Kias neuer Europa-Chef Emilio Herrera hat in einem Interview über die Pläne der Koreaner für die immer strengeren CO2-Vorgaben für die Automobilbranche gesprochen. Er sieht den Autobauer dank seiner aktuellen teil- und vollelektrischen Modellpalette zwar bereits gut aufgestellt, die Elektrifizierung der Marke werde hierzulande aber weiter beschleunigt.
Herrera geht davon aus, dass Kia durch die 2020 anstehende Verschärfung der EU-Emissionsgesetze Marktanteile gewinnen wird. „Wir sind eine der Marken, die am besten auf dieses Thema vorbereitet sind, da wir dank früher Investitionen diverse Elektrofahrzeuge in unserem Sortiment haben“, sagte er im Gespräch mit Automotive News.
Kia bietet mit dem Optima Plug-in-Hybrid einen der wenigen erschwinglichen Teilzeit-Stromer im Mittelklasse-Segment an – und kann diesen auch liefern. „Wir können so viele Plug-in-Hybride wir möglich in den Märkten verkaufen, wo es Sinn ergibt, etwa Schweden. Wir verkaufen dort viele davon“, erklärte Herrera. Andere Hersteller haben im Rahmen der Umstellung auf den neuen WLTP-Fahrzyklus ihre Plug-in-Hybride vorübergehend eingestellt oder deren Produktion gedrosselt – etwa VW beim Passat GTE. Kia hofft, dadurch für zwei bis drei Jahre einen Wettbewerbsvorteil zu haben.
Um das ab 2020 in Europa geltende CO2-Flottenziel von 95 g/km erfüllen zu können, will Kia sein Angebot weiter optimieren. „Wir müssen unsere Modellpalette schneller elektrifizieren“, so Herrera. Kia hat angekündigt, Milliarden in Elektroautos und weitere Zukunftstechnologien zu investieren. „Nun, ein Jahr später, kann ich sagen, dass wir 2022 19 elektrifizierte Fahrzeuge haben werden“, bekräftigte Herrera. Er stellte in Aussicht, dass bald sechs reguläre Hybride, sechs Plug-in-Hybride mit begrenzter Elektro-Reichweite und sechs Batterie-Elektroautos sowie ein Wasserstoff-Stromer bei den Händlern stehen werden.
Neue Plug-in-Hybride & reine E-Autos
Mit dem Soul EV verkauft Kia bereits seit 2014 ein vollelektrisches Modell. Vor kurzem wurde die neue Generation, der e-Soul, vorgestellt. Die Baureihe wird in Europa künftig exklusiv mit Elektroantrieb angeboten. Im nächsten Jahr startet mit dem e-Niro ein weiterer Batterie-Pkw.
Herrera kündigte an, dass der Kompaktwagen Ceed 2019 auch als Plug-in-Hybrid angeboten wird. Zudem werde eine batteriebetriebene Ausführung geprüft. „Wenn der Markt sich weiter entwickelt, werden wir es ernsthaft in Betracht ziehen, da es Sinn ergibt. Der Markt gibt dies vor“, so der Kia-Manager. Mindestens ein weiteres Elektroauto von Kia soll auf einer neuen, komplett eigenständigen Plattform aufbauen. Der Marktstart ist hier ab 2020 vorgesehen.
Der Anteil von Stromern an den Kia-Verkäufen beträgt Unternehmensangaben nach derzeit etwas über 11 Prozent. „Wir glauben, dass sich dies im nächsten Jahr deutlich steigern wird“, sagte Herrera. Er prognostizierte „mindestens 15“, möglicherweise sogar 20 Prozent. Treiber dieser Entwicklung seien insbesondere Norwegen, die Niederlande und Frankreich.
Um im Jahr 2021 die CO2-Ziele der EU erfüllen zu können, muss Kia Herrera zufolge um die 40.000 Batterie-Elektroautos absetzen – deren Anteil an den europäischen Verkäufen würde damit bei etwa acht Prozent liegen. Den Diesel schreibt der koreanische Hersteller trotz dieser Entwicklung nicht ab: Herrera erwartet, dass die Nachfrage nach dem Selbstzünder in Europa weiter sinken, sich nach 2019 aber bei einem Marktanteil von um die 30 Prozent stabilisieren wird.
Andilectric meint
Bitte bitte ein vollelektrischer Ceed! Das braucht doch unser Markt. Außerdem nicht den Ceed als Kombi vergessen. Einen vollelektrischen Kombi hat bislang nämlich noch keiner Zustande gebracht (warum auch immer). Was ich bei meiner Region dazusagen muss: Das Händlernetz ist bei mir in Oberbayern wirklich schwach. Und davon sind auch nicht alle so wirklich vom E-Auto überzeugt. Hatte letztens eine Diskussion mit meiner Werkstatt darüber. Hier wird weiter an den Diesel geglaubt…
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ich warte auch auf einen vollelektrischen Kombi, wird aber nicht angeboten, da die Gefahr bestünde, dass das Fahrzeug bei den Deutschen der absolute Hit werden würde. So etwas will aber der VDA-Club nicht. Immer nur gerade soviele E-Fahrzeuge verkaufen, wie es die Abgasquote erfordert. Deswegen fahre ich eben ein vollelektrisches Auto aus Frankreich.
Im übrigen: Bei meinem Renault-Händler will in der Werkstatt keiner mehr an den dreckigen Verbrennern arbeiten, hier hat es bei den Mitarbeitern klick gemacht.
Thomas Wagner meint
Ich würde mich freuen, wenn Kia einfach einml soviele von ihren Elektroautos baut, dass es keine monatelangen Wartezeiten gibt.
Daniel S meint
Schade sind Elektroautoverkäufe weiterhin durch Erfüllungszwänge der CO2-Flottenbilanz motiviert. Die Verbilligung der Elektroautotechnik führt aber hoffentlich bald dazu, dass E-Auto-Gewinnmarchen höher werden als diejenigen von Verbrennerautos.
Im Umkehrschluss heisst das: Verbrenberautos sind heute viel zu teuer.
EdgarW meint
Sehr gut, vor allem lese ich da heraus, dass eine rein elektrische Plattform aufgelegt werden soll („Mindestens ein weiteres Elektroauto von Kia soll auf einer neuen, komplett eigenständigen Plattform aufbauen.“). Oder wie ist das zu verstehen?
Die Trennungsschärfe ist leider oft ziemlich gering, Hybride und echte Elektros werden munter durcheinandergewürfelt, z.B. bei den angegebenen Prozentwerten. Wie viel davon ist rein elektrisch? Würde ich schon sehr interessant finden. Ich kritisiere hier die Nachrichtenquelle, nicht den Autor dieser Meldung.
Maximilian meint
Da ich auch zu diesem Punkt schreiben wollte, klinke ich mich bei Ihnen über Antwort ein.
Ja, Kia hat leider „vergessen“ den Prozentanteil für reine Stromer zu benennen.
Deshalb: Hyundai/Kia baut im Jahr ca. 9 mio PKW. Dieses Jahr wollen sie nach eigenen Angaben ca. 100.000 reine Stromer produzieren. Macht 1.1 %. Und da sich das nicht wirklich toll anhört, lässt man die Zahl halt weg. Neuzeitliche Marketing-Philosophie. Unangenehme Punkte weglassen.
Man vergisst aber eins. Ich als Konsument könnte aus dieser Philosophie schliessen, dass man beim Produkt selber auch Aussagen weglässt, wenn sie unvorteilhaft sind. Ich habe es aber gern, wenn mir jemand offen gegenüber tritt. Und wenn nun gerade jemand, der mir etwas verkaufen will, das nicht tut, dann finde ich das nicht -marketingmässig clever- sondern weil es Misstrauen schürt, eher ziemlich däml…, oder sagen wir besser, unvorteilhaft für einen Verkaufserfolg.