Forscher der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS haben in einem Positionspapier die wichtigsten Fakten zum Recycling von Elektroauto-Batterien zusammengefasst. Sie zeigen in dem Papier außerdem Herausforderungen und konkrete Lösungsansätze auf.
Eine effiziente Rückgewinnung und Verwertung von Elektro-Altfahrzeugen und der eingesetzten Komponenten sei nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes relevant, sondern auch, um die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und den Zugang der Industrie in Europa zu wertvollen Rohstoffen zu sichern. Die Forscher halten das Recycling von Altbatterien daher für „einen entscheidenden Zukunftsmarkt“.
Die Autoren des Positionspapiers sagen einen „rasant wachsenden Abfallstrom“ voraus. Dies betreffe nicht nur durch einen Unfall beschädigte Batterien, sondern auch intakte gebrauchte Batterien. Es gelte daher, möglichst alle verwendeten Stoffe im Sinne einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft zurückzugewinnen und wiederzuverwerten.
Generell sehen die IWKS-Forscher ein hohes Potenzial für die Weiterentwicklung des Recyclings von Elektroauto-Altbatterien – „im Idealfall bis hin zur vollständigen Kreislaufführung“. Das Recycling von Batterien sei dabei nicht neu und werde bereits im Industriemaßstab umgesetzt. Dazu gebe es verschiedene Verfahrensansätze, der Einsatz von Energie und Prozessmitteln gestalte sich je nach Verfahren aber noch recht hoch.
Herausforderungen
Damit die Elektromobilität zu einer wirklich nachhaltigen Alternative zu herkömmlichen Antriebstechnologien werden kann, muss die gesamte Recyclingkette von Batterien effizienter werden, fordern die Wissenschaftler. Das Recycling von Elektroauto-Batterien in Deutschland stehe dabei vor zahlreichen Herausforderungen. So würden etwa viele Altfahrzeuge in andere Länder exportiert, anstatt sie in Europa zielgerichtet zu recyceln. Es herrsche zudem eine hohe Unsicherheit über die Rückläuferentwicklung, was zu fehlender Planungssicherheit und dadurch mittelfristig zu wenig Recyclingkapazitäten führe.
Außerdem sei die Rückführlogistik noch nicht ausreichend aufgebaut, um von der Sammlung, über den Transport bis hin zur Verwertung sichere und effiziente Prozesse zu etablieren. Die Forscher weisen darauf hin, dass Hochleistungsbatterien zu den Gefahrgütern gehören. „Dies ist für jeden Schritt des Recyclingprozesses zu beachten und stellt hohe Anforderungen an Lagerung, Transport, Handling sowie das Recycling selbst.“ Weiter kritisch sei, dass es noch keine einheitlichen Batteriesysteme gebe, was eine automatische und effiziente Zerlegung erschwere. Bei den bisherigen Prozessen gehe zudem noch ein großer Teil der Rohstoffe verloren.
Lösungsansätze
Die Fraunhofer-Projektgruppe stellt mehrere Lösungsansätze für das Recycling von Elektroauto-Batterien vor. Wichtig sei dabei, stets den gesamten Wertstoffkreislauf zu betrachten und insbesondere Designer, Hersteller, Nutzer, Recycler und Kunden des Recyclingprodukts in die Prozesse einzubinden. Im Fokus müsse außerdem stehen, Logistikströme mit fest definierten Prozessen zu entwickeln .
Die Forscher raten dazu, die Möglichkeiten zur Automatisierung im Recyclingprozess voranzutreiben, unter anderem durch verbesserte Kennzeichnung der verschiedenen Batterietypen und eine Verpflichtung der Hersteller durch Normierungen. Zentral sei auch die Entwicklung und Umsetzung einheitlicher Konzepte, die die Wiederverwertung von Batterien und Akkus direkt bei der Entwicklung berücksichtigen. Zudem gebe es Bedarf an neuen Ansätzen bei Sammlungs- und Transportkonzepten. So müssten etwa die Rücknahmestruktur in Kooperation mit den Herstellern verbessert und ökonomische Anreize geschaffen werden.
Jürgen Baumann meint
Was ich vermisse ist ein Hinweis auf second life, nachdem der Dienst im Fahrzeug beendet ist. War das nicht Thema?
Fraunhofer-Projektgruppe IWKS meint
Ein wichtiger Gedanke. Da wir uns aber auf das Recycling spezialisiert haben, setzt unsere Position bewusst erst nach Second- und Third-Life-Anwendungen an (und so wird es im Papier auch erwähnt). Hier ist allerdings nur ein Auszug des Positionspapiers wiedergegeben. Den vollständigen Text finden Sie unter https://www.iwks.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/pressemeldungen-2019/positionspapier-batterierecycling.html.
TwizyundZoefahrer meint
Ich würde als Forscher als erstes das Positionspapier recyceln, dann um den Plasikmüll kümmern und das einfache Tagesgeschäft denen überlassen die sich damit auskennen, wie Firmen die sich auf Wiederverwertung von Handy und Katalysatoren usw. beschäftigen. Wenn es bei Akkus was zu verdienen gibt, sind die schneller am „Forschen“ wie unsere Universitätsdenkbremsen. Und das meine ich ernst.
Fraunhofer-Projektgruppe IWKS meint
Um Plastikmüll kümmern wir uns übrigens auch :). Vielleicht mal hier vorbeischauen? https://www.iwks.fraunhofer.de/de/iwks-abteilungen/WertstoffhaltigeFlssigmedien.html
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Liebe Forscher der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS, ihr redet / schreibt von einem “rasant wachsenden Abfallstrom”; schaut Euch doch einfach mal euren Namen an: „Abfälle“ gibt es nicht, das sind alles „Wertstoffe“.
Und wo es Wert-Stoffe gibt, entstehen ganz schnell Kreisläufe, allein aus wirtschaftlichen Interesse. Das Ganze klappt nicht bei Verpackungsmüll, mit dem wir uns seit 40 Jahren rumplagen und keine Lösung haben – ist ja auch nicht wirklich ein Wertstoff. Dazu könnt Ihr mal gerne eine sinnvolle Studie machen, aber mit Lösungen; also echten Lösungen, nicht nur Lösungsansätzen, die gibt es zuhauf.
Zu Batterienrecycling gibt es seit dieser Woche die Entscheidung, dass das Daimler Motorenwerk Mannheim sich zukünftig schwerpunktmäßig damit beschäftigen wird.
Das nenne ich mal Fortschritt: Früher für hochwertige LKW-Antriebe verantwortlich, zukünftig die Brosamen aus dem Batterieschrott (vielleicht sogar aus China kommend, ihhh) rauslesen; from Hero to Zero.
Fraunhofer-Projektgruppe IWKS meint
Als Forschungsinstitut für angewandte Forschung sind wir die Brücke zwischen Grundlagenforschung und Industrieanwendung. Ob und wie die Technologien in der Industrie umgesetzt werden, liegt dann nicht mehr in unserer Hand. Wir haben jedoch immer den Anspruch, Lösungen zu entwickeln, die sich im Industriemaßstab aufskalieren lassen und arbeiten ja auch mit der Industrie zusammen ;).
Harry meint
“Weiter kritisch sei, dass es noch keine einheitlichen Batteriesysteme gebe, was eine automatische und effiziente Zerlegung erschwere“ – ein frommer Wunsch, da grad im Batteriedesign Wettbewerb statt findet… habe aber nicht wirklich Zweifel, dass das Recycling nicht gut in Gang käme.
MiguelS NL meint
“Heute gehen die meisten älteren Fzge ins Ausland, weil wir ständig was neues kaufen. ”
Das lag an den hohen Wartungs- und Reparaturkosten der Verbrenner Autos.
Ein Elelktroauto fährt ohne Wahrtung am Antrieb 60 mal länger, 1.5 Millioen km zu 25.000 km jährlicher Ölwechsel. Der Faktor bei den Wartungskosten am Antrieb is noch höher
Mein Model S aus 2013 ist heute noch modern, und wird in 2023 bestimmt nicht nach Afrika oder Ukraine verschwinden, obwohl is es die Leute dort gegönnt hätte ????
Der Lebenscyklus wird minimal zwei mal so hoch als beim Verbrenner, vor allem von denen mit gut konzipierte Batterien.
Schon aus dem Grund wird ganze Logistik auf Elekro umsteigen.
Eine Batterie daher kann locker 50+ Jahren seinen dienst erweisen, nicht nur 20 Jahre. Ggf. macht es Sinn sie schon früher zu recyclen, auf Grund des techologischen Fortschritts, dass ist dann aber um so besser.
MiguelS NL meint
War als Antwor zu Peter W gemeint
Peter W meint
Das Recycling wird in den nächsten 10 Jahren zu einem Zusatzgeschäft heranwachsen. Heute gehen die meisten älteren Fzge ins Ausland, weil wir ständig was neues kaufen. Das sollte sich ändern, wenn die Akkus der Fahrzeuge noch ein zweites Leben als Energiespeicher vor sich haben. Man muss davon ausgehen, dass 10 Jahre alte E-Fahrzeuge mit neuen größeren Akkus, also nach einem „Hardware-Update“ gute Preise im Gebrauchtwagenmarkt erzielen können, und die Alt-Akkus als Haus-Speicher genutzt werden. So können die Akkus 20 Jahre genutzt werden und erst dann als Rohstoffquelle im Recycling enden.
Ob aber in 20 Jahren für die Zellherstellug die selben Materialien genutzt werden ist fraglich.