Ferdinand Dudenhöffer vom Center of Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen ist überzeugt, dass der Elektromobilität 2019 in Deutschland der Durchbruch gelingen wird. Im Gespräch mit der Deutschen Welle sagte er sinkende Preise und den nächsten Marktführer bei Elektroautos hierzulande voraus.
„Wir gehen davon aus, dass im nächsten Jahr gut 80.000 rein batteriebetriebene Elektroautos verkauft werden. Also nicht die Plug-in-Hybride, sondern die reinen E-Autos“, so Dudenhöffer. In diesem Jahr waren es erst um die 35.000 Voll-Stromer. Auch deutsche Autobauer setzen nach längerem Zögern ab nächstem Jahr verstärkt auf elektrische Autos – etwa Audi mit dem e-tron, Mercedes mit dem EQC und BMW mit dem Elektro-MINI.
„Es geht also Stück für Stück voran. Die Deutschen kommen mit“, sagte Dudenhöffer. Er ist sich sicher: „Das rein batteriebetriebene Elektroauto hat ab 2019 auch in Deutschland seinen Start.“ Den Vorsprung von Elektroauto-Pionier Tesla werden deutsche Marken laut dem Verkehrsforscher erst ab 2020 einholen können. Dem US-Hersteller winke daher im nächsten Jahr in Deutschland mit dem neuen Model 3 die Marktführerschaft bei Batterie-Autos.
Noch seien Elektroautos aufgrund der vergleichsweise hohen Preise und lückenhaften Ladeinfrastruktur für viele keine gute Lösung. Wer sich jetzt von seinem Diesel trennen will oder muss, sollte Dudenhöffer zufolge für zwei bis drei Jahre einen Benziner oder ein Hybridfahrzeug leasen. Danach werde es „bei Elektroautos wohl ein gutes Angebot geben – auch was Reichweiten und das Preisniveau angeht“.
Der Experte geht davon aus, dass die Preise für Elektroautos immer weiter sinken werden. Einen großen Preisrückgang erwartet er allerdings erst ab dem Jahr 2025. Der Grund dafür sei die Batterie, bei der es aufgrund der geplanten größeren Produktionsmengen der Hersteller zunehmend Engpässe gebe. „In der nächsten Zeit werden Batterien eher teurer werden“, so Dudenhöffer, „aber um 2025 sind genügend neue Kapazitäten aufgebaut, so dass dann der Kunde und nicht der Anbieter von Batteriezellen wieder König sein wird“.
Strauss meint
Fazit
Je expertischer desto unsicherer wird die Zukunft dargestellt.
F. Dudenhöffer relativiert bereits, nachdem er die Hybrids noch verteufelte, wird dies jetzt schon als Uebergangslösung angeschaut. Tja, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern ,gescheiter werden ist ja im Leben nicht verboten…
Als Praktiker, sehe ich dass wir jetzt fast beim bezahlbaren Volksauto angekommen sind. Mit 8 Jahren Erfahrung mit Range extender Technik, benütze ich jetzt oft ein Renault Zoe und staune was da unterdessen gegangen ist.Mit den richtigen Ueberganskabeln kann fast immer sehr schnell aufgeladen werden.Und vom oekologischen und komfortabem Fahren her ein Traum vom rein elektrischen Antrieb. Nach 100 000 Km ausser kleiner Nachbesserung an der Vorderachsaufhängung wegen hohem Batteriegewicht, keine Unterhaltskosten.
Nur mit dieser Kundschaft allein schafft man noch keinen Energiewandel. Bei den grössten Stinkern den Schiffen, wären schwere Batterien besser und sinnvoller eingesetzt als nur in Autos. Auch zum Auswechseln besteht an den Häfen genügend Zeit.
brggler meint
Ich stelle mit Befriedigung fest, dass die Diskussion betreffend E-autos in Deutschland jetzt endlich – und allmählich – auf die richtige Spur kommt, bzw. nun auch von einer anderen Seite beleuchtet wird, als bisher vorherrschend von der Industrie, Interessenverbänden, Instituten und Behörden getan. Denke auch, dass man kein Forscher oder Professor sein muss, um einige Voraussagen für die Entwicklung der e_Mobilität machen zu können – man braucht nur gesunden Menschenverstand und vielleicht etwas Phantasie.
Zum Beispiel: einige Kommentatoren haben das schon angesprochen: was geschieht , wenn jetzt der Verkauf der e-Autos stärker zunimmt ? die Nachfrage nach Verbrennern sinkt, Die Autohersteller (und Autohändler) werden dem zunächst gegensteuern, indem sie stetig stärkere Rabatte anbieten werden. Aber trotzdem wird der Käufer am Ende der Geschädigte sein, weil er beim Widerverkauf nur noch sehr wenig bekommt. Diese Rabatte werden zunächst den Effekt haben, dass der Verkauf der e-Autos noch gebremst wird – aber nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt wird das funktionnieren. Und was machen die Autohersteller ? Die müssten doch ab sofort, die Produktionszahlen der Verbrenner herunterfahren, zumindest damit beginnen. Tun sie das ? Viele werden sagen, die Verbrenner werden aber noch gebraucht, auch weil es eben noch nicht genügend e-Autos gibt. Aber gibt es nicht einen „Überfluss“ an gebrauchten Benzin- und Dieselfahrzeugen – sollte dieser „Berg“ nicht jetzt abgebaut werden ? Jetzt oder nie würde ich sagen, später gibt es dann nur noch gediegene Verluste. Wer weiss etwas darüber, was in den Köpfen der Autohändler (und Gebrauchtwagenhändler) so vor sich geht ? Sehen sie die Probleme kommen ? Wollen sie alles nach Ost- oder Südeuropa (oder Afrika) abschieben ? Aber man sollte doch wohl beginnen, an der Quelle den Hahn langsam zurückzudrehen, d.h. bei der Produktion durch die Autobauer? Das ist nur ein Aspekt, den ich hier angedeutet habe. Ein anderer wäre das Thema Arbeitsplätze : welche Pläne (oder zumindest Gedanken) hat dazu die Politik und die Autoindustrie selbst? Wie kann man dem drohenden Arbeitsplatzverlust in weiten Bereichen der Autoindustrie entgegenwirken ? Ich habe dazu so gut wie keine Beiträge gelesen.
nilsbär meint
„Wie kann man dem drohenden Arbeitsplatzverlust in weiten Bereichen der Autoindustrie entgegenwirken ?“
Ich denke nicht, dass VW, BMW, Mercedes u.a. ihre Absatzzahlen halten können, geschweige denn ihre Gewinne. Vielleicht sollte man fragen: „Wie kann unsere Wirtschaft die drohende Schrumpfung der Autoindustrie ausgleichen?“
brggler meint
Ja, die „Gewinne der Automobilindustrie“ sind wohl letzten Endes massgebend, wieviel Arbeitsplätze erhalten bleiben. Ausgleich für schrumpfende Autoindustrie ?…vielleicht rund um die Robotisierung ? – obwohl diese ja auch selbst wieder Arbeitsplätze zerstört, wenn auch in anderen Bereichen. Andere Themen könnten RE (renewable energy) und Energieökonomisierung sein…..
nilsbär meint
Ich schätze Prof. Dudenhöffer, weil er fast als einziger Experte die kommende E-Mobilität annimmt. Dafür muss er vermutlich in Kauf nehmen, dass Diess kein Bier mit ihm trinkt und Zetsche bei Begegnungen die Straßenseite wechselt:-)
Is nu so ~ meint
Der ecomento Artikel liest sich auch viel Zukunftsoptimistischer als in seinem DW-Interview.
Bei einem Zusammentreffen würden Diess und Zetsche zum Prof. sagen: Du magst wohl recht haben, aber denk einfach noch mal richtig drüber nach , was de Deutschen von uns erwarten.
Joe Schmidt meint
Ich schließe mich dem vorigen Kommentar nicht nur an sondern finde die Empfehlung des Hr. F.D. recht sonderbar:
„Wer sich jetzt von seinem Diesel trennen will oder muss, sollte Dudenhöffer zufolge für zwei bis drei Jahre einen Benziner oder ein Hybridfahrzeug leasen.“
Es fehlt der Hinweis, dass man sinnvollerweise keinen (neuen) konventionellen Neuwagen mehr leasen sollte – denn der zu erwartende Wertverlust /die Kosten für den Kunden werden drastisch sein.
Wenn jetzt Fahrzeugkauf /Leasing eines konventionellen PKW, dann doch derzeit einen billigen, technisch gut erhaltenen jungen Gebrauchtwagen.
Die schon begonnene Rabattschlacht wird den konventionellen Fahrzeugabsatz aber noch eine Weile stabilisieren können – bei schnell sinkenden Profiten. Denn da die PKW zukünftig auch im praktischen Einsatz (nicht nur im Prüflabor) sauber sein sollen, wird die Fertigung zusätzlich zu den Rabatten auch noch teurer. Dagegen wird es sehr schnell gehen, dass bei Massenherstellung die BEV profitabler für die Hersteller werden – nicht umsonst beklagt man heute die Einfachheit eines BEV – angeblich wegen der Sorge um Arbeitsplätze.
Derzeit produziert Tesla 5.000 … 7.000 Tesla Model3 JEDE WOCHE. Dazu noch die ModelS + ModelX. Ab Februar 2029 werden tausende Tesla monatlich nach Europa kommen. Da ist es nicht schwer, die Marktführerschaft in Deutschland zu prognostizieren, wenn andere gute BEV (Hyundai /Kia) nicht in ausreichenden Stückzahlen produziert werden und teils Wartezeiten von >10Monaten akzeptiert werden müssen, wenn man ein neues BEV kaufen möchte.
“Es geht also Stück für Stück voran. Die Deutschen kommen mit”, sagte Dudenhöffer. Er ist sich sicher: “Das rein batteriebetriebene Elektroauto hat ab 2019 auch in Deutschland seinen Start.”
Sicher – nur eben nicht mit BEV deutscher Hersteller. Denn diese kommen (wenn überhaupt) erst ab 2020 /2021 in nennenswerten Stückzahlen.
Audi e-tron und Porsche Taycan ?
Sicher keine Massenautos – aber gut für die dt. Automedien.
Denn besonders der Tenor der Medienberichte in Deutschland zu BEV wird sich m.M.n. 2019 ändern. Man kann als Hersteller nicht bis zuletzt die BEV schlechtschreiben (lassen), wenn man „plötzlich“ ab 2021 bspw. mit den VW I.D. hohe Stückzahlen an BEV verkaufen will /muss …
Alex meint
„Ab Februar 2029 werden tausende Tesla monatlich nach Europa kommen. Da ist es nicht schwer, die Marktführerschaft in Deutschland zu prognostizieren.“
2029 wird Tesla nicht mehr geben. Wer wird noch eine Tesla in Deutschland kaufen, wenn es genug deutsche Electroautos gibt??
Tesla kann in Deutschland nur so lange Autos verkaufen, bis es genug deutsche Modele auf den Markt kommen. Danach wird diese lächerliche und billigwirkende Klapperkiste niemand kaufen!
Die Tesla Käufer von heute werden, den größten Preisverfall erleben und ihre Teslas werden als Gebrauchtwagen so gut wie unverkäuflich!
Manfred Stummer meint
Ja, ja Alex und die Welt ist eine Scheibe!
ulli0501 meint
Hallo Alex,
worauf basiert deine These, dass es Tesla 2029 nicht mehr gibt ?
Tesla verkauft nicht nur Autos, sondern ist auch in der Energiebranche angesiedelt und soweit meine These, dass auch SpaceX bald dazukommt. Damit sind Sie nicht wie andere Firmen auf den reinen Autoverkauf angewiesen.
Zum anderen ist es gut möglich, dass andere deutsche Autobauer Modelle anbieten, aber versuch dann mal von Norwegen bis Süditalien damit zu fahren oder es reicht schon Quer durch Deutschland. Dann wirst du feststellen, dass es kein einheitliches Ladenetz gibt und Tesla ist der Einzige, der eben von Solardächern über Speicherung bis hin zum eigenen Ladenetz alles aus einer Hand bietet.
Es nützt mir kein günstiges E-Auto bei Firma A, Solardach bei Firma B, Speicherungsmodul im Haus bei Firma C, Lademöglichkeit bei Firma D,E,F und Reparatur vom Auto bei Firma G. Dann hat man zwar überall das günstigste, aber bei Problem zig versch. Ansprechpartner.
Michael meint
Sorry, aber was daran ist eine wirkliche Expertenmeinung? Das ist genau das was jeder eMobilist sagen wird ohne ein Akademiker zu sein: der Verbrenner ist bist 2030 schon größtenteils Geschichte, nur wollen das die deutschen Autobauer nicht wahr haben.
Aber es werden nicht die deutschen Autobauer an der Spitze stehen weil sie zu lange nicht getan haben und jetzt nur versuchen Tesla den Platz anzugraben mit Fahrzeugen die keine große Reichweite und einen hohen Preis haben.
Den Markt macht man aber nicht in der Oberklasse.
Darf ich auch mal meinen Senf als Experte geben und bekomme das honoriert? Wird sicherlich besser argumentiert sein und nicht von deutschen Firmen finanziert.
Stefan meint
Die deutschen Autobauer machen mit Verbrennern höhere Gewinne als mit e-Autos. Also versuchen sie mit PR und Lobbyarbeit den Sterbeprozess des Verbrenners so lange zu verzögern, wie es eben geht. Ähnlich wie RWE es mit der Kohle macht. Natürlich ist das absurd, aber die PR- und Lobbymacht der Autobauer ist enorm. Da ist es dann schon sinnvoll, dass jemand wie Dudenhöffer auch noch in der Öffentlichkeit durchdringt.
Etwa die Hälfte der E-Autos werden von Herstellern verkauft, die keine Verbrenner verkaufen. Das bedeutet, dass der Anteil von E-Autos bei den Neuzulassungen etwa doppelt so hoch sein wird, wie die Verkäufer von Verbrennern dies für ihre Flottengrenzwerte nötig haben: 2021 25-30 % ohne Verbrenner, 2025 50-60%. Und wer will schon einen der letzten Verbrenner neu kaufen? Der erwartete Restwert dürfte so niedrig sein, dass kaum jemand dieses Wagnis eingeht. Die deutschen Autobauer antizipieren zu langsam auf diesen Wandel, sie glauben an ihre eigene PR. Es wird wohl eine Fusionswelle geben, um wenigstens noch Reste der heutigen grossen Marken zu erhalten.
Sean Wagner meint
Die Expertenmeinung kann deckungsgleich mit einer Meinung anderwertiger Provenienz ausfallen, sollte such aber durch bessere Quellen und qualifiziertere Deutung auszeichnen.
Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer war vor einigen Jahren der allererste Experte aus Deutschland, der den Aufstieg Teslas richtig gewichtet und interpretiert hat, damals noch anhand von Schweizer Zulassungszahlen.