Bisher fanden die Gespräche zu einer staatlich unterstützten Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos im Hintergrund statt – nun wird das Vorhaben offiziell gemacht: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) veröffentlicht diese Woche einen Förderaufruf zur Batteriezellfertigung im Bundesanzeiger.
„Der Bedarf an mobilen und stationären Stromspeichern wächst international in einem rasanten Tempo. Die Batterietechnologie ist damit eine Schlüsseltechnologie, die insbesondere für die Elektrifizierung der Verkehrssysteme unentbehrlich ist“, teilte das BMWi mit. Um die Wertschöpfungskette der Batterieherstellung „zukünftig möglichst breit abzudecken“, plant das Bundeswirtschaftsministerium bis zu eine Milliarde Euro zur Verfügung zu stellen.
Ziel sei die Schaffung eines Verbundes für die Herstellung von Akkus der neuesten Generationen, gemeinsam mit anderen europäischen Staaten, so das BMWi. Projektbeschreibungen können bis zum 15. März 2019 eingereicht werden. Die Skizzen sollen die Projektideen umfassend darstellen und die Notwendigkeit öffentlicher Förderung begründen. Die Förderbekanntmachung kann hier eingesehen werden.
„Wir brauchen in Deutschland und Europa eine wettbewerbsfähige, innovative und umweltschonende Batteriezellfertigung. Eigenes Know-how zu diesem Teil der Wertschöpfungskette ist für den künftigen Markterfolg unserer Unternehmen entscheidend. Deshalb werden wir die unternehmerischen Initiativen flankieren“, erklärte Bundesminister Altmaier.
Die großen deutschen und europäischen Hersteller beziehen die Batteriezellen für ihre Elektroautos derzeit von Zulieferern aus China, Japan und Korea. Welche Probleme die Dominanz der asiatischen Batteriefertiger bringen kann, erfährt aktuell Volkswagen.
Q90Pe meint
An allen Ecken und Enden braucht die ins Kleinkindstadium zurückgefallene deutsche Automobilindustrie „Mami´s Hand“.
Wenn es nicht um die vielen Arbeitsplätze und die davon abhängigen Mitarbeiter und deren Familien ginge, sollte man die Fabriken wie die Kohlezechen schließen.
Dann wäre genügend Raum für innovative Menschen, die mit Engagement und Neugründungen die Arbeitsplätze von morgen sichern.
Ansonsten – wenn der Staat entsprechend dem Fördergeldanteil an den Gewinnen der Zellfertigung beteiligt ist, warum nicht – bleiben Fertigung und Arbeitsplätze wenigstens in Deutschland.
nilsbär meint
Da möchte ich zustimmen. Was Förderungs-Geschenke bei der Zellfertigung betrifft, droht die Gefahr eines Fasses ohne Boden. Nicht rückzahlbare Förderungen verleiten einerseits zur nicht widmungsgemäßen Verwendung der Gelder und andererseits zu Pseudoforschung, wo nichts rauskommen kann. (Ich war selbst in der Forschung und weiß leider, wovon ich da rede).
Wenn also Förderungen, dann nur zinsbegünstigte / zinsenlose Kredite, die auf jeden Fall und mit genauen
Bedingungen zurückgezahlt werden müssen.
Dann sollte die Summe aber auch erfolgversprechend sein. 1 Mrd. € reicht nicht, um eine konkurrenzfähige Zellfertigung aufzubauen (sofern das überhaupt möglich ist gegen den Vorsprung der Asiaten). Es gibt da Schätzungen, die bis zu 100 Mrd. € reichen.
Peter W. meint
Traurig. In Deutschland und Europa wird nur noch was getan, wenn es Geld vom Staat gibt. Unternehmer unternehmen nichts mehr, sie schöpfen nur noch ab. Irgendwann ist aber nur noch eine trübe Brühe übrig und die Sahne haben die Bosse unter sich verteilt.
MiguelS NL meint
“Volkswagen steigert Gewinn leicht auf 17,1 Milliarden Euro” (fürs Jahr 2018)
Quelle: Spiegel
Trotzdem fordern die Hersteller dass die Infrastruktur vom Staat finanziert wird und fordern neben eine Kaufförderung auch hohe Förderung, d.h. noch nicht mal eine Beteiligung, für die Produktion von Elektroautos um die Grenzwerte einhalten zu können. Sehr traurig.
Is nu so ~ meint
Es wäre noch viel trauriger – wie ohnmächtig gar nichts mehr unternehmen zu wollen,
– so gibt es wenigstens noch gewichtige Wirtschaftspolitische Interessen in D-europa.
MiguelS NL meint
“Der Bedarf an mobilen und stationären Stromspeichern wächst international in einem rasanten Tempo.“
Aha.
Andreas meint
„Was gestern noch wie ein Märchen klang, ist heute schon Wirklichkeit“, frei nach Raumschiff Orion.
Gestern war alles noch lächerlich, unnötig und sowieso [insert anything in here] und heute eine Notwendigkeit.