Der Wandel der Mobilität, hohe Rohstoffpreise und steigende Zölle sorgen dafür, dass die Automobilindustrie weniger Gewinne einfährt. Laut einer aktuellen Studie liegt die Gewinnspanne mittlerweile weltweit auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise.
Die Wirtschaftsberatung Ernst & Young hat berechnet, dass der Absatz der verkauften Fahrzeuge im dritten Quartal erstmals seit 2009 um 3,7 Prozent auf 18,4 Millionen Einheiten zurückging. Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank zwischen Juni und September um 3,3 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro.
Im internationalen Vergleich nahm Toyota erneut einen Spitzenplatz mit einem um zwei Prozent auf 2,68 Millionen Autos gestiegenen Absatz vor Volkswagen (2,4 Millionen) und General Motors (1,98 Millionen) ein. Dank des schwachen Yen, der japanische Exporte im Ausland günstiger macht, konnte Toyota auch den operativen Gewinn gegen den weltweiten Trend um 10,9 Prozent steigern. Für die deutschen Hersteller sank der Absatz mit 2,7 Prozent zwar weniger als im globalen Durchschnitt, beim operativen Gewinn fuhren sie aber ein Minus um 7,6 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro ein.
„Zum einen bringen die Nachwehen der Dieselkrise, die die deutschen Autobauer bereits mehr als 30 Milliarden Euro gekostet hat, weitere Belastungen mit sich“, so Ernst & Young. Zum anderen führten negative Währungseffekte zu deutlichen Einbußen bei Umsatz und Gewinn. Auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China sorge für Probleme.
Angesichts der von den Autobauern geplanten Milliarden-Investitionen in digitale Dienste, Elektromobilität und Autonomes Fahren dürfte sich die aktuelle Entwicklung nach Einschätzung der Experten von Ernst & Young fortsetzen. Die Branche müsse sich daher auf niedrigere Margen als in den zurückliegenden Boom-Jahren einstellen.
Lewellyn meint
Wie viel Häme ist von den Führungsetagen über Tesla ausgeschüttet worden, weil sie angeblich nur Geld verbrennen.
Man könnte darüber nachdenken, ob die Milliarden an Dividenden, die von der deutschen Automobilindustrie in den letzten Jahren ausgeschüttet wurden nicht deutlich mehr verbranntes Kapital sind als Teslas Investitionen.
prief meint
Wieso es Toyota derzeit soviel besser geht als den deutschen Herstellern?
Weil sie mit ihren Hybriden einfach eine gute Übergangsstechnologie (zwischen Verbrenner und Elektro) haben, während die Deutschen auf ihren Diesel sitzenbleiben.
Wenn Toyota bei Elektroautos aber weiter nur zusieht (und von Brennstoffzellen träumt) könnte sich das Blatt aber auch wieder wenden.
Swissli meint
Im Text steht doch, dass der schwache Yen eher der Grund ist.
Klardenker meint
Der schwache Yen ist nur ein Faktor.
Toyotas Produktionssystem ist nach wie vor der Benchmark in der Automobilindustrie (und nicht nur dort), außerdem müssen keine Milliarden Strafzahlungen geleistet werden da früh genug auf auf saubere und effiziente Technik gesetzt wurde.
Toyota hat die letzten zwei Jahrzehnte einfach viel richtig gemacht.
Und vor allem hat man die Zeit und das Geld auf Brennstoffzellenfahrzeuge zu setzen und damit einen höheren Kundenkreis anzusprechen als mit BEV.
Stephan meint
Ist ein Spendenkonto bekannt ?
Pamela meint
Deswegen würde ich beim BMWi nachfragen,
die können die Spenden unbürokratisch aufteilen und weiterleiten. ????
LMausB meint
1++
nilsbär meint
Die Zeit der fetten Gewinne in der deutschen Autoindustrie ist vorbei, vielleicht für lange Zeit. Auch die Börse ist skeptisch. Die Aktien von VW und BMW sind weit von den Höchstständen entfernt, Daimler ist gar auf einem 5-Jahres-Tief. Die E-Mobilität bringt ja einige Kröten auf den Tisch: Hohe Startaufwendungen, Wettbewerbsnachteile bei den Zellen, weniger Wertschöpfung durch den einfachen Aufbau der E-Autos, Reduzierung des After-Sales-Geschäfts (Reparaturen, Ersatzteile), weniger Privatautos in den Städten, stärker werdende Konkurrenz aus Korea und China, viele neue Mitbewerber…
Also eher mörderische als magische Jahre.
Sebastian meint
Mimimi. Mir doch egal, dass die richtig fetten, nur von Facelifting geprägten Jahre vorbei sind. Hätte man früher bereits investiert, würde jetzt nicht der Batzen auf einmal kommen. Also, klarer Fall von selbst schuld. Jetzt muss halt mal Geld für richtige Entwicklung locker gemacht werden und die Konzerne und Aktionäre müssen sich etwas einschränken. Dafür hat das Volk mal was davon, weil Arbeitsplätze entstehen. Das Märchen vom Arbeitsplatzverlust glaubt doch eh keiner. Es wird ne Verschiebung geben aber bisher hat jede disruptive Technologie zu mehr Arbeit geführt. Außer die wurde ins Ausland verlegt…
Peter W. meint
VW hat mit Sicherheit einen Teil der Absatzkrise durch schleppende WLTP-Prüfungen selbst verschuldet. Eventuell kann der VW-Konzern in den nächsten Jahren gegenüber Toyota mit einem guten E-Angebot wieder Boden gut machen. Dafür muss VW aber auch liefern können und wollen.
Vorübergehende Gewinneinbrüche sollten aber kein Problem sein, wenn in die Zukunft investiert wird.
Sebastian meint
Ich halte das mit dem WLTP ja für vorgeschoben. Es sind doch bei den Durchsuchungen in den Audi-Zentralen konzernübergreifende Mails gefunden worden, dass man den Ottopartikelfilter möglichst lange vermeiden will und dazu entsprechender Lobbyismus in Brüssel gestartet werden soll. Naja, anscheinend will in Brüssel keiner nach dem Dieselskandal für den Benzinskandal verantwortlich sein. Es ist ja bekannt, dass Benzindirekteinspritzer ein Feinstaubproblem darstellen. Jetzt steht nirgendwo eine Fertigungsstraße für Ottopartikelfilter rum, die darauf wartet, dass endlich ein Hersteller diese haben möchte. Autohersteller bauen die nur rein wenn sie Pflicht werden und Filterhersteller investieren nicht in eine Fertigung wenn das Zeug keiner abnimmt.
Problem ist also nicht der WLTP sondern dass gleichzeitig mit diesem der Ottopartikelfilter Pflicht wurde, man diesen nicht weglobbyieren konnte und man jetzt keine hat. Somit kann man auch seine Fahrzeuge nicht homologisieren.
Stichtage an dem es Normänderungen gab, gab es immer wieder. EURO-Normen z. B.. Nie gab es ein Problem seine Fahrzeuge rechtzeitig homologisieren zu lassen. Nicht bei Pkw, nicht bei Motorrädern, nicht bei Lkw oder Bussen. Wenn der Lobbyismus versagt, versagt unsere Autoindustrie. Ja, Vorsprung durch Lobbyismus.
nilsbär meint
1+
Hans Meier meint
Ewiges Wachstum geht halt nicht. Es gab jetzt genug fette Jahren, wo viel verdient wurde ink. der Exzesse die nicht unbemerkt blieben. Das Down ist sowieso dringend nötig, da sich dank der EZB Geldmengenerweiterungen die Wirtschaft ungesund aufgebläht hat. Jetzt müssen die Zinsen massiv steigen und die Helikopter vom Himmel. Es ist wie in der Natur, es braucht Sommer und Winter um Gesund zu bleiben. Menschen mit gesundem Menschenverstand verstehen das, Egozentriker natürlich nicht. Die Wirtschaftskrise muss endlich kommen und die wird vermutlich grösser als 2008. Wer höher fliegt, fällt tiefer.