Um die Infrastruktur für Elektroautos zu verbessern, will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer den Bau gewerblicher und privater Ladestationen mit einer Milliarde Euro zusätzlich unterstützen. Auch ohne staatliche Förderung dürften in den nächsten Jahren zahlreiche Stromer-Käufer Ladepunkte nachfragen. Davon könnten auch die derzeit umstrittenen großen Vermieter profitieren.
Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen Vonovia denkt darüber nach, im großen Stil in das Geschäft mit Ladesäulen einzusteigen. In Zeiten der Mietpreisbremse könne der Konzern so eine zusätzliche Nebenkosten-Dienstleistung als neue Einnahmequelle erschließen, berichtet die WirtschaftsWoche.
Angedacht sei, dass Vonovia zukünftig als Anbieter von Ladesäulen an den Verkäufen beteiligt wird. Weitere Einnahmen sollen durch den Verkauf von mit Solaranlagen auf den Wohnhausdächern erzeugtem Strom an Mieter generiert werden. Dabei handelt es sich nicht nur um Überlegungen: Vonovia errichtet bereits die ersten 70 Ladesäulen in 36 über die Republik verteilten Wohnanlagen.
Beim Bau von Ladesäulen gebe es momentan einen leichten Fokus auf Nordrhein-Westfalen, sagte ein Vonovia-Sprecher der WirtschaftsWoche. Die Anlagen entstünden hauptsächlich im Freien, nicht in Tiefgaragen – geladen wird also auf der Straße. Entwickelt werde das neue Geschäft von der „Value-add-Business-Sparte“ des Unternehmens. Der Bereich vertreibt schon heute Strom und Wärme aus dezentralen Blockheizkraftwerken oder auch Kabelfernsehen an die Mieter.
Für den Aufbau der 70 Strom-Tankstellen erhält Vonovia 415.000 Euro an Bundesmitteln, was pro Säule für rund ein Drittel weniger Kosten sorgt. Das Vorhaben sei weder ein Pilotprojekt noch der Startschuss für eine flächendeckende Initiative, erklärte der Sprecher. Laut der WirtschaftsWoche sind für das weitere Vorgehen bei Ladestationen noch Fragen offen – darunter, wie und in welchem Umfang der Bund Fördergelder zuschießt.
Fotolaborbär meint
Da haben doch wieder Spezialisten geplant die keinen Stromer fahren. In Wohnanlagen sind Steckdosen mit Zeitschlüsselzugang vollkommen ausreichend, davon dann aber eine für 2 Stellplätze. Wer dranhängt zahlt und das ist ok. Benzin bezahlt ja auch nicht der Nachbar ohne Auto. Es wird in wenigen Jahren natürlich ein Wettbewerbsvorteil sein, eine Wohnung mit Stellplatz und Stromanschluss anbieten zu können. Was das kosten darf entscheidet der Markt. Das jetzt unnötig teure Installationen mit aufwendigen Abrechnungssystem gebaut werden liegt an der Phantasielosigkeit der Planer. 70 Ladepunkte ist ein rumstochern im Dunkeln, weil auch hier bei den Entscheidern genau die gleiche Zerrissenheit besteht wie in der Bevölkerung, 70% glauben nicht an eine Zukunft der E-Mobilität.
nilsbär meint
Die derzeitigen E-Auto-Besitzer in D laden großteils zu Hause und wenn sie doch, auf längeren Strecken, auswärts laden, dann sind die Stromkosten eher unwichtig.
Sobald aber einmal ein nennenswerter Anteil an Laternenparkern, sprich Pfennigfuchsern, auf E-Autos umgestiegen ist, befürchte ich einen gigantischen Tanktourismus auf der Jagd nach der billigsten Ladesäule, angeführt von Rentnern, Studenten und Hausfrauen mit schmalem Geldbörsel, aber massig Zeit.
Ralph aus Berlin meint
Das hört sich irgendwie so an, als ob die „Proleten“ gefälligst bei den Verbrennern bleiben sollen :(
Ich lade übrigens nicht zu Hause, geht schlecht aus der 9. Etage und an den „Billigladesäulen“ sehe ich oft Tesla und Co., aber die brauchen ja nicht aufs Geld zu schauen.
De Mischa meint
ich verstehe euer Problem nicht. Für mich als Mieter wäre das Scheissegal wie viel Fördermittel die abgreifen. Wenn mein Vermieter (eine größere Wohnungsbaugesellschaft) Ladesäulen in unserem Wohnviertel installieren würde, wäre das für mich der ERSTE Anreiz überhaupt ein überteuertes Elektroauto zu kaufen. Ich kann auf der Arbeit nicht laden und die nächste Ladesäule wäre bei mir 30 Minuten Fußweg entfernt. So wird der markt wenigstens für Leute geöffnet die nicht mit billigen Grundstücken gesegnet sind wo man dann günstig drauf bauen kann.
Markus meint
Ist bei mir ähnlich, bis auf das ich gegenüber von meiner Arbeit Laden kann.
Mal den Arbeitgeber angesprochen auf eine Ladestation bzw. Das du dich an eine Starkstromdose mit 16 oder 32A Dose anstecken könntest?
MiguelS NL meint
230V d.h. normale Leitung mit 13A, 3-3,7 kW, würde den meisten Fahrern schon ausreichen, 9 Stunden an normale Steckdose (3 kW) ergibt eine Nachladung von 150 km, wer fährt so viel am Tag? Prozentual gesehen nur ein kleiner Anteil, d.h. die Mehrheit nicht. D.h. eine Box mit Typ2 (denn professioneller) mit 3,7 kW (Standard Hausleitung) könnte schon ausreichen, und wenn Starkstrom kein Prolem ist d.h. wenn es sich anbietet, warum nicht.
Venyo meint
Ich sehe da genau das, was Jensen und Detlef Bickmeyer schreiben. Vonovia greift Fördergelder ab und schlägt aus dem Ganzen noch Profit. So läuft das, wenn falsche Anreize gesetzt werden; es wird nicht bedarfsgerecht eingesetzt und es werden Unternehmen gefördert, die 0 Förderung nötig haben, aber die Lobby, sich diese unter den Nagel zu reißen. Widerliche Heuschrecken.
Die Krönung wäre noch, wenn die danach noch die Miete erhöhen dürfen, weil das dann eine Modernisierungsmaßnahme war?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Deswegen: Nein zu Subventionen!
Es trifft IMMER die Falschen.
e-Smart meint
Das kann ja wohl nur ein Witz sein, 6t€ pro Ladepunkt und dann noch den Strom überteuert an die Mieter verkaufen. Das scheint mir eine Lizenz zum Gelddrucken zu sein.
MiguelS NL meint
Habe mal den Tekst gelesen. Da steht ja drin:
„Für den Aufbau der 70 Strom-Tankstellen erhält Vonovia 415.000 Euro an Bundesmitteln,“, jetzt kommen es „was pro Säule für rund ein Drittel weniger Kosten sorgt.“
Das heißt sie führen für eine Säule 20.000 Euro an Kosten an, 6.000 / 30% = 20.000 Euro. Wahrscheinlich wurden die Projektkosten (Strategie, etc.) mit angerechnet, das heißt der ganze Businessplan wurde mit finanziert.
Rechnen wir mal:
20.000 EUR * 72 Säulen = 1.440.000 EUR
Für dieses Geld hätten sie 1.300 bis 1.800 Ladepunke errichten können. Und wenn es nur die hälfte wäre, wären es immer noch 5 bis 20 mal so viele, inkl. 144.000 EUR für Berater Stunden, ein ganzes Mannjahr auf hohem Level.
Da gebe ich @Venyo recht, „Widerliche Heuschrecken“.
Jahre lang gegen gehalten, jetzt wo es das Geld fließt tauchen sie auf.
MiguelS NL meint
( 1.440.000 EUR – 144.000 EUR Beraterkosten ) / 1.500 EUR (für Box mit 2 Punkte inkl. Montage) = 1.800 Ladepunke
Jensen meint
Das entspricht knapp 6.000,- Euro alleine an Fördermitteln pro Ladestecker.
Auch wenn keine Details bekannt sind zur Art der Ladesäulen, Nebenkosten der Leitungen, Abrechnung etc.etc. liest sich das für mich als ein phantastisches Geschäft für den Wohnungsriesen. Die Frage ist auch, ob die anteiligen Fördermittel für die tatsächlichen Kosten gewährt werden. Um die Installationsarbeiten dürfte sich vielleicht sogar eine der unzähligen hauseigenen Vonovia-Firmen kümmern, die bekanntlich sehr großzügige Rechnungen schreiben. Auch ich habe bei diesem -vermuteten, aber wohl sehr wahrscheinlichen- Gesamtkonstrukt ein ganz schlechtes Gefühl.
MiguelS NL meint
Keine einzige Installation rechtfertigt 6.000 Euro.
JürgenV meint
So ist das, diese Art Unternehmen investieren nicht, sondern greifen zu den tatsächlichen Kosten auch noch kräftig ab. Dafür werden dann die Gehälter der Vorstände massiv erhöht. Und weil das alles nicht reicht, werden mal eben die Mieten kräftig erhöht, sowie der zusätzliche abgenommen Strom zum doppelten Satz abgerechnet. Eine win win win win Situation, allerdings nur für Vonovia und Co. Für alle anderen wie dem Staat und vor allem den Bürgern und Mietern ist es eine Loose Loose Loose Situation
Detlef Bickmeyer meint
70 Säulen an 36 Wohnanlagen,also ca 2 pro Wohnanlage und zu dem Preis,soll hier Förderung abgegriffen werden oder was soll das ganze.
10-20 Plätze mit einer Wallbox die pro Stück 500 euro kostet wäre sinniger gewesen. Komisches Gefühl ????
MiguelS NL meint
Natürlich ist da faul, an der ganzen Förderung.
+1
Jede Wohnanlage könnte eins bekommen, ca. 8-16 Euro im Monat extra. Niemand wird sich darüber beklagen denn im Monat spart man sich mindestens 50% an Spritkosten, denn die entfallen ja und man braucht nie mehr zu der sonst so schönen Tankstelle.