In Norwegens Hauptstadt Oslo soll weltweit erstmals eine induktive, also kabellose Schnelllade-Infrastruktur für Elektroauto-Taxis eingesetzt werden. Die Nutzung der alternativen Antriebsart soll so komfortabler werden, damit mehr Unternehmen auf Stromer umsteigen.
Bei dem Projekt werden an Taxiständen induktive Ladeplatten auf der Stellfläche installiert. Elektroautos mit einem am Fahrzeugboden angebrachten Empfänger können darüber ohne direkten Kontakt mit bis zu 75 kW Energie beziehen. Die Technik dafür liefert der finnische Energieversorger Fortum in Kooperation mit der US-Firma Momentum Dynamics.
Ab 2023 sollen alle Taxis in Oslo Null-Emissions-Fahrzeuge sein, für Neuwagen will Norwegen dies zwei Jahre später landesweit durchsetzen. Eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu mehr E-Taxis in Oslo ist laut Fortum die Infrastruktur, da Taxifahrer für das Aufladen zunächst eine freie Strom-Tankstelle finden und dort dann für die Dauer des Ladevorgangs warten müssen.
„Zeit ist Geld, wenn Taxifahrer nicht arbeiten“, so Ole Gudbrann Hempel von Fortum. Mit den von dem Unternehmen bereitgestellten kabellosen Ladepunkten lassen sich Elektroautos zukünftig direkt am Taxistand während des Wartens auf Fahrgäste mit Strom versorgen.
Dass sich induktives Laden noch nicht durchgesetzt hat, ist den Kosten und der Komplexität der Technik geschuldet. Eine der zentralen Herausforderungen ist die effiziente Übertragung von Strom über die Luft. Die dabei anfallenden Energieverluste konnten zuletzt deutlich reduziert werden.
alupo meint
Die Ladeverluste werden m.M.n. auch in Zukunft deutlich höher sein als bei einem kurzen Kabel.
Nicht nur, weil die beiden aufgewickelten Kabel (also die beiden Spulen, auch Primär- und Sekundärwicklung genannt) sehr, ja sehr viel länger sind als ein einfaches Verbindungskabel, d.h. der Kupferverbrauch ist gewaltig.
Hinzu kommt, dass es physikbedingt für einen möglichst weniger schlechten Wirkungsgrad möglichst keinen Luftspalt zwischen den beiden Wicklungen geben sollte. Das ist beim Auto konstruktiv eben unmöglich, denn die Primärwicklung ist stationär und die Sekundärwicklung ist mobil im Auto. Bei einem nirmalen Transformator sind die Spulen meist direkt aufeinander gewickelt auf dem Eisenkern.
Da hilft dann auch ein möglicherweise teurer Einsatz von rechteckigem Draht nicht wirklich weiter. Luftspalt bleibt Luftspalt, je größer, desto höher die Verluste. Egal ob ich dazu die Frequenz anhebe oder bei 50 Hz bleibe (was man nicht tut, auch das hat Verluste).
Schlimm finde ich, dass auf der Sekundärwicklung wie bei jedem Trafo AC ankommt. D.h. DC, also 0 Hz, klappt nicht. Daher wird ein Bordlader benötigt weil der Akku DC braucht.
Bisher waren Bordlader über 11 kW schon ziemlich Oberklasse. Wenn jetzt 75 kW übertragen werden sollen braucht es Bordlader die eben auch 75 kW AC in DC umwandeln können. Das ist ein Gewichtsproblem, ein Volumenproblem, ein Kühlproblem, ein Kostenproblem und ein Resourcenverschwendungsproblem.
Hört sich fast so an wie beim Brennstoffzellenauto ;-).
Aber Norwegen hat grüne Energie im Überfluß, daher ist es dort nicht ganz so schlimm als wenn das hier in Betracht gezogen würde.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
+1
Das ist halt Physik. Kabel am Taxi-Warteplatz ein- und ausstecken ist aber immer noch weniger zeitaufwendig (bei 50 kW) als extra zur Tanke zu fahren, könnte ich mir vorstellen.
Janosch meint
Laut diesem Interview mit Fortum sind die Ladeverluste mit Induktion sogar geringer als mit Kabel:
https://youtu.be/5_g-pZpRXVM