Ionity treibt seit 2017 den Aufbau eines Elektroauto-Schnellladenetzes an europäischen Verkehrsachsen voran. Das Geld für die in einem ersten Schritt geplanten 400 Stationen stellen der Volkswagen-Konzern sowie BMW, Daimler und Ford zur Verfügung. Das Unternehmen arbeitet derzeit noch nicht kostendeckend und geht davon aus, erst nach mehreren Jahren Gewinne zu erzielen.
„Wir sind ein Infrastruktur-Unternehmen, in der Regel gelten hier andere Anlagehorizonte vergleichbar mit denen der Autohersteller“, sagte Ionity-Chef Michael Hajesch im Gespräch mit Automotive News. Wie schnell und in welchen Märkten sich Geld verdienen lässt, hänge stark von der Entwicklung der Elektromobilität in den einzelnen Regionen ab.
Hajesch geht davon aus, dass es innerhalb der nächsten fünf Jahre erste „sehr lukrative“ Ladestationen geben wird. Unterm Strich würden die Anfangsinvestitionen sich aber voraussichtlich erst in acht bis zehn Jahren rentieren. „Wir investieren viel und bekommen das Geld später wieder“, so der Ionity-Chef. Die Hauptmotivation der an dem Joint Venture beteiligten Autobauer sei, das „Henne-Ei-Problem“ der Schnelllade-Infrastruktur für Langstreckenfahrten zu lösen.
Hajesch erklärte, dass der Betrieb der Schnelllader im Vergleich zu deren Installation deutlich weniger koste. „Wir müssen die Transformatoren, Netzanschlüsse und Ladepunkte errichten. Danach geht es nur noch darum, sie zuverlässig laufen zu lassen.“ Um die Rentabilität zu optimieren, könnte Ionity in Zukunft eine Gebühr für das Belegen von Säulen nach Abschluss des Ladevorgangs aufrufen.
Für den Erfolg der Ionity-Stationen ist laut Hajesch vor allem die Lage entscheidend. „Woimmer es viel Verkehr gibt“, ergebe ein Standort Sinn. Auch die Netzanbindung spiele eine wichtige Rolle. Man müsse sicherstellen, „dass ausreichend Energiekapazität zur Verfügung steht“. Standorte in bester Lage kämen vereinzelt nicht infrage, da die Erschließungskosten für das Stromnetz zwei Millionen Euro kosten würden. In solchen Fällen müsse eine Alternative gefunden werden.
Das Interesse der Grundstücksbesitzer an Ionity-Ladeflächen stellt Hajesch zufolge kein Problem für den Ausbau des Schnellladenetzes dar. E-Mobilität sei „sexy“ und die Nutzer der Strom-Tankstellen als „Premium-Kunden“ für die umliegenden Geschäfte sehr interessant. Zukünftig könnten Ionity-Standorte auch eigene Annehmlichkeiten wie etwa ein Café bieten, beschlossen sei in dieser Richtung aber noch nichts.
MacGyver meint
Tesla ist mit den Superchargern etwas gelungen das noch weit über die technischen Details hinausgeht. Die SC sind mit ihrer Wiedererkennbarkeit und ihrem Image eine solch wertvolle Marke geworden, dass sich Werbung und Showrooms eigentlich erübrigen. An den Raststätten der Republik stehen die wahren Argumente dafür sich Gedanken über den Kauf eines Tesla zu machen.
Die aktuellen technischen Updates unterstreichen den Anspruch nur noch weiter und halten den Mythos Tesla lebendig.
Ob die IONITY-Lader jemals die gleiche Strahlkraft haben werden wage ich sehr zu bezweifeln!
nilsbär meint
Die Ionity Ladesäulen mit den 350 KW sind technisch top, aber reich wird niemand damit. Wenn das Laden dort einmal deutlich mehr kosten sollte als bei einem 50 oder 100 kW Lader in der Nähe, werden viele entdecken, dass sie es doch nicht so eilig haben:-)
Heureka meint
Von Porsche war ja schon zu hören, dass ein Ladevorgang soviel kostet, wie bislang einmal Volltanken. Also kann man schonmal kalkulieren, dass wohl Richtung 1,- € pro kWh an der Schnellladesäule fällig wird. Nur so lassen sich die Investitionen auf Dauer amortisieren.
Swissli meint
Ist wie bei Immobilien: Lage, Lage, Lage. Und was weg ist, ist weg.
Wer heute am richtigen Standort investiert, mach Morgen das Geschäft.
Und bzgl. Infrasturktur: bei Stauseen rechnet man auch mit 80 Jahren. Da würden 10 Jahre bei Ladesäulen auch drinliegen bis zum break-even.
Und wegen zu geringer lokaler Energiekapazität: dafür gibts doch Batteriepuffer.
Jörg2 meint
Fördermittel (also Steuergelder, also Geld vom Bürger) bekommen die nicht?
150kW meint
Es gibt Geld von der EU. 40 Millionen Euro.
Jörg2 meint
Danke für die Info!
(Fehlte irgendwie in der Aufzählung im Text. Ist vielleicht auch zu gewöhnlich, um es zu benennen.)
MacGyver meint
IONITY ist für mich aktuell noch der Schachpunkt an der E-Auto Strategie der deutschen Hersteller. Wo bleiben denn bitte die versprochenen Ladestationen? So langsam müsste sich echt mal etwas bewegen um die ambitionierten Ziele noch zu erreichen. Oder hat man die evtl. schon aufgegeben?
Die IONITY Standortkarte sieht immer noch dermaßen leer aus, dass einem als potentieller CCS-Fahrer nur Angst und bange werden kann. Wenn ich auf der A7 nach Norden Richtung Hamburg fahre habe ich da nicht eine einzige Lade-Station!!! Aktuell ist laut Übersichtskarte noch nicht mal eine in Planung.
EdgarW meint
Gähn.
1. Die Karte zeigt keine Planung, nur Stationen, die sich in Bau oder bereits im Betrieb finden. Laut Ionity sind die Planungen für die meisten der 400 bis Ende 2020 vorgesehenen Standorte abgeschlossen, größtes Hindernis sind die Genehmigungen
2. es gibt andere Ladesäulenbetreiber, die weisen überhaupt nur fertige Stationen aus. Bestes Beispiel (im positiven Sinne): Fastned
3. die A7 ist mit 50 kW-Säulen gespickt
www goingelectric de SLASH stromtankstellen SLASH routenplaner SLASH 3168881 SLASH
Michael S. meint
Naja, gibt ja auch noch andere Anbieter. Ein FastNed-Lader steht bspw. in Hildesheim.
Martin meint
Es gibt doch noch viele andere Anbieter mehr als IONITY. Wenn ich die von ihnen besagte A7 als Beispiel waehle sehe ich kein Problem. Von Fuessen bis Hamburg (ca 800km) auf der A7 sind zwischen zwei CCS Ladesaeulen nie mehr als 85-90km Abstand.
Nur zwischen Hannover und Hamburg wird es etwas weitlaeufig, aber wenn man in Wuelferode nochmal laed kommt man locker bis Lueneburger Heide, Seevetal oder Stillhorn.
Mit einer Hubjectfaehigen Karte ist das kein Problem, egal ob an IONITY Ladern oder nicht.
Ob IONITY Saeulen nun Verfuegbar sind oder erst in zwei oder drei Jahren aendert nichts daran, dass man schon heute mit einem CCS faehigen Elektroauto durch die ganze Republik fahren kann.
Einfach mal den Routenplaner auf goingelectric.de oder ausprobieren.
MacGyver meint
Vielen Dank für den Tipp! Danke Martin!
Swissli meint
Also in der Schweiz schaut’s ganz gut aus. Im Süden werden die fehlenden noch gebaut. In der Westschweiz fehlen noch mind. 2 Standorte, dann ist es von den Strecken her abgedeckt.
Sorgen mache ich mir eher, dass die je 4 Charger schon bald dauerbesetzt sind und Ionity schnell mehr Ladepunkte benötigt. Können die an einem Standort auch 20 oder 30 Ladepunkte zeitnah realisieren wie Tesla?
Henning Hildebrand meint
Soweit ich mich erinnere, hat Ionity mal verlauten lassen, grundsätzlich 8er Blöcke zu planen. Von denen werden je nach deren Einschätzung der Marktlage zunächst 2, 4 oder 6 Säulen direkt installiert und der Rest nach Bedarf ergänzt.
Swissli meint
Ich denke da eher an 20 Ladepunkte wie in Bregenz/A (Tesla charger).
Christian meint
Oder 44 Stück wie in Oslo.
Andreas_Nün meint
Ja, der Ionity Ausbau ist zu gering ausgelegt. Bin gespannt wie schnell weitere Säulen dazugstellt werden müssen.
Skodafahrer meint
Erst seit diesem Monat liefert Tesla das Model 3 mit 120kW max Leistungsabnahme am CCS-Lader aus. Ein Audi E-Tron zieht sogar bis zu 150kW.
Jetzt erst macht es Sinn leistungsstärkere Lader zu installieren.
Viele Elektrofahrzeuge konnten kein CCS, wie Tesla Model S + X, Renault Zoe oder Nissan Leaf. Oder CCS war Aufpreispflichtig wie bei BMW und VW.