Der baden-württembergische IG-Metall-Chef und Daimler-Aufsichtsrat Roman Zitzelsberger hat sich für eine groß angelegte Produktion von Elektroauto-Batteriezellen im Südwesten ausgesprochen. „Ich bin überzeugt, dass Baden-Württemberg bis Mitte der 20er Jahre mindestens ein bis zwei voll ausgelastete Zellfabriken braucht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
„Für eine Autofabrik, die 300.000 Elektroautos jährlich baut, brauche ich eine Fabrik, die dafür Batteriezellen produziert mit einer Kapazität von etwa 15 Gigawattstunden“, rechnete Zitzelsberger vor. Der Daimler-Konzern und die Volkswagen-Tochter Audi betreiben in Baden-Württemberg mehrere Auto-Produktionsstandorte, in denen zukünftig auch Elektroautos vom Band laufen sollen.
Die etablierten deutschen Autohersteller bauen die Batterien für ihre Strom-Autos in vielen Fällen selbst zusammen, die im Kern eingesetzten, für die Kosten und Leistung wesentlichen Zellen beziehen sie von Zulieferern aus China, Japan und Korea. Angesichts drohender Wettbewerbsnachteile fordern Politiker und Experten seit Monaten eine eigene Zellproduktion deutscher oder europäischer Unternehmen – wegen des großen Risikos und der hohen Kosten eines solchen Projekts bislang jedoch erfolglos.
Bundeswirtschaftsminister Altmaier verhandelt derzeit mit mehreren deutschen Firmen über den Aufbau einer Zellproduktion, für die er mit einer Förderung von einer Milliarde Euro lockt. Als Kandidaten gelten unter anderem der Batteriehersteller Varta und der Chemiekonzern BASF, auch die Ford-Werke GmbH soll eine Beteiligung prüfen. Unklar ist, ob sich einer der großen deutschen Automobilhersteller beteiligen will und wo eine solche Fertigung gebaut werden könnte. Eine Entscheidung soll es Anfang des nächsten Jahres geben.
Gewerkschafter Zitzelsberger glaubt, dass die Autohersteller am Thema Batteriezellen nicht vorbeikommen. „Die Batteriezelle wird ein verkaufsunterscheidendes Merkmal sein“, betonte er. Kein Autobauer komme auf die Idee zu sagen, „ich kaufe meine Motoren irgendwo dazu“. Die Autohersteller müssten sich bei Zellen auf jeden Fall engagieren – das hieße allerdings nicht zwangsläufig, „dass sie es selbst machen müssen“, meinte Zitzelsberger. „Es geht eher darum, über strategische Kooperationen mit heimischen Zulieferern das Thema hochzuziehen.“
TwizyundZoefahrer meint
Soso, hohes Risiko (Entdeckung) und Kosten (Strafzahlungen) scheut die deutsche Industrie. Ja dann gerne weg mit ihr. Als Bewohner vom Ländle kenne ich das ja, korrupt bis in die Haarspitzen. Schön dass einer der Langschläfer hier wenigstens den Dreisatz beherrscht und einen Bedarf ausrechnen kann, erlebe ich hier leider unter den Titelsammlern selten. Der Grupp auf der Alb wird beim Unterhosen nähen nicht soviel Rücksicht nehmen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Danke, sehr erfrischend zu lesen.
Und der Zitzelsberger, dann wieder ganz Daimler-Betriebsrat, der seinen Wählern nächstes Jahr wieder eine große Erfolgsprämie bieten muss: Man muss es ja nicht selbst machen, das Risiko sollen doch dann lieber die Zulieferer tragen. Schön blöd, wenn sie es täten.
Ernesto 2 meint
Wenn man bedenkt daß über Planung Genehmigung und Bau wohl gut 4-5 Jahre vergehen sind die eigentlich schon zu spät dran… da kann man wirklich nur hoffen daß das noch gut geht. Ganz ehrlich? Ich sehe da richtig schwarz, weil es bis in 5 Jahren schon wieder veraltete Technologie sein könnte, und was machen die deutschen Autobauer dann? Auf Gedeih und Verderb abhängig werden von asiatischen Firmen ?? Das wird nicht gut gehen.
Simon meint
Das geht sicher schneller.
Leotronik meint
…schneller gehts Richtung Pleite. Da haben sie Recht.
Die Einsicht ist erstmal bei einem Aufsichtsrat angekommen und zudem einem der kein Geld bereitstellen muss. Bis ein OK zum Bau fällt wirds wohl 1-2 Jahre dauern. Falls überhaupt.
Leotronik meint
Wenigstens einer im Konzern ist aufgewacht. Hoffentlich weckt er die Anderen.