (den Ingenieuren) schon den Respekt geben den er verdient (die Autos auf die Beine zu stellen unter den Arbeitsbedingungen), aber es werden von den anderen halt viel zu oft Äpfel mit Birnen verglichen ohne wirklich Plan zu haben, so entstehen diese gegensätzliche Fanboylager mit ständigen absoluten Aussagen. Das ist eigentlich etwas was ich vermeiden will.