Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat bei seiner Jahrespressekonferenz bemängelt, dass die verfügbaren Stückzahlen von Elektrobussen „noch immer zu gering“ seien. Neben der daraus resultierenden langen Wartezeit kritisierte der Verband die hohen Preise aktueller Modelle.
Auf einzelne Fahrzeuge müsse bis zu 18 Monate gewartet werden, so der VDV. Zudem würden die Preise „für die ohnehin schon teuren E-Busse“ steigen. Ein Elektrobus koste derzeit 570.000 Euro, im Jahr 2015 hätte der Preis noch 90.000 Euro niedriger gelegen. Ein moderner, emissionsarmer Dieselbus koste nur 220.000 Euro.
Staatliche Förderprogramme reichten angesichts der hohen Kosten nicht für die Anschaffung von E-Bussen aus, erklärte der VDV. Zumal „wir feststellen, dass die Preise für Elektrobusse kontinuierlich steigen, seitdem es Fördermittel gibt“, sagte Verbandspräsident Ingo Wortmann.
Der Hersteller Evobus wies Kritik an der Marktsituation für Elektrobusse zurück. Die Daimler-Tochter bietet für die Baureihe Citaro seit diesem Jahr neben der Diesel- und Hybrid-Version auch eine vollelektrische Ausführung an. „Wir sind für 2019 lieferfähig, einen grundsätzlichen Engpass für die vollelektrischen eCitaro können wir nicht bestätigen“, sagte ein Unternehmenssprecher dem Mannheimer Morgen auf Anfrage. „Aktuell befüllen wir unsere Produktionssysteme für die Lieferzeit Herbst 2019.“
Evobus räumte ein, dass der Preis für einen eCitaro je nach Ausstattung um den Faktor zwei höher liege als bei den herkömmlich angetriebenen Varianten. Dafür gebe es „klare technische und kaufmännische Ursachen“. Die E-Mobilität bringe große technische Komplexität mit sich, etwa die Batterien und die nötige Infrastruktur. Der Sprecher betonte abschließend: „Eine Preissteigerung aufgrund ansteigender Fördermittel gibt es nicht.“
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Vielleicht sollte Elon Musk mal einen Bus (oder gleich auch Varianten) auf Basis des TESLA SEMI TRUCKS mit detaillierten Angaben zu Reichweite, Leistungsdaten und Verkaufspreisen ab 2020 präsentieren und so auch ein klein wenig Druck in dieser Sparte erzeugen? ????
Peter W meint
Mit Sicherheit gäbe es auch preiswertere Lösungen. Im Managermagazin wird dazu über Eurabus berichtet, die preisgünstiger sein sollen. Es gibt einige kleinere E-Bus Hersteller mit denen man wahrscheinlich besser verhandeln kann als mit den Herren von Daimler und Co.
Swissli meint
„Zumal “wir feststellen, dass die Preise für Elektrobusse kontinuierlich steigen, seitdem es Fördermittel gibt”“.
Das predige ich schon immer: hört mit Subventionen auf. Direkt oder indirekt sind das einfach nur Zusatzeinnahmen für die Hersteller auf Kosten der Steuerzahler.
Remo meint
Absolut richtig…
Leotronik meint
Das perverse an der Sache ist dass die Hersteller immer eine gleiche Umsatzrendite verfolgen. Der Gewinn orientiert sich nicht an den Kosten. Das bedeutet dass bei einem eBus der Aufschlag auf den mehr als doppelten Preis aufgeschlagen wird wie auf einen Dieselbus. Gleichzeitig werden die Zellen nur weiterverkauft und es entstehen keine Herstellkosten. Beim Dieselbus müssen die sich viel mehr die Hände schmutzig machen. Beim Weiterverkauf der Zellen wird einfach 15-20% draufgeschlagen. Das kann u.U. mehr Gewinn bringen als der Gesamtgewinn vom ganzen Dieselbus.
nilsbär meint
Man könnte auch Busse der chinesischen BYD einsetzen. Ist der weltweite Marktführer mit über 50.000 E-Bussen bisher. In Europa vor allem in Skandinavien erfolgreich. Aber dann würden Daimler u. Co. rote Ohren vor Scham bekommen. Geht also nicht – obwohl, Flixbus hat sich getraut:-)
Hugo meint
Haben die auch mal die Chinesen gefragt? Klar, dass die deutschen E-Busse sehr teuer sind, wenn sie die Zellen aus Asien einkaufen müssen und dann noch dicke Marge draufschlagen. Die Verkehrsbetriebe sollen etwas mehr pragmatisch denken. Dass die E-Busse aus China gar nicht so schlecht sind, zeigen ja bereits einige Kommunen, die das praktizieren.
150kW meint
@ecomento
„Verkehrsunternehmen bemängeln Lieferzeit und Preise deutscher Elektrobusse“
Ich hab jetzt einige Quellen gelesen, aber das speziell deutsche Busse vom VDV angesprochen worden wären, hab ich nicht nirgends gelesen.
Michael S. meint
Die hohen Preise für E-Busse sind gänzlich unerklärlich.
Selbst unter der Annahme, dass 500 kWh an Bord wären und für das gesamte Akkupack 200€/kWh anfallen, hat man 100.000€ für den Akku. Weiterhin nehme ich jetzt einfach mal an, dass der gesamte elektrische Antriebsstrang inklusive Leistungselektronik einen ähnlichen Preis aufweist wie der mechanische (meinetwegen ist es auch 50% mehr, aber selbst das macht wahrscheinlich nur 20.000€ aus).
Also, woher kommen diese immensen Aufpreise, selbst für die deutlich kleineren Batterien, die derzeit an Bord sind (maximal 300kWh, soweit ich weiß)?! Ich versteh es nicht. Was machen die Hersteller falsch?
Satcadir meint
Völlig uninteressant, was Daimler an Begründungen gibt. Es gibt eingeführte chinesische Elektrobusse und die sind ähnlich teuer. Etwa der Yutong ICe 12 mit 700000€
Peter W. meint
Ich vermute, dass man die Entwicklungskosten auf zu wenige Fahrzeuge in zu kurzer Zeit aufschlägt. Das gilt wahrscheinlich auch für die Chinesen, die sind ja auch nicht blöd und nutzen die Förderung bis zur Schmerzgrenze.
Fotolaborbär meint
Die Hersteller müssen die Lastenhefte der Kunden abarbeiten. Das aufwendigste ist die Klimatisierung. Heute reicht es nicht mehr Personen von A nach B zu bringen. Auch Dieselbusse sind teurer geworden. Und da ein Stromer nun mal keine nutzbare Abwärme hat, wird eine aufwendige Heizung gebraucht, die im Sommer auch kühlt. Eine Wärmepumpe für den Bus fällt mehr als 2 Nummern größer aus als beim e-Golf. Ein großer Diesel hat ein hohes Schleppmoment, was als Motorbremse benutzt wird. Um bei vollen Akku ohne Regeneration auch Bremsleistung zu haben wird eine Wirbelstrombremse eingebaut. 2 Betriebsbremsen sind bei schweren Fahrzeugen Pflicht. Nur weil die chinesischen Städte im Süden Busse einsetzten heißt das doch nicht das die ein Sonderangebot waren. Die jammern halt nicht. Da wird angeordnet und gemacht, nachher wird dann geschaut wie sich der Systempreis verhält. Der Einkauf des Busses ist ja nicht alles.
Jeru meint
Der Fehler liegt darin, dass Sie davon ausgehen eine Batteriepaket besteht nur aus Zellen und ausschließlich mit den Kosten auf Zellebene rechnen. Für Hochleistungsbatterien mit Thermomanagement dürfen Sie gerne auch 500+ €/kWh annehmen, denn ein Batteriepaket ist eben mehr als die einzelnen Zellen.
Dazu kommen natürlich eben Entwicklungskosten und der Umstand, dass die Fertigung noch nicht optimiert ist.
Railfriend meint
@Jeru, darf ich fragen, was Sie von dem neuen H2-Speichersystem halten, das Wasser als Trägermedium nutzt ?
Google findet es unter „Wasser in den Tank – und los“.