Europäische Länder – derzeit maßgeblich Deutschland und Frankreich – treiben eine groß angelegte lokale Produktion von Elektroauto-Batteriezellen voran. Allein das Bundeswirtschaftsministerium stellt dafür insgesamt eine Milliarde Euro Fördergelder bereit. Die Mittel sind dem Europäischen Rechnungshof zufolge schlecht angelegt.
„Die Europäische Batterie-Allianz konzentriert sich weitgehend auf bestehende, nicht auf bahnbrechende Technologien und läuft Gefahr, ihre ehrgeizigen Ziele nicht zu erreichen“, kritisierten die obersten EU-Rechnungsprüfer in einem Anfang April veröffentlichten Bericht.
Die deutschen und europäischen Autohersteller beziehen die Zellen für Ihre Elektroauto-Batterien nahezu exklusiv von asiatischen Zulieferern. Volkswagen, BMW, Daimler & Co konzentrieren sich derzeit auf die Konfektionierung von Akkus zu leistungsstarken Batteriepaketen. Politiker und Fachleute warnen, dass sich die hiesige Industrie dadurch in Abhängigkeit ausländischer Unternehmen begibt.
Damit die deutsch-europäische Autobranche weltweit führend bleibt, forciert Wirtschaftsminister Peter Altmaier die Gründung von Konsortien für eine Akkufertigung. Auch Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron halten das Projekt für wichtig. In Deutschland haben sich bereits mehrere Firmen für Fördergelder beworben, Konkretes soll in den kommenden Wochen bekanntgegeben werden.
Rückstand bei Lithium-Ionen-Akkus groß
Batterien als Energiespeicher seien für den Umstieg auf erneuerbare Energien nötig, so der Rechnungshof in seinem Bericht. Europa liege bei der Kapazität zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos aber hinter führenden Weltregionen zurück. Da man nun zu spät in den Markt eintrete, könne die anvisierte Spitzenstellung nur schwer erreicht werden.
Nach Angaben des Rechnungshofs befanden sich 2018 etwa drei Prozent der weltweiten Kapazität zur Batterieherstellung in der EU, zwölf Prozent in Nordamerika und 84 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum. Dieses Kräfteverhältnis wird sich nach Einschätzung der Rechnungsprüfer bis 2021 nicht wesentlich ändern: Sie erwarten für Europa fünf Prozent, für Nordamerika 13 Prozent und für Asien 82 Prozent.
Auch die derzeitige Förderung der Batterieforschung sieht der Rechnungshof kritisch: Von 315 Millionen Euro EU-Mitteln seien hier mehr als die Hälfte an Projekte zu Lithium-Ionen-Batterien geflossen. Für Batterien der nächsten Generation hätten nur 25 Prozent der Gelder zur Verfügung gestanden. Von 28 im Jahr 2017 von der EU-Kommission untersuchten Forschungsprojekten seien drei erfolgreich und acht weitere teilweise erfolgreich gewesen. 17 hingegen verfehlten ihre Ziele oder resultierten in irrelevanten Ergebnissen.
Andreas meint
Wer zu spät kommt, den bestraft der Markt. Es gab früh Hinweise darauf, dass in Asien die Produktion anläuft. Es gibt auch immernoch Auslandsgeheimdienste, die ja auch was tun sollten. Aber entweder aus Arroganz, Dummheit, mangelndem Strategiedenkenoder fehlender Vorgabe aus der Autoindustrie würde die Politik nicht tätig. Hieran zeigt sich die Unfähigkeit der Wirtschaftspolitik in Europa. Da werden dann per Gießkanne unsinnige Forschungsaufträge vergeben, ohne eine Kompetente in der Vorabbewertung. 3 von 28. Was für eine Geldverschwendung. Und noch schlimmer: Was für eine Zeitverschwendung.
Zu der Verteilung auf die Batterietechnologie: Europa ist so weit hinterher, das sie erstmal die bekannte Technik lernen müssen.
Ähnelt dem, was die Asiaten beim Verbrennerauto machten. Und damals hatten sie versagt. Diesmal ist Europa mit dem Versagen dran.
nilsbär meint
+1
Leider.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
+1
Ebenfalls „leider“.
Die Asiaten haben ihre historisch einmalige Chance erkannt UND genutzt.
Wir hingegen haben uns auf das allgegenwärtige „Wir schaffen das“ verlassen (Mitglieder dieses Forums ausgenommen).
Peter W meint
Vielleicht sollte man mit der Milliarde (vom Wirtschaftsminister) die 3 besten „Laborakkus“ gezielt fördern um die Massenproduktion der nächsten Akkugeneration voran zu bringen.
Man kann das alles von Außen unmöglich beurteilen.
Sicher ist aber, wenn unsere Industrie weiterhin abwartet wird sie verlieren.
Pamela meint
Wir brauchen viele Batterien für viele E-Autos und viele Batterien für Speicher für die Erneuerbaren.
Worum geht es also ?
Um Germanys (Eupope’s) Next Top Battery ?
Nur, weil ich vorher nicht sicher sein kann, ob ich Klassenerster werde, stell ich jeden Fleiß ein ? Komische Ansichten.
Jeru meint
Wir brauchen viele Batterien, das ist richtig und auch ich denke das wir Europäer da unabhängiger werden müssen. Es bleibt einzig die Frag: Wie? Der Vorsprung aus Asien ist massiv und die Festkörperbatterie noch mindestens 15 Jahre weit weg.
Die Erneuerbaren werden wir im großen Stil aber ganz sicher nicht in Batterien speichern (können).
Peter W meint
Die Festkörperzelle gibt es schon. Es fehlt noch an Leistung und an der Praxistauglichkeit. 15 Jahre wird es keinesfalls dauern bis man etwas Taugliches hat.
Jeru meint
Woher haben Sie das?
Ich habe die Information aus einem Beitrag eines Herren vom Fach. Festkörperbatterien in Serienfertigung zu günstigen Preisen und den gewünschten Eigenschaften nicht vor 15 Jahren. Wenn man sich den Werdegang der Li-Ionen Batterie anschaut, erscheint das zusätzlich nachvollziehbar.
BB meint
Hallo Jeru,
Natürlich kann man erneuerbare Energien in Batterien speichern, allerdings funktioniert das nicht zentral in wenigen Groß-Speichern, sondern dezentral in vielen kleinen. Ich speichere bei mir zuhause den Strom meiner PV Anlage in einem 10 kWh Akku von LGchem. So benötige ich Strom aus dem Netz nur zwischen November und Februar und erreiche einen Autarkiegrad übers ganze Jahr gesehen von über 75%.
Jeru meint
Natürlich kann man natürlich Erneuerbare auch in Batterien speichern.
Ich habe geschrieben „im großen Stil“ und auch Pamela hat diesen Bereich angeschnitten. Warum andere Energieträger dafür besser geeignet sind, liegt auf der Hand.
Pamela meint
@BB
+1
@Jeru
Ich habe geschrieben: viele Batterien für Speicher für die Erneuerbaren.
PV fängt jetzt wieder an, richtig zu boomen. Nur diesmal überlegen die Leute, auch gleich in einen Speicher zu investieren.
Hat der Bauer ein Windrad auf der Wiese stehen, macht ein Speicher auch Sinn.
Viele Leute – viele dezentrale Speicher – ist auch „im großen Stil“.
Für große Windparks u.ä. gibt es andere Speichermöglichkeiten.
Ein globales Energiemanagement mit allen effizienten Speichermöglichkeiten ist die Voraussetzung dafür, auf Kohle zu verzichten.
Man braucht nicht zu fragen, warum es bis heute nicht geschafft wurde, das zu gestalten. Die Antwort sollte jeder kennen.
JürgenV meint
1+ einmal nur mit Profis und schon würde es klappen
EV1 meint
… lieber bleibe ich von den Anderen abhängig, bin ein Kunde von vielen und lasse mir die Preise diktieren. Wozu eine eigene Infrastruktur aufbauen, welche ich später auch für die Fertigung eventuell neuer Batterietechnologien weiterhin nutzen könnte?
Das ist alles nutzlos und Perlen vor die Säue geworfen……
Da sollte unsere Wirtschaft doch besser in moderne Verbrennertechnologien investieren, da sind wir zumindest Knowhow- und Weltmarktführer….
Alles nur noch traurig….
;-)