Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) hat ihren neuesten Monitoringbericht zum Thema „Alternative Antriebe in Deutschland“ veröffentlicht. Das Fazit: Der Markt für Fahrzeuge mit alternativem Antrieb wie Strom oder Gas entwickelt sich zwar weiter positiv, der Anstieg der CO2-Emissionen wird dadurch aber noch nicht aufgehalten.
Im Jahr 2018 machte der Anteil alternativer Antriebe an den Pkw-Neuzulassungen in Deutschland erstmals mehr als 5 Prozent aus (2018: 5,3 Prozent, 2017: 3,4 Prozent), berichtet die Dena. Im Januar und Februar 2019 setzte sich der Trend fort und der Anteil stieg noch einmal deutlich auf 7,8 Prozent. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen aller neu zugelassenen Pkw in Deutschland nahmen 2018 trotz dieser Entwicklung weiter zu. Der Grund: Es werden immer mehr große, emissionsstarke Fahrzeuge verkauft.
Stärkster Zuwachs bei Erdgas- & Hybridfahrzeugen
Die Neuzulassungen von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb steigerten sich 2018 im Vergleich zu 2017 laut der Dena insgesamt um 54,2 Prozent. Am stärksten erhöhte sich der Absatz von Erdgasfahrzeugen: um 190,2 Prozent auf 10.804 Pkw. Auch Hybridfahrzeuge ohne Ladestecker verzeichneten ein deutliches Plus von 78,9 Prozent und blieben mit 98.816 Pkw die beliebteste alternative Antriebsart.
Rein batterieelektrische Fahrzeuge legten um 43,9 Prozent auf 36.062 Pkw zu und erreichten damit erstmals einen Marktanteil von mehr als einem Prozent. Dieselfahrzeuge kamen 2018 auf einen Anteil von 32,3 Prozent an allen Neuzulassungen (-6,5 Prozent), Benziner auf 62,4 Prozent (+4,7 Prozent). Insgesamt wurden 2018 rund 3,4 Millionen Pkw neu zugelassen – 0,16 Prozent weniger als im Vorjahr.
Dass die Zahl der Pkw-Neuzulassungen 2018 das erste Mal seit vier Jahren nicht gestiegen ist, liegt wesentlich an der Umstellung auf die neue WLTP-Norm. Der höhere Aufwand zur Erhebung des realitätsnäheren Testzyklus führte vorübergehend zu Engpässen bei den Prüfständen, die Hersteller konnten daher nicht alle Fahrzeugmodelle fristgerecht zertifizieren lassen. Vor allem bei den weniger verkaufsstarken alternativen Antrieben machte sich dies bemerkbar: Die Zahl der verfügbaren Modelle und der Neuzulassungen ging im vierten Quartal 2018 zurück.
CO2-Emissionen in Deutschland über EU-Durchschnitt
Trotz des anhaltend positiven Trends beim Absatz von Pkw mit alternativem Antrieb nimmt der durchschnittliche Ausstoß von CO2-Emissionen insgesamt weiter zu. Der Dena liegen aufgrund der WLTP-Umstellung für das vergangene Jahr noch keine einheitlichen Daten vor, von Januar bis September seien die durchschnittlichen CO2-Emissionen jedoch um 3,8 g auf 132,2 g CO2/km gestiegen. Die Deutsche Energie-Agentur geht davon aus, dass sich diese Entwicklung auch im vierten Quartal 2018 fortgesetzt hat.
Dass die CO2-Emissionen weiter steigen liegt vor allem daran, dass 2018 erneut mehr SUV und Geländewagen sowie weniger Klein- und Kompaktwagen zugelassen wurden. Die Emissionen der in Deutschland neu zugelassenen Pkw befinden sich weiter deutlich über dem europäischen Durchschnitt, der 2017 bei 118,5 g CO2/km lag. Ziel der EU ist es, die durchschnittlichen CO2-Emissionen der europäischen Neuwagenflotte bis zum Jahr 2021 auf 95 g CO2/km zu senken.
„Es braucht andere Preissignale“
Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung, sieht in den Neuzulassungen des letzten Jahres vor allem zwei Trends: „Erstens ein kontinuierlich steigendes Interesse an alternativen Antrieben, das die Hersteller leider zur Zeit nicht vollständig bedienen können; zweitens einen bedauerlich hohen Absatz von Neuwagen mit sehr hohen Emissionen. Diese Fahrzeuge werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch in zehn Jahren auf Europas Straßen fahren.“
Um der umweltschädlichen Entwicklung auf dem Neuwagenmarkt entgegenzusteuern „braucht es andere Preissignale im Markt“, so Kuhlmann weiter. „Die Bundesregierung sollte jetzt gezielt Impulse für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor setzen. Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität wird dazu hoffentlich sehr bald Maßnahmen vorlegen, die in das für 2019 geplante Klimaschutzgesetz einfließen können. An diesem Gesetz wird sich zeigen, wie ernst es der Politik mit der klimafreundlichen Mobilität ist.“
Johannes Faßbender meint
Solange Schulkinder im Elterntaxi mit 2.5 Tonner SUV zur Schule gebracht und dort in der 2. Reihe mit laufendem Dieselmotor verkehrsbehindernd & von dort behütend wieder abgeholt, die Diesel Vergünstigungen nicht sofort zielführend abgeschafft werden und wir in Städten mit flacher Topographie mit einem 2. 5 Tonner SUV Benziner oder Diesel durch die Städte schleichen haben wir die Verkehrswende nicht verstanden!
München ist die Hauptstadt der SUV’s, sehe täglich wie sie sich kräftezehrend durch die Steigungen, siehe Nockherberg, Giesing und Schwanthaler Höhe durch enge Haarnadelkurven mit Einkaufstaschen beladen in die Höhe schrauben. Aufgrund der Münchener Höhenlage ein Leistung.
Strauss meint
Im Vergleich steht mit dem Schadsstoffausstoss die Schweiz noch viel schlechter da, als Deutschland. Und dies trotz höherer Besteuerung der PS starken Fahrzeuge und SUV s. Dass man geländebedingt Allrad und mehr PS brauche ist Quatsch. Mit autom. Sperrdiffs die bei Kurvenfahrt ausschalten kann auch mit normalen Autos im Schnee bergauf gefahren werden. Aber die Reichen lassen sich offenbar nicht über den Geldbeutel erziehen.
eMobilitätsberater meint
Da passt es ja gut das die Beschlüsse jetzt in die nächste Stufe gehen.
„Die CO2-Grenzwerte für Neuwagen in der EU werden deutlich verschärft. Eine entsprechende Neuregelung hat das Europaparlament jetzt mit großer Mehrheit abschließend verabschiedet. Das Ziel ist, die Emissionen neu zugelassener Pkw bis 2030 um 37,5 Prozent im Vergleich zu den Werten von 2021 abzusenken.
Der CO2-Ausstoß von Klein-Transportern soll bis 2030 um 31 Prozent gesenkt werden. Als Zwischenetappe ist zudem eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes bis 2025 um 15 Prozent vorgesehen – für Autos wie Klein-Transporter. Darauf hatten sich Unterhändler des Europaparlaments und des Rates der EU-Staaten im Dezember geeinigt.“
Meldung vom 28.3.019 Hier auf ecomento
xordinary meint
Wow! Das ist mal ein klares Statement! Zu viele SUVs werden verkauft und deshalb steigt der CO2-Ausstoß trotz mehr Elektros. Geahnt hat das zwar jeder, aber nachgewiesen nicht.
Einzig schwierig bei zusätzlicher Strafsteuer für Reiche finde ich, dass da immer der unsägliche deutsche Sozialneid ganz oben mit dabei ist. Natürlich unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes. Nehme ich aber der großen Mehrheit nicht ab, denn Fleisch fressen und Wegwerf-Mentalität sind offenbar dann doch nicht so schlimm …
Dennoch, eine CO2-basierte Kfz-Steuer mit einem erzieherischen Kurvenverlauf wäre schon sinnvoll.
Bernhard meint
Das traurige ist aber, daß alle diese Angaben auf den Laborwerten beruhen und nichts mit den realen CO2-Ausstoss auf der Strasse zu tun haben. Wie wir alle wissen arbeiten all die Abgassysteme der Verbrenner noch nicht mit kaltem Motor, sondern erst nach einer Warmlaufzeit. Der reale CO2-Ausstoss wird um ein vielfaches höher sein, auch bei den Erdgasautos und Hybridfahrzeugen.
wambo13 meint
Parda Beispiel alles durcheinander zu werfen.
Der Co2 austoß hängt vom verbrannten Treibstoff ab.
Der hat gar nichts mit irgendeiner Abgasnachbehandlung zu tun.
xordinary meint
Was ist denn ein Parda-Beispiel?
randomhuman meint
Eigentlich müsste man große Verbrennerboliden stärker besteuern und dieses Steuern dann für den Aufbau des Ladenetzes und andere Förderungen verwenden. Solche Autos müssen teurer werden. Aber auch bei riesigen Elektro SUVs sollte es eine Steuer geben. Vielleicht ein bisschen später als bei Verbrennern. Generell sollten die Autos aber nicht immer größer werden. Ein E-Auto nimmt in der Stadt auch sehr viel Platz weg.
Daniel meint
Wieso fallen Erdgasfahrzeuge unter alernative Antriebsformen???
Das sind doch auch nur Verbrenner.
nilsbär meint
Ja, aber die lokalen Emissionen sind deutlich geringer als bei Benzin/Diesel-Modellen und der CO2-Ausstoß um 25% geringer. Erdgasautos hätten schon vor 30 Jahren verpflichtend eingeführt werden sollen. Jetzt ist es für PKW zu spät. Aber als Übergangstechnologie bei schweren LKW vorstellbar. Und Erdgas kann bei der Energiewende helfen. Alle Kohlekraftwerke so schnell wie möglich stilllegen und dafür die Gaskraftwerke hochfahren. Diese dann sukzessive mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energiespeicher wieder zurückfahren. Auf eine teure H2-Wirtschaft kann übrigens verzichtet werden.
Andreas_Nün meint
Der günstigste große Energiespeicher wird Gas sein. Dementsprechend werden Gaskraftwerke uns nie verlassen.
alupo meint
Die Flammtemperatur ist bei Erdgas doch höher. Dann müssten aber die NOx Werte einen deutlichen Sprung nach oben machen, weil mehr Energie für die Reaktion von Luftstickstoff mit Luftsauerstoff im Zylinder zur Verfügung steht.
Ich denke auch nicht dass Erdgas unser Klimaproblem löst, insbesondere wenn man den mit Erdgas immer verbundenen Gasaustritt am Bohrloch mit berücksichtigt. Der Klimaeffekt ist bei Metan um ein Vielfaches höher als bei CO2.
nilsbär meint
Die Leckagen bei Erdgas sollten fairerweise mitGrubengasaustritten (hauptsächlich Methan) beim Kohleabbau verglichen werden. China ist der größte Methanproduzent der Welt – wegen dem Kohleabbau. Die deutschen Kohlekraftwerke sind zudem wahre Dreckschleudern – auch bei NOx. Sofort durch das Hochfahren der bislang wenig genutzten, weil etwas teureren Gaskraftwerke ersetzen!
Unfassbar, wie die Kohlekraftwerk-Betreiber auf Kosten unserer Gesundheit und des Klimas agieren – gedeckt von unseren Politikern.